Konzertbericht: Love A w/ Maffai

06.12.2018 München, Hansa 39

Dieses Jahr haben sich bereits einige der Größen der aktuellen deutschsprachigen Punkszene die Ehre in München gegeben. Zum Ende des Jahres wartet dann noch ein weiteres Highlight: LOVE A, die seit vielen Jahren kein Einzelkonzert in der Landeshauptstadt gespielt haben, kommen Anfang Dezember ins Hansa 39. Ihr 2017 erschienenes Album 2017 haben sie dabei genauso im Gepäck wie alte Nummern und Maffai als Support.

Pünktlich auf die Sekunde beginnen MAFFAI um 21 Uhr vor einem bereits sehr gut gefüllten Hansa 39 ihr Set. Sofort wird klar, warum die Band aus Würzburg und Nürnberg heute als Opener fungiert: Die vier Jungs haben definitiv einige Alben von Love A, Matula, Turbostaat oder Captain Panet im Plattenschrank stehen. Ihr schrammeliger Indie-Punk, der durch immer wieder eingestreute Synthietöne auch Wave- und Post-Punk einschließt, macht definitiv Spaß, was sich auch an den durchwegs positiven Publikumsreaktionen zeigt. Besonders die krachigeren Songs wissen dabei zu gefallen, in denen Sänger Mike sich auch ein wenig in seine Schreistimme hineinwagt. Sein Klargesang macht die Musik von MAFFAI insgesamt leider noch etwas zu unspektakulär – dennoch eine mehr als gelungene Einstimmung auf den heutigen Headliner.

Nach einer knappgehaltenen Umbaupause betreten LOVE A ohne Intro die Bühne. Sänger Jörkk Mechenbier greift sich das Mikrofon und begrüßt das Münchner Publikum mit einem herzlichen „Hallo, Hamburg!“. Nach einem verschmitzt nachgeschobenen „Alte Männer, alte Witze“ legt die Band direkt mit „Oder?“ los. Die Abmischung am heutigen Abend ist druckvoll und klar, sodass der treibende (Post-)Punk von LOVE A perfekt zur Geltung kommt. Zusätzlich sorgt besonders Sänger Jörg mit seinem fast schon übertriebenen Auftreten für reichlich Unterhaltung. Bereits nach drei Songs ist sein schwarzes Hemd klatschnass, was ihn allerdings nicht davon abhält, das gesamte Konzert über wild zu zappeln und verrückte Gesten zu machen. Dass sein Mikrofon dabei immer wieder den Stecker verliert, integriert er elegant ins Set – entsprechend laut fällt der Jubel für den Roadie aus, der mit einem Stück Tape für mehr Sicherheit sorgt.

LOVE A spielen sich durch ihre gesamte Diskografie und das Publikum in München frisst den vier Musikern aus der Hand. Die Textsicherheit ist auch bei früheren Nummern vorhanden, der Jubel nach jedem Song riesig. Dennoch fordert Jörg das Publikum früh im Set zu mehr Pöbelei auf, da die Anwesenden nach dem Jubel vor der nächsten Nummer zunächst brav in Ruhe auf das nächste Stück warten. Die vereinzelten Pogokreise nehmen stetig zu, bis als Überraschungsgast Frittenbude auf die Bühne kommen und beide Bands gemeinsam das großartige „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ live performen. Nach mehr als 70 Minuten verabschieden sich LOVE A kurz von der Bühne, kehren aber noch einmal für drei Songs zurück. Nach dem abschließenden „Brennt als nieder“ schmettert das Publikum, auch nachdem die Musiker ihre Instrumente aus der Hand gelegt haben, noch lange verträumt die Textzeile „Brennt alles nieder, fickt das System!“. Ein schöner Ausklang eines großartigen Konzerts.

    1. Oder?
    2. Juri
    3. Nachbarn II
    4. Lose Your Illusion
    5. Braindecoder
    6. Entweder
    7. Die Anderen
    8. Trümmer
    9. Kanten
    10. Unkraut
    11. 100.000 Stühle leer
    12. Nutzlos glücklich
    13. Individuell
    14. Nichts ist leicht
    15. Toter Winkel
    16. Die Dunkelheit darf niemals siegen (mit Frittenbude)
    17. Weder noch
    18. Too doof too fuck (Pascow Cover)
    19. —–

    20. Windmühlen
    21. Freibad
    22. Valentinstag (in Husum)
    23. Brennt alles nieder

Es gibt wenige Bands, die es so gut schaffen, Politik und Emotionalität so gut miteinander zu verbinden und beides absolut glaubwürdig darzubieten wie LOVE A. Die aufs Wesentliche reduzierte Show mit mehr als 20 Shows stellt unter Beweis, dass die Musik der Band aus Trier, Köln und Wuppertal live sogar noch besser funktioniert als auf Platte. Wenn die Qualitätssteigerung des Studiooutputs so weiter geht, wird die Vorfreude auf den nächsten Auftritt der Band in München sogar noch gesteigert.

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