Konzertbericht: Gojira w/ Code Orange, Car Bomb

30.03.2017 München, Theaterfabrik

Bereits letztes Jahr tourten GOJIRA als Support für Alter Bridge durch Europa. Nun kehrt die französische Öko-Band, die bekannt dafür wurde, extrem brachiale und progressive Death-Metal-Hymnen über ganz unmetallische, grüne Themen wie Plastikmüll oder Massentierhaltung zu schreiben, mit CODE ORANGE und CAR BOMB als Support zurück. In München hat sich das Trio die Theaterfabrik als Location für ihre Headlinertour zu ihrem aktuellen Werk „Magma“ ausgesucht. An sich eine nachvollziehbare Wahl – wenn an diesem Abend nicht anscheinend die Belüftungsanlage der Halle ausgefallen wäre (oder absichtlich abgestellt wurde). Schon bei Konzertbeginn vernebeln unangenehm hohe Temperaturen und stickige Luft die Sinne der Anwesenden.


CAR BOMB eröffnen den Abend mit einer Mischung aus Meshuggah, The Dillinger Escape Plan und Tech-Death-Metal. Immer wieder bauen die New Yorker mächtige Klangwände auf, die in ihrer Kombination aus mechanischem Riffung und ballernder Doublebass an die legendären Schweden erinnern, ehe CAR BOMB mit einer mathigen Einlage und wildem Geschrei The Dillinger Escape Plan huldigen und es dem Hörer gleichzeitig schwer machen, sich während der Grooves in einem wohligen Gefühl zu verlieren. Dass die vier Musiker wie die Zinnsoldaten auf der Bühne stehen und sich kaum bewegen, ist dabei nicht mangelnder Lust, sondern schlicht fehlendem Platz geschuldet. Dafür bewegt sich das Publikum ein wenig, indem der eine oder andere Kopf geschüttelt und nach den Songs diverse Fäuste gereckt werden. Mit diesem Auftritt werden CAR BOMB zwar sicher nicht zur neuen Lieblingsband der Anwesenden avancieren, ein gelungener Auftritt und eine starke Eröffnung des Abends waren diese rund 30 Minuten aber fraglos. [CE]


Nach einer knappgehaltenen Umbaupause, die nun deutlich mehr Platz auf der Bühne bietet, erlischt die Hallenbeleuchtung, die Bühne wird in rotes Licht getaucht und mit düsteren elektronischen Klängen beginnen CODE ORANGE ihr Set. Bereits nach wenigen Sekunden des brachialen Openers „Forever“ bildet sich ein amtlicher Pit in der Theaterfabrik, der das gesamte Set überstetig anwächst. Befeuert von anpeitschenden Ansagen von Drummer Jamie walzen sich CODE ORANGE bei perfektem Sound durch dekonstruierte Breakdowns, suhlen sich in elektronischen Sludgelawinen und sorgen dafür, dass die Temperatur in der Theaterfabrik in Saunagefilde ansteigt. Nach zehn Nummern und 40 Minuten Spielzeit verabschieden sich CODE ORANGE vom Publikum. Auch als Hardcore-Band haben die fünf MusikerInnen mit diesem schweißtreibenden, energiegeladenen Auftritt sicherlich viele neue Fans aus dem Metalbereich hinzugewinnen können. [BL]

  1. Forever
  2. Kill The Creator
  3. My World
  4. Bleeding In The Blur
  5. The New Reality
  6. I Am King
  7. Slowburn
  8. Ugly
  9. Spy
  10. The Mud


Als GOJIRA dann mit „Only Pain“ von ihrem aktuellen Album „Magma“ ihr Konzert starten, hat die Halle bereits Saunatemperaturen erreicht. Das merken auch die Franzosen selbst und betonen wiederholt, wie verdammt heiß es gerade auf der Bühne ist. In Sachen Einsatz lassen die Prog-Deather sich dadurch allerdings nicht unterkriegen: Mit einer wie immer energiegeladenen Show präsentieren die Duplantier-Brüder und ihre Mitmusiker wie immer präzise wie ein Uhrwerk einen außerordentlich gut zusammengestellten Querschnitt durch ihre Diskographie. Die Fans zeigen sich dabei bei altem und neuem Material gleichermaßen textsicher und gröhlen begeistert markante Textstellen mit. Dass der Sound leider stellenweise nicht so ganz mitspielt, indem er zwar im Tiefenbereich druckvoll und klar donnert, sämtliche Gitarrenmelodien aber fast gänzlich verschluckt, ist bei so einer Show glücklicherweise verkraftbar.

Heimlicher Star der Band ist auch dieses Mal Drummer Mario. Bei Songs wie „The Cell“, „Oroborus“ oder dem Überhit „Toxic Garbage Island“ beweist er eindrucksvoll seine Groovekünste und seinen wiedererkennbaren Stil und darf dann in der Mitte noch ein ausgedehntes Drumsolo vortragen, das vom merklich musikalischen Publikum mit Klatschen begleitet und anschließend bejubelt wird. Ob es nun der Hitze geschuldet ist oder bereits vor dem Konzert entschieden wurde, die Setlist unterscheidet sich jedenfalls von denen der restlichen Tour. So fehlt beispielsweise der Titeltrack des Vorgängers „L’Enfant Sauvage“ vollständig, wodurch das Album an diesem Abend gar nicht vertreten ist. Trotz dieser Umstände sieht man den Fans nach dem Konzert eine Mischung aus Zufriedenheit und Erschöpfung an, sodass die Rückkehr von GOJIRA nach München als voller Erfolg gewertet werden kann. [SB]

„This was the hottest night of my life“ erzählt einer der Musiker von GOJIRA am Ende ihres Auftritts – eine durchaus treffende Zusammenfassung. Bei unmenschlichen Temperaturen bieten alle drei Bands jeweils auf ihre eigene Art wahnsinnig energetische Shows, die den Abend zu einem vollen Erfolg machen. Besonders GOJIRA selbst beweisen erneut, dass ihr kometenhafter Aufstieg in den letzten Jahren absolut berechtigt ist. Doch auch CODE ORANGE und CAR BOMB zeigten ihre bemerkenswerten Qualitäten, sodass man sich auf die Rückkehr aller drei Bands freuen kann.

Publiziert am von , und Simon Bodesheim

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert