Spätestens mit ihrem letzten Album „Eine herbe Enttäuschung“ ist DAS LUMPENPACK in der ersten Liga angekommen. In der ersten Liga des was eigentlich? Genau diese Frage beantwortet sich durch die ausverkaufte Show im Münchner Backstage kaum. Das ist aber auch nicht notwendig. Unterhaltsam ist der Stilmix aus Pop, Akustik-Rock, ein bisschen Punk und ein bisschen mehr Konfetti selbst ohne die entsprechenden Schubladen.
Ganz nach dem Motto „Never change a running system“ eröffnet JASON BARTSCH den Abend wie schon ein Jahr zuvor im Schlachthof. Genau wie das Lumpenpack ist BARTSCH ein geborener Entertainer, der nicht nur wahlweise lustige oder intelligente Texte singt, sondern diese auch seinem Publikum näherbringt. Nach einem eher vorsichtigen Abtasten zu Beginn bei „Son of Anarchy“ begeistert der Sprachakrobat im Anschluss besonders mit seinem neuen Hunde- und Katzenlied sowie Tiefsinnigem über Depressionen namens „Aber dann“. Zu den Höhepunkten seiner Show zählt auch „Unangenehm“ als etwas anderes Ständchen für ein anwesendes Geburtstagskind. Mit „Es bleibt schwer“ und „Liebe“ fehlen zwar zwei Vorzeigenummern seiner letzten Support-Show, doch wer diesen Vergleich nicht ziehen kann, der wird in „der Mischung aus Skaterpark, Gewächshaus und U-Bahnhof“ (Zitat JASON BARTSCH) auch so bestenfalls unterhalten. Mit einer Neuauflage von Herbert Grönemeyers „Bochum“ verabschiedet sich der Westfale zu lautem Jubel.
Nach sehr kurzer Umbaupause geht gefühlt die größte Studentenparty Münchens an diesem Abend richtig los. DAS LUMPENPACK eröffnet mit „Mein Hass“ hitverdächtig und auch „Ford Fiesta“ sorgt für ordentlich Stimmung in München. Auf eine Live-Band verzichtet das Duo immer noch, so dass einige der bekannteren Stücke live weiterhin allein mit Gesang und Gitarre auskommen – was die beiden selbst originell in „Die Tragödie vom Rest der Band“ persiflieren. Trotz limitiertem Klangspektrum funktioniert die Show ausgezeichnet, vor allem dadurch, dass Max und Jonas spontan witzige Zeitgenossen sind, die über exzellentes Timing bei ihren Gags verfügen. Jonas agiert wie gewohnt als direkter Draht zu den Zuschauern, spricht beispielsweise über lehrreiche Fanpost zum Renault Twingo als Fahrzeug im Video zu „Ford Fiesta“ und darüber, wie eben jener Song – und nicht wie beabsichtigt „Heilpraktiker“ – eine Menge Hate nach sich gezogen hat. „Die Leute dachten, wir hätten das nicht geschnallt“, sagt Jonas fassungslos, nur um direkt klarzustellen: „Wir sind kein Inklusionsprojekt.“ Und auch keine „pfiffigen Jungs“, wie DAS LUMPENPACK im Morgenmagazin genannt worden ist.
Über die frühmorgendliche Institution des ARD und ZDF sowie ihren Abend vor dem Auftritt dort haben die beiden Musiker auch einige Anekdoten zu erzählen. Im Grunde sind der Stuttgarter und der Heidelberger aber Punk-Rocker im Herzen. So wie in „Kurze Hosen“, den sie extra noch auf „Eine herbe Enttäuschung“ gepackt haben, um diese Attitüde wenigstens etwas einzubringen, nachdem alle anderen Songs vergleichsweise brav geraten waren.
Nach einem gelungenen Medley mit Stücken wie „Joko und Klaas“, „Wingman“ oder „Zwei“ kommt es bei „Buntes Papier“ zur vollständigen Konfetti-Eskalation. Im Vorfeld verteilen Jonas und Max großzügig die kleinen Papierschnipsel in der Menge, welche dann quer durch die gesamte Halle fliegen. Ähnlich verteilt wie die Konfetti-Kanonen und -Eskapaden sind im aktuellen Set mit „Eva P.“, „Miriam“ und „Mark“ einige ruhigere Stücke, die wiederum demonstrieren, dass die beiden Jungs neben gewitzter Unterhaltungsmusik auch ernsthafte Nummern schreiben können und wollen. Mit „Angelsimulator 2k10“ (und den passenden Hosen zur Thematik) neigt sich ein ungemein kurzweiliger Konzertabend langsam dem Ende. Ein baldiges Comeback des LUMPENPACKS ist nach dem durchschlagenden Erfolg der Tour alles andere als ausgeschlossen.
Wenn sich zwei talentierte Poetry Slammer zusammenschließen, kann etwas Großes entstehen. So geschehen bei DAS LUMPENPACK. Trotz immer größer und immer schneller gefüllter Hallen verkörpern Jonas und Max immer noch glaubwürdig die beiden Jungs, die bei einem Bierchen gemeinsam Ideen entwickeln, daraus Songs basteln und live einfach nur Spaß haben wollen. Das ist so ansteckend, so neu und so erfrischend in vielem, dass es kaum jemanden geben dürfte, der sein Leben darin nicht zumindest teilweise wiederfindet. Das Erfolgsrezept des Duos enthält dabei einige Zutaten, die vor vielen Jahren ein unbekanntes Trio namens „Die Ärzte“ groß gemacht hat …
Nur dass es längst nicht ihre erste Tour gewesen ist und sie ursprünglich keine YouTuber, sondern Poetry Slamer sind. Bei allem, was vom Band kam (gerade zu Beginn), bin ich bei dir. Durch die textsicheren Fans fiel das für mich aber weniger ins Gewicht. Zum Glück waren das auch Ausnahmen und nicht die Regel.
Eins noch: Wie kommt man zufällig auf ein wochenlang ausverkauftes Konzert?
Ich war mehr oder weniger zufällig da und empfand „Das Lumpenpack“ wie YouTuber, die jetzt eben eine Tour für ihre Fans machen, um das auswendig gelernte und bereits bekannte Programm vorzutragen. Spontan fand ich das ganze überhaupt nicht. Aber den Fans hat es gefallen, die Lieder wurden Silbe für Silbe mitgesungen.
Akustisch fand ich alles, was an Musik vom Band kam, unterirdisch. Dabei auch noch viel zu laut für die Stimmen, die dadurch etwas untergegangen sind.