Festivalbericht: Festival-Mediaval VI – Tag 1

06.09.2013 - 08.09.2013 Goldberg, Selb

522856_10152231154910035_2024238435_nWas das Besondere am FESTIVAL-MEDIAVAL ist? Auch bei der sechsten Auflage wird es nicht leichter, dies auf einen griffigen Nenner zu bringen. Das Woodstock der Folkszene? Irgendwie so vielleicht. Das alles gemischt mit dem Charme eines gut gemachten Mittelaltermarktes sowie vielen interaktiven Elementen wie Workshops zu Themen wie Kontaktjonglage, Dudelsack und Hümmelchen verleiht dem Goldberg einmal pro Jahr ein einzigartiges Flair. Keine Frage, in Selb ist im Laufe der Jahre für viele etwas Besonderes entstanden. Dazu genügt ein Blick in die Gesichter der Besucher, Schausteller und auch mancher Bands wie Faun oder Omnia, die teilweise seit den Kinderschuhen mit dem Mediaval gewachsen sind. Im sechsten Jahr erhielt das dreitägige, größte Mittelalterfestival Europas erstmals ein spezielles Motto, das „Nordic Special“. Am ersten Tag hat das Programm damit unter anderem wegen einer Absage nur am Rande zu tun, sondern unterhält Besucher durch Altbewährtes.

SONY DSCNach einer längeren Einleitung durch den inzwischen alleinigen Veranstalter Bläcky, der seine wichtigste Crew vorstellt, sowie einigen Worten des neuen Bürgermeisters von Selb beginnen die Landshuter TOTUS GAUDEO den Festivalfreitag. Der leicht bekömmliche Folk aus der selbst erschaffenen „Carmina Bavarica“ erweist sich als richtiger Einstieg in den Tag und sorgt gegen Ende für erste Polonnaisen im Zuschauerraum. Thematisch orientieren sich die Bayern an Rittern und traditionellen Inhalten, doch wirken in ihrem Auftreten alles andere als altbacken. Besonders Ekatarina Wernthaler an Drehleier und Geige überzeugt. Als Kollektiv empfehlen sich TOTUS GAUDEO mit viel Charme und Spielfreude für ein drittes Mal in naher Zukunft. Dann vielleicht sogar an etwas prominenterer Stelle.

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Den Auftakt zum Nordic Special liefert die finnische Metal-Combo UNSHINE, die trotz zweier Alben hierzulande über keine wirkliche Reputation verfügt. Dass dies kein Qualitätsmerkmal sein muss, haben verschiedene Bands unterschiedlicher Genres beim Festival-Medial schon oft bewiesen. Die düsteren, getragenen Gitarrenriffs gemischt mit Gothic-Anleihen bilden jedoch einen zu starken Kontrast zum eben gesehen Programm auf der Hauptbühne und wirken generell ein wenig fehl am Platz, besonders zur vorgerückten Stunde. Auch Sängerin Susanna Vesilahti überzeugt nicht vollends am Mikro, so dass sich auf Dauer nur wenige Metalheads unter den Mittelalterjüngern vor der kleineren Nebenbühne tummeln. Für alle anderen bieten UNSHINE nur in wenigen Momenten echte Hinhörer, da die Songstrukturen zu sperrig und unharmonisch geraten.

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Deutlich besser besucht ist die Hauptbühne beim letztjährigen Sonntagsheadliner OMNIA. Begeisterten die Niederländer 2012 noch mit einer furiosen Show zum Ende des Festivals, so sind Steve, Jenny und Co. dieses Jahr als Ersatz für Gjallarhorn, die kurzfristig absagen mussten, eingesprungen. So verliert das Mediaval zwar einen finnischen Teil seines nordischen Programmpunktes, doch gewinnt dafür auch im sechsten Jahr eine jener Bands, die stellvertretend für die gesamte Veranstaltung gesehen werden können. Anno 2013 reichen OMNIA allerdings qualitativ nicht ganz an das Vorjahr heran. So fehlt ein wenig die Power und der Drive im gesamten Auftritt – und mit Gitarrist Phil ein ganzer Musiker. Dadurch greift Sänger Sic selbst zur Gitarre und demnach müssen einige Songs ohne Flöte auskommen. Als besondere Gäste laden sich Omnia dafür Euzen-Sängerin Maria, den Kontaktjongleurkönig Kalvin Kalvus und die Feuerkünstlerin Ayuna auf die Bühne ein. Dazu gibt es mit „Earth Warrior“ musikalisch einen Vorgeschmack auf das kommende OMNIA-Album, welches stilistisch vermutlich wieder keine Grenzen kennen wird. So bewegt sich das Quartett in Selb von Folk zu Rock, Reggae und auch Country – und damit ein weiteres Jahr weg von den musikalischen Anfängen des Paganfolk.

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Die folkrockige Stimmungsbastion FEUERSCHWANZ ist in Bayern und Umgebung ein gern gesehener Gast, besonders auf den alljährlichen Burgenfestivals – und nach vier Jahren Pause auch wieder auf dem Festival-Mediaval. In Selb 2013 dauert es ein wenig, bis der Partyexpress ins Rollen kommt. Doch besonders gegen Ende haben Hauptmann, Prinz und Co. die Menge fest im Griff. Thors Partyhammer trifft spätestens beim “Met und Miezen” voll ins Schwarze – wobei die Musiker glücklicherweise auf Bierduschen und andere Eskapaden verzichten. Statt dessen bieten FEUERSCHWANZ das, was der Festivalschar bis dato verwehrt blieb: eine Bühnenshow rund um das nie enden wollende Gelage und alles was damit zu tun hat. So kührt Hauptmann Feuerschwanz einen “Geizhals” im Publikum, der beim entsprechenden Song zum Zielobjekt für den anprangernden Text wird. In der Setliste fehlen zwar Livekracher wie “Symposium” oder “Jungfernkranz”, doch inzwischen besitzen die Nürnberger genügend Material, um einen entsprechenden Spot mit allerlei Songmaterial kurzweilig füllen zu können. Beim Festival-Mediaval treten FEUERSCHWANZ erneut erfolgreich den Beweis an, dass Met und Miezen in fränkischer Reinkultur am besten live unter freiem Himmel und nicht komplett zügellos und grenzdebil genossen werden. Dann darf’s auch mittendrin eine Metmaschine sein.

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Was es bei FAUN sein darf, dazu gab es vor dem Festival reichlich Spekulation: „Von den Elben“ sorgte nicht nur musikalisch, sondern auch im Hinblick auf die Vermarktung für einige Fragezeichen bei langjährigen Fans. Eben jene kommen erfreulicherweise in Selb auf ihre Kosten: Bis auf „Diese kalte Nacht“ und einer weiteren Nummer der letzten Platte widmen sich Oliver Sa Tyr und seine Mitmusiker in ihrer nicht-akustischen Formation wieder Stücken wie „Andro“, „Tagelied“ und „Hymn To Pan“. Diese passen auch im sechsten Jahr auf den Goldberg und laden wahlweise zum Tanzen oder Träumen ein, wenngleich langjährige Festivalbesucher sich an eben jener Songauswahl inzwischen auch überhört haben könnten. Die Unterschiede zu den Vorjahren sind sowohl musikalisch als auch showtechnisch überschaubar. So gibt es wenig überraschend den obligatorischen Auftritt von Kontaktjongleuse BEATRITSCHE zu „Pearl“. Basierend auf der fast fünfzehnjährigen Bandvita können FAUN bei weiteren Auftritten in Selb gerne tiefer im umfangreichen Fundus vergangener Jahre graben, um an jener Stätte weiterhin zu überraschen und so zu musizieren wie es die derzeitigen Charthörer nur erahnen können. Und um es mit den Worten von Oliver Sa Tyr zusammenzufassen: „Das war jetzt für alle, die denken, wir würden nur noch Pop-Musik machen.“

Zum Abschluss bietet die polnische Künstlertruppe THEATRE OF SHADOW EVOLUTION vor der Burgbühne noch ein Theater rund um die Liebe und Eifersucht in Zeiten des Mittelalters. Und damit schließt ein erster Festivaltag, der fernab von Überraschungen bleibt und genau auf die Art und Weise unterhält wie es die einzelnen Bands – abgesehen von Faun – im Vorfeld versprachen.

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…und hier zu Tag 3

Publiziert am von und Uschi Joas

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