Konzertbericht: Der Weg einer Freiheit w/ Regarde Les Hommes Tomber

07.10.2017 München, Feierwerk (Kranhalle)

Knapp einen Monat nach dem Release ihres fantastischen vierten Albums „Finisterre“ haben DER WEG EINER FREIHEIT im September eine etwa dreiwöchige Tour begonnen, die noch vor ihrem Start die erste schlechte Nachricht hervorbrachte: Die für die Tour als Support angekündigten INTER ARMA mussten wegen einer folgenschweren Panne mit ihren Pässen die komplette Tour absagen. DER WEG EINER FREIHEIT beschlossen daraufhin, dass sie in jeder Stadt einer lokalen Band einen Opener-Slot für sie und die mittourenden Franzosen REGARDE LES HOMMES TOMBER anbieten wollen. So geschah es dann auch in den meisten Städten – nicht aber in München. Dort tritt die deutsche Black-Metal-Formation ohne weitere Vorband auf. Als Grund nannten sie den Veranstalter, der keine dritte Band mit ins Boot holen wollte.

 

REGARDE LES HOMMES TOMBER

So beginnt der Abend dann etwas später um 20:30 mit REGARDE LES HOMMES TOMBER, viel Weihrauch und Kerzen. In der dunklen, bereits vor Konzertbeginn gut gefüllten Kranhalle des Feierwerks betritt die Truppe zu wabernder Musik die Bühne und beginnt sogleich ihr etwa 50-minütiges Set. Mit schweren Doom-Riffs, Hardcore-Ausbrüchen und viel atmosphärischem Black Metal inszeniert das Quintett, das 2015 sein zweites Album „Exile“ veröffentlichte, ein gleißend-rotes, infernales Szenario, das heute merklich fast jeden in der Halle sofort begeistern kann. Zwischen den Songs erntet die Band stürmischen Applaus, bis sie kurz vor 21:30 Uhr ihren sehr starken Auftritt beendet.

 

DER WEG EINER FREIHEIT

Knappe 20 Minuten später laufen die Headliner des Abends, DER WEG EINER FREIHEIT, zu ruhiger, klassischer Klaviermusik ein und starten gleich sehr rasant mit „Einkehr“ von ihrem 2015 erschienenen Meisterwerk „Stellar“. Langjährigen, treuen Besuchern der Konzerte dieser Band dürften bereits nach den ersten 30 Sekunden Freudentränen die Wangen herunterlaufen: Wo die Formation aufgrund ihres Blastbeat- und Doublebass-lastigen Stils und der furchtbaren Angewohnheit von Metal-Tontechnikern, den Attack der Bassdrum zu stark aufzudrehen und damit die komplette Musik zu begraben, sonst live immer mit teils enormen Soundproblemen zu kämpfen hat, schallt dieser heute glasklar abgemischt aus den Boxen. So schafft die Truppe es an diesem Abend mühelos, diverse Gänsehautmomente zu erzeugen.

Obgleich natürlich ihr neues Opus „Finisterre“ im Vordergrund steht, haben DER WEG EINER FREIHEIT für die Tour ein vollkommen ausgewogenes, aus den absoluten Highlights ihrer gesamten Diskographie bestehendes Set zusammengebastelt, das die Zuschauer an diesem Abend restlos zufriedenstellen dürfte. Wieder einmal zeigen sich die Post-Black-Metaller, nach dem Ausstieg von Sascha Rissling erstmals mit Gitarrist Nico Rausch unterwegs, spielerisch topfit. Wie immer ist es aber vor allem das geradezu maschinell-perfekte Spiel von Schlagzeuger Tobias Schuler, das besonders begeistert. Nach dem mit leider gerade einmal einer Stunde relativ kurzen Set verabschiedet sich die Band dann schon gegen 22:45, kommt dann aber für eine Zugabe zurück auf die Bühne, bei der sie für ihre Fans der ersten Stunde „Lichtmensch“ von ihrem zweiten Album „Unstille“ sowie „Ruhe“, den Bonustrack ihres Debütalbums, zum Besten geben.

  1. Einkehr
  2. Der stille Fluss
  3. Repulsion
  4. Skepsis Part I
  5. Skepsis Part II
  6. Ewigkeit
  7. Zeichen
  8. Aufbruch

  9. Lichtmensch
  10. Ruhe

Obgleich der Abend durch eine fehlende dritte Band und die kurzen Sets der beiden Acts etwas kurz ausfiel, darf sich jeder der Anwesenden auf dem Konzert glücklich schätzen, Zeuge eines der wohl besten Live-Auftritte des Jahres geworden zu sein. Mit den stimmungsvollen REGARDE LES HOMMES TOMBER und der deutschen Ausnahmeformation DER WEG EINER FREIHEIT hat sich erneut gezeigt, dass man nicht immer zu den gleichen, über Jahrzehnte hinweg etablierten Szenelegenden pilgern muss, um grandiosen Black Metal zu bekommen. Das wussten an diesem Samstagabend glücklicherweise erfreulich viele Konzertgänger, die die Kranhalle im Münchner Feierwerk füllten.

Publiziert am von Simon Bodesheim

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