Konzertbericht: Kissin‘ Dynamite w/ Massive Wagons, Airstrike

13.10.2024 Kesselhaus/ Kulturfabrik, Berlin

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Mit ihrem neuesten Album „Back With A Bang“ meldeten sich KISSIN‘ DYNAMITE im Juli zurück und der Albumtitel ist wohl als klare Ansage zu werten. Kurz nach Albumrelease halten die fünf Rocker aus Baden-Württemberg das erste Mal in der 17-jährigen Karriere die Trophäe für das Nummer-Eins-Album der deutschen Albumcharts in der Hand. Natürlich lassen es sich die Jungs auch nicht nehmen, diesen Erfolg europaweit ordentlich mit einigen Konzerten zu feiern. Auf ihrer „Back With A Bang“-Tour trifft das Schwabenland auch einen Abend lang auf Berlin. Ob das wohl gut gehen kann?

Cover Artwork des Albums Back With A Bang der Band Kissin Dynamite

Im Hinterhof der Kulturbrauerei in Berlin windet sich schon eine lange Warteschlange über den großen Platz vor dem Kesselhaus. Im Inneren der alten Brauerei wird zwar seit 1967 kein Bier mehr hergestellt, aber wenigstens noch fleißig an durstige Konzertbesucher ausgeschenkt. AIRSTRIKE betreten rund eine halbe Stunde nach Einlass die Bühne und leiten den Abend mit klassischem Hardrock ein. Zu Beginn des 30-minütigen Sets reagiert das Publikum noch recht verhalten. AIRSTRIKE können allerdings im Laufe der Zeit mit einer guten Portion bester Laune und solidem Rock ’n’ Roll punkten. Sänger Julio Noriega beeindruckt außerdem mit seiner Stimme, die er souverän, wenn auch gewagt, in ungeahnte Höhen treibt. Die Ballade „Beyond The Way“ wirkt dadurch besonders gefühlvoll und fördert im Publikum sogar ein einzelnes Feuerzeug zutage. Keine schlechte Bilanz für die erste Vorband. Auch bei den schnelleren Songs wie „Rollin“ oder „One In A Million“ wird großzügig mitgenickt.

Die zweite Band des Abends, MASSIVE WAGONS aus dem Vereinigten Königreich bietet mit ihrem fetzigen Rock und ihrer frechen Skate-Punk-Attitude etwas Abwechslung. Ohne Unterlass schmeißt sich Sänger Barry Mills von einer Seite der Bühne auf die andere und gibt Songs wie „A.S.S.H.O.L.E.“, „Fuck The Haters“ und „House Of Noise“ zum Besten. So viel Energie auf der Bühne herrscht, so wenig kommt aus dem Publikum zurück: Außer ein paar nickenden Köpfen ist kaum Begeisterung zu erkennen. Unverdient, denn MASSIVE WAGONS spielen trotz anfangs schlechtem Sound eine unterhaltsame Show. Die Engländer lassen sich nichts anmerken und ernten gegen Ende des 40-Minuten-Sets noch Sympathiepunkte, als Mills ein Statement zur Erhaltung von Livemusik und Veranstaltungsräumen ausspricht.

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Nach und nach wird die glanzvolle, mit LEDs übersäte, treppenförmige Bühne enthüllt. Schnell ist klar, dass KISSIN‘ DYNAMITE gänzlich entgegen dem schwäbischen Gedanken an nichts gespart haben. Pünktlich um 20:15 Uhr steht die Band auf der obersten Tribüne und post dramatisch. Mit dem Knall einer Konfettikanone gibt Sänger Hannes Braun dann den Startschuss. Die Begeisterung des Publikums ist ansteckend und steigert sich weiter, als Braun in einer kleinen Motivationsrede „absolute Ekstase“ fordert. Schon nach den ersten paar Songs ist der Raum deutlich aufgeheizt und KISSIN‘ DYNAMITE stellen ihr Entertainer-Können unter Beweis. Schwäbische Sticheleien, dass Berliner auf Konzerten grundsätzlich stoisch und schwer zu bewegen seien, werden mit Freude widerlegt, während das Quintett neue und alte Tracks wie „Back With A Bang“, „Nobody Dies A Virgin“ und „I’ve Got The Fire“ zum Besten gibt.

Im Laufe der Show werden in Sachen Show immer schwerere Geschütze aufgefahren: Ein leuchtendes KISSIN‘-DYNAMITE-Logo, das ominös hinter der Bühne schwebt, riesige Dynamitstangen, wechselnde Banner und – zum Amüsement aller – übergroße Luftballons, die der Band selbst immer wieder ins Gehege kommen. Während der Ballade „Heart Of Stone“ erleuchten Taschenlampen und Feuerzeuge den Raum, der Band-Klassiker „Six Feet Under“ hingegen sorgt für nostalgische Glückseligkeit seitens der Fans. Geradezu emotional wird es, als der Leadsänger gesteht, dass es KISSIN‘ DYNAMITE vor einigen Jahren beinahe nicht mehr gegeben hätte, weil die Musiker mit schweren Zeiten zu kämpfen hatten. Darauf folgt passenderweise „It’s Not The End Of The Road“. Die dreiteilige Zugabe („Not A Wise Man“, „You’re Not Alone“ und „Raise Your Glass”) wird teils akustisch und auf der anderen Seite des Kesselhauses gespielt. Zu guter Letzt lässt sich Hannes Braun noch in einem Schlauchboot von der Menge tragen, bevor das Konzert kurz vor Elf zum Ende kommt.

    1. Back With a Bang
    2. DNA
    3. No One Dies a Virgin
    4. I’ve Got the Fire
    5. My Monster
    6. I Will Be King
    7. Heart of Stone
    8. Queen of the Night
    9. The Devil Is a Woman
    10. Only the Dead
    11. Six Feet Under
    12. The Best Is Yet to Come
    13. Not the End of the Road
    14. Not a Wise Man
    15. You’re Not Alone
    16. Raise Your Glass

Auch wenn das Kesselhaus auf dieser Tournee zu den kleineren Konzerthallen gehört, leisten KISSIN‘ DYNAMITE ganze Arbeit. Nicht mal die mit Haarspray einbetonierte Frisur des Frontmanns kann der Energie des Konzerts wirklich standhalten. Die Show ist auch dank der Bühnenextravaganz ein voller Erfolg und der Auftritt von KISSIN‘ DYNAMITE dürfte zumindest für einen Abend den Zwist der Schwaben und Berliner beiseitegelegt haben.

Kissin' Dynamite Tour '24

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