Konzertbericht: Judas Priest w/ UFO

14.12.2015 Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart

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Kurz vor Weihnachten gibt es noch einmal ein Highlight für alle Heavy-Metal-Fans, denn die legendären JUDAS PRIEST touren durch Deutschland und haben, die ebenfalls wohlbekannten, UFO mit auf die Reise genommen – für Old-School-Fans ein echter Leckerbissen.

_IGP2607Wem das Wasser angesichts der Vorband schon im Mund zusammengelaufen war, der hat schnell einen schalen Geschmack auf der Zunge, denn UFO lassen sich am heutigen Abend mit vielen Adjektiven beschreiben, von denen allerdings die wenigsten schmeichelhafter Natur sind. Das beginnt beim Gitarrensound von Vinnie Moore, der klingt als ob er am heimischen Computer und nicht auf einem echten Verstärker entstanden wäre, was den guten Mann allerdigns nicht davon abhält unablässig zu posen, während er in jedem Song die gleichen Skalen runterspielt udn als Solo verkauft. Nicht besser sieht es bei Gitarrist Paul Raymond und Bassist Rob De Luca aus, die schlicht nicht zu hören sind, wohingegen sich Schlagzeuger And Parker scheinbar vor seinem Kit fürchtet, denn anders ist nicht zu erklären, warum er es derart zart streichelt, anstatt einfach mal satt draufzuhauen. Die Krone setzt dem Ganzen allerdings Sänger Phil Mogg auf, der wie ein bedauernswerter alter Mann über die Bühne schleicht und dabei abwechselnd kraftlos (während der Songs) und senil (während der Ansagen) wirkt. Die besten Tage der Band sind offensichtlich vorbei und Phil Mogg verkörpert das exemplarisch. Während man von den hohen Tönen gar nicht zu sprechen braucht, sind auch die mittleren Lagen derart ohne Punch, dass es einfach nur traurig ist. Dabei ist die Setlist amtlich und beinhaltet einige große Hits, wie das abschließende „Doctor Doctor“, welches aber derart uninspiriert zum Besten gegeben wird, dass man sich wünscht die Band hätte den Song nicht gespielt und den Fans so die Erinnerung an bessere Tage gelassen.

  1. Mother Mary
  2. Run Boy Run
  3. Lights Out
  4. Venus
  5. Only You Can Rock Me
  6. Burn Your House Down
  7. Let It Roll
  8. Messiah of Love
  9. Rock Bottom
  10. Doctor Doctor

_IGP2787Und so wird der Auftritt von JUDAS PRIEST umso gespannter erwartet, haben doch auch die Birminghamer schon einige Jahre auf dem Buckel und sind zudem seit 2011 ohne Gründungsmitglied K.K. Downing unterwegs. Doch schon beim Intro „Battle Cry“, während dessen die Bühne noch mit einem gigantischen PRIEST-Logo verhängt ist, werfen die Anwesenden ihre Sorgen über Bord, denn der Sound ist schon mal super und als JUDAS PRIEST mit dem ersten Song „Dragonaut“ das Publikum einfach plattmachen, macht sich große (und ein wenige erleichterte) Freude breit. Denn die Band ist in sehr guter Form und der „Neue“ Richie Faulkner macht nicht nur eine gute Figur, sondern ist eine ausgezeichnet Rampensau, immer am vorderen Bühnenrand zu finden und permanent das Publikum anfeuernd. _IGP2758Einzig der Metal God wirkt etwas schwach auf der Brust, was an einer Grippe liegt, wie er selbst zu Protokoll gibt, gleichzeitig aber auch Freddy Mercury zitiert: “The show must go on!“ Und das tut sie. Und wie. Mit ohrenbetäubender Lautstärke pflügen sich JUDAS PRIEST durch eine sehr ausgewogene Setlist, in der neben drei Songs vom aktuellen Album „Redeemer Of Souls“ natürlich auch die Überklassiker enthalten sind. So folgt etwa auf des recht entspannte „Desert Plains“ mit „Victims Of Change“ eine irre Abrissbirne von „Sad Wings Of Destiny“. Die Songs den Alben zuzuordnen dürfte den meisten Fans zwar leichtfallen, doch PRIEST blenden auf den großen Videowänden vor jedem Song das Cover des entsprechenden Albums ein – nette Idee. Nach neun Songs, inklusive dem Mitgröhlrefrain von „Turbolover“, beginnt mit dem zweiten Teil der Show ein wahres Hitfeuerwerk. Und auch wenn „Screaming For Vengeance“ heute einen Ticken zu hoch für Rob Halford ist, geht der Songs doch runter wie Öl, ebenso wie „Breaking The Law“ und „Hell Bent For Leather“, zu dem der ikonische Fronter natürlich mit Harley auf die Bühne kommt. „Hellion / Electric Eye“, „You’ve Got Another Thing Coming“ und „Painkiller“ runden den Abend ab, ehe der Rausschmeißer „Living After Midnight“ zum Triumphzug gerät. Eine Show die zweifelsfrei klarstellt, dass JUAS PRIEST zu recht nach wie vor auf den großen Bühnen stehen.

  1. Battle Cry (Intro)
  2. Dragonaut
  3. Metal Gods
  4. Desert Plains
  5. Victim of Changes
  6. Halls Of Valhalla
  7. The Rage
  8. Turbo Lover
  9. Redeemer of Souls
  10. Beyond The Realms Of Death
  11. Screaming For Vengeance
  12. Breaking The Law
  13. Hell Bent For Leather
  14. The Hellion / Electric Eye
  15. You’ve Got Another Thing Comin‘
  16. Painkiller
  17. Living After Midnight

_IGP2829Und so stehen am Ende des Abend zwei Sachen fest: JUDAS PRIEST leben nicht einfach nur von ihrem Legendenstatus, sie unterstreichen diesen nach wie vor mit mitreißenden Liveshows. UFO hingegen möchte man ans Herz legen aufzuhören, solange noch etwas ihres Vermächtnisses zu retten ist.

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Fotos von: Christoph Emmrich

Ein Kommentar zu “Judas Priest w/ UFO

  1. Ich habe UFO sicherlich fünf Mal in den letzten zwölf Jahren gesehen und ich hatte kein einziges Mal den Eindruck, dass sie in den Ruhestand müssten. Insbesondere Phil Moggs Stimme hat mich noch jedes Mal begeistert. Ich fand immer, dass er mit dem Alter besser geworden ist, was besonders auffällt, wenn man sich frühe Alben anhört.

    Was auch immer in Stuttgart schief gelaufen ist (es klingt ja wirklich grausig), einen Rückschluss auf die Band im Allgemeinen lässt es nicht zu.

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