Konzertbericht: Defeater w/ Break Even, Kids Insane

22.03.2016 München, Kranhalle

Defeater - Header

Der Konzertmärz in München liefert die geballte Ladung Hardcore: Mit den Gorilla Biscuits und Touché Amoré auf dem Togetherfest sowie Sick Of It All und Madball bei Einzelshows geben sich einige internationale Legenden der verschiedenen Spielarten des Genres die Klinke in die Hand. Nach einer kurzen Verschnaufpause kommen gegen Ende des Monats auch die Bostoner Modern-Hardcore-Helden DEFEATER mit ihrem vierten Album „Abandoned“ in die bayrische Landeshauptstadt. Unterstützt von den Australiern BREAK EVEN und KIDS INSANE aus Tel Aviv liest sich diese Tour schnell wie ein Leckerbissen in Sachen internationaler Hardcore. Entsprechend tummelt sich schon vor offiziellem Konzertbeginn eine stattliche Menge Menschen im Barbereich der Kranhalle.

KidsInsane

Pünktlich auf die Sekunde um 20 Uhr betreten eröffnen KIDS INSANE den musikalischen Teil des Abends. Nach einem instrumentalen Intro betritt Sänger Corey die Bühne und bittet das Publikum darum, den großen Halbkreis vor dieser zu füllen – mit Erfolg! Die musikalische Mischung aus klassischem 80’s-Hardcore, dezent poppig-melodiösen Elementen und einem eindeutigen Punkeinfluss, die auch vertrackte Rhythmen und Breakdowns nicht ausspart, ist zwar nichts wirklich Besonderes – die Energie, mit der KIDS INSANE ihre Musik darbieten weiß über den Verlauf des 25-minütigen Sets aber immer mehr zu überzeugen. Dass der einzige Tänzer im Publikum bald von einem begeistert mitsingenden Fan, einem Crowdsurfer und immer mehr mitwippenden Zuschauern unterstützt wird, ist da nur folgerichtig. Ein stimmiger, wenn auch noch etwas gezügelter Auftakt. Schön ist, dass die Kranhalle zu so früher Stunde unter der Woche bereits sehr ansehnlich gefüllt ist.

Break EvenNach einer kurzen Umbaupause setzen BREAK EVEN aus Perth um 20.45 Uhr das Konzert fort. Ihr Sound ist, trotz der gleichen Bandbesetzung wie bei Kids Insane, deutlich fetter und wuchtiger, dabei allerdings nicht ganz so verspielt, sondern sehr vorhersehbar gehalten. Sänger Mark versucht das Publikum, das in den Pausen extrem ruhig ist, immer wieder zu motivieren; der melodische, treibende Modern Hardcore braucht aber seine Zeit, bevor schließlich ein wenig Bewegung in die Zuschauer kommt. Die Kranhalle ist dabei deutlich voller als noch bei Kids Insane, und auch der Applaus zeigt an, dass die nach ihrer Auflösung 2012 schließlich 2014 wieder gegründete Band gut ankommt. Die positiven Ansagen und das quirlige Verhalten der Band ermüden aber leider im Verlauf des mit 45 Minuten doch deutlich zu lang geratenen und auf Dauer nicht ausreichend mitreißenden Sets. Schlecht machen BREAK EVEN ihre Sache auf keinen Fall; so richtig mag der Funke allerdings auch hier nicht überspringen.

Defeater 02

Als um 21.45 die Jungs von DEFEATER unspektakulär auf die Bühne kommen und sich erst einmal ganz staatsmännisch die Hände schütteln und sich ein gutes Konzert wünschen, bricht lauter Jubel in der nicht ganz ausverkauften Kranhalle aus. Energisch fordert der von seiner Hüft-OP genesene Derek noch vor dem ersten Song das Publikum auf, direkt an oder auf die Bühne zu kommen, bevor die Band Boston mit „Unanswered“ von ihrem aktuellen Album „Abandoned“ in ihr Set einsteigt. Der Sound ist nochmal eine ordentliche Prise fetter, die Abmischung nahezu perfekt und die Bühnenpräsenz der Band schlicht umwerfend. Auch wenn sich direkt einige Fans vor der Bühne tummeln, explodiert das Publikum bei „Bastard“ vom dritten Album „Letters Home“ regelrecht und ein mitsingender, jubelnder und tanzender Mob feiert den melodischen Modern Hardcore von DEFEATER frenetisch ab.
Die fünf Jungs haben ganz offensichtlich eine Menge Spaß, auch wenn Derek seine stets sehr bittere und verhärmte Miene das ganze Konzert über nicht ablegt. Die Songauswahtl stellt einen Querschnitt aus allen Alben dar, wobei die akustischen Songs der früheren Alben gänzlich ausgespart werden. Das Ergebnis ist ein absolut mitreißendes musikalisches Dauerfeuer, das nach nicht ganz 40 Minuten mit „The Red, White And Blues“ und einer tobenden Meute vor der Bühne einen vorläufigen Schlusspunkt findet. Schließlich kommen DEFEATER noch einmal zurück auf die Bühne, und beenden nach einigen ehrlichen Dankesworten das Konzert mit „Cowardice“ und somit mit einem emotionalen Höhepunkt.

  1. Unanswered
  2. December 1943
  3. Bastards
  4. No Shame
  5. Hopeless Again
  6. Remorse
  7. Blessed Burden
  8. The City By Dawn
  9. Dear Father
  10. Spared In Hell
  11. Divination
  12. Empty Glass
  13. The Red, White And Blues
  14. ———-

  15. Cowardice

Defeater 01Der Unterschied in Sachen Sound und Bühnenpräsenz zwischen den beiden Supports, die zwar alles andere als schlecht sind, aber auch nicht wirklich mitreißen konnten, und dem Hauptact des Abends ist erstaunlich. So souverän und mitreißend wie DEFEATER die Kranhalle im Griff hatten, wird klar, dass sie ihren Ruf als eine der stärksten Modern-Hardcore-Bands sowohl auf Platte als auch und besonders live zurecht inne haben. Hoffen wir, dass die Geschichte einer verstörten Familie, die DEFEATER auf ihren Alben in allen Facetten erzählen, bald Fortsetzungen und den Weg zurück auf deutsche Bühnen findet.

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