Konzertbericht: Emil Bulls w/ End Of April

2004-01-30 Potsdam, Waschhaus

Nachdem die deutschen New Metal-/Alternative-Rocker EMIL BULLS schon im Dezember in der Hauptstadt gastierten, kamen sie nun Ende Januar wieder in die Berliner Umgebung:Auf ihrer „Mud, Blood And Beer Tour 2004“ machten sie halt in Potsdam, der bereits 17. Station auf der Tour.
Da ich Anfang Dezember im Berliner Magnet Club auch mit von der Partie und schlichtweg total begeistert von der Band und ihren ausgezeichneten Livequalitäten war, wurde die knapp 14 Euro teure Karte für das Freitags-Konzert im Postdamer Waschhaus schon frühzeitig gekauft.
Inzwischen hatte ich mir auch ihre aktuelle Scheibe „Porcelain“ zugelegt. Das war insofern von Bedeutung, als das die Bullen ihre erste (wenn auch inoffizielle) DVD Anfang Januar veröffentlichen sollten. Nun, bis hierhin nichts Besonderes, die 6 Münchner dachten sich allerdings Folgendes aus: Jeder, der durch Vorzeigen seines „Porcelain“-Booklets beweisen konnte, dass er die aktuelle Platte original zu Hause im CD-Ständer hat, bekam die DVD „Mud, Blood And Beer“ gratis.

Also machte ich mich Freitagabend um 18.45 Uhr auf den Weg vom nordöstlichen Ende Berlins, bis nach Postdam (liegt im Südwesten der Hauptstadt). In Potsdam angekommen, drehte ich erstmal eine 10-minütige Ehrerunde im Zentrum, bis ich dann doch den richtigen Weg fand. So war ich kurz nach neun vor dem Waschhaus. Innen wurde mir erstmal meine (natürlich noch volle) Eisteeflasche aus meinem Rucksack abgenommen und dann gings hoch zur Garderobe. Booklet wurde mitgenommen und der Fan-Artikel-Stand aufgesucht. Dort wurde mein buntes Heftchen per Stempel entwertet und ich war nun glücklicher Besitzer der Emil Bulls DVD. Jedoch gab es leider keine Bulls-T-Shirts mehr in meiner gewünschten Größe, hatte mich schon sehr auf die edlen Dinger gefreut. Egal, muss halt der Online-Shop aufgesucht werden.
Erfreulicherweise ist das Waschhaus wirklich sehr großzügig was die Fläche des Konzertraumes und die Größe der Bühne angeht. (Allerdings irritierten mich die vielen Disco-Kugeln an der Decke etwas.) Der Raum war noch ziemlich leer, vereinzelte Grüppchen hier und da. Ich stellte mich so ca. 5 Meter von Bühne hin und wartete. Um halb zehn wollte ich mich gerade hinsetzen, als dann die 5 von END OF APRIL auf die Bühne kamen.

Die Holländer aus Amsterdam legten gleich auch gut los. Ihre Musik könnte man als Mix aus Crossover, Metal, Punk Rock und Hardcore beschreiben. Auf jeden Fall haben sie ordentlich gerockt. Der Sänger / Rapper (mit umgedrehtem rotem Baseball-Cap) ging ab wie Schmidts Katze (was man vom Rest der Band nicht gerade behaupten konnte) und war ständig am Abgehen und Rumspringen. Der Bassist sah irgendwie sehr verkrampft aus, hat die ganze Zeit über die selbe Position eingehalten und dann immer so dumm aus der Wäsche geguckt.Der Großteil des Publikums ließ sich jedoch kaum animieren mit der Musik mitzugehn. Die wenigen Ausnahmen (inklusive mir) hatten dafür umso mehr Spaß beim Kopfnicken und Abtanzen.
Zwischen den Songs machte der Sänger auf die EP „Divided By Numbers“ und ihr frisch veröffentlichtes Debut-Album „If I Had A Bullet For Everyone…“ aufmerksam. Außerdem gab der Herr am Mikro zu, letzten Abend mal wieder kräftig einen über den Durst getrunken zu haben. Nichtsdestotrotz steigerte sich die Band von Song zu Song und heizte zumindest mir und ein paar anderen ein. Ein Song hieß „200%“ und vorher sagte der Frontmann (in einem gebrochenen Deutsch), dass jeder von uns eine bestimmte momentane Beschäftigung hat, der man sich vollkonzentriert mit „200%“ widmen sollte. Rockte ordentlich, das Teil. Ein anderes Stück wurde George Bush gewidmet (Inhaltlich richtet sich der Song gegen so ziemlich jeden Politiker) und aufeinmal jubelte fast der ganze Saal.
Auch noch nett war ein Track, für den die Band eine junge Frau, die am Merchandise-Stand End Of April-Zeug verkaufte, auf die Bühne holte. Das Mädel lieferte sich ein Shout-Duell mit dem Sänger und forderte zwischendurch die Menge immer wieder dazu auf doch mehr mitzumachen.
Nach 40 Minuten war dann das Set beendet und die Band baute schnell ab und beeilte sich mit dem Einpacken ihrer Instrumente, denn sie mussten schon am selben Abend ihren Zug nach Amsterdam erwischen, wo sie am nächsten Tag auftraten.
Insgesamt eine gute Live-Band, musikalisch nichts Außergweöhnliches, aber als Vorband völlig ok. Man wird von dieser Band wahrscheinlich noch hören…

Setlist – End Of April: 01. Running With The Devil (Part 2) [Intro]
02. Respect
03. Venom
04. Deepend
05. Divided
06. Crushed
07. Bedsore
08. Pyramid
09. 200%
10. Remember The Daze

Dann gabs wie bereits erwähnt eine 20-minütige Umbauphase. Danach nochmal 15 Minuten warten (inzwischen wurde Faith No More und Guns N‘ Roses gespielt) und dann gings um 22.45 Uhr mit der Band los, wegen der alle gekommen waren: die Emil Bulls. Zuerst betrat Drummer Fabian die Bühne und wurde ebenso wie DJ Zamzoe, Bassit Jamie und die beiden Gitarristen Schneider und Moik gebührend empfangen.

Sänger Christ kam als letztes auf die Bühne, kurze Begrüßung und Zamzoe begann mit den Effekten vom Opener „Porcelain“. Als dann der thrashige Anfang des Songs kam, rasteten alle aus und alles war ein einziger Moshpit. Ich hatte mich in der dritten Reihe, ca. 2 Meter vor der Bühne postiert und dort ging’s wahrscheinlich auch am härtesten zu. Pogen, Crowdsurfing (mal wieder mit einigen Verletzungen für die Beteiligten), Bangen, eben alles was dazu gehört. Darauf gings weiter mit „Angel Delivery“, und der Pit wurde noch brutaler. Langsam wurde mir klar, dass ich das nicht das ganze Konzert über durchhalten würde. Der Song rockte noch einen Tick mehr als „Porcelain“ und alle waren wieder am Ausflippen. Alle waren bereits zu diesem frühen Zeitpunkt schon kräftig am Schwitzen.
Danach machte ich es mir in den mittleren bis hinteren Reihen erstmal bequem und versuchte tief durchzuatmen.
Weiter gings mit „Leaving You With This“, wieder eine typische geniale Bulls-Mischung aus melodischen und aggressiven Parts, die zusätzlich durch klasse Arrangements überzeugen konnte. Es wurden nun weiterhin Songs dieser Art gespielt, bei den schnelleren Stellen wurde ordentlich rumgehüpft und gepogt. Auffällig war ein Quartett von Muskelprotzen, die sich alle ihrer T-Shirts entledigten und nun alle im weißen Unterhemd weitermachten. Jedoch wurden die vier zunehmend aggressiver, sie pogten echt alles und jeden weg, ohne Rücksicht auf Verluste bzw.Verletzungen. Neben diesen Störenfrieden fielen leider auch mit Rucksäcken bepackte Leute im Pit auf. Mein Appel an dieser Stelle: Gebt die Dinger das nächste Mal gefälligst an der Gaderobe ab! Stört einfach zu sehr beim Moshen. Das trug u.a. auch irgendwie dazu bei, dass ich extremes Gefallen am Headbanging bekam, klingt zwar komisch, ist aber durchaus möglich zur Musik der Bullen.
Nun ja, es folgte dann „Quiet Night“ als Verschnaufpause.
Dank geöffnetem Fenster war die Frischlustversorgung Gott sei Dank auch gewährleistet.Im Programm folgten „Paranoid Love Affair”, der Hit „Smells Like Rock ‚N‘ Roll”, die aktuelle Single „This Day” und „Qualle, Allä“. Bei letzterem handelte es sich nicht um die Mitteilung eines norddeutschen Kellners im Fischrestaurant, sondern um einen neuen, eher durchschnittlichen Song. Neben weiteren Krachern wie „Hi It’s Me, Christ“, „Mirror (Me)“ und „Cocoon“, wurden 2 weitere neue Stücke präsentiert (u.a vielleicht „Yesterday“?), die ordentlich groovten und einen kleinen Ausblick auf das neue Album gaben (welches allerdings noch in weiter Ferne liegt).
Die gesamte Band ging wiedereinmal klasse auf der Bühne ab. Besonders cool waren die Momente, als Basser Cit (aka. Jamie) sich auf eine große Box stellte und im KoRn-Stil mit tiefhängender Bassgitarre abrockte. Frontman Christ sollte es ihm kurze Zeit später mit Gitarre gleichtun.
Vom Sound her gabs es nichts auszusetzen. Zwischendurch (während einer Pause zwischen 2 Songs) fiel dann ein Mikro aus, das jedoch prompt ersetzt wurde.
Das Sextett gönnte sich dann eine Raucherpause. Das erschöpfte Publikum stieß nur schwache Forderungen nach Zugaben aus, trotzdem kamen die Bullen zurück und rockten weiter mit dem A-HA-Cover „Take On Me“, das dann in den Megadeth-Klassiker „Symphony Of Destruction” überging.
Zum krönenden Abschluss wurde dann noch der Titeltrack zur Tour, „The Coolness Of Being Wretched (Mud Blood And Beer)“, gespielt. Für die Zugaben mobilisierte ich auch nochmal meine letzten Kräfte und pogte wieder kräftig mit.
Die Band verabschiedete sich und Wasser wurde von den Soundtechnikern verteilt. Völlig ausgedürstet hechtete ich einer Flasche hinterher und bekam sie dank eines aufmerksamen Mädels dann auch. (Wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen die Aktion mit der Wasserflasche, habe nämlich beim Verlassen des Waschhauses dann zufälligerweise noch in einer Ecke beim Eingang meinen (immernoch vollen) Eistee wiedergefunden.)Kurz nach Mitternacht war der Spaß also schon wieder beendet und ich machte mich auf meinen Rückweg nach Berlin, der fast 3 Stunden in Anspruch nahm.

Es bleiben (wieder mal) die Erkenntnis, dass die Bulls eine klasse Live-Band sind und dass man sich getrost aufs neue Album freuen kann, auch wenns bis dahin noch ein wenig dauert. Ich kann wirklich nur jedem wärmstens empfehlen, sich diese 6 live anzuschauen – es lohnt sich!

Setlist – Emil Bulls:
01. Inferno [Intro]
02. Porcelain
03. Angel Delivery
04. Leaving You With This
05. Moloko Velocet
06. No Hay Banda
07. Quiet Night
08. Paranoid Love Affair
09. Smells Like Rock ‚N‘ Roll
10. This Day
11. Qualle, Allä [neuer Song]
12. Hi It’s Me, Christ
13. [neuer Song]
14. Mirror (Me)
15. [neuer Song]
16. Cocoon
——————-
17. Take On Me [A-HA Cover]
18. Symphony Of Destruction [Megadeth Cover]
19. The Coolness Of Being Wretched (Mud Blood And Beer)

Geschrieben am 30. Januar 2004 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert