Konzertbericht: Heaven Shall Burn w/ Unearth, Neaera & Support

2012-03-23 Dresden, Alter Schlachthof

Sie sind zurück! Nachdem man mit As I Lay Dying als Co-Head eine im Vorfeld nahezu ausverkaufte Europatour erfolgreich meisterte, die letzten Jahre unzählige Festivals mit immer neuen Wall Of Death-, Circle- wie Moshpit-Rekorden in Schutt und Asche legte, wurde es für HEAVEN SHALL BURN Zeit, erneut zu zeigen, wo der Hardcore-Death Metal Hammer hängt. Im Gepäck mit Top Acts SUFFOKATE, NEARA und UNEARTH rollt man seitdem seit dem 8.3.2012 unaufhaltsam durch die Lande. Den ersten Teil der PROGRESSION-Tour im United Kingdom abgeschlossen, nahm man ab 20.3. mit geballter Kraft Kurs auf\’s Europäische Festland, vierter Stopp: Dresden.

Auch wenn der Name der Location nicht ganz zum Abend und wahrscheinlich Essgewohnheiten der meisten Besucher passen will, ist es kurz vor Konzertbeginn schon proppenvoll vorm Einlass des Alten Schlachthofes. Den Anfang machen um Punkt 18.30 Uhr mit 25 Minuten Spielzeit WALKING DEAD ON BROADWAY. Die Band mit dem etwas schwer im Gehirn zu verbutternden Namen waren von Heaven Shall Burn unter allen Supportbewerbern selbst als Opener ausgewählt worden. Selbstverständlich ohne jeglichen Pay-To-Play-Quatsch, gegen den die Headliner wie man weiß selbst die Stimme erheben. – Soviel also nebenbei zur Echtheit deren Images, an dem sich viel zu Wenige ein Beispiel nehmen. Doch zurück zum Opener. Die Fünf spielen nicht nur vor einer schon locker gefüllten Halle, sondern rocken den Laden mit ihrem straighten Deathcore auch gewaltig, auch wenn oder gerade vielleicht weil es bis dato ihr wohl größter Auftritt war. Jedenfalls sieht man den Jungs zu keiner Zeit Nervosität oder Spielfehler an, im Gegenteil, man rockte ab, was das zeug hielt und zog das Publikum alsbald in seinen Bann. So bedanken sich die Anwesenden nach der kurzen Showeinlage ordentlich aufgewärmt mit gehörigem Applaus.

Als Nächstes SUFFOKATE aus Oakland, California. Hier kam man deutlich mehr auf seine Hardcorekosten, gemischt mit einer Prise speedy Death. Allerdings schienen die im Erscheinungsbild typischen Corler den Meisten im Vorfeld nicht unbedingt etwas zu sagen, obwohl sie in den Staaten eine nicht gerade unbekannte Nummer sind. So musste man mit den Amis erst warm werden, was allerdings relativ schnell geschehen sollte. Bereits in der Mitte des Sets, das wie bei Walking Dead On Braodway nicht allzu lang war, gewahrte man einigerorts munteres Pogo- wie Moshverhalten. Ihr drittes Album „Return To Despair“ haben SUFFOKATE zwar bereits im Anschlag, nach Europa vorgedrungen scheint es noch nicht wirklich zu sein, aber vielleicht ändert sich dies ja mit Mediaskare Records. Doch auch wenn die Formation alles andere als schlecht ist, der Funken wollte trotz einiger Bewegung in den Reihen nicht vollends überspringen. Möglicherweise einfach der Tatsache verschuldet, dass das einzige markante Merkmal des Quartetts das Aussehen von Sänger Ricky Hoover ist.

Doch auch, wenn die Kombo nicht wirklich etwas von schlechten Eltern lieferte, war sie nichts gegen das, was NEAERA vom Stapel ließen. Intro, Gitarristen, Drummer und Bassist nahmen ihre Plätze ein, Sänger Benjamin Hilleke marschierte auf die Bühne, brüllte nur: „Wall Of Death!“ und bevor auch nur der erste Grohl von „Armamentarium“ gegrunzt wurde, stürmten zwei Publikumsriegen aufeinander. Diese unglaubliche Stimmung sollte keinesfalls abbrechen, wer die Auftritte der Münsteraner kennt, weiß, wovon die Rede ist: Stillstand zu keinem Zeitpunkt. Dabei der gute Benny immer als gutes Vorbild voran, schmiss er sich doch nach nur wenigen Minuten selbst mit einem gekonnten Hechtsprung über den gut zwei Meter weiten Graben in ein Meer erhobener Hände, die ihn galant ein wenig durch die Menge schwimmen ließen. Auf Ansprachen wie: „Das ist der vierte Tag der Tour und ich will einen Riesen-Circle Pit sehen“ , wurde selbstredend entsprechend reagiert. Humor kam natürlich ebenfalls nicht zu kurz, denn: „Wer sich wundert, warum wir heute hässlicher sind als sonst; das ist unser Ersatzgitarrist!“ – nächstes Mal sollte er vielleicht noch den Namen mit dazu addieren. Bei „In Defiance“ wurde dann von Vokalistenseite das zweite Mal in der Masse gebadet, worunter der Text keinesfalls litt, dafür ordentlich Respekt gezollt. Nach offiziellem Ende der Show wollte man die sympathischen Energiebündel natürlich überhaupt nicht von der Bühne lassen und forderte vehement und anhaltend eine Zugabe, die leider, leider aufgrund der strikten Zeitplanung nicht realisiert werden konnte. Rund 30 Minuten Spielzeit, für NEAERA definitiv zu knapp.

Nach rasantem, nicht einmal 20 minütigem Umbau bestiegen auch schon die Co-Header UNEARTH die Bretter von Welt. Die bereits fast 15 Jahre existierende Band ist – besonders in den USA eine etablierte Metalcoregröße, allerdings ging es live publikumstechnisch keineswegs so zur Sache wie bei Neaera zuvor. Eigentlich auch nicht verwunderlich, haben die Amis doch erstens keinen Heimatvorteil und zweitens ist es wirklich schwer, an das Charisma, den Witz und die Energie von Benny heran zu kommen. Dennoch, das Quintett lieferte einen Auftritt, an dem bezüglich Technik und Spielfreude keinesfalls etwas auszusetzen war. Der Sound war eins A – wie im Übrigen auch bei den Bands zuvor –, die Action auf der Bühne ebenfalls. Besonders hervorzuheben, neben der Power von Tier Trevor Phipp, die Gesichtsakrobatik der beiden Gitarristen. Dass die Reaktionen der Menge im Gegensatz zu denen bei Neaera nichtsdestotrotz eher verhalten waren, mag darauf hinweisen, dass eventuell die Slots – zumindest für Deutsche Dates – falsch gewählt wurden. Andererseits hatte man so eine kleine Verschnaufpause, bei dem viel melodischeren Metalcore eine Runde zu entspannen.

Mit dem Verschnaufen war es bei HEAVEN SHALL BURN allerdings aus und vorbei. Nachdem die Bühne nach einem etwas länger währenden Umbau mit einer riesigen Zusatzbatterie an Lichttechnik auftrumpfte, die im Einsatz eigentlich Sonnenbrillen für die ersten Reihen verlangte, betrat bei keinem anderen als dem Magnum P.I.-Theme-Song die mittlerweile wohl bekannteste Coreband Deutschlands unter atemberaubenden Jubel die Bretter. Auf sein Stahlpodest gestellt, die Hände gen Hallendecke, Luft holen, „The time has come for you…“ ins Mikro gekreischt und es gab ab dem wohl am passensten die Bandphilosophie repräsentierenden Song („The Omen“) keinen Stillstand mehr im Raum. Ob Mosh, Circlepit oder Wall of Death, whatever you want, alles war dabei. Dies stets begleitet von einem permanenten Input an Crowdsurfern, u.a. Marcus selbst bei „Black Tears“. Aber nicht nur die Mengensurfer waren eine anhaltende Erscheinung im Gesamtbild, auch ständig in die Lüfte fliegende Schuhe, was irgendwann zu der Ansage veranlasste, zur Liebe des Riechorgans diese doch besser bei sich zu behalten.
Nachdem der Schlacht um „Sevastopol“ gedacht wurde, die Einleitung zum wohl unterdess‘ bekanntesten Song der Thüringer abgespielt. Die Stimmung ist ungleich schwerer zu beschreiben: Mindestens so viele Hände wie Anwesende waren bei „Awoken“ gen Himmel gereckt und es war leicht, zu erkennen, dass mehreren ein leichter Schauer über den Rücken lief. Der Refrain zu „Endzeit“ wurde anschließend, wie ausnahmslos auf jedem HEAVEN SHALL BURN-Konzert, von Mengenseite tausendfach wiedergegeben. Bei „Whatever It May Take“ ging es anschließend nochmals so rund (im wahrsten Sinne des Circle Pits), dass sich per Mikro erkundigt wurde, ob denn bis in die hintersten Reihen noch alles dran sei. Die wohl ergreifendste Ansprache gab es jedoch vor dem offiziell letzten Track „The Sanity“: „Diesen Song widme ich allen Girls hier und ganz besonders meiner neuen Freundin, ich liebe dich.“ – Begleitung: eine riesige Menge klatschender Hände. Auch hier wollte man seine Helden danach keineswegs in den Abend entlassen, glücklicherweise waren diesmal Zugaben geplant, so dass der Abend nach „The Weapon They Fear“ passend mit „Voice Of The Voiceless“, verschwitzten wie euphorisch strahlenden Gesichtern, wohin man blickte, endete.

Setlist:
Intro
The Omen
Counterweight
Combat
Black Tears
Sevastopol
Awoken
Endzeit
Behind A Wall Of Silence
Trespassing The Shores Of Your World
Whatever It May Take
The Lie You Bleed For
Return To Sanity
– – –
The Weapon They Fear
Voice Of The Voiceless

Abgesehen von dem Abend an sich, muss man dem Veranstalter im Übrigen weiterhin eines lobend zu Gute halten: lange nicht 24 Uhr durch und das Konzert war beendet. Da hatte wer gründlich über die Klientel nachgedacht und dementsprechend die Zeiten angepasst.Fazit: Die Progression Tour – voller Erfolg für Bands wie Publikum und wer zugegen war, kann sich an den Fingern zusammenzählen, dass sie auch im weiteren Verlauf unaufhaltsam voranschreiten und die weiteren Veranstaltungsorte in niederbrennen wird. Wer das nicht missen möchte, Möglichkeit zum Besuch ist noch bis zum 31.3., wo die Tour in der Münchener Theaterfabrik ihr Ende nehmen wird.

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