Konzertbericht: Eternal Darkness Festival

03.05.2024 Königsbrunn, Pharmpur Eisarena

Bis vor wenigen Jahren war Königsbrunn bei Augsburg den meisten Metalheads von außerhalb wohl eher kein Begriff. Das hat sich längst geändert: Mit dem Mammut-Festival und mittlerweile diversen Ablegern wird der Underground hier so aktiv gefördert wie an wenigen anderen Orten in Bayern. Mit dem eintägigen ETERNAL DARKNESS FESTIVAL versuchen sich die Veranstalter in diesem Jahr erstmalig an einem international besetzten Event im Black-Metal-Sektor.

Bereits beim Betreten der Pharmpur Eisarena wird klar: Die Location ist mit dem Eishockey-Feld von standardmäßig 30 Meter auf 60 Meter für dieses Event sehr großzügig bemessen. Zwar sind die Ränge abgehängt, die Bühne nimmt viel Raum ein und im hinteren Teil der Halle ist mit einem kleinen Sitzbereich, Essens- und Merch-Ständen einiges an Raum gefüllt. Dennoch verlieren sich die Besucher:innen noch sehr auf der weiten Fläche, als – für einen Freitag sehr zeitig – um 17:00 Uhr die erste Band beginnt.

CEMETERY auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Als Opener fungieren CEMETERY aus Schongau: Die Band hat zwar eine beachtliche Historie (Gründungsjahr 1986!), aufgrund mehrerer Phasen der Inaktivität bislang allerdings nur ein Album vorzuweisen. Das hätte heute anders werden sollen, aber da die CDs des neuen Albums nicht rechtzeitig fertig geworden sind, fällt die Release-Show ins Wasser. Stattdessen spielen CEMETERY ein bunt gemischtes Set, in dem mit Songs wie „Physical Fear“ trotzdem der eine oder andere brandneue und bislang nicht live gespielte Song zu finden ist. Mit amtlichem Sound und einer souveränen Show auf großer Bühne machen die Death-Metaller eigentlich alles richtig – Atmosphäre kommt bei vielleicht 100 Fans auf der weiten Fläche vor der Bühne noch nicht so richtig auf.

MORIBUND OBLIVIUM auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Das ändert sich auch bei der darauffolgenden Show nicht wirklich – obwohl hier früh am Tag bereits die erste Band aus fernen Gefilden aufspielt: MORIBUND OBLIVION aus Istanbul stehen auf dem Programm. Nachdem die Gruppe aus der Türkei immerhin schon seit 1999 aktiv ist und es dieser Zeit immerhin auf sieben Alben gebracht hat, haben sie hinreichend Material im Repertoire – im Mittelpunkt des Sets steht aber ihr noch aktuelles Album „Endless“ (2020). Die melodischen Dark-Metal-Aspekte im Black Metal der Band gehen etwas im Sound verloren, trotzdem können MORIBUND OBLIVION, die in Deutschland zwar generell längst keine Unbekannten mehr sind, in Bayern aber eher selten live zu sehen waren, mit ihrer Performance so ziemlich alle Anwesenden vor der Bühne halten. Und auch die Musiker von Naglfar lassen sich die Performance als Freunde der Band nicht entgehen.

PEQUOD auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Mit etwas Verzögerung geht es im Anschluss zurück nach Bayern: PEQUOD aus München können ab 19:00 Uhr ihren griffigen Death Metal präsentieren. Dass der Sound zunächst noch etwas undifferenziert klingt, hält weder PEQUOD noch die Fans auf: Zum ersten Mal am heutigen Tag fliegen Haare, und mag eine Schwalbe auch noch keinen Sommer machen: Acht Mann sind ein Pit! Der Großteil der Anwesenden schaut sich zwar auch PEQUOD aus mehr oder weniger sicherer Entfernung an – trotzdem kann man bei den Münchnern zum ersten Mal am heutigen Tag von „Stimmung“ sprechen. Das liegt sicher auch an den sympathischen Ansagen von Fronter Roland Wagner. Aber auch musikalisch ist die Show der Genre-Veteranen, die seit 1998 in der Szene unterwegs sind, international konkurrenzfähig.

ASAGRAUM auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Mit einem ziemlich planlosen Soundcheck sorgen ASAGRAUM für eine weitere Verzögerung im Ablauf – vor allem aber präsentiert sich die Truppe mit so unfreundlichen wie kruden Forderungen in Richtung des Mischers schon hier reichlich unsympathisch. Dieser Eindruck bestätigt sich mit der Show: Die insbesondere von Bandleaderin Obscura an den Tag gelegte Null-Bock-Attitüde soll wohl besonders trve sein, wirkt aber einfach nur nach null Bock. Auch sonst überzeugt hier nichts: Der Sound ist ein einziger Mumpf, sodass die eh schon monotonen Songs jedweden Reiz verlieren – zumal ASAGRAUM diese auch nicht sonderlich souverän darbieten. Bemerkenswert ist an der Performance einzig der fiese Gesang von Obscura. So gibt es auch nur sporadisch Applaus. Dass trotzdem fast alle Festivalbesucher:innen vor der Bühne stehen, ist wohl nur dem Mädchenbonus geschuldet: Eine Männer-Band würde mit dieser Performance den Raum leer spielen. Vielleicht funktioniert diese Musik in einem anderen Setting – einem abgeranzten Keller-Club beispielsweise – auf der großen, mit einer LED-Wand zudem ziemlich unpassend ausgeleuchteten Bühne wirkt diese Performance nur grotesk. Dass ASAGRAUM nicht nur verspätet beginnen, sondern auch noch ihr Set überziehen, rundet den unprofessionellen Gesamteindruck ab, den diese Band hinterlässt.

DEMONICAL auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Das komplette Gegenteil bekommt das zahlenmäßig immer noch sehr überschaubare Publikum bei DEMONICAL geboten, die nach technischen Problemen beim Umbau mit nunmehr bereits 35 Minuten Verspätung um 21:45 Uhr in ihr 50-Minuten-Set starten. Die Schweden um die beiden Bandgründer Martin Schulman (Bass) und Ronnie Bergerstål (Schlagzeug) liefern eine rundum souveräne Show ab, wie man sie sich als Fan schwedischen Death Metals nur wünschen kann. Insofern ist es mehr als verwunderlich, dass vor der Bühne eher Katerstimmung herrscht: Die Reihen stehen licht, das Szenario erinnert eher an einen Rausschmeißer-Auftritt nachts um 4:00 Uhr als an eine Co-Headliner-Show zur besten Zeit. An der Band scheitert es jedenfalls nicht: Trotz der bescheidenen Stimmung geben DEMONICAL Vollgas. Insbesondere Sängerneuzugang Charlie Fryksell (seit 2023) kann nicht nur stimmlich, sondern auch mit seiner sympathischen Art überzeugen – und mit dem letzten Song gelingt es DEMONICAL schließlich doch noch, einen kleinen Moshpit loszutreten. Kein Wunder: Mit „Somebody Put Something In My Drink“ von den Ramones haben DEMONICAL noch ein echtes Ass im Ärmel.

NAGLFAR auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Die angesammelte Verzögerung wird jetzt zum Problem: Da die Live-Musik um Punkt 24:00 Uhr aus sein muss, stehen NAGLFAR unter Umbaustress. Obwohl die Schweden um kurz nach 23:00 Uhr auf der Bühne stehen und am Ende geringfügig überziehen, kostet der im Verlauf des Abends nicht eingehaltene Zeitplan die Fans am Ende zwei Songs, die NAGLFAR als Zugaben noch auf der Setlist gehabt hätten. Auch sonst sind die Umstände nicht die besten. Der Sound ist weit weg von „ideal“: Insbesondere das rumpelige Tama-Drumkit, über das heute alle Bands spielen müssen und das schon den ganzen Abend über viel zu dünn klang, wirkt im normalerweise wuchtigen, vollen Sound von NAGLFAR wie ein Kinderspielzeug. Leider gehen auch die Leadgitarren oft im Soundbrei unter. NAGLFAR indessen sind Profis genug, um trotzdem eine mitreißende Performance abzuliefern: Mit einer Setlist, in der sich Hit an Hit reiht, und einer gewaltigen Bühnenpräsenz – insbesondere von Frontmann Kris Olivius – gelingt es der Band, nochmal alle Anwesenden nicht nur vor die Bühne zu ziehen – mehr noch: Laute Hey-hey-Rufe der nun doch noch aufgewachten Fans unterstützen die Band in vielen Passagen, und zwischen den Songs bekommen die Schweden (im Rahmen des Möglichen) lauten Applaus. Dass das Set nach dem finalen, an Epik unerreichten „Harvest“ recht unvermittelt endet, ist der fortgeschrittenen Zeit geschuldet, und nach der tollen Show verkraftbar – dass der Headliner seinen Auftritt kürzen muss, ist aber eigentlich ein Unding.

  1. Spoken Words Of Venom
  2. Vortex Of Negativity
  3. The Darkest Road
  4. Bring Out Your Dead
  5. Feeding Moloch
  6. Like Poison For The Soul
  7. Odium Generis Humani
  8. Pale Horse
  9. Blades
  10. Cerecloth
  11. A Swarm Of Plagues
  12. Harvest

NAGLFAR auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024Mit dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL versucht sich das Mammut-Team an einem international besetzten Event. Das klappt in vielerlei Hinsicht bereits sehr gut: Insbesondere die Infrastruktur ist von der Anreise und den Parkmöglichkeiten über die Eisarena Königsbrunn selbst bis hin zur Verpflegung und der hilfsbereiten Festival-Crew 1A.

Leider stehen dem auch ein paar Dämpfer gegenüber: Hier sind der (insbesondere bei den Black-Metal-Bands) durchwachsene Sound, das schrottige Schlagzeug als Backline-Instrument für alle Bands, der nicht eingehaltene Timetable und zu guter Letzt der ungünstige Freitagstermin zu nennen, der sicherlich für die diesmal noch sehr niedrige Besucherzahl mitverantwortlich ist.

Wenn in diesen Punkten noch etwas nachjustiert wird – und bei der Emsigkeit, mit der das Mammut-Team seine Events derzeit professionalisiert, ist davon auszugehen, dass das passieren wird – steht einer weiteren erfolgreichen Indoor-Event-Serie jedoch nichts im Wege.

NAGLFAR auf dem ETERNAL DARKNESS FESTIVAL 2024

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