Konzertbericht: Electric Wizard w/ Angel Witch

07.04.2017 Stuttgart, LKA


Seit gut 20 Jahren treiben ELECTRIC WIZARD ihr Unwesen im tiefsten Untergrund und konnten sich durch ihre Kompromisslosigkeit und Output höchster Qualität einen Kultstatus unter den Anhängern der Stoner- und Doom-Szene erspielen. Nun kommen die legendären Briten auf Tour, mit dabei die ebenfalls wohlbekannten ANGEL WITCH.

Bei denen ist von der Gründungsbeseztung zwar nur noch Sänger und Gitarrist Kevin Heybourne übriggeblieben, doch das stört die anwesenden Fans der Truppe offensichtlich wenig. Auch wenn das LKA heute abgehängt wurde und somit nur rund 2/3 seiner eigentlichen Kapazität zur Verfügung stehen, ballert der Sound, als ob die Bude rammelvoll wäre. So kommen die Riffs satt und klar aus den Boxewn und der Bass rumpelt herrlich.

Sicher, die Drums sind etwas schwachbrüstig, man könnte es aber auch als nicht überproduziert bezeichnen. ANGEL WITCH bieten ihren Hörern klassichen NWOBHM erster Stunde, ergo mit jeder Menge Speed und Melodien, gelegentlich ergänzt durch langsame, fast schon doomige Passagen. Das freut die in den ersten Reihen stehenden Fans der Band und auch wenn die Musik bisweilen nur begrenzt mitreißend ist, so hält es doch spätestens beim letzen Song „Angel Witch“ niemanden mehr, sodass fast alle Anwesenden lauthals den Refrain mitsingen. Unterm Strich ein solider Auftritt von gut 50 Minuten.

Das „solide“ für ELECTRIC WIZARD heut Abend das absolut falsche Adjektiv sein wird, wird ab dem erten Ton des Openers „Witchcult Today“ klar. Denn dieser donnert dermaßen ohrenbetäubend aus den Boxen, dass so mancher sich erschrocken umschaut. Denn was Liz Buckingham und Jus Osbourne ihren Gitarren entlocken, sind dermaßen brachiale Riffs, dass es – gerade in Verbindung mit der borderline gesundheitsgefärdenden Lautstärke – eine wahre Freude ist. Unterstützt wird der Kern der Band durch Bassist Clayton Burgess und Simon Poole am Schlagzeug, die den Riffs ein perfektes Rhythmusfundament zur Seite stellen. Parallel dazu laufen auf dem großen Screen hinter der Bühne Filmszenen, die satanische Rituale abbilden oder auch mal nur psychedelische Farb- und Formenspiele, wobei entblößte weibliche Brüste definitiv das Hauptmotiv der Videoinstallationen sind. So werden die Anwesenden in iher Aufmerksamkeit zwischen den Bildern und der Musik förmlich zerrieben, da ELECTRIC WIZARD ihre Fans schier mit tonnenschweren Riffs bombardieren, während die Rhythmusfraktion unablässig groovt. Das Publikum feiert den psychedleisch-satanischen Stoner Doom der Engländer mit sattem Applaus und fliegenden Haaren und nach rund 75 Minuten ist auch dem letzten klar, dass es zwar viele Doom-Bands gibt, ELECTRIC WIZARD aber etwas absolut singuläres sind.

  1. Witchcult Today
  2. Black Mass
  3. Satanic Rites Of Drugula
  4. Incense For The Damned
  5. Dopethrone
  6. Return Trip
  7. The Chosen Few
  8. Funeralopolis

Zwei gestandene britische Bands, die sich gemeinsam die Ehre geben und den rund 350 – 400 Anwesenden einen großartigen Abend bescheren. Während ANGEL WITCH eine gute Show spielen, ohne mitzureißen, tun ELECTRO WIZARD genau das, bevor sie die Zuschauer mit der schieren Wucht ihrer Riffs plattwalzen. Großartig und einzigartig – longe live the wizard!

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Fotos von: Christoph Emmrich

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