Konzertbericht: Mägo De Oz w/ Furor Gallico, Nanowar Of Steel

27.10.2015 München, Backstage

magooz63Echtes musikalisches Neuland zu betreten, fällt heuzutage immer schwerer. Während sich im munter durchrotierenden Pop-Kosmos laufend Acts doppeln und dreifachen, verlieren sich auch in den Nischen viele Bands in der schier unendlichen Menge an Alternativen. So hat vermutlich auch nur eine kleine Minderheit in Deutschland die Spanier MÄGO DE OZ vermisst. In ihrer Heimat sind die Musiker lebende Legenden, die ganze Stadien ausfüllen. Hierzulande reicht es nach über zehnjähriger Bühnenabstinenz zunächst für eine gut gefüllte Backstage Halle.

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Bevor die Zauberer ihre Magie entfallen, eröffnen NANOWAR OF STEEL als Special Guests den Konzertabend. Die selbsternannten „behinderten Italiener“ wirken mit rosa Tutu sowie Lack und Leder wie eine südeuropäische Mischung aus Knorkator und den Village People. Musikalisch klingen sie eher wie erstere – und präsentieren sich als talentierte Musiker und Entertainer. Wie bei vielen Comedy-Acts lohnt es sich vereinzelt, hinter die alberne Fassade zu blicken, da die Italiener nicht nur musikalische Fließbandarbeit abliefern. Mitunter wechseln die einzelnen Bandmitglieder auch ihre Kostüme, so dass im Laufe des Auftritts u.a. ein japanischer Gast die Bühne betritt, welcher zusammen mit dem Rest der Band bei der typisch asiatischen Verbeugung mehrfach unangenehmen Kontakt mit dem Mikrofon vor seinem Gesicht macht. Dazu gibt es für das Publikum eine kleine Choreografie zum Mitmachen, die im „Bukkake“ endet. Die kleinen Gags funktionieren meist und am Ende beweisen NANOWAR OF STEEL mit der deutschen Version von „Schwanzwald“ echte Ohrwurmqualitäten.

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FUROR GALLICO als zweiter Support setzen wiederum eher auf den rohen Charme ihres naturverbundenen Folk Metal mit keltischen Einflüssen. Mit Schminke im Gesicht und im Schottenrock zelebrieren die Mailänder das, was man hierzulande am ehesten von Eluveitie und Co. kennt. Dabei werden sie besonders von ihren italienischen Anhängern gefeiert, die sich zusammen mit einigen Spaniern in München eingefunden haben. Obwohl sich englische und italienische Kompositionen bei FUROR GALLICO größtenteils die Waage halten, punkten die Musiker vordergründig mehr durch ihren musikalischen Ausdruck als die sprachliche Grundlage. Die kompositorische Basis ist auf den beiden Alben “Furor Gallico” und „Songs From The Earth“ noch nicht zu breit gefächert, so dass sich bald ein recht einheitliches Soundbild rund um die Growls von Sänger Davide und die harten Gitarrenriffs mit vereinzelten Geigen-, Flöten- oder Harfenakzenten bildet. Diese melodischen Feinheiten gehen im Sound der Südeuropäer immer noch zu oft unter, wie z.B. bei „Banshee“. Dennoch gelingt es FUROR GALLICO mit viel Enthusiamus und Hingabe, die kleineren Sounddefizite auszugleichen und auch ganz ohne Ansagen ihre Musik sprechen zu lassen.

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Die Headliner MÄGO DE OZ fokussieren sich indes auf ihre Muttersprache – gesungen wie gesprochen. Das bedeutet, dass die Botschaften zwischen den Songs für das deutsche Publikum ohne Spanischkenntnisse komplett verloren gehen. Die Musik der Spanier funktioniert dafür länder- und sprachenübergreifend für all diejenigen, die auf eine ausgewogene Mischung aus Rock und Folk stehen. 13 Studioalben und fünf Live-Veröffentlichungen umfasst die Diskografie der Südeuropäer, die seit ihrem letzten Gastspiel in Deutschland auch fleißig bei ihrer Besetzung rotiert haben. Sänger Zeta ist seit 2012 an Bord und führt  – regelmäßig zusammen mit seinem weiblichen Pendant Patricia – durch die Show. Optisch erinnern die Klamotten der Madrilenen mehr an Steampunk als an Folk, doch der Instrumentenmix huldigt deutlich dem Heavy Rock mit Folk-Einflüssen. Dies klingt wie eine südeuropäische Mischung aus Deep Purple, Iron Maiden und Rainbow, garniert mit Akkordeon, Dudelsack und Geige. Diese Zutaten werden entweder zu schnellen Rockkompositionen, epischen Prog-Rock-Nummern oder gefühlvollen Balladen verquickt. Im späteren Verlauf der 90-minütigen Show wagt sich Sängerin Patrizia an eine gelungene Cover-Version von Janis Joplins „Mercedes Benz“, ehe die durchweg gute Stimmung bei „Fiesta Pagana“ ihren Höhepunkt erreicht. Beeindruckend zudem, wie es den neun Musikern – im wahrsten Sinne des Wortes – spielerisch gelingt, mit ihrem breit gefächterten Instrumentarium auf der kleinen Bühne zu agieren. Beinahe mühelos adaptieren MÄGO DE OZ dabei ihre Show aus den großen Stadien an die kleine Halle, so dass im Backstage ein kleiner, aber feiner deutsch-italienisch-spanischer Hexenkessel entsteht.

Während NANOWAR OF STEEL auf ihren Unterhaltungswert setzen und FUROR GALLICO allein auf ihre Musik, bewegen sich MÄGO DE OZ in etwa dazwischen. Wem im Folk der klassische Rock der 70er und 80er Jahre fehlt, der wird bei den Spaniern fündig. Ebenso wie all diejenigen, denen bei In Extremo und Konsorten der „echte“ Rock zu sehr auf der Strecke bleibt. Dudelsackgegner könnten mit den Magiern ebenfalls ihre sanfte Brücke zum Folk schlagen. Alle anderen sollten zumindest ein Ohr riskieren, denn die musikalischen Qualitäten der einzelnen Musiker und des daraus resultierenden Kollektivs sind unstrittig, ebenso wie der ganz eigene Bandsound, den es so kaum ein zweites Mal gibt.

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