Konzertbericht: Lordi w/ Silver Dust, Egokills

27.10.2018 Memmingen, Kaminwerk

Monster-Hard-Rock steht auf dem Programm! LORDI kehren mit mit dem neuten Studioalbum und der „Sextourcism“-Europa-Tour zurück ins Memminger Kaminwerk. Als Support haben sie in Bayerisch-Schwaben die Landsmänner EGOKILLS und die Schweizer Dark-Rocker SILVER DUST mit an Bord. Ein schauriger Reigen voller Hits kann beginnen, als sich um 19 Uhr die Pforten der Location öffnen.


Für den Einstieg an diesem Abend sind die finnischen und selbsternannten Hippie-Metaller EGOKILLS verantwortlich, die ihrer Supporter-Rolle sehr gut gerecht werden und auch relativ pünktlich um 19:30 Uhr ihr Set beginnen. Die Genrebezeichnung erscheint anhand des gebotenen Materials gar nicht unpassend: Lockere 70s-Riffs treffen auf harte Momente, die sich auch im Gesang widerspiegeln. Frontmann Janne Selo gibt sich betont lässig mit Reggae-Einschlag, selten aber auch brachial oder melodisch-sanft. Dazu gibt er optisch eine gute Figur ab, irgendwo zwischen Axl Rose und Captain Jack Sparrow. Die Musik der Landsmänner des Hauptacts setzt auf viel Groove, Dynamik und kann heute mit einer satten Abmischung punkten. Die Eröffnung kann also als gelungen bezeichnet werden, wenn sich auch nicht alle Musikfans zufrieden mit dem gebotenen Material zeigen.


Die Schweizer SILVER DUST dürfen als zweite Band des Abends die Bühne betreten und verstören anfangs etwas mit dem aus einem goldenen Bilderrahmen, der sich als Videoleinwand entpuppt, eingespielten Film. Eine schwarze Frau, ein Kind im weißen Anzug, ein Soldat mit Gasmaske und ein älteres Ehepaar in Kleidung aus einer längst vergangenen Zeit. In ähnlich groteskem Aufzug erscheint Sänger Lord Campbell und zeigt dazu verwirrende Bewegungen in Zombie-Manier. Das mittlerweile deutlich angewachsene Publikum feiert die Musiker entsprechend, trotz des anfangs sehr verwaschenen Sounds. Durch die wiederholt eingespielten Filmsequenzen wird schnell deutlich, dass die Band hier eine düster-morbide Geschichte erzählt. Dies wird von kleineren Elementen auf der Bühne unterstrichen, wie beispielsweise dem Zylinder des kleinen Jungen.  Auch der Sound wird merklich besser und so können vor allem „House 21“, „Forever“ und das zum Schunkeln animierende „La La La La“ überzeugen. Schließlich liefert sich Lord Campbell noch ein Gitarren-Orgel-Duell mit einem Unbekannten mit Pestmaske, der ebenfalls über den Screen eingespielt wird. Auch Mr. Lordi hat beim Kim-Carnes-Cover „Bette Davis Eyes“ seinen ersten Auftritt, allerdings ebenfalls nur über die Leinwand. Ein schwach beginnender Auftritt steigert sich so zu einem mitreißend-morbiden Gig, der die Stimmung mehr als nur aufheizt.


Dann ist es endlich Zeit für den Hauptact am heutigen Abend: LORDI werden durch die links oben befindliche Galerie bereits beim Einlaufen vom Publikum gesichtet und mit entsprechendem Applaus gewürdigt. Auf der Bühne nehmen alle ihren Platz ein, ehe Mr. Lordi selbst durch ein schauriges Steintor mit karger Kellerbeleuchtung auf derselben erscheint. Davor erwartet ihn bereits die Dame des „Sexorcism“-Covers, daher beginnen die finnischen Rocker folgerichtig mit dem Titellied des aktuellen Albums. Sehr früh haben die Monster ihre Fans bereits mit Krachern wie „Would You Love A Monsterman?“ oder „Blood Red Sandman“ in der Hand. Der Sound ist sehr gekonnt und differenziert abgemischt, die Lichtshow und eingestreuten Splatter-Show-Elemente tragen ihr übriges zu einem gelungenen Konzert bei. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst bei den Balladen bzw. ruhigeren Songs die Bewegung im Publikum nicht abebbt.


Entweder wird ein Dämonen-Baby in dessen Wiege vorgefahren oder beim Bass-Solo eine protestierende Nonne von Ox regelrecht „aufgerissen“. Die Stimmung steigert sich immer weiter mit „Naked In My Cellar“ oder „Hug You Hardcore“, ehe die großen Hits aufgefahren werden. „Evilyn“ bietet nochmal einen ruhigen Kontrastpunkt, bevor mit „The Riff“ (dass die Band laut Aussage von Mr. Lordi seit rund zehn Jahren nicht mehr live präsentiert hat) und „Who’s Your Daddy?“ das reguläre Set endet. Den lauten und immer stärker werdenden Zugabe-Rufen kommen LORDI natürlich gerne nach und setzen mit „Devil Is A Loser“ (inklusive den ausgefahrenen Flügeln des Frontmanns) und dem selbstredend in jede Setlist gehörenden „Hard Rock Hallelujah“ einen würdigen Schlusspunkt dieses Abends. Beim Verlassen der Halle über die Galerie können sich die Musiker nochmals im Applaus des Memminger Publikums baden, der scheinbar nicht abebben möchte.

  1. Sexorcism
  2. Would You Love A Monsterman?
  3. Missing Miss Charlene
  4. Your Tongue’s Got The Cat
  5. Drum Solo
  6. Mr. Killjoy
  7. Blood Red Sandman
  8. It Snows In Hell
  9. Piano Solo
  10. She’s A Demon
  11. Slashion Model Girls
  12. Naked In My Cellar
  13. Bass Solo
  14. Hug You Hardcore
  15. Evilyn
  16. The Riff
  17. Guitar Solo
  18. Who’s Your Daddy?
  19. Devil Is A Loser
  20. Hard Rock Hallelujah

Die beiden Support-Acts EGOKILLS und SILVER DUST haben heute einen anständigen Job abgeliefert und sind ihrem Job damit sehr gerecht geworden. Vor allem die Schweizer an zweiter Position konnten mit ihrer morbiden Story und den vielen Bühnen-Elementen in Memmingen punkten. LORDI sind bereits eine Institution im Kaminwerk, die regelmäßig für Begeisterungsstürme sorgt und auch heute ihr Potential auf voller Linie ausschöpfen konnte. Vor allem die Songs des aktuellen Albums überzeugten live weitaus mehr als in ihrer Studio-Version. Wer vor den Splatter-Elementen und teilweise etwas platten Texten nicht zurückschreckt, der kommt mit den Finnen voll auf seine Kosten. Die 30€ an der Abendkasse war das heutige Billing mit jedem Cent wert. Die Monster werden sicher zurückkehren!

Publiziert am von Christian Denner

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