Konzertbericht: Kataklysm w/ Brand Of Sacrifice

17.08.2023 München, Backstage (Halle)

Vor knapp einer Woche haben KATAKLYSM ihr neues Album „Goliath“ veröffentlicht. Und wenngleich sie am Releasetag selbst wie auch danach bereits einige Festival-Shows gespielt haben, lassen es sich die vier Kanadier nicht nehmen, den Release zudem mit zwei Album-Release-Gigs in Essen und München zu feiern, wo KATAKLYSM erstmals seit 2007 wieder in der nur rund 500 Personen fassenden Backstage Halle auftreten.

Für Feier in fast familiärem Rahmen haben sich KATAKLYSM nicht nur eine eigene Setlist überlegt, sondern auch ein weiteres Special: Vor Beginn der Vorband gibt die Band zunächst im Zuschauerraum ein Meet&Greet, bei dem alle Anwesenden die Möglichkeit haben, Fotos zu machen und Autogramme zu sammeln. Eine sympathische Aktion – und ein gelungener Auftakt für diesen Abend.

Um Punkt 20:00 Uhr eröffnen BRAND OF SACRIFICE den Abend. Alles andere als eine punktgenaue Eröffnung hätte auch nicht zu den ebenfalls aus Kanada stammenden Deathcorelern gepasst: Wie in dem auf maximale Tightness getrimmten Genre üblich, spielt das Quartett ihre komplette Show zu einem durchgehenden Backing-Track, der nicht nur die Pausen zwischen den Songs mit Sound füllt (und deren Länge terminiert), sondern auch die Songs selbst gehörig anfettet und stellenweise auch um Klargesang ergänzt. Raum für Feeling oder Spontaneität bleibt bei einem so starr vorgegebenen Ablauf natürlich keiner. Insofern ist es durchaus verständlich, dass Sänger Kyle Anderson – passend zu seiner schwarzen Multifunktionsweste – in allen Ansagen klingt, als wäre er Police Officer: Hier wird kein Circle-Pit angeregt oder zur Wall Of Death geladen, hier gibt es klare Anweisungen. Und bei der Physis wie auch Ausstrahlung von Anderson kann man wohl froh sein, dass sich bereits jetzt genug Tanzwillige finden, die seinen Anweisungen Folge leisten.

Musikalisch liefern BRAND OF SACRIFICE genau das, was man von einer Deathcore-Band erwartet (Shredding, mechanisch-tightes Riffing, Breakdowns, Pigsqueels, Growls …) – zumindest für einen Teil der Halle. Wenn auf der Bühne alles elektronisch läuft (Kemper, Inear-Monitoring), hört man in einem kleinen Club wie der Backstage Halle außerhalb des Schallkegels der PA (also etwa in den ersten Reihen) nur das Schlagzeug. Für große Arenen und Festivals mit separater First-Row-Beschallung mag das egal sein – in einer kleinen Halle ist eine solche Playback-IT-Performance am Ende ziemlich peinlich. Immhin: BRAND OF SACRIFICE halten ihen Auftritt kompakt: Nach exakt 30 Minuten ist das Geballer so abrupt zu Ende wie es begonnen hat.

Um 21:00 Uhr ist es dann soweit: Mit ihrem Evergreen „Crippled & Broken“ legen KATAKLYSM einen Kickstart hin – und auch was folgt, kann sich mehr als sehen lassen. Bestens gelaunt und musikalisch in Topform zocken sich KATAKLYSM quer durch ihre Diskografie. Und wer hier vorne steht, bekommt dank der klassischen Verstärker-Variante (Peavy 5605+) auch einen ordentlichen Sound. Vielleicht sogar den besseren – zumindest aber ehrlicheren als der Rest der Halle. Denn während durch die PA wie von KATAKLYSM seit vielen Jahren gewohnt bei vielen Songs eine zweite Gitarrenspur vom Band abgespielt wird, hört man vorne wirklich nur Jean-François Dagenais spielen. Das lässt die Songs zwar stellenweise etwas dünner klingen, sorgt aber – passend zur Venue – für viel Oldschool-Clubshow-Charme.

Dass es bei diesem Hitfeuerwerk aus alten und neuen Tracks im Publikum vergleichsweise ruhig bleibt, ist wohl einzig der extremen Temperatur in der Halle geschuldet. Dass Bassist Stéphane Barbe im Laufe des Abends einen seiner Bühnenventilatoren zum Publikum dreht, ist ein nobler Akt, hilft allerdings aufs große Ganze gesehen wenig. Trotzdem (und trotz fehlendem Graben) gibt es zu „As I Slither“ dann doch noch ein paar Crowdsurfer, die von Fronter Maurizio Iacono freundlich in Empfang genommen werden und nach etwas gemeinsamem Headbangen erfreulich umsichtig zurück ins Publikum diven.

Dass sich KATAKLYSM schlussendlich auch bei ihrer Release-Show auf lediglich drei Songs von „Goliath“ beschränken, ist einerseits etwas schade, im Kontext der aktuellen Festival-Tour (auf der bislang nur „Bringer Of Vengeance“ gespielt wurde) aber andererseits verständlich – schlussendlich fehlt on the road einfach die Zeit zur Vorbereitung. Und schlussendlich stechen die „Goliath“-Songs durch ihren fast an Deathcore/Mathcore erinnernden Vibe zwar positiv zwischen den Songs der letzten Alben hervor – Klassiker wie „In Shadows & Dust“, „Manipulator Of Souls“ oder „The Ambassador Of Pain“ möchte man für mehr davon aber nur ungern eintauschen – selbst auf einer Release-Show.

 

  1. Crippled & Broken
  2. Thy Serpents Tongue
  3. Bringer Of Vengeance
  4. At the Edge Of The World
  5. The Ambassador Of Pain
  6. Narcissist
  7. Die As A King
  8. Soul Destroyer
  9. In Shadows & Dust
  10. Manipulator Of Souls
  11. Push The Venom
  12. Outsider
  13. As I Slither
  14. Serenity In Fire
  15. Dark Wings Of Deception
  16. The Black Sheep

Nach knapp 70 Minuten ist mit „The Black Sheep“ Schluss – auf eine Zugabe lassen sich KATAKLYSM trotz lautstarker Forderungen leider nicht mehr ein. Dennoch: In diesen 70 Minuten haben die Kanadier einmal mehr ihre ganze Stärke gezeigt … musikalisch, vor allem aber (und das nicht nur gegenüber BRAND OF SACRIFICE) als packender Live-Act.

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Fotos von: Moritz Grütz

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