Konzertbericht: Deep Purple w/ Rival Sons

28.11.2015 Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart

Ian Paice, Roger Clover, Steve Morse, Don Airey und Ian Gillan – nur wenige Namen sind so sehr Teil der DNA des Classic Rock wie die der Mitglieder von DEEP PURPLE. Auch 47 Jahre nach ihrer Gründung im Jahre 1968 sind die Briten noch auf Tour, begleitet von den RIVAL SONS.

_IGP2361Diese spielen Hard Rock klassischer Prägung und schwimmen seit ihrer Gründung auf der Retro-Welle mit. Mit ihrer erdig-bluesigen Musik treffen die RIVAL SONS ganz offensichtlich den Nerv des Publikums, was die Songs der Truppe mit sattem Applaus quittiert und sich zudem immer wieder zu entspanntem Mitnicken hinreißen lässt. Angesichts des Openers „Electric Man“ oder des folgenden „Secret“ ist dies auch nicht groß verwunderlich, rocken diese Nummern doch kraftvoll und gehen relativ schnörkellos nach vorn, nur durchsetzt von einigen psychedelischen Keyboard-Elementen. Problematisch wird es für die RIVAL SONS allerdings, wenn sie den Druck aus der Musik nehmen, da viele der Grooves doch arg flach und steril wirken und die Ballade „Where I’ve Been“ einfach nur langweilige Standadtware ist. Zudem kommt in dem knapp 50-minütigen Set noch ein gut fünfminütiges Schlagzeugsolo vor, was bei einer Vorband doch etwas deplatziert wirkt. Zudem kommt es auch nicht über die Gütekategorie solide hinaus. Unterm Strich sicher kein wirklich schlechter Auftritt, aber auch keine echte Rechtfertigung des Hypes, der in der (Musik-)Presse – besonders im Vereinigten Königreich – um die RIVAL SONS gemacht wird.

  1. Electric Man
  2. Secret
  3. Tell Me Something
  4. Torture
  5. Where I’ve Been
  6. Open My Eyes
  7. Keep On Swinging

_IGP2464Zu rechtfertigen brauchen sich DEEP PURPLE schon seit Jahrzehnten nicht mehr, denn in ihrer fast 50 jährigen Karriere haben die Briten eine unglaubliche Anzahl an mächtigen Alben und grandiosen Songs abgeliefert. Dementsprechend groß ist die Nachfrage und die Schleyer-Halle gut gefüllt. Getragen von einem prächtigen Sound, der die Riffs druckvoll aus den Boxen pumpen lässt und zugleich die Feinheiten im Orgelspiel nicht verschluckt, eröffnen DEEP PURPLE ihr Set mit den beiden Granaten „Highway Star“ und „Bloodsucker“, was die Anwesenden begeistert. Zudem erstaunt bereits bei diesen ersten beiden Songs, dass Sänger Ian Gillan nach wie vor diese Lieder abliefern kann und auch die höchsten Noten immer noch trifft – ein Umstand der über den gesamten Abend nichts von seiner Klasse verliert. Das gefällt dem Publikum und auch die Musiker auf der Bühne haben sichtlich Spaß an ihrem Tun, wie man unschwer an den breiten Grinsen auf den Gesichtern der Aktiven ablesen kann und zusätzlich von den lässigen Jam-Einlagen untermauert wird. _IGP2497
Neben diesen gibt es aber natürlich auch die obligatorischen und ausufernden Soli für Gitarre, Orgel und Schlagzeug, sowohl innerhalb der Songs, als auch als „echte“ Soli. Diese sind grandios gemacht und über jeden Zweifel erhaben, machen aber auch verständlich, woran sich in den Siebzigern viele junge Menschen störten und sich in Folge dessen dem Punk zuwandten. Diesbezüglich besteht jedoch am heutigen Abend keine Gefahr und so geben die Musiker Vollgas und werden vom Publikum entsprechend gefeiert. Problemlos lässt sich die ganze Halle zum Mitklatschen motivieren, wenn sich Orgel und Gitarre ihre unvergleichlichen Duelle liefern oder Ian Paice mit seinem Drumsolo den locker 30 Jahre jüngeren Schlagzeuger der RIVAL SONS wie einen Schuljungen aussehen lässt und ganz entspannt an die Wand trommelt. Nach gut 90 Minuten ohne Unterbrechung stimmt Gitarrist Steve Morse schließlich das wohl bekannteste Riff der Geschichte an und DEEP PURPLE verabschieden sich mit „Smoke On The Water“ für knapp drei Minuten, ehe sie noch einmal auf die Bühne kommen um mit „Hush“ und „Black Star“ zwei weitere Übersongs zu spielen, zwischen denen sich sogar noch Platz für ein Bass-Solo findet. Nach gut zwei Stunden Spielzeit verlassen die legendären Briten dann endgültig die Bühne und ihre Fans restlos begeistert zurück.

  1. Highway Star
  2. Bloodsucker
  3. Hard Lovin‘ Man
  4. Strange Kind of Woman
  5. Vincent Price
  6. Guitar Solo
  7. Uncommon Man
  8. The Well-Dressed Guitar
  9. Drum Solo
  10. The Mule
  11. Lazy
  12. Demon’s Eye
  13. Hell to Pay
  14. Keyboard Solo
  15. Perfect Strangers
  16. Space Truckin‘
  17. Hush
  18. Bass Solo
  19. Smoke on the Water

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Unterm Strich steht somit ein Abend, an dem eine prächtig aufgelegte Rocklegende das Publikum begeisterte und eine hoch gehandelte Vorband nur begrenzt überzeugen konnte. Dies sollte allerdings nicht als Schwäche der RIVAL SONS ausgelegt werden, denn diese waren durchaus solide. Vielmehr ist dieser Abend ein Zeugnis der Größe und Genialität von DEEP PURPLE, vor denen man sich nur ehrfürchtig verneigen kann.

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