Konzertbericht: Dornenreich w/ Ahab, Fjoergyn

18.09.2009 München, Metropolis

Nachdem die Festival-Saison 2009 bereits mit so manchem großartigen Konzert überzeugen konnte, dürfte es wohl kaum jemandem entgangen sein, dass es auch der Herbst und damit die Clubtour-Saison 2009 konzerttechnisch in sich hat:
Diverse große Namen geben sich die Klinken der Konzertlocations in die Hand – und das erfreulich oft in sehr abwechslungsreich und ansprechend zusammengestellten Bandkonstellationen, so dass sich auch heute, trotz angeblicher Wirtschaftskrise, eine durchaus erkleckliche Anzahl Besucher im Münchner Metropolis eingefunden hat.
Geladen haben diesmal DORNENREICH, wobei für viele wohl eher die beiden Supportbands ausschlaggebend waren, sind doch sowohl FJOERGYN als auch AHAB – im Gegensatz zu erstgenannten – eher seltene Gäste in der Bayrischen Landeshauptstadt.

FJOERGYN gelten für mich als durchaus berechtigterweise als Ausnahmeband angesehene Truppe, „Ernte im Herbst“ und speziell der Titeltrack wissen durchaus zu überzeugen. Als echten Fan kann ich mich dennoch nicht bezeichnen und das dürfte heute wohl das Problem sein, denn wie so viele Bands, die auf Album eine Menge Pomp auffahren, aber dann nicht genug Mitglieder mitbringen um diesen auch auf der Bühne umzusetzen, müssen auch FJOERGYN auf Konserven-Orchester zurückgreifen – und es braucht eben schon eine Menge Hingabe, um darüber hinwegzusehen, dass das, was FJOERGYN ausmacht, die Melodien und Arrangements, zu 90% vom Band kommen. Stimmung kommt bei mir so während des gesamten Gigs nicht auf, und wie es halt so läuft tendiert man zu solchen Gelegenheiten dann dazu, die negativen Seiten der Show weiter zu beleuchten. So fällt dann auch der nicht sehr ausgewogene Sound auf sowie der Umstand, dass viele Flüsterpassagen nicht zu knapp nach DORNENREICH tönen, auf mich in der orchestralen Umgebung allerdings eher deplatziert wirken.
Insgesamt überzeugt die Darbietung also nicht, als ungünstig kommt natürlich zusätzlich der Umstand hinzu, dass man nicht davon ausgehen kann, dass FJOERGYN einen schlechten Tag hatten, denn vom Band wird der Löwenanteil des Sounds eben immer kommen, sodass man hier nicht mal auf bessere Zeiten hoffen kann. [Marius Mutz]

Nach FJOERGYN ist mit AHAB die Band an der Reihe, der meine ungeteilte Vorfreude gilt – sind sie doch weitaus seltener auf deutschen Bühnen zu bewundern als der Headliner DORNENREICH, den man wenn man es darauf anlegt, doch circa alles halbe Jahr irgendwo mitnehmen kann. Das Bühnenbild für dieses Ereignis könnte dabei sporadischer kaum sein – nach den edlen Seitenaufstellern von FJOERGYN wirkt die gänzlich Bannerlose Bühne fast etwas karg – was jedoch sobald die Band die Bühne nach dem Intro betreten hat, sofort vergessen ist, nicht zuletzt, weil der Lichttechniker doch wirklich großartige Arbeit leistet: Getaucht in blaues Tiefsee-Dämmerlicht eröffnet die Mannschaft das Set mit dem Opener des aktuellen Albums, „Yet Another Raft Of The Medusa (Pollard’s Weakness)“. Schon die ersten Töne kriechen dabei derart bestechend klar und majestätisch zugleich aus den Boxen, dass jeder Wal, der an diesem Abend in der Nähe des Münchner Metropolis unterwegs ist, wohl schleunigst das Weite sucht…
Es folgt das nicht minder beeindruckende „Old Thunder“ vom Vorgängerwerk und der Titeltrack des aktuellen Werkes – und bevor man sichs versieht, befindet man sich schon mitten in „The Hunt“ – vier Songs, vier mal zehn Minuten, vier mal 100% Atmosphäre. Die Band lebt die Musik vor und das Publikum nimmt dankbar jeden Ton der Nautic Doomer auf – der Applaus am Ende des Gigs lässt, wie auch die exponentiell ansteigende Zahl der AHAB-Shirts im Publikum, schon erahnen, dass es DORNENREICH nicht einfach haben würden, diesen Auftritt zu überbieten.
[Moritz Grütz]

Setlist AHAB:
Yet Another Raft Of The Medusa (Pollard’s Weakness)
Old Thunder
The Divinity Of Oceans
The Hunt

Mit DORNENREICH und live ist es bei mir auch so eine Sache. Erstmals enttäuschten sie am Summer Breeze 2007 damit, trotz Metalshow nur „Her von Welken Nächten“-Songs gespielt zu haben. Bei den Walpurgis Metal Days 2009 stimmte auch überhaupt nichts, aber ab da ging es mit der Eisenwahn-Show doch deutlich aufwärts – Tolle Atmosphäre, stimmige Lightshow und intensive Performance. Dass die Clubshow in München nun aber die erste Gelegenheit sein würde, bei der DORNENREICH, dadurch bedingt, dass sie hier eben der unangefochtene Headliner sind in der Lage sein würden, alle Stärken zu zeigen, war auch schon vorher klar. Insofern waren die Erwartungen durchaus nicht niedrig, zumal auch noch Empyriums Thomas Helm als Special Guest angekündigt war, der am Summer Breeze durch fraglos großartige gesangliche Performance durchaus einiges retten konnte.

Los geht es mit „Drang“, das, akustisch dargeboten, schön überleitet auf den unangefochtenen Hit der neueren DORNENREICH-Ära: „Jagd“ Und auch heute transportiert dieser Song in seiner Dynamik und Energie eine Frische, die am restlichen Abend ihresgleichen sucht. Nicht zuletzt ist das Lied aber auch ein immer funktionierender Anheizer, dessen Stimmung genutzt wird um einen weiteren der atmosphärischsten Tracks der jüngeren Geschichte der Band einzuleiten – bei diesem nun leisten sich DORNENREICH aber leider einen absoluten faux pas. Denn wer die Studioversion von „Der Hexe flammend Blick“ kennt, weiß eben, dass dieser Song, so stimmungsvoll er an sich schon sein mag, etwa nochmal 200% Atmosphäre obendrauf bekommt durch Valnes‘ Klargesang. Einer Darbietung ohne Klargesang fehlen diese 200% folglich, was in dieser Situation aber vollkommen unnötig ist: Heute hätte man mit Helm ja sogar einen Opernsänger dabei. Diesen lässt man aber dennoch erst nach „Flammentriebe II“ die Bühne entern, was dann auch das Umschalten des Sets auf ausschließlich „Her von Welken Nächten“-Songs zur Folge hat. Diese, ohnehin nicht gerade zu meinen Favoriten zählend, werden zwar den Umständen entsprechend perfekt dargeboten, aber die Umstände sind insgesamt halt doch nicht optimal: Helm, der zwar großartig singt, hätte trotzdem auf diverse Mitklatsch-Aktionen verzichten sollen, das ist einfach nicht das Metier DORNENREICHs. Dazu wirken die Songs im Vergleich zur Summer Breeze-Version, bei der Schwadorf unterstützend am Bass tätig war, durch Abwesenheit des Tieftöners etwas schwach auf der Brust.
Zusammenfassend muss leider gesagt sein, dass mit „Der Hexe flammend Blick“ durch den fehlenden Klargesang deutlich an der zuvor riesigen Stimmung abgebaut wurde, was „Leben lechzend Herzgeflüster“ und „Flammentriebe II“ nur geringfügig aufzufangen wussten. Danach hatte ein „Her von Welken Nächten“-Fan sicher riesige Freude und das Publikum feierte schließlich ja auch ohne Ende. Trotzdem ist die für DORNENREICH-Verhältnisse übertriebene Interaktion mit dem Publikum ein sehr fader Beigeschmack für die sonst bisher beste gesehene Show der Österreicher.[Marius Mutz]

Setlist DORNENREICH:
-Intro
Drang (akustisch)
Jagd
Der Hexe flammend Blick
Leben lechzend Herzgeflüster
Flammentriebe II
-Midtro
Eigenwach (feat. Helm)
Grell und Dunkel strömt das Leben (feat. Helm)
Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz (feat. Helm)
Trauerbrandung (feat. Helm)

Wer hat Angst vor Einsamkeit? (feat. Helm)
-Outro

Auch wenn FJOERGYN live nicht so überzeugen konnten, wie das ihre Alben schaffen und der DORNENREICH-Gig auch als durchwachsen bezeichnet werden muss, so kann man dennoch von einem großartigen Konzertabend sprechen:
AHAB waren über jeden Zweifel erhaben, an den Performances der anderen Bands herumzumosern läuft am Ende doch immer auf Jammern auf hohem Niveau hinaus, waren die Auftritte beide doch keinesfalls schlecht.

Photos von: Moritz Grütz

Publiziert am von Marius Mutz und

Fotos von: Moritz Grütz

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