Konzertbericht: Landmvrks w/ The Devil Wears Prada, Like Moths To Flames, Guilt Trip

Kaum eine andere moderne Metalcore-Band hat in den letzten Jahren so viel Staub aufgewirbelt wie LANDMVRKS. 2019 noch als Opener unterwegs, spielt sie mit ihrem noch immer aktuellen Album „Lost In The Waves“ nun bereits ihre zweite große Headliner-Tour durch Europa. In München findet ihr Auftritt abermals im Backstage Werk statt – diesmal sogar vor ausverkauftem Haus. Mit dabei sind an diesem Dienstagabend THE DEVIL WEARS PRADA, LIKE MOTHS TO FLAMES und GUILT TRIP.

Pünktlich um 19:00 Uhr starten GUILT TRIP aus Manchester mit „Fallen At My Feet“ in den Abend. Die Location ist zu diesem Zeitpunkt bereits gut gefüllt, vor der Bühne gibt es allerdings noch reichlich Platz für eine Handvoll Hardcore-Kids, die an diesem Abend in erster Linie wegen der Briten im Backstage aufgetaucht sein dürften. Sänger Jay Valentine heizt entsprechend ein, fordert zu Two-Steps und Circle-Pits auf und bekommt genau das, was er will. Musikalisch hat man das Quintett in den vergangenen Jahren allerdings schon etwas besser sehen können: Die hin und wieder eingestreuten Clean-Vocals klingen etwas fad; der Sound lässt zudem, zumindest bei GUILT TRIP, heute etwas Druck vermissen. Nichtsdestoweniger stimmt das Feedback aus dem Publikum – und zum Abschluss des Sets bildet sich zu „Thin Ice“ auch eine kleine, textsichere Traube um den Frontmann, der – wie es bei einer Hardcore-Show sein soll – von der für GUILT TRIP ungewöhnlich großen Bühne zum Publikum hinabkommt.

Wie voll das Backstage heute tatsächlich ist, kann man in der ersten Umbaupause erleben: Stellt man sich direkt nach GUILT TRIP an der Bar an, hat man pünktlich zum Start von LIKE MOTHS TO FLAMES endlich sein Getränk – und kaum noch Chancen, etwas vom Auftritt zu sehen. Im unteren Bereich vor der Bühne wird es bereits sehr eng, und auch oberhalb der Treppen des Werks reihen sich die Besucher weit nach hinten. Die amerikanische Metalcore-Band ist an diesem Abend allerdings auch der Act, den man am ehesten verpassen kann. Bevor die Band überhaupt einen Ton spielt, animiert Chris Roetter die Meute zum Mitmachen und Springen. Doch auch wenn ihm die Fans vor der Bühne folgen, hilft es der Musik insgesamt wenig. Zu stur verfolgen LIKE MOTHS TO FLAMES das klassische Metalcore-Einmaleins, zu oft klingt der in jedem Refrain eingesetzte Klargesang daneben. So gelingt es den Jungs aus Ohio nur in wenigen Momenten, sich wirklich Gehör zu verschaffen.

Ändern soll sich das aber schnell wieder mit den seit fast 20 Jahren bestehenden THE DEVIL WEARS PRADA. Vor der Bühne entsteht schon vor dem Auftritt ein regelrechtes Gedränge um die besten Plätze. Als Mike Hranica und Co. mit „Watchtower“ loslegen, gibt es für die meisten kein Halten mehr. Zu Beginn besteht zumindest noch das kleine Manko, dass das Mikrofon des Frontmanns zu leise eingestellt ist – nachdem dies im Laufe der ersten Tracks korrigiert wurde, gibt es am Auftritt des Metalcore-Sextetts nichts mehr auszusetzen. Mit viel Routine und noch mehr Spaß – gerade Hranica und Gitarrist Kyle Sipress zeigen sich als unermüdliche Aktivposten – zeigt die Band, dass sie selbst nach so vielen Jahren immer noch zu den besten der Szene gehört. Am heutigen Abend fokussieren sich die Amis hauptsächlich auf ihre neueren Stücke: Fünf Tracks ihres aktuellen Albums „Color Decay“ sowie die recht frischen Singles „Reasons“ und „Ritual“ haben es auf die Setlist geschafft. Dass ein großer Teil dieser Songs genauso zündet wie das zeitlose „Outnumbered“, beweist nur, dass THE DEVIL WEARS PRADA noch lange nicht fertig sind – und mit ihrer bevorstehenden Headliner-Tour zum Start des Jahres 2025 auch in europäischen Gefilden vielleicht noch den späten Durchbruch vom ewigen Support zum Main-Act schaffen.

Nachdem THE DEVIL WEARS PRADA ein mehr als würdiges Aufwärmprogramm abgeliefert haben, wird es nun Zeit für die Senkrechtstarter LANDMVRKS. Das liebevoll gestaltete Bühnenbild – in der Mitte ein mit bunten LEDs ausgestattetes V, an den Seiten zwei leuchtende Schädelzykaden (das Logo der Band) – ist schon vor Beginn des Auftritts ein echter Hingucker. Als die Lichter dann endlich ausgehen, ertönt Carpenter Bruts „Maniac“ (ein Cover des Michael-Sembello-Hits). Das gespannte Publikum singt lauthals mit – und rastet im Anschluss umgehend aus, als LANDMVRKS mit ihrer neuesten Single „Creature“ in ihr Set starten. Der Track dient als Brennglas dessen, was die Franzosen auszeichnet: Florent Salfatis stimmliche Vielfalt, die von Rap-Passagen, tiefen Growls, aggressiven Shouts bis hin zu kraftvollem Klargesang reicht, sowie das instrumentale Wechselspiel aus tanzbaren Hardcore-Parts, brachialer Gewalt und eingängigen Melodien. Live entwickelt sich dabei eine Mischung, die Fans aus den verschiedensten Ecken harter Musik zusammenbringt. Die Energie wird von den ersten Tönen bis zum Ende von Band und Fans hochgehalten. Eine kurze Verschnaufpause gibt es nur zum sanften „Suffocate“, für das Salfati allein mit seiner Akustik-Gitarre auf die Bühne kommt. Neben „Suffocate“ gibt es mit dem lange nicht mehr gespielten „Hollow“ von ihrem gleichnamigen Debütalbum eine weitere Seltenheit zu hören. Dass die Qualität der Songs auf Platte stark variiert, spielt bei der kraftvollen Live-Darbietung am Ende nur eine Nebenrolle – und so hinterlassen sie nach den letzten Klängen von „Self-Made Black Hole“ ein rundum zufriedenes Publikum.

Eine zweite Headliner-Tour mit demselben Album ist gewagt – doch LANDMVRKS machen mit dieser Entscheidung alles richtig: Sie nutzen den aktuellen Hype um die Band, schaffen mit einem schönen Bühnenbild und einer neuen Setlist ein paar neue Reize und liefern live voll ab. Dass die Reise für die jungen Franzosen von hier an nur noch weiter nach oben geht, dürfte kaum jemand anzweifeln. Eingebettet in ein Package, in dem vor allem THE DEVIL WEARS PRADA vollends überzeugen, GUILT TRIP neue Fans außerhalb ihrer Zielgruppe erschließen können und LIKE MOTHS TO FLAMES für Stimmung bei ihren Anhängern sorgen, bieten LANDMVRKS einen abwechslungsreichen und gelungenen Konzertabend.

Die Bilder stammen von der Show in Wien am 3.5.2024