Konzertbericht: Faun akustisch

2011-02-04 Freiheiz, München

Es gibt mittelalterliche Bands, deren Musik wie gemacht ist für bestuhlte Konzertabende in gediegenem Ambiente. Es müssen dabei nicht erst im Vorfeld über eine Hand voll Rocksongs umarrangiert und umgeschrieben werden, so wie bei den Akustiktouren von Subway to Sally oder Schandmaul. Zu diesen Gruppen zählt die Pagan-Folk-Kombo Faun, die mittlerweile über einen breiten Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet verfügt. So treten die Musiker regelmäßig unplugged auf mittelalterlichen Märkten in ganz Deutschland auf, bei denen sie genau wie auf ihren Akustiktouren auf die elektronische Unterstützung von Niel Mitra verzichten. Diese Routine und Eingespieltheit merkte man Faun auf ihren einzigen Akustikauftritten 2011 an.

Am Freitag, den 04. Februar 2011, gastierten Oliver Sa Tyr, Margareta Eibl (aka Rairda), Fiona Rüggeberg-Kühn und Rüdiger Maul im Münchner Freiheiz – einem alten Backsteingebäude, welches sich früher im Besitz der Deutschen Bahn befand und inzwischen als Konzertlocation dient.

Natürlich stand der gut 2,5-stündige Abend (mit 30-minütiger Pause) ganz im Zeichen der ruhigen Klänge aus verschiedenen Quellen und Ländern. Aufgelockert wurde die musikalische Darbietung durch mehrere Ansagen von Oliver, der zu einer Vielzahl der Stücke entweder interessante Hintergrundinfos oder lustige Anekdoten zu berichten wusste.Im Vergleich zum letztjährigen Auftritt an gleicher Stätte lag der Fokus weniger auf dem Faun’schen Buch der Balladen rund um die Nibelungensaga, sondern auf vielen verschiedenen internationalen Einflüssen. Leider blieb auch das sagenhafte „Loibere Risen“ aus dem Vorjahr dabei auf der Strecke. Ansonsten vermisste man musikalisch nichts. Rairda erwies sich als ausgezeichnete Sängerin, die besonders im Akustikprogramm ihr gesamtes Können darbieten konnte. Entsprechend gestanden ihre Mitmusiker ihr auch vereinzelte Einflüsse aus ihrem musikalisch höchst wertvollen Soloprojekt zu, welches sich nahtlos in den Abend einfügte.
Zwar fehlt nach dem gesundheitsbedingten Abgang von Sandra Elflein im Vorjahr nun eine Drehleier im Instrumentarium der Münchner, doch durch ihren perfekten Gesang und ihr Harfenspiel stellte das neueste Bandmitglied ihre bereits sehr überzeugende Vorgängerin beinahe mühelos in den Schatten.
Der große Moment von Faun-Mastermind Oli Sa Tyr kam wie beim letzten Mal bei „Zum Truge“, als er ganz allein im Einklang mit seiner Harfe auf der Bühne stand und das Publikum besonders durch die spielerische Harmonie mit seinem Instrument sprichwörtlich verzauberte. Bemerkenswert waren neben der hervorragenden Akustik auch die spielerischen Unterschiede im Instrumentenspiel von Oliver und Rairda. Während der Sänger sein Instrument mehr streichelt als es einfach nur benutzen, zupft sein weibliches Ebenbild die Saiten beinahe entschlossen an.
Durch die insgesamt sehr überzeugende und kurzweilige Show fällt es schwer, songtechnische Highlights zu setzen, doch neben dem bereits angesprochenen „Zum Truge“ stach besonders das englischsprachige „Adam Lay Ibounden“ hervor, von dem es leider keine offizielle Aufnahme gibt. Hier könnten Faun definitiv bei ihrem nächsten Album, welches im Juli erscheinen wird, anknüpfen. Die elektronischen Parts vermisste man größtenteils nicht, wenngleich natürlich keines der Lieder als clubtaugliches Tanzmaterial dienen kann.

Vor dem letzten Stück kündigte Oliver Sa Tyr an, dass die Band bei entsprechenden Publikumsreaktionen vielleicht noch einmal wieder käme, so dass die nun folgenden Zugaben obligatorisch waren. Als die Faune die Bühne ein weiteres Mal verließen, kehrten sie nach anhaltendem Applaus allerdings noch einmal zurück, wobei der Blondschopf sehr angetan davor war, dass das Publikum auch ohne vorherige Hinweise weiter applaudierte, um noch ein letztes Stück zu hören. So schlossen die vier Musiker den Abend schließlich passenderweise mit „Fort“ und entließen ihre Gäste damit in den Münchner Großstadtwahnsinn.

Setliste Faun

01. Ne Aludj Ei
02. Sao Roma
03. Belle Dame Sans Mercy
04. Karuna
05. Zauberhafte Träume
06. Hanter Dro
07. Herr Heinerich
08. Ballade des äußeren Lebens
— Pause —
09. Da Que Deus
10. Königin
11. Adam Lay Ybounden
12. Polska
13. Vom Truge
14. Brücke über den Main
15. Erkenekon
16. Cuncti Simus
17. Tinta

18. König Von Thule
19. Fort

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