Konzertbericht: Faun akustisch

15.03.2012 Freiheiz, München

Zum dritten Mal schlugen FAUN im Rahmen ihrer Akustik-Toure die Zelte bzw. Flöten, Harfen und Percussions zuerst in ihrer Heimatstadt München auf. Und zum dritten Mal war die Besetzung hierbei eine andere: Nach dem Ausstieg von Sängerin und Multiinstrumentalistin Margareta Eibl (alias Raiarda) wurde gleich doppelter Ersatz präsentiert: einerseits Stephan Groth (Liederlicher Unfug) und andererseits die US-Amerikanerin Sonja Drakulich (Stellamara). Somit sind FAUN erstmals als Quintett unterwegs. Diese Umstellung und eine Vorbereitungsphase von lediglich zwei Wochen stellte die Pagan Folk-Musiker besonders anfangs vor arge Probleme, sowohl individuell als auch im Zusammenspiel. Doch manchmal wirkt eine einzige Unterbrechung von 30 Minuten tatsächlich Wunder.

Aller Anfang ist schwer, bzw. in Bezug auf FAUN an diesem Abend genau genommen katastrophal. Glänzten die letzten beiden Akustikabende im Münchner Freiheiz noch mit durchweg hoher musikalischer Qualität, erinnerte der Auftakt 2012 an einen Muezzin, der von seinem Minarett schreiend zum Gebet aufruft. Die Musiker waren sowohl bei neuen Stücken als auch beim bereits dargebotenen Akustik-Livematerial völlig von der Rolle. Oliver Sa Tyr (neuerdings mit Harfe in der Bühnenmitte postiert) wirkte teilweise wie ein behutsamer Vater, schaute er sich doch regelmäßig nach seinen neuen und alten Mitmusikern um. Dort überzeugte zunächst nur Stephan Groth an der Drehleier und durch seinen Gesang. Besonders ihm merkte man stets die Freude an der Musik an. Sonst versemmelten FAUN in der ersten Hälfte des Konzerts beinahe alles: Bei „Adam Lay Ybounden“ konnte man sich nicht sicher sein, ob die Einleitung für die Akustiktour umgeschrieben wurde oder das Timing aller Musiker einfach nur völlig in die Hose ging. Außerdem erwischte Fiona Rüggeberg zunächst einen rabenschwarzen Tag: Bei allen deutschen Stücken musste sie von der tiefen in die hohe Stimmlage wechseln und ohne Duettpartnerin wirkte das gesangliche Fundament u.a. bei „Von den Elben“ erschreckend dünn und wackelig. Besonders beim weiblichen Gesang erwies sich die Herkunft von Neumitglied Sonja als sehr nachteilig für die Faune, da die neue Dame scheinbar der deutschen Sprache (noch) nicht mächtig ist. Wohl nicht umsonst hatte Oliver Sa Tyr das Münchner Publikum bereits zu Beginn wieder einmal zu den Versuchskaninchen für einige Livepremieren auserkoren. So musste die Anwesenden beispielsweise eine Faun-Adaption eines Stellamara-Stücks über sich ergehen lassen, welches ebenfalls einen zweifelhaften Eindruck hinterließ. Lediglich mit „Herr Heinerich“ konnten FAUN vor der Pause ein wenig über diese schwache Darbietung hinwegtäuschen.

Nein, die Stimmung im Saal war zur Pause alles andere als euphorisch. Viele Besucher wirkten negativ überrascht von der gerade dargebotenen Show. Die Hoffnung auf Besserung schien eher gering ausgeprägt. Doch kaum hatten FAUN zum zweiten Mal die Bühne des Freiheiz betreten, wirkten alle Musiker wie ausgewechselt. Die erste positive Überraschung war das sehr stimmige „3 Wanderer“, welches ohne Sonja Drakulich als Quartett performt wurde. Bei der „Polska Fran Larsson“ verließ Percussionvirtuose Rüdiger Maul für das erste und einzige FAUN-Trio des Abends ebenfalls die Bretter, nur um anschließend zusammen mit Sonja zurückzukehren. Mit einem weiteren Stellamara-Stück namens „Szerelem“ bewiesen FAUN erstmals zu fünft, wozu sie stimmlich und instrumental in der Lage sind, wenn die einzelnen Elemente ineinander greifen und sich nicht gegenseitig viel um die Ohren fliegen. Anschließend folgte mit dem „Halling“ ein weiterer von insgesamt zu vielen Stilbrüchen in der Setliste: Jenes Stück wurde von Stephan Groth aus seinem Projekt Liederlicher Unfug mitgebracht und stach allein durch die vielen Tempowechsel sowie eine ungewohnt mittelalterliche Melodieführung heraus. Anschließend hatte sich die neu formierte Combo endgültig aufeinander eingegroovt und feierte nun zusammen mit einem ebenfalls langsam erwachenden Auditorium eine sehr starke zweite Konzerthälfte, die sich gegen Ende immer weiter steigerte. Gekrönt wurde der Auftritt schließlich von einer grandiosen „Tinta“-Version mit Gänsehautfaktor sowie einem improvisierten „Tagelied“ in leicht abgespeckter, aber nicht minder wohlklingenden Fassung. Und so blieb am Ende bei stehenden Ovationen eigentlich nur noch die Frage, was dieser Darbietung anfangs im Wege stand.

Setliste:
Ne Aludj Ei
Karuna
Da Que Deus
Von den Elben
Adam Lay Ybounden
Resulina
Herr Heinerich

3 Wanderer
Polska Fran Larsson
Szerelem
Halling
Subrali Sa Se Subrali
Ynis Avalach
Sao Roma

Cuncti Simus
Tinta

Tagelied

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Publiziert am von und Uschi Joas

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