Konzertbericht: Lamb Of God w/ Revoker

08.06.2012 München, Backstage Werk


Hallengröße, Eintrittspreis, Publikumsmenge – es gibt viele Kriterien, anhand derer man die Größe einer Band beurteilen könnte. Egal, nach welchem man sich richtet: LAMB OF GOD scheinen so langsam aber sicher oben angekommen zu sein. Mit dem Backstage Werk gastiert man erneut in Münchens größter Club-Location, und trotz des stolzen Preises von 30€ bei nur einer, noch dazu gänzlich unbekannten, Vorband ist dieses bereits kurz nach Einlass gesteckt voll.

Los geht es mit REVOKER, einer Newcomerband aus South Wales, welche mit „Revenge For The Ruthless“ erst im vergangenen Jahr ihr Debüt veröffentlicht haben. Den Innovationspreis dürfte die als Schülerband gegründete Truppe damit, urteilt man nach den dargebotenen Songs, vermutlich nicht gewinnen – macht aber nichts, denn zum Aufwärmen taugt der groovende Metal der Jünglinge allemal. Und auch, wer keinen Gefallen an dem Quartett finden kann, hat kein all zu hartes Schicksal zu ertragen, darf die Formation doch gerade einmal eine knappe halbe Stunde auf die Bretter. Eigentlich reicht das aber auch, denn warum die Leute heute hier sind, ist schließlich klar…

Um kurz vor neun verlischt schließlich das Licht und zu einem gewitterartigen Intro enthüllen die Stagetechs die beiden Boxen-Türme aus je sechs 4x12er Mesa-Boogie-Boxen. Dass davon höchstens eine an einen Verstärker angeschlossen sein dürfte, macht da wenig – nett anzusehen ist es allemal. Doch der beeindruckende Anblick ist rasch vergessen, als LAMB OF GOD mit „Desolation“ loslegen – blasen die Amis hier doch einfach alles weg: Die Band geht von der ersten Minute voll nach vorne, das Publikum wird mitgerissen wie ein Zeitungsblatt im Sturm – und von einer Sekunde auf die andere kann man die Energie, die hier in der Luft liegt, förmlich spüren: Nach „Ghost Walking“ folgt schon recht früh im Set der Kracher „Walk With Me In Hell“, und daran, dass der Truppe aus Richmond, Virginia, jeder der Anwesenden in die Hölle folgen würde, besteht kein Zweifel. Sehr angenehm fällt auf, wie vielseitig die Setlist zusammengesetzt ist: So kommen mit „Ruin“ oder „Omerta“ auch echte LAMB OF GOD-Klassiker zu Ehren, und werden vom Publikum entsprechend abgefeiert.
Wie professionell LAMB OF GOD in den letzten Jahren geworden sind, zeigt sich nicht zuletzt in ihrem Stageacting: Fronter Randy Blythe macht sich durch diverse sympathische Ansagen beliebt, und spätestens, als er nach „Contractor“ die Show kurz unterbricht und Wasserflaschen an das Publikum verteilt, hat er das Publikum vollends auf seiner Seite. War bisher noch Headbangen die vorherrschende Form der Zustimmung, gibt es bei Übersong „Redneck“ auch noch einen Circlepit sowie beim finalen „Black Label“ die obligatorische Wall Of Death.
Nach knapp 80 Minuten ist dann Schluss – eine Spielzeit, an der sich so manch andere Band durchaus ein Beispiel nehmen könnte, und die den Eintrittspreis von 30€ mehr als nur rechtfertigt. Denn das, was LAMB OF GOD hier und heute bei ihrem dritten München-Gastspiel abgeliefert haben, biete kaum Raum für Kritik: Glasklarer Sound, eine Band, die so perfekt aufeinander eingespielt ist, wie sie nur irgend sein könnte, und eine wirklich großartig zusammengestellte Setlist machen den Auftritt zu einer echten Demonstration in Sachen Livedarbietung.

Einen fahlen Beigeschmack bekommt der Konzertabend erst, als er eigentlich schon vorbei ist: So ist sich die Band doch tatsächlich nicht zu schade, ein Cruemitglied vor die Halle zu schicken, um weibliche Fans – egal, ob in Begleitung oder solo unterwegs – anzusprechen, ob sie Backstage kommen möchten. Viel Respektloser könnte man seinen weiblichen Fans zumindest meiner Ansicht nach wohl kaum begegnen, als einen Helfer zum Fallobstsammeln zu schicken und davon auszugehen, dass sich die Damenwelt davon auch noch geschmeichelt fühlt. Wenn’s denn sein muss, liebe Rockstars, dann angelt euch eure Groupies doch bitteschön selbst.

Setlist LAMB OF GOD:
— Intro
01. Desolation
02. Ghost Walking
03. Walk With Me In Hell
04. Set To Fail
05. Something To Die For
06. Ruin
07. Hourglass
08. Undertow
09. Omerta
10. Contractor
11. The #6
12. Laid To Rest
— Intro – The Passing
13. In Your Words
14. Redneck
15. Black Label

Publiziert am von

Fotos von: Moritz Grütz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert