Konzertbericht: Knorkator

21.03.2014 München, Backstage

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Etwas mehr als zwei Jahre sind vergangen, seit KNORKATOR zuletzt das Münchner Backstage beehrten. Neben einem neuen Album namens „We Want Mohr“ hat sich auch an der Schlagzeugerfront etwas getan: So verließ Nick Aragua die Berliner in Richtung Pothead. Kurz entschlossen nahmen Stumpen und Co. wiederum den ehemaligen Pothead-Drummer Sebastian Meyer bei sich auf. Soviel zu den kleinen Nebensächlichkeiten: Im Zentrum der Show stehen immer noch ausgezeichnete Musiker mit exzellenten Texten, bei denen es sich gleichermaßen lohnt, hinter die Fassade wie auf die Bühne zu blicken.

SONY DSCSo ist es auch wenig überraschend, dass das Münchner Backstage beinahe aus allen Nähten platzt, als KNORKATOR ihre Show erneut ohne Support mit dem Abgesang „Hymne“  (und rund 30 Minuten Verspätung) von ihrem aktuellen Album eröffnen, ehe sie die tobende Menge „Schwanzlich willkommen“ heißen. Wer sich von den plakativen Songtiteln und den Outfits der Musiker täuschen lässt, verpasst das, was das Quintett auszeichnet: charmante wie durchdachte Lyrik, eingebettet in eine ebenso elaborierte Performance. Leider reicht die Soundkulisse an diesem Abend nicht für den vollständigen Textgenuss, dafür wird schnell offenkundig wie gut Stumpen auch im fortgeschrittenen Alter noch bei Stimme ist. Außerdem ist der Sänger immer für eine Überraschung gut: So wirft er am Ende von „Ding inne Schnauze“ kurzerhand sein Mikro einem Gast in der ersten Reihe zu, der dieses glücklicherweise geistesgegenwärtig fängt und dadurch Sachschaden in circe vierstelliger Höhe abwendet. Vor „Ich hasse Musik“ gibt der glatzköpfige Frontmann wiederum seine Liedersammlung in die Menge und muss basierend auf der Auswahl des Gasts spontan „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ zum Besten geben.

SONY DSCZu Beginn dauert es unter anderem dank „Mich verfolgt meine eigene Scheiße“ nicht lange, bis sich die vorderen Reihen zu einem kollektiven Pogo mobilisieren, während der Rest gebannt der Bühnenshow folgt: Zu „Fortschritt“ rollt die Kapelle einen Flipchart mit dem vollständigen Songtext herein. Bei „Der Werwurm“ lässt sich Stumpen wiederum unter einer Folie quasi vakuumisieren, um ohne Sauerstoffzufuhr die Metamorphose im Text zu verdeutlichen und parallel das Stück gesanglich zu eröffnen. Durch den gesamten Konzertabend ziehen sich wiederum Unmengen an Crowdsurfer, wobei besonders ein Gast in einem ausblasbaren Himbeeroutfit irgendwann nicht nur die Nerven des übrigen Publikums strapaziert, sondern scheinbar auch die von KNORKATOR. So befielt Stumpen den Betroffenen eben jenen Besucher in seinem Kostüm einfach fallen zu lassen, worauf hin dieser keine zwei Sekunden später ungebremst auf den Boden knallt. Dies hält ihn allerdings nicht von weiteren Versuchen ab.
SONY DSCDas weitere Crowdsurfing ist geprägt von witzigen und auch emotionalen Höhepunkten: So werden ein männlicher und weiblicher Gast zu einem Surf-Duell von links nach rechts und vice versa aufgefordert, nur am Ende auf Stumpens Anweisung in der 69er-Position aufeinander gestapelt zu werden, Busenblitzer inklusive. Im letzten Drittel darf schließlich ein zunächst etwas schüchterner Rollstuhlfahrer eine kleine Runde über die Köpfe der Anwesenden drehen. Auch Stumpen lässt sich diese Chance nicht nehmen und schmeißt sich gegen Ende des Konzerts in einem aufblasbaren Ball über die Menge.
Währenddessen ist Multiinstrumentalist und Sänger Alf Ator auf der aktuellen Tour mit einem Gehwägelchen zu sehen, welches er regelmäßig über die Bühne schiebt und nur für seine Sangesausflüge ans Mikro abstellt. Auch die bekannte Ballspieleinlage mit zwei Schlägern zwischen ihm und Stumpen  darf nicht fehlen. Musikalisch überzeugen KNORKATOR indes mit den prägnantesten Songs des letzten Albums („L“, „Zoo“ und „Konrad“) sowie etablierten Liveklassikern, angefangen von „Ich hasse Musik“ über „Alter Mann“ bis hin zu „Wir werden alle sterben“.

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Die Länge des Zugabenblocks messen die Berliner wiederum am Soundpult: 140 Dezibel entsprechen vier weiteren Songs und so erteilen KNORKATOR ihren Fans am Ende noch die „Absolution“, ehe sie noch einmal richtig „Böse“ werden und mit dem ungemein eingängigen Bonny M.-Cover „Ma Baker“ ihr Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt ausklingen lassen. Mit Ausnahme der etwas dürftigen Soundkulisse liefern die fünf Musiker eine exzellente Show, die über rund 2,5 Stunden vor allem mit Individualität und Intelligenz glänzt.

Setlist
Hymne
Schwanzlich willkommen
Ding inne Schnauze
Schüchtern
Du bist schuld
Mich verfolgt meine eigene Scheiße
Zoo
Fortschritt
Geld
Wenn mir einer was will
Alter Mann
Refräng
Du nich
Ich hasse Musik
L
Konrad
Breaking The Law (Judas Priest-Cover)
Schmutzfink
Der Werwurm
Eigentum
Der ultimative Mann
Weg nach unten
Wir werden alle sterben

Absolution
Böse
Für meine Fans
Ma Baker (Boney M.-Cover)

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