In schöner Regelmäßigkeit haben ESBEN AND THE WITCH in den letzten Jahren in München gespielt und bleiben dieser Tradition auch im Februar 2019 treu. Mit ihrem aktuellen Album „Nowhere“ im Gepäck beehrt das Trio an einem verschneiten Abend einmal mehr das Ampere. Dass der Altersschnitt im zum Konzertbeginn noch recht überschaubar besuchten Club stärker an den 40 als an den 30 kratzt, irritiert zunächst – allerdings führt dies scheinbar zu mehr Konzertdisziplin, wird es doch den gesamten Abend zwischen den Songs nahezu respektvoll Stille herrschen.
Zunächst betritt das finnische Duo NYOS die Bühne. Ohne Mikrofon ruft Gitarrist Tom Brooke begrüßende Worte ins Publikum. Im Vergleich zur Supportshow für Zeal & Ardor vor einigen Monaten wirkt der bewusst repetitiv gehalten Noise Rock der beiden Musiker heute voller. Dies liegt sicherlich auch an der Akustik der deutlich höheren Halle. Bei minimalistischer Beleuchtung am vorderen Rand der Bühne platziert, verlieren sich NYOS ganz in ihren Songs und hauen dem Publikum einen verqueren und groovenden Song nach dem anderen um die Ohren. Erst kurz vor Schluss bedankt sich Tom für den warmen Applaus und das frühe Erscheinen des Münchner Publikums, das den unteren Bereich des Ampere nun fast zur Gänze – wenn auch locker aufgestellt – füllt. Nach 30 Minuten beenden NYOS ein zwar unterhaltsames Konzert, das auch von der sympathischen Ausstrahlung der beiden Musiker lebt.
Um 21 Uhr erlischt einmal mehr das Licht und zu düsteren Beschwörungen kommen ESBEN AND THE WITCH vor ungefähr 200 Gästen auf die Bühne. Mit den minimalistischen Basstönen von „Dull Gret“ beginnt das Set zwar stimmig – allerdings ist die Abmischung leider sehr leise und Rachel Davies‘ Gesang zu Beginn noch nicht ganz sicher. Besonders die eigentlich packenden lauten Momente wirken heute fast etwas zu steril im ansonsten erdig abgemischten Klang. Bereits mit dem darauffolgenden „Dig You Fingers“ holen ESBEN AND THE WITCH allerdings nahezu alle Anwesenden ab und schlagen sie komplett in ihren Bann. Obwohl die Lautstärke den ganzen Abend leider nicht mehr zunimmt, wirkt Rachels an Beth Gibbons zunehmend intensiver.
Klingt die Band aus Brighton auf ihren Alben sehr noisig, werden im Livesetting starke Post-Punk- und New-Wave-Einflüsse deutlich. Die Bühnenpräsenz von ESBEN AND THE WITCH ist trotz, oder gerade wegen der minimalistischen Gestern der drei Musiker*innen schier umwerfend und die wenigen Interaktionen zwischen ihnen und mit dem Publikum wirken umso natürlicher. Nach „No Dog“ bricht ein regelrechter Jubelsturm aus, der die Reaktion gegenüber den vorangehenden Songs – ESBEN AND THE WITCH berücksichtigen heute Abend ihre gesamte Diskografie – in den Schatten stellt. Nach „The Jungle“ verschwinden die drei Musiker*innen kurz durchs Publikum im Backstage-Bereich, nur um durch lauten Applaus motiviert noch einmal zurückzukommen. Stimmig beendet die Band ihr Set mit dem intensiven „Smashed To Pieces In The Still Of The Night“ nach knapp 80 Minuten.
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- Dull Gret
- Dig Your Fingers In
- Marking The Heart Of A Serpent
- Golden Purifier
- Darkness (I Too Am Here)
- Marching Song
- The Unspoiled
- No Dog
- The Jungle
———- - Smashed To Pieces In The Still Of The Night
Nicht nur auf Platte können ESBEN AND THE WITCH mit ihrem neuen Album „Nowhere“ ganz überzeugen, sondern wissen neuen und alten Songs im Livesetting eine ganz eigene Stimmung zu verleihen. Auch wenn der tolle Eindruck des Konzerts durch eine nicht ganz gelungene Abmischung minimal getrübt wird, ist die Atmosphäre im Ampere genug Anlass dafür, sich eine baldige Rückkehr der Band Brighton zu wünschen.