Konzertbericht: Faun akustisch

29.04.2012 Nürnberg, Hirsch

Manchmal braucht es einfach ein bisschen Zeit, bis man sich in eine ungeplante, neue Situation eingefunden hat. Im Falle des kurzfristigen Musikerwechsels bei FAUN nur wenige Wochen und ein, zwei erste Konzerte (siehe Konzertbericht zum Tour-Auftakt in München), und schon beweisen sie, wie gut sich das neue Team bereits eingespielt hat. Das ist eine beeindruckend schnelle Entwicklung – und ein fantastisches Hörerlebnis für Fans und alle, die es werden wollen.

 

 

 

 

 

 

 

Zeitlich lag dieser Tour-Abschluss bereits inmitten des eingeleiteten Festivalsommers, was sich durchaus positiv auf die neue Konstellation ausgewirkt zu haben schien. Gut gelaunt und witzelnd leitete Oliver Sa Tyr die ersten Stücke ein und überspielte gekonnt kleine Stimm-Einlagen der unterschiedlichen Instrumente, die unter den Temperaturschwankungen der letzten Tage doch etwas gelitten haben mussten. So bat er das Publikum grinsend um ein klingendes G, um die Instrumente danach stimmen zu können, und wies darauf hin, dass, sollte es trotzdem Dissonanzen geben, FAUN auch dem Jazz recht zugeneigt sei.

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer noch irgendwelche Bedenken bezüglich der doch sehr spontanen Neubesetzungen gehabt haben sollte, wurde hier bereits eines besseren belehrt. Zusammen mit dem sehr atmosphärischen Licht und der fantastischen Akustik entstand sofort der Eindruck einer zusammengewachsenen Einheit, sowohl musikalisch als auch persönlich. Und auch wenn Neuzugang Sonja Drakulich von den deutschsprachigen Ansagen wohl nicht viel verstanden hat, merkte man doch unter den Stücken, wie gemeinsam gelacht und auch gemeinsam musiziert wurde. Auch eigene Stücke wie „Helling“ oder die sehr anspruchsvollen „Resulina“ und „Szerelem“, die Stephan Groth und Sonja aus ihren jeweils eigenen Projekten in die neue Band „mitgebracht“ haben, fügten sich mittlerweile problemlos in das sehr international-abwechslungsreiche Programm der Faune. Wobei sich es beide Musiker auch nicht nehmen ließen, bei ihren eigenen Stücken die Ansage an sich zu reißen. Während Sonja sehr charmant Olivers Aussprache ihres „Stellamara“-Titels „Szerelem“ verbesserte, erklärte uns Stephan spontan, wie eine Drehleier funktioniert – in dem Instrument stecke nämlich KEINE Katze, die gequält schreit, wenn man ihren Schwanz dreht, sondern ein Stromgenerator, der bei Tastendruck Samples von eben jenen gequälten Katzen abspielt. Ein kleiner, aber feiner Unterschied für den örtlichen Tierschutzverein!

 

 

 

 

 

 

 

 

Dass bei all der Alberei und Olivers humorvollen Ansagen zwischen den Stücken trotzdem nie die andächtige Stimmung während des Musizierens verloren ging, lag neben dem visuell und akustisch sehr ansprechendem FAUN-im-Hirsch-Gesamtpaket (abgesehen von den unstimmigen und bei drei Stunden Konzertlänge trotz Pause recht unbequemen Bierbänken statt Stühlen) auch zu einem Großteil am Nürnberger Publikum. Dieses bewies wie immer, dass es etwas von Konzert-Etikette versteht (wenige Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel). Gerade bei Akustik-Konzerten ist es essenziell zu wissen, wann geklatscht, wann gelacht, wann mitgesungen werden sollte und wann man lieber einfach die Klappe hält und zuhört. So kamen weder Gesang noch instrumentale Soli zu kurz. Besonders hervorzuheben ist hier ein beeindruckendes Percussion-Solo während „Ynis Avalach“ von Virtuose Rüdiger Maul, der sich fast in Trance spielte, während ihm der Konzentrationsschweiß in Strömen von der Stirn lief. Auch das a capella vorgetragene „Subrali Sa Se Subrali“ verfehlte seine Wirkung nicht und war einer der Höhepunkte des Abends, auch trotz der festivalgeplagten Stimmbänder. Gerade hier zeigte sich sehr deutlich, wie gut die neuen Stimmen sich bereits in den Gesamtklang eingefügt haben und ihn um weitere Facetten bereichern.

 

 

 

 

 

 

 

Alles in allem scheint sich seit Beginn der Tour neben dem leichten Umsortieren der Setlist auch bandintern einiges getan zu haben. Sonjas hochgelobte Weltklassen-Stimme harmoniert völlig reibungslos mit Fionas wunderschönem, klarem Gesang, und auch Stephan ist neben seinem Talent an der Drehleier ein fantastischer, sympathischer Sänger, der sich positiv einzubringen weiß. Auch instrumental war dieses Abschluss-Konzert absolut aufnahmereif. Das Publikum dankte den Faunen mit einer melodiösen Chorbegleitung während des „Tageliedes“ und mehrmaligen Standing-Ovations. Und natürlich mit mehrmaligem Vorbeilaufen am Merchandise-Stand.

Setlist FAUN:
Ne Aludj Ei
Da Que Deus
Karuna
Von den Elben
The Butterfly Jig – Adam Lay Ybounden
Sao Roma
Resulina
Herr Heinerich

3 Wanderer
Polska Fran Larsson
Szerelem
Halling
Subrali Sa Se Subrali
Ynis Avalach
Cuncti Simus

Tinta

Tagelied

Fotos von: Kathrin Rödl

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert