Konzertbericht: Distemper w/ Nofnog

16.10.2016 München, Backstage (Club)

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Wer den Konzertkalender für Ska und Punk einigermaßen im Auge behält, dürfte über den Namen DISTEMPER bereits gestolpert sein: Ziemlich genau einmal im Jahr kommen die Russen, die nicht nur in ihrer Heimat zu den Koryphäen des Genres zählen, nach Deutschland. So auch 2016: Mit den Schweizern Nofnog beehren Distemper – nach unzähligen Konzerten im Feierwerk – in diesem Jahr den Backstage Club.

Ob es daran liegt oder an der Tatsache, dass Sonntage keine guten Tage für Konzerte sind, ist schwer zu sagen – Fakt ist, dass auch eine Dreiviertelstunde nach Einlass gerade einmal ein Dutzend Fans ihren Weg in den Club gefunden haben.

nofnog-02Als NOFNOG ihre Show schließlich mit leichter Verspätung beginnen, sind immerhin knapp 50 Fans versammelt, um den Schweizern ihren Münchenaufenthalt mit ihrem Zuspruch angenehm zu gestalten. Den verdienen sich NOFNOG in der kommenden halben Stunde auch wahrlich: mit dynamischem Auftreten, vor allem aber auf den Punkt gespieltem, knackigem Punkrock. Mit insgesamt vier Mikrophonen für vier Musiker bringen NOFNOG viel Energie in ihre Show – dass der Leadsänger ausgerechnet Schlagzeuger Jérôme ist, sollte an dieser Stelle ebenfalls erwähnt sein. Sympathische Ansagen runden den guten Eindruck ab, den das Quartett hinterlässt. Auch wenn im Zuschauerraum noch keine Bewegung festzustellen war, ein gelungener Auftritt, bei dem NOFNOG ihrer Aufgabe als Anheizer für Distemper absolut gerecht werden.nofnog-01

Diese starten erfreulich wenig später mit ihrer Show: Bereits um kurz nach 21:00 Uhr ist im Zuschauerraum des Backstage Club Skanken angesagt.

distemper-01Doch so gutgelaunt sich DISTEMPER-Fronter Dazent auch gibt – so recht will zunächst keine Stimmung aufkommen. Zum Teil liegt das definitiv am zahlenmäßig immer noch sehr überschaubaren Publikum, das zudem überraschend wenig Affinität zu Moshpits und Punk-Attitüde zeigt. Zum Teil liegt es aber auch an den Russen selbst: Heute schlicht in Bandshirts statt in die für die Band charakteristischen, roten Karo-Overalls gewandet, wirken die Russen bei allem Engagement und eifrig geschwungenen Tanzbeinen, als hätten sie gerade einen kleinen Motivationsdurchhänger. Am zwölften Konzertabend in Folge kann man der Band das allerdings auch kaum verübeln.

Vor allem aber die Setlist bremst selbst alteingesessene Fans in ihrem Tatendrang: Mit vielen neuen, oft eher langsamen Stücken und nur wenigen der wirklich fetzigen Klassiker liefern DISTEMPER heute zwar gute Unterhaltung, jedoch nicht eben eine Steilvorlage für wilden Pogo. Ermutigt durch das Bandmaskottchen, das eifrig durch die Reihen skankt, entwickelt sich im Verlauf der Show zwar noch ein gemütliches Pogo-Tänzchen, gekrönt von einem mutigen Crowdsurfer – von den wilden Shows, die DISTEMPER in München in der Vergangenheit bereits aufs Parkett gelegt haben, ist man heute jedoch weit entfernt.distemper-02

Für faire 15 Euro bekommen Ska-Punk-Fans heute gute Unterhaltung, jedoch nicht aus der Kategorie „unvergessliches Erlebnis“: NOFNOG wissen mit knackigem Punkrock, DISTEMPER mit ihrem unverwechselbaren Ska-Punk zu gefallen. Um verschwitzt und zufrieden nach hause zu gehen, reicht das völlig – dennoch kommt man nicht umhin, festzuhalten: Da wäre auf beiden Seiten – Band wie Publikum – mehr drin gewesen.

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5 Kommentare zu “Distemper w/ Nofnog

  1. Danke, dass verbrachte Zeit und schrieb eine Bewertung. Man war in einer schlechten Stimmung))) die Menschen waren in der Halle schreiben eine ganz andere. Alle sehr zufrieden und glücklich.

    1. Vielleicht habe ich einfach schon zu viele großartige DISTEMPER-Konzerte gesehen und hatte deshalb zu hohe Erwartungen. Gerade was die Setlist angeht – mein erstes DISTEMPER-Konzert war 2003, und die Songs aus dieser Zeit sind und bleiben einfach unübertroffen.
      Aber wie geschrieben: Auch ich fand das Konzert ja keinesfalls schlecht – und mit mehr Leuten im Publikum hätte die Show sicher eine ganz andere Dynamik entwickelt.

    1. Danke für den Kommentar. Das Problem war wohl vor allem die geringe Zuschauerzahl – denn Spaß gemacht hat das Konzert ja, keine Frage. Aber wie geschrieben: Mit mehr Fans wäre mehr drin gewesen. Wie im anderen Kommentar bereits geschrieben: Mein erstes DISTEMPER-Konzert war 2003, und die Songs aus dieser Zeit sind und bleiben einfach unübertroffen. ;)

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