Konzertbericht: Eisbrecher w/ A Life [Divided]

14.12.2013 Kesselhaus, München

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Zehn Jahre, elf Shows, 12.000 Meilen – und am Ende führen alle Wege doch wieder in die Heimat. So beenden EISBRECHER ihre 10-Jahres-Jubiläumstournee dort, wo 2003 alles begann: im Süden Deutschlands, genauer gesagt in München. Die Begrüßung übernimmt Captain Alex dabei höchstpersönlich. Und obwohl die Deutschrocker genug Grund zum Feiern haben, verteilt der glatzköpfige Hüne selbst Geschenke: einerseits in Form von weihnachtlichem Gebäck sowie Obst für die ersten Reihen und andererseits Vorschusslorbeeren für den hauseigenen Support A LIFE [DIVIDED].

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Eisbrecher-Gitarrist Jürgen Plangger hat einen Marathonabend vor sich: erst agiert er als Sänger und Frontmann bei A LIFE [DIVIDED], später dann als Gitarrist bei den Brechern. Und das bayerische Urgestein gibt in beiden Fällen eine gute Figur ab: Zwar merkt man direkt beim gelungenen Opener „The Lost“, dass Jürgen bereits einige Doppelkonzerte auf dieser Tour absolviert hat und beim Abschlussgig nicht bei bester Stimme ist, doch das Gesamtpaket überzeugt, selbst ohne Heimvorteil. „The Great Escape“ ist als Album auch in abgespeckter Form für einen rockig-melodischen Einstieg in einen gitarrenfokussierten Konzertabend geeignet. Mit ihrem Durchbruchsong „Heart On Fire“ heben sich A LIFE [DIVIDED] ihr bandeigenes Highlight erwartungsgemäß bis zum Ende auf und setzen so das Ausrufezeichen hinter einen gelungenen Einstieg in die nun folgende Eisbrecher-Show.

Setlist A LIFE [DIVIDED]:
01. Intro
02. The Lost
03. It Ain’t Good
04. Words
05. Hey You
06. Perpetual
07. Feel
08. The Last Dance
09. Heart On Fire

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Zehn Jahre sind vergangen, seit Alex Wesselsky und Noel Pix bei Megaherz ausgestiegen sind, ihre persönlichen Differenzen klärten und anschließend das Projekt EISBRECHER ins Leben riefen. Zum Zehnjährigen griffen die Rocker dabei tief in ihre Archive, mit Unterstützung ihrer Fans. Diese durften im Vorfeld über Teile der Setliste abstimmen. Und so versprüht der Auftritt neben dem Besten, was der Deutschrockdampfer aktuell zu bieten hat, mit „Herzdieb“, „Adrenalin“ und „Eisbrecher“ auch einen gewissen nostalgischen Charme, obwohl letzteres in einer modernisierten Fassung nebst passendem Gipfelstürmeroutfit präsentiert wird. Antiquiert sind jene Stücke keinesfalls und so gerät der Gig allein durch die Songauswahl insgesamt zu einem angenehmen Kontrast zu den vorangegangenen Touren. Besonders da dadurch die musikalische Entwicklung der EISBRECHER deutlich wird – beispielsweise vom düsteren „Leider“ hin zum eher seicht-modernen „Engel“.

SONY DSCDazu durften natürlich Spezialeffekte nicht fehlen, besonders da das Münchner Konzert aus eben jenem Grund in eine andere Lokalität verlegt wurde. Allein die imposanten Nebelfontänen bei „This Is Deutsch“ sprechen dafür, dass das Kesselhaus die bessere Wahl ist. Spezifisches Zubehör wie die Reitgerte zu „Schwarze Witwe“ oder die Trommeltonnen bei „Amok“ und entsprechende Kleidung zu verschiedenen Liedern werten die Show fernab der Musik auf. Selbst wenn man sich als langjähriger Fan an manchem inzwischen satt gesehen haben kann, gibt es oftmals Neuerungen, die dafür sprechen, dass sich das Quintett auch immer neue Gedanken zur Inszenierung ihrer Kompositionen macht. Zwischen diesen charmanten Details bleibt stets Zeit und Raum für spontane Situationskomik und Improvisationen. Berührungsängste hat Sänger Alex ohnehin keine: Die Shows der Truppe leben von dem Miteinander von Band und Publikum und davon, dass jede Machoattitüde von einem selbstironischen Augenzwinkern begleitet wird. So erklärt sich der Checker die Tatsache, dass EISBRECHER trotz Universaldeal im Gegensatz zu A LIFE [DIVIDED] nicht im Radio zu hören sind schlicht und ergreifend dadurch, dass sie der deutschen Sprache treu geblieben sind.

SONY DSCSpeziell für die Heimat graben EISBRECHER wiederum ihren Schlagerblock erneut aus – nach rund einjähriger Abstinenz und der damaligen Ankündigung im Gebäude gegenüber, dass es dieses Element nun nicht mehr geben wird. Allerdings kann man Alex bei seiner lapidaren Erklärung kaum widerstehen: Er will jenen Block immer dann wieder aufleben lassen, wenn ihm gerade danach ist. Und das wäre eben jetzt der Fall und das nächste Mal wird irgendwann anders sein. Nach etwas Gelächter geben ihm die starken Publikumsreaktionen Recht bei dieser Entscheidung.

Am Ende folgt ein kleiner Hitmarathon, bis am Ende von „Miststück“ die Zuschauer wieder einmal selbst aktiv werden und mehr schlecht als recht in den Text einstimmen. Alex nimmt dies gelassen zur Kenntnis, dürfte er im Laufe der letzten zehn Jahre doch an einiges gewohnt sein. „Ein Leben lang unsterblich“ ersetzt schließlich „Die Hölle muss warten“ als ruhiger Rausschmeißer, bevor sich die gesamte EISBRECHER-Crew verabschiedet. Und tatsächlich, in dieser Form dürften Alex und Co. ihr gemeinsames Schiff noch länger auf Kurs halten.

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SONY DSCSetlist Eisbrecher
01. Intro
02. Kein Mitleid
03. Willkommen
04. Antikörper
05. Adrenalin
06. Augen unter Null
07. Amok
08. Eiszeit
09. Leider
10. Prototyp
11. Engel
12. Eisbrecher
13. Schwarze Witwe
14. Vergiss mein nicht
15. Herzdieb
16. This is Deutsch

17. Schlager
18. Heilig
19. Verrückt
20. Miststück

21. Ein Leben lang unsterblich

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