Konzertbericht: Knasterbart w/ TROBI

11.02.2023 Backstage, München

Aufhören, wenn es am schönsten ist – für viele Musiker eine schier unüberwindbare Hürde. Bei der Folk-Bande KNASTERBART kam die Nachricht vom anstehenden Ende letztes Jahr überraschend, hatten sich die sieben Musiker doch gerade erst so richtig in der Szene festgespielt.

Über die Hintergründe kann nur spekuliert werden, sicherlich ist die weiterwachsende Popularität der beiden Hauptbands Versengold sowie Mr. Hurley und die Pulveraffen ein möglicher Grund für das Ende des Nebenprojekts. Andererseits offenbart die laufende Abschiedstour, dass die Fans (und gefühlt auch die Band) noch lange nicht genug von der Gossen-, Sauf- und Liebeslyrik der besonderen Art haben.

Bereits zum Support-Act TROBI platzt das Backstage Werk beinahe aus allen Nähten. Offiziell ist die Show zwar aus unerfindlichen Gründen nicht ausverkauft, doch selbst in den hinteren Bereichen ist kaum mehr Platz mit guter Sicht auf die Bühne. Als Duo machen TROBI nach eigener Aussage Biermusik und die gibt es dann auch mit Gitarre und Akkordeon untermalt rund 30 Minuten auf die Ohren, inklusive erwartbaren Wortspielen in den Songtiteln wie „Bierlieb“. Zum Vorglühen geht die Partymusik ohne große Überraschungen für viele sicherlich in Ordnung, der Botschaft „Kein Bier für Nazis“ kann man sich dafür vorbehaltlos anschließen.

Nach dem wohlbekannten Intro legen KNASTERBART um kurz vor 21 Uhr los und bieten exakt das, was man von einer Abschiedsshow und sozusagen einem Best-of der letzten elf Jahre erwarten konnte. Die feierwütige Menge ist vom ersten Takt an dabei und stimmt beim Opener „Gossenhauer“ im Refrain kräftig mit ein. Anschließend werden die Besucher weiter fleißig in Folk-Delirium gerockt, einzig Fummelfips muss auf Grund gesundheitlicher Probleme im Gesang etwas zurückstecken. Dafür wurde kurzerhand sein Bronkel (Bruder und Onkel, weil Stammbaum = Kreis), Versengold-Basser Eike, in die Familie aufgenommen, der am Mikro und dazu meist mit einem Pömpel bewaffnet eine unfassbar starke Leistung abliefert. In der Songauswahl des Abends dürfen „Sauf mich schön“, „Ich trinke, also bin ich“ und „Branntwein für alle“ natürlich nicht fehlen. Bei Letzterem werden die Fahnen der Branntweinvolkspartei im Backstage geschwenkt und Fips nutzt die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass die Band alle Kosten und Mühen gescheut hat, um am Merchstand auch noch ihren letzten Plunder gegen Bares loszuklopfen. Die größte KNASTERBART-Show aller Zeiten ist auch der passende Rahmen für etwas Eigenwerbung und wie Fips später anmerkt, wird München für immer bei etwaigen Zukunftsplanungen eine Rolle spielen. Diese Andeutung wird mit lautem Jubel quittiert und sorgt für Hoffnung. „Ich torkel vom Branntwein“ auf die Melodie von „Walking on Sunshine“ ist gegen Ende auch ein klares Indiz dafür, dass die kreativen Köpfe hinter dem Projekt noch lange nicht mit ihrem Gossenlatein am Ende gewesen sind.

In der Mitte des Konzerts unternimmt Hotze einen Ausflug in die Menge und zelebriert „Heiliger Hotze“. Mit einer Klobürste in der Hand verteilt er großzügig das mehr oder weniger geweihte Wasser, ehe wenig später zu „Horst die Filzlaus“ ein Mann im Filzlauskostüm die Bühne entert und von einer beeindruckenden Lichtshow untermalt diese selten gehörte Hommage an das ehemalige Bandmitglied begleitet. Gerade mit einem Blick auf den Back-Katalog von KNASTERBART wären gerade im Rahmen einer Abschiedstour mehr dieser Momente abseits der Gossenhauer möglich gewesen, beispielsweise auch mit rockigeren Nummern wie „Kein Erbarmen“, „Die leckere Lotta“ oder „Schuldig aus Prinzip“. Nach zwei Stunden und dem „Gossenabitur“ als Auftakt zu einem überraschend kurzen Zugabenblock heißt es dann Abschied nehmen. Als letztes Stück gibt es von KNASTERBART passenderweise „Ich werd zu alt“ zu hören, ehe von Queen „We Are The Champions“ aus der Konserve erklingt.

Im Hinblick auf Feiertauglichkeit und eskalative Partystimmung sind die Nordlichter am anderen Ende der Republik nichts schuldig geblieben. Zu alt oder gar am Ende angelangt wirken weder das Konzept noch die Protagonisten, dafür spricht auch die Tatsache, dass sich die Besucherzahlen in München mehr als verdoppelt haben. Umso schöner, dass sich KNASTERBART ein kleines Hintertürchen offenlassen. Leider übertreiben es einige Besucher an diesem Abend mit dem Alkoholgenuss, so dass es an einigen Stellen zu unschönen Szenen in der Menge kommt.

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