Konzertbericht: Faun akustisch

06.03.2013 Freiheiz, München

Zum vierten Mal schlagen FAUN im Rahmen ihrer Akustik-Tour die Zelte bzw. Flöten, Harfe und Percussions zuerst in ihrer Heimatstadt München auf. Und manchmal scheinen aller guten Dinge vier zu sein, denn erstmals sah man die Faune in der gleichen Besetzung wie im Vorjahr auf der Bühne stehen. 2013 ist es nicht das Line-Up der Combo, sondern die Rahmenbedingungen, die sich bei den Folkveteranen geändert haben. So hat ein Plattendeal mit Universal der Gruppe zu merklich steigender Popularität verholfen und einige weitere Veränderungen nach sich gezogen. Die Akustikabende bleiben davon größtenteils unberührt und führen zurück zu den traditionellen Folkwurzeln des Projekts rund um Oliver Sa Tyr.

Und so gab es auch bei der Setlist einige Parallelen zum durchwachsenen Vorjahr: Faun eröffneten den Abend mit „Szerelem“, einem Stück von Stellamara und damit eine Art Mitbringsel von Sängerin Sonja Drakulich. Diese wird weiterhin auf den Akustiktouren an der Seite von Fiona Rüggeberg zu hören sein. Bei elektronisch verstärkten Festivalkonzerten im Sommer sowie bei der darauffolgenden „Von den Elben“-Tour im Herbst nimmt hingegen Katja Moslehner den Part der US-Amerikanerin ein. Gesanglich überzeugten Faun in der Akustikbesetzung am deutlichsten mehrstimmig wie in „Eno Sagrada“. Bei den Soloparts merkte man Fiona besonders bei „Der wilde Wassermann“ vom „Buch der Balladen“ noch einige textliche Hänger sowie Intonationsschwierigkeiten an. Dies mag aber unter anderem dem Tourauftakt geschuldet sein.

An der Drehleier und am Mikrofon überzeugt Stephan Groth wie im Vorjahr durch seine Spielfreude: Konsequenterweise findet sich auch der „Halling“ von seinem Zweitprojekt Liederlicher Unfug erneut in der Songauswahl der Faunschen Akustikkonzerte 2013. Oliver Sa Tyr kündigt das Lied als norwegischen Balztanz an, bei dem Männer mit akrobatischen Einlagen den Hut vom Kopf ihrer Angebeteten treten müssen und warnt alle anwesenden Damen mit Kopfbedeckung vor möglichen Angriffen durch norwegische Landsmänner in München. Derlei Geschichten verteilt der sympathische Frontmann über den gesamten Abend und sorgt damit für die nötige Auflockerung zwischen den nicht immer ganz leicht verdaulichen Stücken, die auf der aktuellen Tour allesamt im Zeichen der Liebe stehen. Dazu zählt beispielsweise „Joc de Leagane“, ein transsylvanisches Loblied an die Hebammen, das bisher noch nicht auf CD erhältlich ist – ebenso wie das starke „Sao Roma“ im zweiten Block nach der Pause.

Für alle neueren Fans bietet der Blondschopf am Mikro zwischendurch neben allerlei Geschichten etwas Instrumentenkunde und erklärt vor „Ne Aludj El“, was es mit seiner Nyckelharpa auf sich hat. Für Szenekenner und langjährige Faun-Anhänger mag diese Einlage befremdlich wirken, doch ein Blick in die interessierten Gesichter im fast restlos ausverkauften Freiheiz verrät, dass diese Entscheidung keine falsche war.
Nach dem hinlänglich bekannten „Karuna“ glückt Faun auch die akustische Adaption von „Diese kalte Nacht“ vom aktuellen Plugged-Werk „Von den Elben“. Akustisch klingt das Stück deutlich mehr nach Faun als auf CD, fehlen doch die unnötigen Bombastelemente und Spielereien rund um den eingängigen Melodiekern. Selbiges gilt später für das zarte „Thymian und Rosmarin“, welches für das letzte Album ursprünglich mit Chor aufgenommen wurde. Für den „Lalala“-Chorus soll dieses Mal das Publikum einspringen, doch der Blickkontakt als Zeichen erweist sich als wenig praxiskompatibel und sorgt für Situationskomik, bevor die Menge verhältnismäßig laut einstimmt.

Im späteren Verlauf des Konzerts folgen mit einem beeindruckenden Percussionsolo von Rüdiger Maul, dem dynamischen „Ynis Avallach“ sowie dem altbekannten „Tagelied“ noch weitere Highlights. Einzig die Mehrstimmigkeit bei „Tinta“ mit Stephan Groth zusätzlich am Mikro, parallel zum weiblichen Duett wirkt nicht ganz passend. Basierend auf den überwältigenden finalen Publikumsreaktionen, die zu einer spontanen Zugabe in Form von „Adam Lay Ybounden“ führen, können Faun in München jedoch wieder einmal nicht allzu viel falsch gemacht haben. Die kleinen Schönheitsfehler gehören dabei zum Auftakt fast schon dazu. So laden die Faune besonders akustisch dazu ein, die Band und ihren Folk noch so kennenzulernen, wie er vor etlichen Jahren geklungen hat.
Setliste
01. Szerelem
02. Belle Dame Sans Mercy
03. Halling
04. Ne Aludj El
05. Der wilde Wassermann
06. Joc De Leagane
07. Karuna
08. Diese kalte Nacht

09. Polska Fran Larsson
10. Sao Roma
11. Thymian und Rosmarin
12. Sabrali
13. Eno Sagrado
14. Polska
15. Ynis Avallach
16. Cunctri Simus

17. Tinta
18. Tagelied
19. Adam Lay Ybounden

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