Konzertbericht: God Is An Astronaut w/ Leech, Andrássy

2009-04-15 Feierwerk München

Das Feierwerk bläst dieser Tage zum großen Post Rock-Angriff und so waren es, nachdem am 09. April Verstärker und Mono die gemütliche Halle beehrten waren es nun ANDRÁSSY, LEECH und GOD IS AN ASTRONAUT, die im Hansa 39 aufspielten. Bekannt waren mir zuvor nur die Schweizer LEECH, deren Album „The Stolen View“ bereits zu beeindrucken wusste, sich aber im Nachhinein nicht endgültig in den Gehörgängen festgesetzt hatte. Dennoch, in Verbindung mit dem guten Ruf GOD IS AN ASTRONAUTs reichte es dann doch, die 15€ hinzublättern.
Obwohl es bereits auf der Feierwerk Homepage hieß, man habe die Show wegen der großen Nachfrage ins größere Hansa 39 verlegen müssen, stellte sich dennoch ein kleiner Schock ein als bei unserer Ankunft um viertel nach acht, also bereits nach offiziellem Beginn, eine mehrere Meter lange Schlange den Eingang blockierte. Erst nach einer halben Stunde Wartezeit war man dann in der dementsprechend gut gefüllten Halle angekommen. Fünf Minuten später begannen dann ANDRÁSSY ihr etwa halbstündiges Set. Als einzige Band des Abends, die Gesang tatsächlich als solchen verwendete, wussten die Münchner über weite Strecken dennoch zu überzeugen. Abwechlungsreiche Instrumentierung, Wechsel zwischen cleanen und elektronisch verzerrten Vocals sowie die typischen Soundwände – An sich war alles in Ordnung. Einzig etwas negativ fiel auf, dass die meisten Synthies und Keyboards vom Band kamen, was die Songs natürlich nicht schlechter machte, aber doch einen etwas schalen Beigeschmack hinterließ. Außerdem kam mir die Schlagzeug-Unterlegung bisweilen etwas zu hart für die Riffs vor, aber als echten Kritikpunkt anführen will ich es nicht, da dieser Eindruck auch sehr durch den schwankenden Sound bedingt gewesen sein kann. ANDRÁSSY boten auf jeden Fall interessante Musik und hinterließen auch beim Publikum einen guten Eindruck. Kann man sich merken.

Zwanzig Minuten Pause und schon gings weiter mit LEECH. Und wenn ich befürchtet hatte, der Spaß könnte aufgrund der vielen überlangen Instrumentalsongs etwas langatmig werden, war das genaue Gegenteil der Fall. LEECH zogen einen von der ersten bis zur letzten Sekunde in ihren Bann und zeigten eindrucksvoll, dass es keineswegs einen Sänger braucht, um mitreißende Liveshow zu bieten. Das komplette Team an der Front bestehend aus den drei Axemen Marcel und Urs Mayer sowie David Hofmann, die zumeist alle Gitarre, zwischendurch aber auch mal Bass, Piano oder Synthesizer bedienten gingen sehr mit der Musik mit und ließen Shoegaze so als alles andere als statische Musik erscheinen.
Das eigentlich beeindruckende war aber die Wirkung der Songs selbst, die immer sehr stimmungsvoll durch Lightshow untermalt wurden: Wo im Studio einige Passagen vielleicht noch kalt ließen, erschlug einen die Wucht eines jeden Songs live regelrecht. Erst hier, bei voller Lautstärke, wurden die ausgefeilten Strukturen, auf denen jeder Song aufbaute klar und entfalteten so erst die angestrebte Wirkung. Exemplarisch dafür war das finale „Inspiral“. Im Prinzip nur eine Hand voll verschiedener Riffs in 13 Minuten Laufzeit, die aber durch wirkungsvolle Aneinanderreihung und aufbauender Instrumentierung immer weiter anschwellen um sich schließlich in tiefgehend emotionalen Ausbrüchen zu ergehen. Sie ist nicht wirklich in Worte zu fassen, diese Kraft und dieser Ausdruck, die die Songs, die überwiegend von der „The Stolen View“ stammten, im Laufe der Show aufbauten. Überhaupt wirkte das Ganze nicht wie eine Aneinanderreihung von Songs, sondern wie ein einziges großes Konzept, das über eine Stunde hinweg durch Höhen und Tiefen führte um dann zum Ende von „Inspiral“ mit fast völlständig ausgeleuchteter Halle, maximaler Lautstärke und einem absolut göttlichen Riff fulminant zu enden. Spätestens hier wurde wohl auch der Letzte im Publikum von der Atmosphäre LEECHs erfasst, was sich in entsprechendem anschließenden Applaus äußerte. Absolut großartig, was die Schweizer hier zelebrierten.

Setlist:
1. Silent State Optimizer
2. Oktober
3. Totem & Tabu
4. The Man With The Hammer
5. Inspiral

GOD IS AN ASTRONAUT überraschten dann prinzipiell auf ähnliche, aber doch irgendwo andere Weise: Wo LEECH sich für jeden Song mindestens acht Minuten Zeit nahmen, setzten GOD IS AN ASTRONAUT ein ähnliches Konzept in deutlich kürzeren Songs um: Die Iren führten quasi jeden Song innerhalb von vier Minuten in eine ohrenbetäubende Soundwand über, die ich persönlich der Truppe ausgehend von den Alben überhaupt nicht zugetraut hätte und sich auch im Nachhinein nur sehr begrenzt auf diesen finden. An Heftigkeit wurden da jedenfalls im Vergleich zu den Studioversionen der Songs noch einige Schippen draufgelegt. Zu einzelnen Liedern kann ich mangels Kenntnis nicht viel sagen, insgesamt gab es aber doch ein ordentliches Paket an Abwechslung. Sofern das im Post Rock möglich ist, und hier fand ich dann auch einen kleinen Kritikpunkt an diesem grundsätzlich äußerst genialen Abend: Nach etwa 2 ½ Stunden Dauerbeschallung mit Musik, die live davon lebt, an motörhead’schen Lautstärke-Rekorden zu kratzen ist es irgendwann auch genug. So war für mich um 12 dann auch Schluss, als man etwa bei einer Stunde Spielzeit angekommen war. Dennoch überzeugten auch GOD IS AN ASTRONAUT selbstverständlich durch eine tolle Performance und eine tolle Stimmung, die das Trio auf der Bühne zu erzeugen wüsste.

15€ waren alles in allem also ein absoluter Witz dafür, dass man zwei der qualitativ hochwertigsten Post Rock-Bands überhaupt zusammen mit interessantem Support zu sehen bekam. Da alle Beteiligten auch noch sichtlich Spaß an dem Gig hatten und das in der Performance auch zeigten, bleibt bis auf das angesprochene Kleinigkeit nichts, was unstimmig an diesem Abend war, im Gegenteil konnte man sich abermals überraschen lassen, wie viel Stimmung und Abwechslung es auch im Post Rock gibt. Gerne wieder!

Publiziert am von Marius Mutz

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