Der bayerische Liedermacher HANS SÖLLNER absolvierte seinen ersten Auftritt vor fast 40 Jahren in der Münchner Kleinkunstbühne Robinson. Mittlerweile hat er vor allem in seiner Heimat einen legendären Status inne, der auch in Augsburg für zahlreiche ausverkaufte Konzerte sorgt. So auch an diesem Abend im Rahmen des Sommer-Open-Airs Sommer am Kiez, dass wieder auf dem Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhausener Bahnhof stattfindet. Als Support mit dabei: DONKEYHONK COMPANY, die in Mundart eine Mischung aus Blues, Folk und Alternative Country im Gepäck haben.
Es ist auch tatsächlich bereits eine ansehnliche Menge versammelt, als die drei Musiker der DONKEYHONK COMPANY ihr Set eröffnen. Das ist sicherlich auch den Temperaturen jenseits der 30 Grad und dem nett angelegten Biergarten innerhalb des Konzertareals geschuldet. Wie sich dann aber herausstellt kann das Trio auch mit seiner Musik durchaus überzeugen. Mit Kontrabass, Gitarre, Banjo und Schlagzeug zelebrieren Lametto, Pedl und Da Wig ihren bayerischen Outlaw Rock’n’Roll voller Hingabe und mit sichtbarer Freude. Im Publikum sind somit auch erste Tanzbewegungen sichtbar. Vor allem das Johnny-Cash-Cover „Sixteen Tons“ weiß zu überzeugen, aber auch die Eigenkompositionen sind interessant anzuhören. Leider kämpft Sänger Lametto desöfteren mit Verständnisproblemen, was den Genuss der Songs sicherlich etwas trübt. Auch hat die Band einen deutlichen Motörhead-Einschlag in ihrem Sound, was nicht nur durch die Lemmy-Shirts der Musiker unterstrichen wird. Insgesamt ein Einstieg, der auf seine dynamische Art in Ordnung geht.
Lauter Jubel brandet schließlich auf als HANS SÖLLNER und seine Band BAYAMAN‘ SISSDEM die Bühne betreten. Der Sänger erklärt zu Beginn, dass er das Konzert heute leider im Sitzen spielen muss, da er „Probleme mit seinem G’stell hat“ und lässt gleich eine Ansprache an Söder, Seehofer und den Umgang der Italiener mit Flüchtlingen vom Stapel. SÖLLNER hat viel zu sagen und ist emotional wie eh und je, dies wird gleich zu Beginn klar als er prophezeit, dass wir die Nächsten sind, die flüchten werden, wenn sich an der aktuellen Politik nichts verändert. Passend dazu startet er sein Set mit „Das kloane Lied vom Frieden“. Als im Anschluss das kultige „Mei Voda hod an Marihuanabaum“ angestimmt wird haben die Musiker das Publikum bereits fest in ihren Bann gezogen und laute Mitsing-Chöre schallen durch das Rund.
Zum Titel „Für ein afrikanisches Mädchen“ hat SÖLLNER ebenfalls eine Story parat: Er sammelte einmal bei einem Konzert Geld gegen Genitalverstümmelung und für Schulbildung von Mädchen in Afrika. Sein Ausspruch „Ich sammel mit der Bixn für die Bixn“ sorgte eins bei einer zuständigen Politikerin für Unmut. Auch heute sammelt er Geld für sein Engagement, jedoch mit einer „alten Schachtel“. Die ungebrochene Energie des HANS SÖLLNER für Menschlichkeit und Gerechtigkeit ergießt sich in der Folge mit den Songs „A Drecksau is A Drecksau“ und „Hoffnung“, letzteres inklusive der mitreißenden Textzeile „Das irgendwann amoi wer vasteht das Babylon brenna muas, weils freiwillig ned geht“. Entsprechend vergleicht er die CSU mit der AfD und ruft dazu auf bitte keine der beiden Parteien zu wählen. Zum Tanzen animiert nochmal „Lass fliagn’s deine Dreads“, bevor „Boarischa Krautmo“ und „Liebe“ eher eine besinnliche Stimmung hervorrufen. Diese wird mit der ersten Zugabe „Freiheit“ als Hommage an Horst Seehofer weitergetragen, ehe der Hit „Edeltraut“ das Set nach rund zwei Stunden beendet und das Publikum nochmal entsprechend mitreißt. Die zahlreichen Rufe nach „Hey Staat!“ verschallen ungehört in der beginnenden Nacht und die Zuschauer treten ihren Heimweg an.
01. Das kloane Lied vom Frieden
02. Mei Voda hod an Marihuanabaum
03. Schamts eich ruhig für mi
04. …sogar der Wind liagt
05. Sturm
06. Für ein afrikanisches Mädchen
07. Viet Nam
08. A Drecksau is a Drecksau
09. Hoffnung
10. Nordwind
11. Lass fliag’n deine Dreads
12. Boarischa Krautmo
13. Liebe
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14. Freiheit
15. Edeltraut
HANS SÖLLNER unterstreicht und zeigt an diesem Abend, dass er auch im Jahr 2018 nichts an seiner Bissigkeit und direkten Art eingebüßt hat. Diese politische Motivation gepaart mit seinen eingängigen Hits und tiefgreifenden Stücken, sowie seiner Erfahrung macht diesen Auftritt zu einem intensiven Erlebnis. Auch der Support DONKEYHONK COMPANY liefert einen anständigen Job ab, der vor allem durch ihre Spielfreude ein großes Plus erlebt. Das bunt gemischte Publikum kann mit diesem Konzert mehr als nur zufrieden sein, zaubert SÖLLNER doch eine besondere Atmosphäre des Friedens und der Freude, die einem beim Verlassen des Areals erst so richtig bewusst wird.