Konzertbericht: Hypocrisy w/ Dustbolt, Survivors Zero

14.02.2010 München, Backstage Halle

Dass HYPOCRISY auch im Jahre 2010 noch (oder mehr denn je) eine feste Instanz in der Metal-Szene sind, beweist schon die Tatsache, dass sie in der Lage sind, zu vollbringen, woran schon so manche andere Formation gescheitert ist: Das ansonsten oft konzertfaule Münchner Publikum in angemessener Zahl vor die Tür und in den entsprechenden Club zu locken.
Denn auch, wenn mit DUSTBOLT und SURVIVORS ZERO lediglich zwei relativ unbekannte Vorbands mit von der Partie sind, scheint die Ticketnachfrage die von den Veranstaltern erwartete weit übertroffen zu haben, so dass das Konzert nicht nur vom „Backstage Club“, der kleinsten Location des Backstage-Areals, in die „Halle“ verlegt werden musste, sondern auch diese spätestens beim Headliner gerammelt voll ist.

Doch auch bei den Landshuter Jungspunden von DUSTBOLT ist die Halle schon mehr als gut gefüllt – eine weitere Besonderheit, behält sich das Münchner Publikum normalerweise gerne vor, erst zum Hauptact zu erscheinen. Die Musiker, von denen noch keiner seinen zwanzigsten Lenz gesehen hat, bieten guten, jedoch nicht aussergewöhnlichen Thrash Metal alter Schule und erinnern nicht wenig an alte Metallica, auch wenn mir ein wenig der Biss fehlt. Und auch, wenn von „Kombination, die es in dieser Art noch nicht gab“, wie die Truppe ihr Schaffen auf ihrer Myspace Seite beschreibt, nur wenig zu hören ist, und man sich gelegentlich fragt, ob nicht eine weitere Death- oder Black Metal-Band besser ins Billing gepasst hätte, so ist man doch auf der anderen Seite dankbar, dass zur Abwechslung mal nicht Sychronomica den Support-Slot bekommen haben. Das scheint das restliche Publikum ähnlich zu sehen, und so werden DUSTBOLT nicht nur von den mitgereisten Fans herzlich empfangen – die ersten Haare werden geschüttelt und auch an Applaus fehlt es nicht. Wenn man jetzt noch musikalisch ein wenig eigenständiger wird, hat die Band wohl ganz gute Chancen – die richtigen Kontakte, um an Supportslots wie diesen zu kommen, scheinen die Jungs ja bereits zu haben…

Nach kurzem Umbau ist es Zeit für SURVIVORS ZERO, eine relativ neue Formation aus Finnland. Auch wenn die Musik der Band bisher wohl nicht vielen ein Begriff ist, so sind die Musiker dahinter teils durchaus bekannte Gesichter: Bandgründer und Chef Sami Jämsén führt das bekannte Studio Perkele, mit Tapio Wilska hat man den ehemaligen Finntroll-Sänger als Bassist dabei und auch der Rest der Truppe ist in diversen anderen Bands aktiv. Leider läuft hier nicht alles so glatt, wie man es der sehr sympathisch und engagiert wirkenden Band gewünscht hätte: War bei DUSTBOLT der Sound noch wirklich gut, versagt hier zunächst das Gesangsmikrophon komplett und muss nach dem ersten Song ausgetauscht werden, und auch bezüglich der Gitarren läuft nicht alles rund, so dass die ersten Songs eigentlich nur aus Schlagzeug, Bass und Tapios Backing-Vokals bestehen. Schade, hätte die Band ansonsten mit „Armageddon Cult“ und „Thorns of Rapture“ durchaus einen guten Start hingelegt. Und auch, wenn der Sound leider den gesamten Gig über nicht gerade bestechend bleibt, lässt sich die Band nicht unterkriegen: Spielfreudig und engagiert knüppeln sie sich durch ihr Set und präsentieren dem Münchner Publikum ihren Death Metal modernerer Machart.
Trotz Soundproblemen und dem Handicap, dass wohl kaum einer der Anwesenden die Songs der Truppe kennt, ernten SURVIVORS ZERO reichlich Applaus und bringen so nicht nur die ersten Reihen zum Headbangen. Höhepunkt der Show ist wohl aufgrund des Bekanntheitsfaktors dennoch das gelungene Kreator-Cover „People Of The Lie“, welches gebührend abgefeiert wird.

Nach nicht einmal einer Dreiviertelstunde ist dann aber wieder Schluss und SURVIVORS ZERO verlassen die Bühne zu Gusten des Headliners, HYPOCRISY.

Setlist SURVIVORS ZERO:
01. Armageddon Cult
02. Thorns Of Rapture
03. Scavengers Of Christ
04. I Bury Them Deeper
05. Trail Of Fears
06. I Am The Gun
07. People Of The Lie (Kreator-Cover)
08. Reclaim My Heritage
09. Embrace The Inferno

Bevor diese jedoch die Bretter entern, erfolgt zunächst eine etwas ausführlichere Umbaupause, an deren Ende dann auch das bisher die komplette Backline verdeckende Laken entfernt wird: Dahinter verborgen nicht nur Horghs imposantes Drumkit, sondern auch acht 4x12er-Gitarrenboxen, Metallaufsteller in Form des HYPOCIRSY-Kreues, Metallgitter-Verkleidungen fürs Drumpodest und diverse Scheinwerfer – an Budget scheint es der Truppe zumindest nicht mehr zu mangeln. Und auch, wenn die Bühne fast schon etwas überladen wirkt, muss man schon sagen, dass es immer wieder geil ist, wenn eine Band mit einer richtigen Kulisse aufwarten kann und die Bühne nicht aussieht wie eine Baustelle.
Dieses Setting, getaucht in tiefblaues Licht, betreten die Männer um Frontsau Peter Tägtgren schließlich um kurz vor Zehn und werden sogleich mit Jubelstürmen vom HYPOCRISY-hungrigen Publikum begrüßt – kein Wunder, sind es schließlich bereits ganze vier Jahre, die sich die Band nicht mehr hat blicken lassen.
Ohne große Umschweife geht man gleich in die Vollen: Mit „Valley Of The Damned“ und „Hang Him High“ beginnt das Set mit zwei Krachern vom aktuellen Album, gefolgt vom Klassiker „Fractured Millenium“ vom selbstbetitelten Album „Hypocrisy“.
So durchwachsen der Sound noch bei SURVIVORS ZERO geklungen haben mag, so tight und klar schallen nun die Death Metal-Hymnen der Schweden aus den Boxen – faszinierend dabei, dass vor allem die Gitarren wirklich exakt wie auf dem neuen Album klingen. Und auch ansonsten passt hier wirklich alles: Die Band wirkt ausgeschlafen und gibt sich spielfreudig, die Songauswahl weiß zu gefallen und auch die Publikumsresonanz stimmt: Nahezu jede Pause zwischen zwei Songs werden von lauten „Hey“-Chören gefüllt, die Peter nicht nur einmal einen nach oben gestreckten Daumen entlocken.
So spielt sich die Band, von den Fans auf Händen getragen, souverän durch ihr Set aus elf Songs, um sich danach noch zur obligatorischen Zugabe von zwei weiteren Tracks zurück auf die Bühne klatschen zu lassen. Erst nach dem finalen „The Final Chapter“ ist schließlich endgültig Schluss – und auch, wenn man mit der Spielzeit vielleicht nicht ins Ginnes Buch der Rekorde kommt, würde hier wohl niemand meckern, war das, was HYPOCRISY hier geboten haben, doch wahrlich sein Geld wert.

Setlist HYPOCRISY:
—- Intro
01. Valley Of The Damned
02. Hang Him High
03. Fractured Millenium
04. Adjusting The Sun
05. Eraser
06. Pleasure, Osculum, Penetralia (Medley)
07. Apocalypse, 4th Dimension (Medley)
08. Killing Art
09. A Coming Race
10. Let The Knife Do The Talking
11. Fire In The Sky
12. Weed Out The Weak
—-
13. Wapath
13. The Final Chapter

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Fotos von: Moritz Grütz

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