Konzertbericht: Heaven Shall Burn w/ August Burns Red, Whitechapel, In Hearts Wake

17.03.2018 Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer Halle


Nach jahrelangem Durchleben des klassischen Album-Tour-Zykluses, kündigen HEAVEN SHALL BURN eine Pause. Vorher begeben sich die Thüringen jedoch noch einmal auf Tour, passend unter dem Titel „The Final March“. Mit von der Partie sind dabei IN HEARTS WAKE, WHITECHAPEL und AUGUST BURNS RED – für alle Metal- und Deathcore-Fans eine tolles Paket.

IN HEARTS WAKE beginnen pünktlich um 20 Uhr und knallen den Anwesenden ihren Metalcore um die Ohren, der mit jeder Menge Breakdowns gespickt ist und daher mit mächtig Kraft aus den Boxen kommen soll. Allerdings gibt der Sound so viel gewollten Wums (noch) nicht her, sodass IN HEARTS WAKE nicht so rüberkommen, wie sie sich das sicher erhofft hatten. Gerade die melodischen Parts wirken recht kraftlos und zudem sind die Songs insgesamt etwas nach gängigen Standard komponiert.


Das gilt sicher auch für WHITECHAPEL. Doch haben diese einen entscheidenden Vorteil – sie haben den Standard mitdefiniert. Denn die Amerikaner waren eine der ersten Deathcore-Bands und tragen dieses Banner bis heute stolz vor sich her. Dementsprechend gibt es gnadenlos auf die Zwölf, auch wenn die neueren Tracks mit eine wenig mehr Variation im Songwriting aufwarten können. Den Fans der Bands ist das offensichtlich egal, sie gehen zu den Klängen den Band ab – bei deutlich verbessertem Sound.

Daneben wirken AUGUST BURNS RED schon beinahe wie eine Prog-Band, denn bei ihnen gibt es neben dem groben Knüppel noch andere Waffen im Arsenal. So sind gelegentlich Cleangitarren zu hören, es gibt melodische Leads und Soli und auch Sänger Jake Luhrs ist deutlich variabler als Phil Bozeman von WHITECHAPEL. Zwischendurch erklingen sogar tanzbare Rhythmen, ehe der nächste Breakdown über den Zuhörer hereinbricht. Das gefällt den Anwesenden augenscheinlich, da die Band sich über mangelnde Bewegung oder fehlenden Applaus sicher nicht beschweren kann. So wundert es auch wenig, dass sich das Publikum bereitwillig für eine Wall of Death teilt – starker Auftritt eine tollen Band, die nicht grundlos 45 Minuten Spielzeit bekommen hat.

Und doch braucht es keine drei Takte des Openers „Downshifter“ um deutlich zu machen, wer heute Abend die Hosen anhat. Mit unglaublicher Wucht und Energie explodieren HEAVEN SHALL BURN schier auf die Bühne und lassen mit „Bring The War Home“ direkt noch einen zweiten Track des aktuellen Albums „Wanderer“ folgen, ehe es mit „The Weapon They Fear“ ganz früh im Set den ersten Klassiker gibt. Als dann auch noch „The Dream Is Dead“ von „Antigone“ ertönt, ist klar, dass man am heutigen Abend mit einigen coolen alten Nummer rechnen kann, was die Anwesenden zu kräftigem Jubel anregt. Während dieser noch durch die Schleyer-Halle brandet, entdeckt Sänger Marcus Bischoff während seiner ersten Ansage einen Crowdsurfer – im Rollstuhl. Diesem folgt prompt ein zweiter, beiden wird als Dank für die Aktion ein Gratisshirt versprochen. Mit „Land Of The Upright Ones“, „Counterweight“ und „Black Tears“ stellt die Band ihre Fans danach auf eine echte Ausdauerprobe, die diese jedoch mit Bravour bestehen. Im Folgenden erfährt man, dass Gitarrist Maik leider wegen Rückenproblemen verhindert ist, jedoch Mate von Alestorm kurzfristig (drei Wochen vor Tourbeginn) als Ersatz gewonnen werden konnte. Der junge Mann macht seinen Job hervorragend, sei es auf neueren Nummern wie „Muderers Of All Murderers“ und „Combat“ oder Uralt-Tracks à la „The Final March“. Einen besonderen Moment schieben HEAVEN SHALL BURN vor beziehungsweise während „Profane Believers“ an, als sich die Anwesenden zu einem Circle Pit animieren lassen – wohlgemerkt durch die ganze Halle, mit dem Mixing Desk als Zentrum. Das hat man in Stuttgart auch noch nicht gesehen. Zum Abschluss der brachialen und überragend guten Show schießen die Thüringer noch einmal aus allen Rohren: „Voice Of The Voiceless“ und „Hunters Will Be Hunted“ sowie nach kurzer Pause der Übertrack „Endzeit“, bei dem die gesamte Halle gefühlt noch zwei, drei Meter nach vorn rückt. Quasi als Rausschmeißer gibt es – sehr zur Freude des Publikums – noch „Valhalla“, bei dem alle aus voller Kehle und mit breitem Grinsen im Gesicht mitschreien.

Ein bombiger Sound und cooles Bühnenbild, dazu eine topmotivierte Truppe – HEAVEN SHALL BURN lassen sich vor ihrer selbstauferlegten Pause nicht lumpen und knallen nochmal alles raus. Kombiniert mit der Ankündigung, mit neuer Platte zurückzukommen, kann der heutige Abend nur als voller Erfolg verbucht werden – die Vorbands trugen ihren Teil dazu ebenfalls bei.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert