Konzertbericht: Gojira w/ Alien Weaponry, Employed To Serve

02.03.2023 München, Zenith

Mehrfach mussten GOJIRA ihre Europatour zum 2021 erschienenen Album „Fortitude“ (teilweise) verschieben. Besonders lang mussten sich dabei die Fans in München und Wiesbaden gedulden: Hier kommt man erst im März 2023 in den Genuss von Nachholshows. In München hat sich nicht nur das Datum, sondern auch die Location mehrfach geändert: Von der ursprünglich gebuchten Theaterfabrik wurde die Show zwischenzeitig in die Tonhalle und schlussendlich ins Zenith verlegt.

Das stellt sich am Konzerttag als nachteilig heraus. Denn anders als die beiden anderen Clubs ist das Zenith öffentlich nur mit der U-Bahn angebunden. Dass sich Deutschland als Willkommensgeste für die Franzosen ausgerechnet einen Streik im Nahverkehr ausgedacht hat, schürt darum nicht nur „Cultural Appropriation“-Bedenken, sondern ist für Fans der Umweltaktivisten ein echtes Problem: Ohne Auto ist es für Menschen aus der Innenstadt heute quasi unmöglich, zum Konzert nach Freimann zu kommen.

EMPLOYED TO SERVE im März 2023 im Zenith in MünchenAber auch bei den Bands dürfte sich die Begeisterung in Grenzen halten: Weit nach Einlass um 18:00 Uhr ist der Andrang vor der Halle noch immer sehr überschaubar. Leidtragende sind vor allem EMPLOYED TO SERVE. Als diese um 19:30 Uhr den Abend eröffnen, ist das hinten abgehängte Zenith noch lange nicht so voll, wie es sein könnte – und später am Abend erfreulicher Weise auch sein wird. Trotzdem kann die britische Band um Sängerin Justine Jones schon für Stimmung sorgen: Musikalisch ist der Mix aus Metalcore und Thrash, der bisweilen stark an Lamb Of God erinnert, nicht revolutionär – mit guter Laune und einer astreinen Performance können EMPLOYED TO SERVE das Publikum aber trotzdem schon zu einem formidablen Circlepit motivieren. Von „unvergesslich“ ist die nur etwa 25-minütige Show weit entfernt – als Aufwärmübung aber allemal geeignet.

ALIEN WEAPONRY im März 2023 im Zenith in MünchenMit ALIEN WEAPONRY steht nach einem Blitz-Umbau bereits um 20:00 Uhr einer der aufstrebendsten Newcomer der Metal-Szene auf dem Programm: Die Band aus Neuseeland mischt Thrash Metal mit Elementen aus der Kultur der Māori, denen zumindest Teile ihrer Familien angehören. So eröffnet Drummer Henry de Jong die Show standesgemäß mit einem Haka, ehe sein Bruder Lewis de Jong und Bassist Tūranga Morgan-Edmonds auf die Bühne kommen und die Herzen des Publikums im Sturm erobern.

ALIEN WEAPONRY im März 2023 im Zenith in MünchenDass die Band auch live nur als Trio agiert, lässt sich beim Sound nicht ganz kaschieren: Obwohl einiges vom Band beigemischt wird, klingen die Songs stellenweise nicht so fett, wie sie klingen könnten. In Sachen Show fehlt ALIEN WEAPONRY dafür nichts: Die drei Youngster überzeugen mit einer dynamischen Performance. Musikalisch erklärt die 40-minütige Show der Hype zwar nicht so ganz (alte Soulfly lassen grüßen) – doch das sympathische Auftreten rechtfertigt den Erfolg.

 

  1. Kai Tangata
  2. Holding My Breath
  3. Raupatu
  4. Hatupatu
  5. Ahi Ka
  6. Tangaroa
  7. Blinded

GOJIRA im März 2023 im Zenith in MünchenHinter einem weißen Vorhang wird sodann die Bühne für GOJIRA vorbereitet – ein darauf projezierter Countdown sorgt in den letzten Minuten dafür, dass die Spannung auf den Headliner fast greifbar wird. Als dann zu „Born For One Thing“ der Vorhang fällt, könnte die Stimmung im mittlerweile trotz Streik mehr als gut gefüllten Zenith kaum besser sein – und zwar vor wie auch auf der Bühne: Während das Publikum GOJIRA euphorisch willkommen heißt, kann Sänger Joe Duplantier seine Freude über diese Resonanz kaum verbergen. Warum, erklärt er später in einer der wenigen Ansagen. Als GOJIRA in anderen Ländern schon längst ein großer Name waren, sei es für die Band in Deutschland immer noch schwierig gewesen: „Wir dachten, ihr Deutschen mögt uns einfach nicht!“

GOJIRA im März 2023 im Zenith in MünchenNun aber scheinen in dieser einst komplizierten Beziehung alle Zeichen auf Happy End zu stehen. Denn GOJIRA, die im Zenith bislang nur zweimal als Support-Act spielen durften, werden mit ihrer heutigen Headliner-Show von rund 5.000 Fans moshend, schreiend und crowdsurfend abgefeiert. Mit Pyrotechnik, Konfetti, Luftschlangen und einer riesigen LED-Wand haben die Franzosen allerlei Showelemente mitgebracht. Die eigentliche Attraktion ist aber ganz klar die Performance des Quartetts: Präzise wie eine Maschine trommelt Mario Duplantier das Fundament der vertrackten Groove-Metal-Songs – nicht ohne dabei unzählige Drumsticks ins Publikum zu schleudern oder in den Pausen seines Drum-Solos die Fans mit einem großen „Lauter Zefix!“-Pappschild anzufeuern beziehungsweise einem „Sauguad!“-Schild zu loben. Die restlichen Musiker spielen dazu, als wären GOJIRA ein menschliches Uhrwerk: Perfekt greifen Trommelschläge und angeschlagene Saiten ineinander und machen die Finesse der Songs regelrecht spürbar.

 

  1. Born For One Thing
  2. Backbone
  3. Stranded
  4. Flying Whales
  5. The Cell
  6. The Art Of Dying
    — Drum Solo
  7. Grind
  8. Another World
  9. L’Enfant Sauvage
  10. Our Time Is Now
  11. The Chant
  12. Amazonia
  13. Silvera
  14. New Found
  15. The Gift Of Guilt

Nach der Zugabe aus drei Songs (inklusive dem finalen „The Gift of Guilt“) und insgesamt rund einer Stunde und 40 Minuten Spielzeit verabschieden sich GOJIRA sichtlich zufrieden vom Münchner Publikum, das nicht weniger zufrieden zurückjubelt. Mag sein, dass es GOJIRA in Deutschland schwerer hatten als in anderen Ländern. Aber auf die Fans, die sie sich mittlerweile erspielt haben, können sie zweifelsohne auch künftig zählen.

GOJIRA im März 2023 im Zenith in München

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5 Kommentare zu “Gojira w/ Alien Weaponry, Employed To Serve

  1. War in Wiesbaden, da hatten sie aufgrund der Größe einiges an Effekten wie Pyro weggelassen. War scheißegal, die Musik hat einfach alles andere übertroffen. Ich habe lange nicht mehr einen so perfekten Konzertsound gehabt, da hat alles gestimmt. Drums, Abmischung, Lautstärke und dann auch noch Instrumente in Perfektion gespielt. Hatte viel erhofft und trotzdem positiv überrascht worden, ganz große Klasse. Moritz, du schreibst häufig eher negativ vom Sound im Zenith, wenn ich es richtig im Kopf habe. Wie war es diesmal? Kann ein guter Sound Engineer da was retten?
    Unabhängig vom Sound, die Band hat gezeigt warum der Hype um sie gerechtfertigt ist. Wer so nischige, aggressive Prog-Rhythmen mit trotzdem so viel Eingängigkeit und Headbang-Potential schreiben kann, gehört zurecht in den Metal-Olymp.

    1. Das Zenith ist in München sehr umstritten. Tatsächlich finde ich es im Regelfall nicht so schlimm wie viele andere, bei HSB zuletzt wars leider nicht so dolle, hier hats dafür meiner Ansicht nach voll gepasst. Ist aber bei der Hallengröße und Struktur (mit den ganzen Industrie-Einbauten/Metallträgern) extrem davon abhängig, wo man steht.

      1. Fand insbesondere bei Gojira, dass die Akustik eigentlich wirklich gut gepasst hat. Das gelegentliche Hallen im Zenith hat den Sound fast schon unterstützt.

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