Konzertbericht: Inquisition w/ Rotting Christ, Mystifier & Schammasch

28.10.2016 München, Backstage (Halle)

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Beide sind sie seit Ende der 80er aktiv, zusammen bringen sie es auf gut 45 Jahre Bandgeschichte: ROTTING CHRIST und INQUISITION. Eine gemeinsame Tour erscheint da nicht nur folgerichtig – vielmehr fragt man sich trotz der stilistischen Unterschiede, warum es erst jetzt dazu gekommen ist. Ergänzt um die brasilianischen Trve-Black-Metaller MYSTIFIER sowie die eigentlich viel mystischeren Newcomer SCHAMMASCH ergibt sich so ein mehr als attraktives Tour-Package, wie auch schon die guten Vorverkaufszahlen verdeutlichen.

schamasch-01Davon profitieren SCHAMMASCH allerdings nicht automatisch: Deutlich früher als angekündigt werden die Schweizer auf die Bühne geschickt. Nicht nur für die Band, die deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, auch für die Fans, die sich den Auftritt der Schweizer vielleicht gerne angesehen hätten, ist das mehr als schade. So ist die Halle zunächst nur spärlich besetzt. Mit ihrem atmosphärischen Black Metal, aber auch einem gelungenen Bühnenoutfit gelingt es SCHAMMASCH dennoch schnell, die anwesenden Fans in ihren Bann zu ziehen. Einzig, warum die Band in die Avantgarde-Ecke gestellt wird, beziehungsweise sich selbst dort sieht, wird in den gebotenen 40 Minuten nicht klar: Avantgardistisch wirkt weder die Musik, noch das eher rituell-orthodox anmutende Outfit der Band. Macht aber nichts – seinen Reiz hat das Konzept der Truppe mystifier-01um Blutmond-Gitarrist M.A. allemal.

Ihren Reiz haben auch MYSTIFIER, welche im Anschluss ein echtes Kontrastprogramm abliefern: Statt Atmosphäre und Ritual-Charakter gibt es südamerikanischen Black Metal, wie er klischeehafter kaum sein könnte: Optisch mit Nieten, traditionellem Corpsepaint, vielen Patches auf der Kutte und BC-Rich-Gitarren, musikalisch mit schnellem, schnörkellosem Black Metal. Nie gehört ist nichts davon, wirklich spannend auch nicht unbedingt – durch ihr überaus sympathisches, dankbares Auftreten ist die halbstündige Show dennoch durchaus unterhaltsam und findet im Publikum seine Abnehmer.

rottingchrist-01Nach diesem anständigen Vorprogramm ist es Zeit für den ersten Headliner des Abends: ROTTING CHRIST. Mit ihrem Album „Rituals“ konnten die Griechen im Februar einmal mehr von ihren Qualitäten überzeugen. Den Beweis, dass die Stücke live nichts von ihrer Atmosphäre einbüßen, ja, sogar an Intensität dazugewinnen, ist schnell erbracht: Ob „זה נגמר“ (Ze Nigmar) „Ἐλθὲ κύριε“ (Elthe Kyrie) oder das mitreißend brachiale „Ἄπαγε Σατανά“ (Apage Satana), das wie kein anderer Song der Griechen von Themis Tolis‘ dynamischem Drumming lebt – kraftvoller und lebendiger als heute könnten die Stücke nicht klingen. Doch auch die Tatsache, dass ROTTING CHRIST auf knapp 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken, gerät während der 60-minütigen Show nicht in Vergessenheit: So findet „The Sign Of Evil Existence“ vom ’93er-Album „The Mighty Contract“ ebenso seinen Weg in die Setlist wie „Non Serviam“ (1994) und „Sanctos Diavolos“ (2004). Dem Wunsch von Fronter Sakis Tolis nach einem wilden Moshpit kommen zwar nur einige wenige Fans nach – die jedoch sorgen für ordentlich Wirbel vor der Bühne. Der Applaus lässt schließlich keinen Zweifel daran: ROTTING CHRIST sind live eine Macht, der man sich nur schwer entziehen kann. Wer nach diesem Auftritt noch kein Fan der Band ist, wird es so schnell auch nicht mehr.rottingchrist-02

    Orders From The Dead (Diamanda Galás, Intro)

  1. Ze Nigmar
  2. Kata Ton Demona Eautou
  3. Athanati Este
  4. Elthe Kyrie
  5. Apage Satana
  6. The Sign Of Evil Existence
  7. The Forest Of N’Gai
  8. Societas Satanas (Thou-Art-Lord-Cover)
  9. In Yumen-Xibalba
  10. Grandis Spiritus Diavolos
  11. Non Serviam

inquisition-02Bei der letzten Band des Abends, INQUISITION, gilt das in leicht abgewandelter Form ebenfalls: Wer vor diesem Auftritt noch kein Fan der Band ist, wird es auch nach ihrem Auftritt nicht sein. So geradlinig und schnörkellos wie auf Platte feuert das Duo Dagon (Gesang / Gitarre) und Incubus (Schlagzeug) auch auf der Bühne seine Riffs heraus. Untermalt von einer hektischen Lichtshow und Nebelwerfern ist das durchweg stimmig – zumal INQUISITION (wie allen anderen Bands des Abends) ein erfreulich differenzierter Sound vergönnt ist. Wer den ansonsten jedoch recht geradlinigen, insgesamt sehr abwechslungsarmen Stücken des Zweier-Gespanns aus Columbia nicht ohnehin feiert, wird der Darbietung trotz handwerklich einwandfreier Leistung nichts abgewinnen können. Für Fans hingegen bieten die 60 Minuten alles, was das Herz begehrt: Vom Debüt abgesehen findet jedes Album im Set mit mindestens einem Song Erwähnung – entsprechend groß ist der nach vollbrachtem Werk definitiv verdiente Applaus für INQUISITION.inquisition-01

    The Force Before Darkness (Intro)

  1. From Chaos They Came
  2. Ancient Monumental War Hymn
  3. Hymn For A Dead Star
  4. Desolate Funeral Chant
  5. Infinite Interstellar Genocide
  6. Vortex From The Celestial Flying Throne Of Storms
  7. Dark Mutilation Rites
  8. Embraced By The Unholy Powers Of Death And Destruction
  9. Command Of The Dark Crown
  10. Master Of The Cosmological Black Cauldron
  11. Astral Path To Supreme Majesties
  12. A Magnificent Crypt Of Stars
  13. The Invocation Of The Absolute, The All, The Satan (Outro)

Mit INQUISITION und ROTTING CHRIST haben sich zwei Genre-Eminenzen zusammengefunden, die unterschiedlicher kaum sein könnten und gerade deshalb perfekt zusammenpassen. Während die Griechen die düstere, atmosphärische Seite des Genres abdecken, bedienen INQUISITION alle Black-Metal-Puristen. Mit den atmosphärischen SCHAMMASCH sowie den unterhaltsamen Brasilianern MYSTIFIER im Vorprogramm eine Tour, die ob der individuellen Qualität der Bands, aber auch der Vielseitigkeit des Billings wegen Black-Metal-Herzen höher schlagen lässt. Ohne Frage ein Package, das zu den Highlights in diesem an Konzert-Highlights nicht eben armen Herbst zählt.

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