Konzertbericht: Full Of Hate (Cannibal Corpse w/ Behemoth & Support)

2012-02-25 - 03-03 Geiselwind, Berlin, Leipzig, Gießen

Rock The Nation ist mittlerweile eingängig im Hirn verankert, wenn es darum geht, die härtesten als auch gefragtesten Touren zusammenzustellen und quer durch Europa zu jagen, aber mit der FULL OF HATE scheinen sie definitiv alles vorherige in den Schatten zu stellen. Was 2009, zehn Jahre nach dem letzten Full Of Hate Osterfestival mit einem absolut ansehnlichen Vierer-Line Up (Amon Amarth, Obituary, Legion Of The Damned, Keep Of Kalessin) die Tradition eines großen Namens fortführen sollte, 2010/11 pausierte, kehrt anno 2012 mit umso mächtigeren Hochkarätern in sechsfacher Zahl zurück.Insgesamt acht restlos ausverkaufte Shows, und selbst, wenn dies nicht der Fall war, konnte man sich nie über zu spärlich gefüllte Hallen beklagen. CANNIBAL CORPSE als Headliner sind allein schon Argument genug, dies zusammen mit den mittlerweile fest am deutschen Thrashfirmament etablierten LEGION OF THE DAMNED, kombiniert mit den Rasantaufsteigern gleichen Genres SUICIDAL ANGELS und der brutal erfolgreichen Knüppelkombo MISERY INDEX, garniert mit den Rock The Nation Award-Gewinnern 2011 NEXUS INFERIS als I-Tüpfelchen,kann so ein Package nur erfolgreich sein. Absoluter Anzugspunkt waren jedoch,was wiederholt bei jeder Show bewiesen werden sollte: BEHEMOTH. Denn der heimliche Untertitel der Tour lautete wohl: „Nergals Return“ – Worte, die man Abend für Abend von Maurice Swinkels entgegengeschleudert bekam und die jedes Mal für ohrenbetäubenden Applaus sorgten.


Und da solch eine Tour an einem Abend gar nicht richtig gewürdigt werden kann, war Metal1.info für euch neben München auch noch bei vier weiteren Shows zur ausgiebigen Berichterstattung zugegen.

Nachdem sich die Tour nach dem Auftritt in Bayerns Landeshauptstadt (Bericht hier ) erst einmal über die Grenzen Deutschland hinaus verkrümelte, war sie exakt eine Woche später zurück; das in Geiselwinds MusicHall.

Diesmal konnte man allerdings kein weiteres Sold Out vorweisen. Nicht verwunderlich, denn der Strohofer Erlebnisrasthof (von dem die MusicHall ein Teil ist) punktet nicht gerade mit verkehrsfreundlicher Anbindung sofern man kein stolzer Autobesitzer ist.

Dennoch, wie bereits im Münchener Backstage hatte sich vor Einlass (17:00 Uhr) bereits eine kleine Menge vor den Veranstaltungstoren versammelt. Größere Scharen blieben jedoch noch aus und sollten sich erst knapp zwei Stunden später zu SUICIDAL ANGELS einfinden. Somit spielten die Opener NEXUS INFERIS auch hier weder vor rigoros begeisterter noch voller Halle. Man möchte nochmals betonen: Was die Briten abliefern, ist auf keinen Fall schlecht, im Gegenteil. Doch die Erwartungen aufgrund des letzten Monats stattgefundenen exorbitanten Werbehypes können die Vier kaum erfüllen. Gemessen an der Woche zuvor, konnten auch SUICIDAL ANGELS vergleichsweise wenig überzeugen. Zwar kam innerhalb der ersten Reihen ein wenig mehr Bewegung in den Laden, ansonsten lauschte die Menge lediglich interessiert der griechischen Thrashpower, mehr jedoch nicht. Keine größeren Moshpits, keine Crowdsurfer und schon gar keine Publikumsschar auf der Bühne (was bei der Location allerdings rein logistisch auch nicht wirklich umsetzbar gewesen wäre).

Das sollte sich bei der US-Erfolgsbrigade MISERY INDEX gnadenlos ändern; man gewahrte nicht nur die ersten größeren Massenbewegungen des Abends, sondern es kam auch der erste Crowdsurfer erfolgreich über die Menge geschwommen. An diesem Punkt war schon abzusehen, dass Death wie Grind, und erst recht die perfekte Mischung der Knüppelbrigade dort zu Orte hoch punkten konnten.
LEGION OF THE DAMNED erfüllen zwar nur das „Death“, das wiederum nur zu einem geringen Teil – man verschreibt sich bekannter Weise eher dem knallharten Thrash – , waren aber nichtsdestotrotz die am zweitmeisten gefeierte Band der Veranstaltung. Wer freilich Setlistenänderungen erwartete, wurde enttäuscht, dies galt aber für ausnahmslos alle Bands. Sah man diese Shows im Allgemeinen das zweite oder auch dritte Mal, ging einem auf, wie viel wirklich an Performance und Ansagen bis ins kleinste Detail geplant waren. So kann man allerdings auch nie wirklich behaupten, die Performances wären schwächer als die Tage zuvor gewesen. Das professionelle Niveau wurde zweifelsfrei gehalten, die Variabilität lag eher in der Publikumsresonanz.
Diese war auch bei BEHEMOTH weiterhin grandios. Allein das Bühnenbild: zum Intro von „Ov Fire And The Void“ dichter Nebel bei eiskaltem Blau, Inferno erklimmt seinen Platz, Sticks in Kreuzform in die Höhe, Orion und Seth nehmen sicheren Schrittes Position ein. Spots on. Nergal erscheint. Die letzten Töne des Intros. Ausgebreitete Armee, man sieht einzig die Silhouetten im Gegenlicht.


Drei, zwei, eins, Start für eine Stunde ungebrochene Power, die nicht einmal erahnen ließ, dass die Kombo schon seit knapp drei Wochen ununterbrochen on Tour war. Das Set wurde ohne Fehler mit einer dermaßenden Professionalität durchgezogen, dass es einem schlichtweg die Sprache verschlug. Dazu wirkte die Performance dennoch zu keinem Zeitpunkt gestellt oder künstlich und man sah dem Quartett in jeder Minute den Spaß von Liveperformance wie Publikumsreaktionen an. Man war sich am Ende sogar beinahe nicht mehr sicher, ob da von Nergals Seite diesen Abends nicht fast mehr fröhliche als songadäquate Metalmimik zu sehen gewesen war.
Auch in Geiselwind galt: nach solch einer Show auf die Bühne zu müssen, ist ein hartes Los und hätte nicht wenige Bands vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. Nicht so CANNIBAL CORPSE. Die Heroen des Tech Death brachten die Halle mit ihrer fetten Portion Old School, die einem nach wie vor auch aus Lichttechnik und Bühnenaktion entgegen sprang, erneut zum kochen. Hier lief es für die Amis in sum deutlich besser als in der bayrischen Hauptstadt, was auch an Corpsgrinders fettem Grinsen nicht zu übersehen war.

Nach diesem einen Date in deutschen Landes verzog sich die FULL OF HATE auch schon wieder flux Richtung Norden, um Stockholm, Gothenburg sowie Aarhus erfolgreich abzuklappern. Zurück war man fünf Tage später im Berliner Postbahnhof. Auch hier im Vorfeld nicht ausverkauft, allerdings sollten die restlichen Karten in Anbetracht der später bis zum Anschlag gefüllten Halle restlos weggegangen sein. Zur Einlasszeit war jedoch auch dort keinesfalls von Massen zu sprechen, wobei Ortskundige wussten: Wenn im metalübersättigten Berlin bei einer Sechs-Bandveranstaltung beim Opener mehr als eine handvoll Leute zugegen sind, holla, die Waldfee. Und nicht nur das war der Fall, sondern man zählte schon allein bei Pfortenöffnung eine Schar von gut drei Dutzend. Dies wohl bemerkt auch noch unter der Woche!
Somit konnten sich die UKler bei Anfang bereits über eine bis zur Hälfte gefüllte Halle freuen. Zudem kamen die Future Extreme Metaler mit ihrer Mischung aus diversen Soundsamples, treibenden Blastbeats und Keifgesang nicht nur extrem gut an; die Lichtshow, die sich zuvor in Dunkelheit, Nebel, Gegenlicht und … Dunkelheit auslebte, erlaubte im Postbahnhof erstmals mit augenfreundlicher Beleuchtung einen optischen Eindruck der fünf Gestalten von NEXUS INFERIS.

Nach 45 Minuten, einer Reihe wehender Mähnen und immer mehr begeisterten Gesichtern, wurde ordentlich Beifall offeriert, was jedoch nichts gegen die Begeisterung war, die SUICIDAL ANGELS entgegen gebracht werden sollte. Auch wenn man eigentlich keine typischen Kuttenträger gewahrte, lief das Publikum ab „Bloodbath“ heiß und feierte einen Hit nach dem anderen mit wehender Haarpracht, Circle und mehreren größeren Moshpits. Während die Griechen immer mehr in ihrer Nebelsuppe on stage verschwanden, füllte sich der Raum vor den Brettern stetig mit mehr und mehr mitgröhlenden zotteligen Metalmähnen. Spätestens ab dem Burner der „Sanctify The Darkness“-Scheibe „Apokathilosis“ konnte im vorderen Teil des Raumes keiner mehr stillstehen. Der Aufforderung Sänger Nick Melissourgos‘ nach einer ordentlichen Wall of Death quer durch den Raum kam man nur allzu zu gerne umgehend beim abschließenden „Moshing Crew“ nach und honorierte den tadellosen Gesamtauftritt am Ende des Songs mit einem Meer aus gen Decke gereckten Pommesgabeln. Von dem minutenlang anhaltenen Geklatsche ganz zu schweigen. Dort wird für die Griechen in Zukunft definitiv auftrittstechnisch was zu holen sein.

Da gab es bei MISERY INDEX dieses Mal schon mehr zu beanstanden, was aber weniger an der Band selbst sondern einfach an den technischen Gegebenheiten lag. Dort baute nämlich jemand extremsten Mist. „The Seventh Cavalry“ und „The Carrion Call“ zu Beginn machten den Eindruck, als ob spontan mehrere Boxen ausgefallen wären, der Bass war lediglich noch zu erahnen. Gesang und Gitarren zu leise, insgesamt verwaschener Soundbrei hoch drei der wirklich keinen Spaß mehr machte. Die Verärgerung war Grohlmaschine Jason deutlich anzusehen. Die Mienen aller sollten sich jedoch inmitten von „Partisans of Grief“ umgehend aufhellen, als es ein kurzes Knacken unweit der Boxen gab, man plötzlich wieder volles Rohr einen auf die Zwölf bekam und die Jungs ab da an ihr Talent gebührend der Menge entgegen schmettern konnten.


Von da an wurden sie auch wie man es von MISERY INDEX-Konzerten in Berlin kennt, nach Strich und Faden abgefeiert, mit Zurufen und Beifall überschüttet. Ja, so war man das Gespann dort gewohnt, denn neben allerart Core hat fetter Deathgrind in der Hauptstadt sein großes Publikum.

LEGION OF THE DAMNED erfreuten diesen Donnerstags als erste zur Abwechslung mit Deutschkenntnissen. Ansonsten änderte sich an der Show nicht viel zu vergangenen.

Gewohnt professionell, gewohnt begeisternd. Der mittlerweile knallevolle Postbahnhof tobte und die Legionäre wussten nach bester Manier, begleitet von einem stetig jeden Refrain mitbrüllenden Chor, alles in Schutt und Asche zu legen. Man dankte es mit ohrenbetäubendem Beifall.

Besser hätte man den Ball an BEHEMOTH nicht übergeben können. Intro und Präsenz episch gänsehauterzeugend -ja, auch noch beim dritten Mal. Es versteht sich von selbst, dass Nergal die Menge von der ersten bis zur letzten Sekunde in seine Bann zog. Die energisch energieversprühende Performance von Seth wie Orion trug ihr übriges bei. Das Publikum begann derart auszuflippen, dass man kurzerhand alle Fotografen aus Sicherheitsgründen aus dem schmalen Fotograben evakuierte. Bei Nergals Worten – auch hier brillierte man in deutsch-: „Es fühlt sich gut an, am Leben zu sein“, krabbelte dann wohl ausnahmslos jedem ein leichter Schauer über den Rücken. BEHEMOTH waren ohne Zweifel auch an diesem Abend die wahren Hardliner, was allerdings im Vorfeld mehr als abzusehen war, da die Band neben Kataklysm Death-Liebling der Berliner ist. Nach Eisenkrone und Maske verabschiedete man sich unter minutenlangem Applaus, Zurufen und einer Unendlichkeit erhobener Hände. Das kann man einfach nicht toppen, nein, nicht einmal die mächtigen CANNIBAL CORPSE. Die konnten mit ihrer im Vergleich zu BEHEMOTH dermaßen fad wirkenden minimalistischen Performance wie Lichtshow das doch eher moderne Berlin so gar nicht überzeugen, so dass sich viele schon in Setmitte der Old School-Legenden auf den Heimweg machten. Allerdings könnte dies auch der Verspätung zu schulden sein. Denn es war beim dritten Song bereits 0 Uhr durch und nach Hause kommen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die in Berlin nunmal fast jeder benutzt wurde, wird ab diesem Zeitpunkt bekanntermaßen kritisch.
Gemütlich in seinem Bettchen angekommen, ging es nicht einmal 15 Stunden später mit dem nächsten Tourstopp in Leipzig weiter.

Die Stadt der Straßenbahnen sollte das erste Mal (bei meiner Anwesenheit) sein, wo BEHEMOTH nicht heimlicher Headliner waren. Aber der Reihenfolge nach.
Es war von vornherein klar, dass das Hellraiser bei so einer Übertour restlos ausverkauft sein würde. War es auch, so dass viele vor dem Club noch verzweifelt nach Karten Suchenden leider betrübten Gesichts wieder abziehen mussten. Schon bei NEXUS INFERIS war die Halle locker verteilt voll, die Briten konnten also mal so richtig zeigen, was sie drauf hatten. Das Publikum streckenweise zu begeistern und aufzuwärmen gelang ihnen auf jeden Fall, was SUICIDAL ANGELS wie immer zu steigern wussten. Man kündigte sich wie gewohnt mit Intro plus sichtresistenter Nebelwand an, die sich durch die Konstruktion des Hellraiser auch hartnäckig permanent die ganze Show über halten sollte. So musste man sich mit den Silhouetten der Griechen begnügen, was der Stimmung aber keineswegs Abbruch tat. Im Gegenteil: Die Matten aller eingefleischten Thrasher in den ersten Reihen kreisten ab „Bloodbath“ in Dauerrotation. Die Crowdsurferentjungferung ging ebenfalls auf Konto des Vier-Kopf-Gespanns. Wobei der zuständige Security beim Abklatschen des Fans mit Nick verhinderte, dass dieser ihn auf die Bühne zog. Schade, ist gerade doch diese extrem herzliche Fannähe ein Markenzeichen der Griechen. Aber wahrscheinlich war das keinem klar, der nicht um diese Auftritte weiß. Doch es ging ungebremst auf Publikumsinteraktionslevel 100 weiter. Aufforderungen zu größeren Moshpits wie zwei Wall of Death folgte man auch hier mit allzu großer Freude, so dass sich die Vier mit Sicherheit an dem Abend so einige Fans berechtigt dazu gewonnen haben dürften.MISERY INDEX schienen hingegen schon genug davon zu haben. Das Hellraiser brodelte den ganzen Auftritt, begleitet von grindigem Groove der amerikanischen Ikonen.

Was an diesem Abend jedoch alle anderen Shows von den Publikumsreaktionen in den Schatten stellte, war die von LEGION OF THE DAMNED. Nicht nur, dass man die in den letzten Jahren zur festen Szenegröße etablierten Holländer mit Sprechchören lauthals auf die Bühne rief und sie diesen Tages abfeierte wie keine zweite Band, ab der ersten Sekunde vom Brecheisen und Dauerohrwurm „Legion of The Damned“ war die ganze Halle in Bewegung. Es dauerte auch nicht lange und man konnte die ersten Crowdsurfer begrüßen. Aber nicht nur ein oder zwei. Beim Gedenksong „Malevolent Rapture“, den die wenigsten Leipziger vorher schon einmal live zu Ohren bekommen haben dürften, kamen den nicht schlecht staunenden Securities ein ganzes Bataillon entgegen. Man kann schlicht und ergreifend nichts anderes tun, als sich bei diesem Auftritt in Lobeshymnen zu ergehen. Sogar die Grabenwächter nickten fröhlich mit dem Kopf und lieferten eingehend Beifall. Nach für die Menge viel zu kurzen 50 Minuten war das Set zur Betrübung der meisten Anwesenden auch schon wieder vorbei. Lautstarke Zugaberufe, man wollte seine in Leipzig wohl wirklich Thrashgötter einfach nicht von den Brettern lassen. Leider stand einem weiteren Song der strenge Ablaufplan der Tour entgegen.

Es folgte wieder die am längsten währende Umbaupause zu BEHEMOTH, bei der die Bühne komplett umgestaltet wurde und mit den üblichen Utensilien Behemoth-Babylon-reif hergerichtet wurde. An den permanenten „Behemoth“- wie „Nergal“-Rufen war schon auszumachen, dass die polnischen Triumphatoren auch in hier zu Stadt hoch zu punkten wussten. Im Gegensatz zu Berlin wurde wieder auf Englisch umgeschwungen, was der gebrüllten Ansage „It feels good to be alive! It feels so fucking right to be alive!“ als Übergang zu „Conquer All“ jedoch nicht im Mindesten die Ausstrahlung nahm. Die ganzen 60 Minuten sah man immer irgendwo gen Himmel gereckte Arme, in den Songpausen – umso mehr bei den Zwischenansagen – ein ganzes Heer, untermalt von lautstarken Zurufen. Die polnischen Extremdeather, die ihren technisch hoch-versierten Death längst zur Vollendung gebracht haben, sind einfach eine Klasse für sich und suchen in Sachen showtechnischer Professionalität ihres gleichen. Dabei Oberpriester Nergal auch noch beim X-ten Mal, wenn er nicht gerade erforderlich grimmig metallike in die Menge schaute, grinsend seine Gitarrenparts spielen zu sehen, gerne bei fortwährenden Posings rumalbernd mit Seth, sieht man bei Musikern, die über einen Monat auf Tour und über 20 Jahre im Musikgeschäft unterwegs sind, sicherlich nicht allzu oft. Oder jemanden, der jeden abend einmal seine Gitarre quer ueber die halbe Bühne wirft.


CANNIBAL CORPSE stellten mit ihrer Show optisch wie immer einen krassen Kontrast zum event- wie detailreichen Behemothauftritt dar. Aber bei Old Scholl präsentiert man schließlich auch klischeelike lieber sich selbst und sein musikalisches Können als „überflüssigen Firlefanz“, wie es Genreaffine wohl bezeichnen würden. Das tat die Mannschaft um „Corpsegrinder“ Fisher zweifelsohne. Es wurde wiederholt musikalische Leistung höchster Stufe geboten, die nicht Wenigen ein verzücktes Grinsen in die verschwitzten Gesichter trieb. So beendeten blastspeedartige Geschwindigkeiten und komplizierte Breaks beim „The Bleeding“-Liebling „Stripped, Raped And Strangled“ einen weiteren denkwürdigen Abend.

17 Stunden später, 350 Kilometer weiter klang in Gießens Hessenhalle der vorletzte, in Deutschland und somit auch für Metal1 letzte, Tourtag an. Nicht ausverkauft, die Halle ist aber auch einfach riesengroß und wohl eher für Festivals geeignet. Auch hier war vor Toröffnung schon eine gespannte Masse versammelt, einige extra früh angereist, um ja noch Karten zu bekommen.

Der Abend begann wie gewohnt düster mit den Horrorsamples von NEXUS INFERIS, die noch ein weiteres Mal bewiesen, dass ihre gewöhnungsbedürftigen Kreationen nach kurzer Zeit einfach ins Ohr gehen und Potenzial haben, auch Nichtkenner der Band innerhalb eines kurzen Sets zu überzeugen. Gleiches galt natürlich auch für den folgenden Thrash-Bulldozer. Mit dem Unterschied, dass SUICIDAL ANGELS freilich sich nicht mehr etablieren mussten, sondern schon längst auch hier zu Lande ausreichend bekannt waren, sodass Songtexte passagenweise textsicher von Publikumsseite mit“gesungen“ wurden. Nick und Co zeigten, dass sie auch größeren Bühnen sicher unter Kontrolle haben und überzeugten nicht nur mit ihren knallharte Gitarrenriffs, ihrer polternden Mid- und Up-Tempo-Rhythmik und griffigen Old-School-Habitus, sondern auch mit jeder Menge Spaß auf den erhöhten Brettern. Absehbar, dass man von der Combo in nächster Zeit noch eine Menge hören wird, nicht zuletzt, weil sie kompromisslos genau den Nerv alteingesessener Slayer-, Testament- und Exodus-Fans treffen.


MISERY INDEX konnten sich diesen Abends ebenfalls vor überschwänglichen Fans kaum retten. Bereits „The Seventh Cavalry“ machte deutlich, dass nicht nur Band, sondern auch Publikum gekommen waren, um die Halle in Schutt und Asche zu legen. Moschend als auch bangend wurden die knallharten Jungs gebührend abgefeiert. Es wunderte fast, dass die Menge bei der kommenden Thrash-Institution mit Deathtouch noch so viel Power für „Legion, Legion, Legion!“-Ausrufe hat. Und die Legionäre enttäuschten ebenfalls nicht. Beim Opener verschwammen sämtliche Gesichter der vorderen Reihen zu kreisenden Propellern, während der Refrain „Legion Of The Damned“ fleißig mitgebrüllt wurde. Die Pommesgäbelchen häuften und häuften sich immer mehr, fanden ihren Höhepunkt wohl bei beim anscheinend Publikumsliebling „Malevolent Rapture“ und knickten traurig ein, als die Show nach „Taste Of The Whip“ zu Ende war.

Andererseits hingegen war man auch dankbar für die etwas längere Verschnaufpause, bevor mighty BEHEMOTH die Bühne enterten und die Menge in ihren Bann schlugen. Das, obwohl man, besonders Nergal aufgrund einer Erkältung (nichts Ernsthaftes), absolut nicht vollständig auf dem Damm war. Hätte man die vorherigen Shows nicht gesehen und sie als Vergleich heranziehen können, wäre es absolut nicht aufgefallen, denn der einzige Unterschied war ein bisschen weniger Rumgegrinse und ein wenig mehr konzentrierte und grimmige Blicke.
Ein letztes Mal sah man ehrfurchtsvoll dem Bannerwechsel von „The Apostasy“ zu „Evangelion“ und die währenddessen bei „Diableria (The Great Introduction)“ die Bühne erschwebenden verhüllten Gestalten mit zusätzlichen Bannern zu. Schaute verzückt dem Drummerduett Infero – Crewmitglied bei „ At The Left Hand Ov God“ zu, brüllte freudig „Chant for Ezkaton 2000 e.v.“ mit und begeisterte sich ein Letztes über den ehrwürdigen Anblick von Nergal mit Eisenkrone in sich brechenden Lichtstrahlen bei „23 (The Youth Manifesto)“ und mit bekannter Maske beim abschließendem „Lucifer“, bevor man in den tosenden Applaus miteinstieg.

Danach hieß es wieder: runterkommen, umschalten auf minimalistisch. Auch wenn man den krassen Kontrast der beiden Performances langsam gewohnt war und wusste, was als nächstes kam, war der Spannungsabfall durch nicht vorhandene Lichtshow einfach schwer wett zu machen. Das mögen knallharte Old School-Fans sicher eher gegenteilig sehen und ihren langjährigen Helden wiederholt dafür danken, dass sie ihrer Linie treu bleiben. Ohne Kompromisse prügelten sich die liebenswürdigen Sitten- und Moralwächter wie immer sicher durch ihr Set und ernteten nach jedem Nackenbrecher, zu denen natürlich deutlich gezeigt wurde, wer hier der Propellerkönigs ist, fettes Jubellob. Als der Corpsegrinder dann mit: „Well, unfortunately it\’s the last song in the night. – want everybody from the front to the back fucking slamming. So, are you ready? You could do louder! Are you fucking ready?!“, den CANNIBAL CORPSE Oberburner „Hammer Smashed Faced“ einleitete, war zu sehen, wie viele Fans die kannibalischen Schlächter wirklich haben. Trotz vorangeschrittener Stunde, fünf vergangenen Topbands surrten die Mähnen ohne Unterlass und pochten natürlich auf „Zugabe“, die sie natürlich wie immer bekamen.

Summa Summarum lässt sich nur eines sagen: es gibt wenige Touren, die man sich zweimal anschauen kann. Noch weniger Topbands eventuell auch dreimal hinterdrein. Dass man aber einer Tour fünfmal begeistert und keinen Deut gelangweilt zuschauen kann, spricht für sich und für jede der Bands – auch wenn für die einen weniger, die anderen umso mehr. Auf alle Fälle kann man behaupten: kein einziger Besuch ist Zeitverschwendung gewesen und alle, die lieber gemütlich einen Fernsehabend verbracht haben, werden sich in ihr Gesäß beißen, wenn sie einen Blick in die Livesektion der Youtubevideos werfen würden, denn der Name FULL OF HATE wurde 2012 definitiv allen großen Erwartungen der Historie gerecht.

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SETLISTS:
SUICIDAL ANGELS
Bloodbath
Bleeding Holocaust
Apokathilosis
Face Of God
Chaos (The Curse Is Burning Inside)
Torment Payback
Moshing Crew

MISERY INDEX
The Seventh Cavalry
The Carrion Call
Partisans of Grief
You Lose
The Spectator
Heirs to Thievery
The Great Depression
The Illuminaught
Traitors

LEGION OF THE DAMNED
Legion Of The Damned
Death’s Head March
Bleed For Me
Pray And Suffer
Sons Of The Jackal
Malevolent Rapture
Werewolf Corpse
Night Of The Sabbat
Cult Of The Dead
Taste Of The Whip

BEHEMOTH
Ov Fire And The Void
Demigod
Moonspell Rites
Conquer All

Diableria (The Great Introduction)
The Thousand Plagues I Witness
Alas, Lord Is Upon Me
Decade Of Therion
At The Left Hand Ov God
Slaves Shall Serve
Chant for Ezkaton 2000 e.v.

23 (The Youth Manifesto)
Lucifer

CANNIBAL CORPSE
Evisceration Plague
The Time To Kill Is Now
Death Walking Terror
Demented Aggression
Scourge Of Iron (new)
I Cum Blood
Sentemced To Burn
Fucked With A Knife
Priests Of Sodom
Unleashing The Bloodthirsty
Make Them Suffer
Devoured By Vermin
A Skull Full Of Maggots
Hammer Smashed Face

Stripped, Raped And Strangled

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