Konzertbericht: Feuerschwanz

2012-03-09 Spectaculum Mundi, München

Letztes Jahr testeten FEUERSCHWANZ auf ihrer ersten Headlinertour mehrfach die Grenzen des guten Geschmacks. 2012 kehrten die Süddeutschen mit ihrem akustischen Marktprogramm ins Spectaculum Mundi nach München zurück: Ohne Metmaschine und Miezen überzeugten Hauptmann, Prinz und die anderen „Schwänze“ auf ungewohnte Art und Weise mit traditionellen Melodien, die sonst den Open-Air-Bühnen des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) vorbehalten sind.

Akustische Melodien rund um Sackpfeifen und Schalmeien von den großen Marktbühnen für eher kleine Clubkonzerte zu adaptieren, ist ein Wagnis. Vielleicht ein zu großes, denn bis dato ist der Gig in München der einzige seiner Sorte für FEUERSCHWANZ in diesem Jahr. Rückblickend stellt sich die Frage: Warum eigentlich?
Obwohl das Publikum im Vergleich zum Vorjahr merklich geringer ausfiel, nahm die Qualität der musikalischen Darbietung direkt proportional dazu zu. Banale Sauf-/Rockkompositionen wie „Arsch voll Met“ oder „Metmaschine“ wurden dem Anlass entsprechend durch folkig Eingängiges wie das Schandmaul-Cover „Herren der Winde“ oder den „Drachentanz“ ersetzt. Liveerprobtes zum Mitsingen und Mitmachen wie „Wir lieben Dudelsack“ bzw. „Hurra, hurra, die Pest ist da“ blieben hingegen erhalten, funktionieren diese Stücke doch sowohl plugged als auch unplugged. Trotz der leichten Veränderungen hielt sich das Textniveau größtenteils im überschaubaren Rahmen. Aber wenn der musikalische und veranstaltungstechnische Rahmen stimmen, sieht man deutlich leichter darüber hinweg. Merke: Ein guter Schluck voll Met gehört natürlich auf jeden Markt, doch nicht immer müssen komplette Kloschüsseln vollgereihert werden. Entsprechend wurde den Musikern aus den ersten Reihen mehrfach stilecht ein Trinkhorn gereicht und keine Schläuche von leicht bekleideten Miezen im Publikum verteilt.

In Sachen Bühnenshow und Abwechlungsreichtum wussten FEUERSCHWANZ im akustischen Gewand ebenfalls zu gefallen, wenn man von der überflüssigen Biertaufe vor „Teufelsgeschenk“ im Zugabenblock absieht: Einerseits feierten die Musiker bei „Verteidiger des wahren Mets“ zusammen mit ihren Fans auf der Bühne und luden u.a. zum kollektiven Limbo. Andererseits traten sowohl Hans der Aufrechte als auch Knappe Latte mit ihren Akustikklampfen mehrfach ins Bühnenzentrum, um gehaltvolle Soli zu präsentieren. Wer FEUERSCHWANZ bereits von den MPS-Märkten kannte und mochte, der hatte an diesem besonderen Clubkonzert ebenfalls seine Freude, zeigten sich doch erst in diesem Rahmen die wahren Qualitäten der einzelnen Bandmitglieder.
Besonders beim akustischen „Des Kriegers Sohn“ und anderen Duetten bewiesen der Hauptmann und sein Prinz, wie hervorragend ihre Stimmen harmonieren – und wie sie sich teilweise im „Folkcomedy-Konzept“ limitieren. Darüber hinaus sind Melodiefolgen in den einzelnen Stücken wie „Latte“ oder „Teufel“ vielen etablierten Marktbands mindestens ebenbürtig. Lediglich das Live-Debüt von „Albrecht, der Bruchpilot“ (vermutlich als Vorgriff auf die kommende „Wunsch ist Wunsch II“-Tour im April) verlief arg unspektakulär.
Gegen Ende erlebte dafür der oftmals durch den Fleischwolf gedrehte „Bärentanz“ ein ganz besonderes Revival, schmückten FEUERSCHWANZ die Flötenmelodie doch ordentlich aus und erweiterten das Instrumentarium für dieses Akustikstück um bisher ungehörte Nuancen. Ganz zum Schluss versammelten sich schließlich sowohl die Band als auch ihre Anhänger gemütlich am Bühnenrand, um zusammen „Am Feuer“ zu singen. Dabei schienen einige sogar den fehlenden Sternenhimmel zu vergessen, war doch selbst das schnöde Hallendach in diesem Moment nicht wirklich störend.

Setliste:
01. Drachentanz
02. Das Turnier
03. Feuerkantate
04. Henker
05. Herren der Winde
06. Met & Miezen
07. Latte
08. Wir lieben Dudelsack
09. Teufel
10. Wunsch ist Wunsch
11. Des Kriegers Sohn
12. Hurra, hurra, die Pest ist da
13. Schnaps & Schnecken
14. Verteidiger des wahren Mets
15. Foltermeister
16. Albrecht, der Bruchpilot

17. Teufelsgeschenk
18. Bärentanz
19. Symposium

20. Am Feuer

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Publiziert am von und Uschi Joas

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