Konzertbericht: Dream Theater w/ Vola, And McKee, Jason Richardson & Luke Holland

26.06.2019 Junge Garde, Dresden


DREAM THEATER sind eine jener Bands, zu denen quasi jeder eine Meinung hat. Von ihren Fans vergöttert, wird die Prog-Kapelle von ihren Kritikern nicht selten als Paradebeispiel herangezogen, wenn (angelblich) das Songwriting hinter die technischen Fähigkeiten der Musiker zurücktritt. Mit ihrem aktuellen Album „Distance Over Time“ im Gepäck, sind DREAM THEATER gegenwärtig auf Tour und machen auch in der Dresdner Jungen Garde Halt. Mit von der Partie sind VOLA, ANDY MCKEE und JASON RICHARDSON & LUKE HOLLAND.

Letztere eröffnen also Duo den Abend und sorgen postwendend für Verwirrung. Denn neben Gitarre und Schlagzeug – beides auf der Bühne befindlich – sind auch Gesang, Bass und Synthies zu hören, die sämtlich aus der Konserve kommen. Eine äußerste seltsame Vorgehensweise, die für nicht wenige verständnislos geschüttelte Köpfe sorgt. Die Musik von JASON RICHARDSON & LUKE HOLLAND ist letztlich generischer Djent, also ein extrem verdichteter Gitarrensound, technisch versiertes Gitarrenspiel und dazu melodische Refrains. Das ist handwerklich alles patent umgesetzt, aber dummerweise ohne jeglichen Wiedererkennungswert.

Das sieht bei ANDY MCKEE schon deutlich anders aus. Denn der Amerikaner stellt sich ganz allein mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne und gibt auf dieser seine Instrumentalstücke zum Besten. Das klingt vielleicht nicht, als sei es besonders spannend – ist es aber: Denn der gute Mann ist nicht nur ein äußerst versierter Gitarrist, sondern er nutzt den Körper seines Instruments auch, um sein Spiel perkussiv zu unterstützen. Daraus resultieren sehr hörenswerte Songs und zugleich eine optisch interessante Darbietung. Unterm Strich eine sehr angenehme Überraschung, ebenso wie der Gastauftritt von John Rudess, der MCKEE bei einem Song unterstützt und daran sichtlich Freunde hat.

Bevor Rudess erneut auf die Bühne kommt, beglücken noch VOLA die Anwesenden mit ihrer starken Mischung aus Alternative Rock, Electro, djentigen Gitarren und proggigen Songstrukturen. Dieser spannende Stilmix wird zudem mit einer oft melancholischen Atmosphäre unterlegt, während über allem der grandiose Gesang von Gitarrist Asger Mygind trohnt. Gerade dieser Gesang ist es, was die Musik der Dänen so zugänglich macht, obwohl die Riffs hart und die Songs vertrackt sind. Auch der gezielte Einsatz der Electro-Sounds weiß zu begeistern, da diese oftmals fast schon poppig daherkommen und somit den Zuhörer bei der Stange halten. Starker Auftritt einer jungen Band, von der eine große Zukunft bevor stehen sollte, wenn diese Welt gerecht ist.

Groß sind sie schon lange und nicht nur in ihrem Genre lebende Legenden – DREAM THEATER. Als gegen 21 Uhr die Sonne langsam sinkt und die Temperaturen fast wieder auf ein erträgliches Maß gefallen sind, betreten die Amerikaner die Bühne der Jungen Garde unter Jubel und Applaus der Anwesenden. Diese feiern die ausufernden Instrumentalpassagen der Band, die ihrerseits dafür sorgen, dass nie Langeweile aufkommt. Mit geschickten Wechseln in Tempo und Stimmung sorgen DREAM THEATER dafür, dass man minutenlang ehrfürchtig auf die Fähigkeiten der Musiker schaut und dabei gar nicht dazu kommt, die Abwesenheit der Vocals zu bemerken. Dass diese nach wie vor der Schwachpunkt der Band sind, ist auch heute Abend wieder festzustellen: James LaBrie ist sicher kein schlechter Sänger, aber weder trifft er die hohen Töne wirklich sauber, noch wohnt seiner Stimme die Kraft inne, nach welcher die Songs seiner Band eigentlich verlangen. Das stört jedoch augenscheinlich die wenigsten der anwesenden Fans, die die Lieder – trotz komplett bestuhlter Location – mit Standing Ovations quittieren. Auffällig ist, dass die Songs des aktuellen Albums „Distance Over Time“ mit deutlich weniger Punch daherkommen als die alten Tracks. Doch auch das stört niemanden, sodass die Fans am Ende beglückt und durchgeschwitzt den Heimweg antreten.

    1. Untethered Angel
    2. A Nightmare To Remember
    3. Fall Into The Light
    4. Peruvian Skies
    5. Barstool Warrior
    6. In The Presence Of Enemies, Part I
    7. The Dance Of Eternity
    8. Lie
    9. Pale Blue Dot

  1. As I Am

DREAM THEATER sind live ein Erlebnis, ob man die Band mag, oder nicht. Denn was die beteiligten Musiker an ihren Instrumenten können, ist schlicht atemberaubend. Wenn man dazu mit VOLA noch eine grandiose Vorband und mit ANDY MCKEE einen spannenden Solokünstler zu sehen bekommt, lohnt sich der Abend – auch wenn man den ersten Support-Slot lieber schnell wieder vergisst. Die Kartenpreise zwischen 65 und 87€ dürften trotzdem so manchen vom Genuss dieses Abends abgehalten haben …

Publiziert am von

Fotos von: Christoph Emmrich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert