Konzertbericht: Fiddler’s Green w/ Nachtgeschrei und w/ Heavy Ride

29.11.2013 Backstage, München // Posthalle, Würzburg

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„Winners & Boozers“ – das ist der Name des neuesten Irish Independent Speedfolk-Feuerwerks von FIDDLER’S GREEN. Mit eben jenem Werk sind die Wahliren derzeit deutschlandweit unterwegs. Und wie sehr sich dabei lokale Mentalitäten selbst bayernweit unterscheiden, offenbart sich exemplarisch an den beiden Stelldicheins der Combo in Würzburg und München. Manchmal entscheidet nicht unbedingt die musikalische Qualität über Winner und Boozer, respektive Loser.

So geschehen am nördlichen Ende Bayerns. Dort haben die Fiddlers mit NACHTGESCHREI einen Support im Gepäck, der nach überwundener Selbstfindungsphase mit Neu-Sänger Martin LeMar gerade wieder Fahrt aufnimmt. Jener Schwung wird allerdings an jenem Abend jäh vom komplett teilnahmlosen Publikum gekillt, welches die ambitionierten Frankfurter gnadenlos am ausgestreckten Arm verhungern lässt. Mit einem Blick weg von der Bühne ist es unmöglich zu sagen, ob gerade Musiker live auftreten oder nicht. Eben jenen kann man keinerlei Vorwurf machen. Zwar scheppert der Sound in der Industriehalle ordentlich, doch frühere Nachtgeschrei-Hits wie „An mein Ende“ funktionieren musikalisch ebenso wie neuere Kompositionen wie z.B. „Flamme“ und „Spieler“ von der letzten Langrille „Aus schwärzester Nacht“. Nur eben  nicht in Würzburg. Die lethargische Menge versaut ohne jede Form von Anteilnahme oder Begeisterung den kompletten Auftritt der Folkmetaler, welcher von der Songauswahl, Performance und vor allem vom Bemühen der einzelnen Musiker durchaus zu überzeugen weiß.

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Etwas leichter haben es einige hundert Kilometer weiter südlich die unbekannteren HEAVY RIDE in München, welche bereits im Vorprogramm von Schandmaul in der bayerischen Landeshauptstadt zu sehen gewesen sind. Zwar gerät der Gitarrensound der Grafenauer nicht besonders abwechslungsreich, doch Performance und Power stimmen besonders gegen Ende, als auch die Münchner Zuschauer auf den Geschmack kommen. So qualifiziert sich das Quartett mit seinem Erstlingswerk „Heavy Ride“ für weitere Gigs dieser Couleur.

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Und auch FIDDLER’S GREEN selbst erleben zweimal völlig unterschiedliche Rahmenbedingungen: Während das Münchner Backstage Werk bereits bei den ersten drei Songs wie dem Opener „A Night In Dublin“ beinahe Kopf steht, dauert es in Würzburg weit über die Hälfte des Konzerts, bis die Zuschauermenge sowas wie Fahrt aufnimmt. So wirkt das gesamte Set in den südlicheren Gefilden Bayerns deutlich mehr aus einem Guss als im Norden. Als großes Plus des ersten Konzertdrittels entpuppt sich an beiden Stätten das „Winner“-Duo bestehend aus „We Don’t Care“ und „Old Dun Cow“, welches die beiden Vorzeigesongs der letzten Veröffentlichung passend vereint, ebenso wie das tanzbare „Maria“ wenig später. Dabei zeigt sich das Münchner Publikum als deutlich textsicherer und stimmt bei „Old Dun Cow“ im Stile der Studioproduktion an der entsprechenden Stelle passenderweise mit „MacIntyre“ anstatt „Hey!“ ein. Manchmal sind es eben die Kleinigkeiten, die gute von besonderen Konzerten unterscheiden…

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Denn zu mehr als einem „gut“ reicht es für die Fiddlers in Würzburg nicht. Weder die hervorragende Instrumentaleinlage von Geiger Tobi mit traditionellen wie modernen Melodien noch das feucht-fröhliche und gleichzeitig illuminierte Percussionspiel von Drummer Frank (mit Unterstützung von Stefan an der Bodrhan) versetzt Unterfranken in Begeisterung. Ganz anders München: Dort reichen meist bereits der ersten Takte der einzelnen Songs für ungebrochene Partystimmung in der gesamten Halle. Und auch die ruhigen Momente wie Albis Ballade „Into The Sunset Again“ oder das launig-zweideutige „No More Pawn“ (man beachte die Aussprache und den Rest des Textes…) wirken am unteren Ende Bayerns deutlich passender und stimmiger. Insgesamt gelingt es den Speedfolkern in München ein tadelloses Konzert auf die Bretter zu zimmern, welches schließlich durch Rekordbeteiligung beim „Donkey Riding“ und eine spontane Zugabe in Form von „The Night Pat Murphy Died“ gekrönt wird. Von derlei Momenten kann das Würzburger Publikum nur träumen, wenngleich das Sextett mit den dortigen Besonderheiten der Konzertgänger vertraut zu sein scheint und in der zweiten Hälfte besonders mit den drei Videovorlagen „Victor And His Demons“, „Yindy“ und „The More The Merrier“ zu überzeugen weiß. Auch der Ausflug ins Publikum bei „Raggle Taggle Gypsy“ stößt an beiden Orten auf reichlich Gegenliebe, wenngleich sich München deutlich feierwütiger präsentiert und hinter der Band zu einer kleinen Polonnaise ansetzt.


Was beide Konzert letztlich eint, ist die Tatsache, dass der Text von „Mary Mack“ durch das Megaphon in beiden Fällen nicht zu verstehen ist. Und dass sowohl in München als auch besonders in Würzburg die Akustik irgendwo zwischen Winner und Boozer angesetzt werden muss. Südlich des Weißwurstäquators ist dies allerdings bestenfalls eine Randerscheinung, die bei all der irischen Partylaune mit wehenden T-Shirts sowie einer pogenden und springenden Menge auf der „Rocky Road To Dublin“ kaum ins Gewicht fällt. Nördlich der Donau bremst die Akustik die Stimmung hingegen noch weiter aus und sorgt dafür, dass auch die Wall Of Folk mehr zu einem kleinen Gemäuer verkümmert, die Reaktionen auf die Stimmungstests reichlich überschaubar ausfallen und „Bugger Off“ zwischenzeitlich wörtlich verstanden werden könnte. So geht München eindeutig als Sieger aus dem innerbayerischen Duell mit irischem Rahmen hervor. Und doch sind bei Fiddler’s Green anno 2013 eigentlich alle Konzertgänger sowas wie Winner, hat sich die Truppe inzwischen doch auf einem beachtlichen Live-Niveau eingependelt.

Setlist FIDDLERS GREEN:
A Night in Dublin
A Bottle A Day
Salonika
Sporting Day
Queen of Argyll
We Don’t Care
Old Dun Cow
Raise Your Arms
Maria
Instrumental Medley
No More Pawn
Marie’s Wedding
Bugger Off
Into the Sunset Again
Raggle Taggle Gypsy
Donkey Riding
Never Hide
The More The Merrier
Victor and His Demons
Marie Mack
Yindy
No Lullaby

Rocky Road to Dublin
Irish Air
Folk’s Not Dead

(The Night Pat Murphy Died)
Blarney Roses

 

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