Samstag, 08. September 2018 – Tag 3
Der Samstag beginnt beim Festival-Mediaval 2018 direkt mit zwei dynamischen Duos, die zu regelmäßigen Gästen in Selb zählen: PURPUR und PAMPATUT. Bei beiden Duos kommt der humorige Ansatz nicht zu kurz, in punkto gesangliche Qualitäten geht der Punktsieg allerdings deutlich an die beiden Rauscher-Schwestern, die auch Balladen vertonen können. PAMPATUT punkten dafür mit ihrem grenzenlosen Charme und unermüdlicher Energie, die auf nüchternen Magen auch anstrengend werden kann. Als kleine Überraschung bekommen die Musiker aus dem Pressegraben passend zu ihrem „größten Hit“ eine Flasche Feuerwasser gereicht. Am Ende sorgt die wohldosierte Mischung aus beiden Combos für einen gelungenen Start in den Tag.
Nachdem PAMPATUT die Stimmbänder und Lachmuskeln ihres Publikums auf die Probe gestellt haben, lassen die sympathischen Österreicher von BALLYCOTTON das Tanzbein schwingen. Mit wunderbaren Melodien, gemischt aus Gitarre, Mandoline, Geige, Akkordeon, Percussion und gelegentlichem Gesang (auch Oberton!), entführen sie in die Welten der Mythen und Sagen, auf keltische Hügellandschaften und alpine Wiesen. So erzählen instrumentale Stücke wie “Eurodyke” oder “Echos Fluch” von den bekannten Figuren der griechischen Mythologie, während Melodien wie “Spiel mich” äußerst eingängig nach vorne treiben. “Märchenfolk” nennt die Band ihre Musik, und genauso passend sieht es auch aus, wenn das gewandete und feenhaft gekleidete Publikum trotz früher Stunde dazu tanzt und lacht. Dass auch die Band besonders gute Laune hat, zeigt sich in den immer wieder begeisterten Ansagen von Peter Beinhofer, der sich nicht nur überschwänglich für die erneute Einladung bedankt, sondern auch bei all den Organisatoren, Publikum und Fotografen vor Ort, die sie ein sorgenfreies Konzert spielen lassen können, obwohl Techniker und Fotografen der Band krank zu Hause bleiben mussten.
POETA MAGICA machen ihrem Namen gewohnt alle Ehre und führen gekonnt weiter, was BALLYCOTTON so schön begonnen haben. Die Musiker um Friederike und Holger Funke spielen seit über 25 Jahren tanzbare Weltmusik und können am Goldberg 2018 vollends überzeugen. Als besonderes Schmankerl hat die Band dieses Jahr Kira Langlott dabei, die die Band in ihren Anfängen begleitet hat. Viele mittelalterliche Instrumente, Harfe, Dudelsack, aber besonders unterschiedlichste Nyckelharpas in verschiedenen Stimmungen und Größen sind auch optisch ein Hingucker und selbst für ein Mittelalterfestival ein besonderes Erlebnis.
Die deutsch-irisch-schottische Band CARA rund um Sängerin Gudrun Walther strahlt schon, bevor sie die Bühne betritt. Das ganze Jahr schon, so die Musiker, hätten sie sich bereits auf diesen Auftritt gefreut, und das sieht und hört man ihnen auch an. Mit vielen Irish Tunes, Instrumentals und Songs im Gepäck weiß das länderübergreifende Projekt zu überzeugen. Besonders charmant weiß CARA mit den alten Songtexten und Geschichten umzugehen, in denen Frauen meist verheiratet und an den Herd gefesselt sind. Während sie “A Warning For All Married Women”, in dem der Teufel eine verheiratete Frau zum Verlassen ihres Ehemannes verführt und diese dafür hart bestraft wird, noch unverändert lassen, modeln CARA „Isn’t It Time To Be Worried“ zu einem Blues um. In einem anderen Lied über zwei Magier, die sich beide verwandeln können, verwandelt sich die Frau wiederum am Ende nicht in ein Boot, das von ihrem emotionalen heiratswilligen Wegbegleiter festgenagelt wird, sondern in Meeresluft. Die schöne, heile Welt – sie passt zu Gudrun und den anderen Bandmitgliedern.
Die mittelalterlichste Formation des Tages leitet zum Abendprogramm über: TOTUS GAUDEO haben das Festival-Mediaval bereits eröffnet und als Einheizer für Versengold an gleicher Stelle funktionieren die Süddeutschen erneut gut. Zu „Augenblick“ vom letzten Longplayer „Spieler“ drehen die Musiker in Selb ein offizielles Live-Video, welches stellvertretend für die gesamte Show stehen kann. Zwar klemmt es textlich an einigen Stellen, aber die fröhlichen Mittelalter-Melodien sorgen für ordentlich Laune und Ekatarina an Geige und Drehleier bietet speziell für die männlichen Besucher etwas für’s Auge. Sänger Werni agiert bühnenerprobt, die Band wie eine gut geölte Maschine und alles in allem liefern die Landshuter eine runde Show am Vorabend.
Etwas Besonderes haben sich die Szeneveteranen von SCHANDMAUL ausgedacht. Mit einer akustischen Show am Samstag und einer rockigen Headliner-Show am Sonntag stellt sich die Band breit auf und wühlt kräftig im Repertoire der letzten 20 Jahre. Bei der Akustik-Show steht zweifelsohne die Nähe zu den Fans im Vordergrund und das gemeinsame Konzert-Erlebnis. Eine liebevoll gestaltete Bar sorgt auf der Bühne für gemütliches Pub-Flair und lässt den großen Rahmen fast vergessen. Zu Beginn des Konzerts werden eine handvoll Freiwillige aus dem Publikum gewählt und an die Bar gesetzt – mit Freigetränken natürlich. Sogar ein junger Geselle auf Wanderschaft ist dabei, der entsprechend seiner Zunft auf der Bühne vorsprechen muss, bevor er sich dazusetzen darf. Das gelingt dem wortgewandten jungen Mann unter lautem Jubel. Besonders “anders” klingen die Stücke der Schandmäuler im akustischen, aber verstärkten Gewand zwar nicht, aber die gelöste Stimmung ohne Druck macht sich auch bei den Musikern bemerkbar. Den Stimmungshöhepunkt erreicht der Auftritt bei der stufenweisen Publikumschoreografie inklusive Zombie-Slow-Motion zu „Der Teufel…“. Neben interaktiven Stücken erlaubt der Zusatz “akustisch” auch einen Balladenteil zum Zuhören mit „Tjark Evers“ und „Euch zum Geleit“, der nicht nur Sänger Thomas am Keyboard emotional berührt. Besonders bei “Euch zum Geleit” sieht man allerorts Eltern ihre Kinder und Partner sich gegenseitig innig umarmen, und viele Augen verdächtig glänzen. Ansonsten bringt besonders Aushilfsgeigerin Ally auch bei SCHANDMAUL frischen Wind auf die Bühne und drückt der Musik ihren eigenen dezenten, aber seh- und hörbaren Stempel auf. Es ist ein sehr schöner Auftritt, und der heimelige Rahmen steht der Band ziemlich gut.
Dass VERSENGOLD nun nach SCHANDMAUL spielen (auch wenn diese am Tag danach wieder Headliner sind), verrät einiges über die Entwicklungen der deutschen Folk-Szene in den letzten Jahren. Als nunmehr Semi-Headliner können Frontsänger Malte und seine Band für ordentlich Stimmung sorgen. Die Setlist setzt sich hauptsächlich aus neuen Stücken zusammen und Songs wie “Feuergeist”, “Samhain” und “Niemals sang- und klanglos” schlagen mit Klassikern wie „Wem? Uns!“ ordentlich ein. Interessant ist vor allem, dass trotz aller eingesteckter Kritik mittlerweile die neueren, (folk-)poppigeren Stücke beim Großteil des Publikums tatsächlich besser funktionieren als viele alte Live-Granaten wie zum Beispiel „Paules Beichtgang“. „Solange jemand Geige spielt“ nehmen die Norddeutschen gemäß Malte sogar kurzfristig in das Set, nachdem Gitarrist Dan bei einem Spaziergang über das Festivalgelände ein Gespräch von einigen Fans mitgehört hatte, die sich explizit auf diesen Song gefreut haben. Trotz wachsenden Erfolgs wirken diese Geschichten aus dem Mund Maltes immer glaubwürdig und klingen nie nach Selbstvermarktung. Zu „Verliebt in eine Insel“ gesellt sich schließlich auch noch Ella zum Männer-Kollektiv und lässt ihre Flöten passend zur Thematik des Songs erklingen. Von funktionierendem Neuem gibt es auch direkt Nachschub: Mit “Der Tag, an dem die Götter sich betranken” liefern VERSENGOLD eine kleine Vorschau auf das kommende Album ab. In jenem Lied erzählen die Nordlichter mit einem Augenzwinkern die menschliche und gleichzeitig auch ein bisschen ihre eigene, persönliche Schöpfungsgeschichte. Stilistisch passt es sich gut ein in den “neuen” VERSENGOLD-Sound und haut zwar nicht vom Hocker, aber macht definitiv neugierig und Lust auf mehr, ähnlich wie seiner Zeit „Ihr seid Musik“ als Vorbote auf „Zeitlos“.
Mit ALAN STIVELL und CARLOS NUNEZ hatte das Festival-Mediaval im Vorfeld ein großes Celtic-Power-Erlebnis angekündigt. Der über 70-jährige STIVELL war bei seiner Rückkehr nach Selb auch für viele anwesende Musiker ein persönliches Highlight. Der Franzose prägte in den 70ern maßgeblich bretonische und keltische Musik und ist damit gerade auf dem Festival-Mediaval die musikalische Wurzel und prägendes Element vieler Künstler und Festivalgäste aus aller Welt. Entsprechend viele bretonischen Flaggen wehen im Publikum, als der spürbar ins Alter gekommene Harfenspieler unaufgeregt und gekonnt seinen Auftritt absolviert. Für Nicht-Stivell-Jünger und Neulinge verläuft das Konzert sehr höhepunktlos und gleichförmig, vielleicht mit Ausnahme von „Tri Martolod“ und „Son Ar Chistr“. Da keine gemeinsamen Proben stattfinden konnten, teilen sich die beiden Herren ihre Spielzeit, ohne bis auf ein instrumentales Interlude und ein paar Sätze groß gemeinsam Zeit auf der Bühne zu verbringen. Am Ende stiehlt Geiger Jon Pilatzke erneut allen die Schau, indem er mit Sonnenbrille, Geige und Stepptanz die Blicke auf sich zieht und als Rampensau die Stimmung immer wieder anheizt. Die Show von CARLOS NUNEZ mit einem starken „Bolero“ von Maurice Ravel entspricht genau der vor zwei Jahren, erzeugt allerdings nicht die gleiche seelige Glückseligkeit von damals – auch wenn am Ende wieder alle gemeinsam auf der Bühne „An Dro“ tanzen. Gewisse Momente sind eben doch nicht so einfach wiederherzustellen. Vielleicht auch besser so.
Sonntag, 09. September 2018 – Tag 4
Wer am letzten Tag des Festival-Mediaval 2018 früh am Goldberg eingetroffen ist, der erlebt mit TRIAKEL um 10:30 Uhr bereits das erste kleine Highlight und einen kleinen Vorgeschmack auf den Nachmittag. Das schwedische Folk-Trio rund um Garmarna-Vokalistin Emma Härdelin überzeugt mit einem bunten Mix aus fröhlichen Tanzliedern, schwedischen Weisen und Balladen über den Tod und die Vergänglichkeit. Ein paar Besucher tanzen trotz manch düsterem Inhalt in den Texten bereits am Vormittag, während die Mehrzahl auf den Bänken vor der Bühne Platz genommen hat und zu früher Stunde den angenehmen Klängen von Harmonium und Geige im Zusammenspiel mit Emmas hervorragendem Gesang lauscht. TRIAKEL als Kleinod bereichern jede Art von traditionellen Folk-Festivals.
Während TOMMY KRAPPWEIS im Literaturzelt vorwiegend die Lachmuskeln, seines Publikums beansprucht, setzen THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT auf der Hauptbühne ihre bunte Reise durch das Mediaval-Line-Up fort. Die Ungarn gastierten im Laufe der Jahre bereits nachmittags und abends auf dem Festival, nun dürfen sie den Sonntag auf der Schlossbühne eröffnen. Zwar ist das frühe Tageslicht der atmosphärischen Inszenierung der heidnischen Märchen und schamanischen Gesänge nicht gerade zuträglich, doch das Quartett versammelt zunehmend mehr Publikum vor sich und lädt musikalisch unter anderem mit Songs ihres letzten Studiowerks „Metanoia“ auch zum Mitklatschen ein. Der zarte Gesang von Sängerin Agnes spielt zwar nicht in einer Liga mit Emma von Triakel, unter dem Strich ist der angenehm akustisch gehaltene Folk allerdings eine positive Überraschung – besonders im Vergleich zu früheren Auftritten der Osteuropäer an gleicher Stelle.
Ebenfalls positiv überraschen THE SANDSACKS. Zurück in Zimmermannskluft kommt der gesamte Platz vor der Burgbühne richtig in Bewegung, als die überwiegend traditionellen Klänge rund um bekannte Klassiker wie „Bonnie Ship The Diamonds“ erklingen und die Berliner ihre launige Show mit kleinen Bonbons wie der Star-Wars-Melodie und echten Highland Pipes unterfüttern. Besonders mit etwas Distanz ist die tanzende Menge, die sich in Reihe und Glied aufeinander zu und voneinander weg bewegt, ein beeindruckender Anblick. Am Ende mündet der Auftritt nach dem letzten Song „Irish Rover“ in weit mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Im starken Kontrast zur beschwingt-fröhlichen THE-SANDSACKS-Show steht die musikalische Inszenierung von DAEMONIA NYMPHE wenige Minuten später. Die Griechen haben wie im Vorjahr einige Tänzer und auch Feuer dabei, doch bei Tageslicht wirken besonders die sphärischen Klänge in Kombination mit teils anmutigen Bewegungen, Masken und feurigen Akzenten nicht halb so intensiv. Im zweiten Teil des Auftritts übertönt die Sackpfeife schließlich den Rest der Instrumente fast vollständig und so richtig begeistert zeigen sich nur wenige Gäste des Mediavals.
Im Anschluss verblasst der bisherige Tag oder auch das bisherige Festival ein wenig: Wie bereits 2013 präsentieren sich GARMARNA von ihrer allerbesten Seite. Die fünf Musiker vermengen Folk und Rock in einer kompositorischen Extraklasse, welche in dieser Kombination kaum zu übertreffen ist. Neben Emmas Gesang ist besonders das Geigen- und Drehleier-Spiel des extravaganten Masterminds Stefan Brisland-Ferner prägend für den Klang von GARMARNA. Selbst Omnipräsentes wie „Vänner och fränder“ oder „Herr Mannelig“ im Zugabenblock verzaubern und faszinieren durch ihre Präsentation und Einbettung in ein harmonisches Soundkleid, das manchmal so puristisch anmutet und scheinbar doch nicht repliziert werden kann. Mit dem ausufernden „Herr Holger“ und „Klevabergselden“ krönen die Schweden ihre Show bereits zum eigentlichen Ende der Setlist – immer spannungsgeladen, nie konform und voller Energie holen die Musiker alles aus sich und ihren Instrumenten heraus. Der Jubel brandet entsprechend im Zuschauerraum auf, als die letzten Takte nach einer gefühlten Ewigkeit der Extraklasse verklingen. Emma kündigt dazu ein neues Album an, welches 2019 veröffentlicht werden soll. Folkherz, was willst du mehr?
Wer zu den Gästen gehört, die hauptsächlich für die Konzerte nach Selb fahren, wird bei all dem Hin und Her zwischen den Hauptbühnen oftmals verpassen, was doch die Seele der mittelalterlichen Atmosphäre des FESTIVAL-MEDIAVAL ausmacht: die zahlreichen Kleinkünstler. Zauberer, Bettler, Gaukler, Artisten, Tänzer, Schausteller, Theater- und Tanzgruppen – sie alle sind wichtiger Bestandteil des “mehr als nur ein Festival”-Gefühls. Für alle, die kaum Zeit gefunden haben, sich die vielen Künstler einzeln in Ruhe anzusehen, findet auch dieses Jahr am letzten Festivaltag das VARIETÉ DER KLEINKÜNSTLER statt. Anlässlich dazu bietet sich einem Großteil der Künstler noch einmal die Möglichkeit, einen kleinen Auszug ihrer Fachgebiete zu präsentieren, und das Publikum bekommt einen schönen Überblick. So sind die Dauergäste BASSELTAN nicht nur Moderatoren, sondern auch hervorragende Jongleure, wie sie mit dem einen oder anderen “Freiwilligen” gerne unter Beweis stellen. SHRI MAGADA zaubert Schnee auf die Bühne, den die vielen anwesenden Kinder nur zu gerne einsammeln, und EISEN-HANS stellt, natürlich mit freiem Oberkörper, seine übermenschliche Stärke unter Beweis. Sogar der Tod persönlich stattet mit dem VIR STREET THEATRE der Theaterbühne einen Besuch ab. Fesselnde Kontaktjonglage von BEATRICE, Zauberei von der HEXE ARIANA und viele weitere Auftritte machen aus dem Kleinkunst-Variété einen sehr unterhaltsamen, abwechslungsreichen und zauberhaften Programmpunkt, den man nicht verpassen sollte und der starke Publikumsreaktionen nach sich zieht.
An der Headlinerfront tummeln sich zum Ausklang zwei altbekannte Genregrößen am Goldberg: FIDDLER’S GREEN und SCHANDMAUL. Auf der Burgbühne hat Sänger Albi von den FIDDLERS erst mit der Technik zu kämpfen, doch nach kleinen Anpassungen beweisen die Speedfolker auch in Selb, warum sie gerade live zum Besten zählen, was der Irish Folk anno 2018 zu bieten hat. Stimmungsgranaten wie „Yindy“ oder „Old Dun Cow“ zünden, genau wie vieles vom immer noch aktuellen Album „Devil’s Dozen“. Der blaue Himmel stellt das i-Tüpfelchen auf der irisch-folkrockigen Show dar, die mit einer Becher-Choreografie zu „John Kanaka“ auch bei den Verschnaufpausen mit Ideenreichtum glänzt – auch mit ihrer Version von „Leaving Of Liverpool“ beweisen FIDDLER’S GREEN, dass sie nicht nur die lauten Töne beherrschen.
Mit weniger Fokus auf ihrem letzten Werk „Leuchtfeuer“, dafür mit vielen Evergreens der Mittelalter- und Folkszene gestalten SCHANDMAUL den rockigen Abgesang des Festival-Medival 2018 und ihre zweite Show an zwei Tagen. Von der letzten Studioproduktion schaffen es lediglich der Titeltrack und „König“ in die Songauswahl des Tages, die nicht nach mehr neuem Material schreit: Zu „Walpurgnisnacht“, „Teufelsweib“ und „Vogelfrei“ gesellen sich dafür auch einige Perlen wie „Mitgift“, „Lichtblick“ und „Hofnarr“ – das Set steht zweifellos im Zeichen der laufenden Best-of-Tour, die im November im großen 20-Jahres-Jubiläum in Köln mündet. Die feiertaugliche Festivalgeneralprobe am Goldberg bestehen die Mäuler spielfreudig, auch wiederum dank Ally an der Geige, die wie schon bei Subway to Sally und beim akustischen Schandmaul-Gastspiel eine hervorragende Leistung abliefert, ohne dabei zu unwesentlich oder übertrieben präsent zu sein. Nach einigen Rückschlägen rund um die letzte Veröffentlichung machen sich SCHANDMAUL als neu formiertes Kollektiv auf, verlorenen Boden gut zu machen, dabei die vergangenen 20 Jahre zu feiern und 2019 mit ihrem neuen Album „Artus“ durchzustarten.
2019 wird das FESTIVAL-MEDIAVAL ebenfalls ein neues Zeitalter einläuten: ohne bekannte Gesichter. Nur neue Musiker, Bands und Künstler sollen den Goldberg und die Herzen der Besucher erobern. Zu den ersten bestätigten Gästen zählen beispielsweise ELUVEITIE und HEILUNG. Ein mutiger Schritt und gleichsam ein richtiger, denn wie kaum ein anderes Festival steht das Mediaval für Entwicklung und Fortschritt. Dafür sind derlei Zäsuren notwendig, um nicht im eigenen Saft zu schmoren. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, gibt es genug zu entdecken – aus nahen und fernen Ländern. Dies gilt für die Musik wie auch für die Menschen und die Kulturen, die zusammen (!) den Goldberg jedes Jahr für einige Tage zu einem besonderen Ort des Miteinanders verwandeln. Umso wünschenswerter ist es, dass dieser Geist weiter verbreitet – und von allen Nichtwissenden auf und vor der Bühne auch so verstanden – wird. Die Festival-Familie wird ihr Bestes geben, alles andere liegt an denjenigen, die die Zukunft des FESTIVAL-MEDIAVAL nach der ersten Dekade prägen sollen. Der Weg ist geebnet.