Konzertbericht: Hatefest Tour (Kataklysm w/ Triptykon, Marduk)

15.12.2011 Berlin, C-Club


In diesen Zeiten kann man sich wohl vor Rock The Nation Touren nicht mehr retten. Kaum war das „Thrashfest“ eine Woche rum, kam in Berlin die Hatefest-Tour vorbeigerast, um der Hauptstadt mit Mainacts wie MARDUK, TRIPTYKON und den Berliner Lieblingen KATAKLYSM einzuheizen.

Die Hürde des Erstschlages wurde an diesem Abend den Österreichern von LOST DREAMS zuteil, was die Jungs aber keineswegs daran hinderte, mit ihrem treibenden Death/Thrash-Gemisch sofort Vollgas zu geben und mit Songs wie „Deamons Call My Name“ der Halle ordentlich einzuheizen. Dies mit sichtlicher Bewegungsfreude plus ausdrucksstarkem Wahnsinn, vor allem bei Frontsänger Stefan Traunig zu beobachten. Erste erhobene Hörnchen waren die Ernte. Bis zum Ende, welches mit „Fear Me“ erklang, durften sich die Anwesenden der auf der Bühne gebotenen Energie erfreuen und waren demnach relativ gut aufgewärmt für Folgendes.


Der C-Club hatte sich nun langsam aber stetig ansehnlich gefüllt und während AZARATH sich auf ihren Auftritt vorbereiteten – wobei man sich an einigen Schlagzeugproben durchaus erfreuen durfte – erklangen einleitend zur Show schwarz-morbide Messklänge. Voll dämonisch-düsterer Inbrunst mit angemessen agressivem Sound donnerten die Gäste aus Polen mit Titeln wie „Beast inside“, „Cristscum“ und „For Satan My Blood“ ihre Blasphemie Richtung Publikum. Nicht nur die vielen angereisten Fans aus deren Heimatland wusste man umgehend mit gebotenem aggressiven Black Metal zu begeistern, sondern auch das Berliner Publikum wurde alsbald zum Matten schütteln bekehrt; sofern sie nicht von Infernos (Behemoth) Kunststücken am Schlaginstrument vollkommen gebannt waren, der an diesem Tag Max Duhamel (Kataklysm) mit deutlich Vorsprung den Rang ablief.

Black Metal Blick eingesteckt, denn danach war\’s Motto: Jetzt wird abgemolken! Entsprechend voll wurde es, als MILKING THE GOATMACHINE, die Stimmungsmacher des Abends, ihren Goatgrind in die Menge schleuderten. Mit „Milk Me Up Before I Go Go“ starteten die wahrlich Gehörnten sofort voll durch und brachten die ersten Mähnen zum Kreisen. Dem Tanz auf der Bühne folgten nach kurzer Motivation von oben auch die vorderen Ränge, sodass bis zu „Goat On The Water“ sich ein stetiger Circle-Pit gebildet hatte. Mit aufblasbaren Gitarren wie Keulen wurde im Publikum zusätzlich für Euphorie, Bewegung und Konkurrenzverhalten beim Ergattern der Gegenstände gesorgt. Danach hüpfte man straight mit dem Opener „We Want You“ zur neuesten Scheibe „Clockwork Udder“, die vor knapp einem Monat erschienen ist. Mit „March Into Shed“ zurück zum Erstling und Playhit der Ziegen, der nochmals für Spaßsteigerung sorgte. Besser geht\’s nicht? Falsch, denn „Surf Goataragua“ fehlte noch. Diese Misere sollte allerdings umgehend behoben werden. Mit Unterstützung eines zusätzlichen maskierten Stimmungsmachers auf der Bühne wurde nochmals zu Hochleistungen aufgerufen. Die letzten Milchtropfen wurden mit „Bingo Bongo“ und „Vain Killer“ vergossen, die selbstredend drängende Zugaberufe nach sich zogen, als die Milkis von der Bildfläche verschwanden.
Goatlich.

  1. Milk Me Up Before I Go Go
  2. More Humor Than Human
  3. Goat On the Water
  4. We Want You
  5. March Into Shed
  6. Surf Goataragua
  7. Bingo Bongo
  8. Vain Killer

Danach war es Zeit für die schwedischen Meister der Dunkelheit, die Halle in den Krieg zu stürzen. Hier war der wohl auch auffälligste Klientelwechsel zu verzeichnen. Kurzhaar-Haarcore/Grind-Beshirtete raus, ein im Schnitt wesentliches älteres und finster drein blickendes Publikum rein. Wobei man an dieser stelle einmal die zwei alten Damen in rotem Strickpulli erwähnen sollte, die fasziniert den Marduk\’schen Klängen folgen sollten. Bei rotem Licht und Nebelschwaden, die das Publikum bis in die hinteren Ränge umschlungen, präsentierte sich MARDUK on stage schließlich wie gewohnt in brutalst düsterer Manie. Dabei durften natürlich Sirenen wie Artilleriefeuer nicht fehlen. „Nowhere, No-One, Nothing“ war nur einer der Titel zum Aufwärmen, denn anschließend fiel der Engel des Todes, „Azrael“, über die Metalheads hinweg und nur wenig später rollte die „Panzerdivision Marduk“ vor. Der Sound, der dem babylonischen Gott relativ oft zum Verhängnis wird, konnte hier hingegen auftrumpfen, so dass man sich eines astreinen Mixes erfreuen durfte. Abgeschlossen wurde mit „Baptism By Fire“ der noch einmal den letzten Funken Rechtschaffenheit aus dem C-Club bannte und eine sichtlich zufriedene, auf Zugabe bestehende Fanmasse zurück ließ.

  1. On Darkened Wings
    02. Nowhere, No-One, Nothing
    03. Prochorovka: Blood And Sunflowers
    04. Azrael
    05. Panzer Division Marduk
    06. The Black Tormentor Of Satan
    07. Womb of Perishableness
    08. Warschau 2: Headhunter Halfmoon
    09. Materialized In Stone
    10. Baptism By Fire

Nach dem zerstörerischen Chaos zuvor wurde mit TRIPTYKON der Vorhang für Doom der finstersten Sorte geöffnet. Die zwar erst 2008 gegründete, nach der Auflösung von Celtic Frost aber rapide an Zuspruch gewinnende Band, ist heuer längst zum Kult geworden und schaffte es somit sofort die gesamten Fanmassen mit ihrer frostig düsteren Aura zu vereinnahmen. Zudem sie intern praktisch als Celtic Frost-Nachfolgeband tituliert wird. Ob man diesen Ruf loswerden will, war anhand der Setlist äußerst fraglich, wurden doch zur guten Hälfte Songs von eben jenen zum Besten gegeben. Für Fans dieser Sparte somit ein Muss. Das Publikum insgesamt war da geteilter Ansicht. Die eher wegen Milking the Goatmachine Gekommenen, verkrümelten sich so lange vor die Halle, während nicht wenige, extra für TRIPTYKON Angereiste, sich den monotonen Hymnen, wie z.B. „Goetia“ oder „Procreation“ vollkommen hingaben oder beim Anblick der intensiven Ausstrahlung von Thomas Gabriel Fischer und Co wohlig erschauderten.

  1. Procreation (Of The Wicked) (Celtic Frost-Cover)
  2. Coetia
  3. Circle Of The Tyrants (Celtic Frost-Cover)
  4. Descendant
  5. Into The Crypts Of Rays (Celtic Frost-Cover)
  6. The Prolonging

Das Ende des Tages war erreicht. Aber kein Grund müde zu sein. In einer ihrer Hochburgen zu Gast wurde KATAKLYSM mit Begeisterung und Vorfreude empfangen und bildete damit den klaren Höhepunkt des Abends. Mit „Let Them Burn“ wurde der Auftritt eingeleitet, woraufhin umgehend zahlreiche Mähnen zu kreisen begonnen. Auch der Security vor der Bühne bekam beim einzigen Crowdsurfer des Abends zum ersten Mal eine Beschäftigung. Dieser oder besser diesE wurde auch gleich von Maurizio aus dem Bühnengraben mit den Worten „Familie“ auf die Bühne selbst gehievt und nach einer gemeinsamen Headbabnging-Action herzlichst umarmt. Ob das nun wirklich ein Familienmitglied war, wer weiß. Dass der Aufforderung nach mehr solcher Aktionsbeispiele niemand folgte, war wohl der Kenntnis der Einheimischen um die Konstruktion bzw. dem Vorhandensein nur eines Securities verschuldet.
Doch die Show ging ungebremst weiter. Ab „Where The Enemy Sleeps“ gab es kein Halten mehr. Erhobene Hörner, Moshpit und Jubelrufe waren Vergeltung für die grandios dargebotene Show. Kurze Pausen wurden für nette Pläuschchen mit dem Publikum genutzt, wobei Sänger Maurizio Iacono seine Vorliebe für rote Haare offenbarte. Sogar mit einigen Worten auf Deutsch, die wohl den mitgereisten Triptykon oder Lost dreams zu evrschulden waren; oder vielleicht auch nur den gefühlt 1000 Auftritten in Deutschland. „Prevail“ leitete leider schon, für viele vermutlich zu schnell, das Ende des Abends ein. Für eingesessene Berliner ein wenig abrupt, war man doch den All-Time-Player „In Shadows And Dust“ gewohnt. Allerdings ließen es sich KATAKLYSM nicht nehmen, sich noch einmal bei ihren treuen Fans herzlichst zu bedanken.

  1. Let Them Burn
  2. Manipulator Of Souls
  3. Push The Venom
  4. The Ambassador Of Pain
  5. Taking The World By Storm
  6. Where The Enemy Sleeps
  7. As I Slighter
  8. Numb & Intoxicated
  9. Illuminati
  10. In Words Of Desperation
  11. At The Edge Of The World
  12. Crippled And Broken
  13. Prevail

Summa summarum ein äußerst gelungener Abend. Vor allem muss man an dieser Stelle Rock The Nation mal ein Lob für die Zusammenstellung der Gesamtkombo aussprechen. Abwechslungsreich, dennoch in sich stimmig. Genau von dieser Sorte bitte mehr. Dennoch bleibt die Anzahl der Bands nach wie vor ein Minuspunkt. Wenn man solch eine Tour unter der Woche auftreten lässt, dies bei Beginn 18:00 Uhr, arbeiten die Meisten noch bzw. befinden sich auf dem verzweifelten Weg, rechtzeitig zum Konzert zu kommen, was in einer total unnützen Verheizung der ersten (beiden) Band(s) endet.

Publiziert am von Diana Muschiol

Fotos von: Diana Muschiol

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