Festivalbericht: Dark Easter Metal Meeting 2024

30.03.2024 - 31.03.2024 München, Backstage (Werk, Halle, Club)

Es ist wieder Ostern – und damit in München traditionell Zeit für das DARK EASTER METAL MEETING. In seiner nunmehr elften Auflage verspricht das Indoor-Festival schon vom Billing her alle vorangegangenen Auflagen zu übertreffen – unter den 32 Bands im Line-up finden sich unzählige selten gesehene Acts, Special-Shows und Deutschland-Premieren, zudem gibt es vorab keine einzige Absage … und natürlich ist das Festival auch 2024 schon vorab restlos ausverkauft.

Samstag, 30.03.2024

GRAND CADAVER auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Die Ehre, das DARK EASTER METAL MEETING zu eröffnen, haben in diesem Jahr GRAND CADAVER. Wohl nicht zuletzt der Umstand, dass hier mit Mikael Stanne von Dark Tranqullity und The Halo Effect ein Star der Szene am Mikrofon steht, sorgt für großes Publikumsinteresse – der Oldschool Death Metal, den die Band spielt, rechtfertigt es aber auch vollauf: Ganz im Sinne von Gruppen wie Entombed und Konsorten liefern GRAND CADAVER ein ordentliches Brett ab, das im bereits überaus gut gefüllten Werk für Begeisterung sorgt. Dass die Musiker zudem absolut euphorisch darüber sind, heute mit GRAND CADAVER zum ersten Mal außerhalb Skandinaviens spielen zu dürfen und dabei gleich so empfangen zu werden, rundet den Auftritt perfekt ab: Hier stimmt alles – besser hätte das DARK EASTER METAL MEETING kaum beginnen können. Nach dem gelungenen Start im Werk steht der erste Ortswechsel in die beiden im weiteren Verlauf des Festivals traditionell parallel bespielten Venues „Halle“ und „Club“ an. [mg]

  1. The Forever Doom
  2. Madness Comes
  3. Grim Eternal
  4. A Crawling Feast Of Decay
  5. Disanimated
  6. Empire Of Lies
  7. True Necrogeny
  8. Reign Through Fire
  9. Vortex Of Blood
  10. World Mausoleum
  11. Serrated Jaws
  12. Fields Of The Undying
  13. Soul Infestation

THEOTOXIN auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024In der mittelgroßen Halle kündigt ein Sample von Mozarts „Lacrimosa“ Großes an. Kurz vor dem Ende der tragischen Einspielung wird der Bühnenvorhang beiseite gezogen und zum Vorschein kommen THEOTOXIN mit truem Corpsepaint und pandemietauglichen Halbmasken. Als Letzter betritt Sänger Ragnar aggressiv gestikulierend die Bühne und das brutale Treiben beginnt. Anfangs scheint der nicht sonderlich markante, bisweilen mit Belphegor zu vergleichende Blackened Death Metal der Österreicher das Publikum noch kaltzulassen. Mit ihren teuflischen Riffs und Ragnars furchterregender Bühnenpräsenz gelingt es THEOTOXIN aber über die Zeit doch noch, die Leute mitzureißen. Ganz überraschend ist das nicht, haben die Musiker doch nicht nur mit THEOTOXIN zuletzt einiges an Bühnenerfahrung gesammelt, sondern auch davon abgesehen einiges an Routine: Drummer Flo Musil ist unter anderem bei Schammasch, Schirenc plays Pungent Stench, sowie – mit Bassist Torsten – bei Agrypnie tätig, Gitarrist Fabian Rauter und Ragnar waren beide Teil der Liveband von Anomalie und Ragnar bis zu deren Split Teil von Selbstentleibung. [sr]

  1. Golden Tomb
  2. Demise Of The Gilded Age
  3. Sanatory Silence
  4. Devoured By Sin
  5. Perennial Lunacy
  6. World, Burn For Us
  7. Philosopher Of Light

Im Club ist die Bühne derweil bereits mit Skeletten, aufgehängt an umgedrehten Kreuzen, und Hörnern geschmückt. Wie die Deko erahnen lässt, erwartet einen mit den Tirolern JESAJAH dann auch blasphemischer Black Metal. Dass es die Band erst seit wenigen Jahren gibt, lässt sich in ihrem Auftritt kaum wiedererkennen: Mit beeindruckender Präzision zockt das Quintett seine Songs bei astreinem Sound runter. Nicht nur instrumental, sondern auch im Stageacting wirken JESAJAH absolut eingespielt und schießen zum Ende mit einer mit Patronen verzierten Schaumkanone auf die ersten Reihen. Schade ist nur, dass die teils düster-schönen Melodien etwas zu wenig Raum zur Entfaltung erhalten und die Truppe das Hauptaugenmerk auf wilde Raserei legt. Einen gelungenen Start im Club liefern die jungen Österreicher aber allemal. [sd]

HELLBUTCHER auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Im Werk geht es „oldschool“ weiter, nun aber im Sektor Schwarzmetall: Mit HELLBUTCHER steht die neue Band um Nifelheim-Sänger Per „Hellbutcher“ Gustavsson auf dem Programm – und damit ein weiteres Debüt, denn auch diese Gruppe hat bislang nur eine Show in Schweden absolviert. Dass HELLBUTCHER heute mit komplett anderem Personal antreten als eigentlich angedacht, ist überraschend, aber kein Problem: Mit Perra Karlsson sitzt ein absoluter Routinier am Schlagzeug, und auch Eld (Gaahls Wyrd) am Bass ist eine absolute Bank. Auch der Umstand, dass die Fans kaum Songs der Truppe kennen, die bislang nur eine 2-Track-Demo veröffentlicht hat, stört nicht weiter: Zum einen knattert das neue Material genauso herrlich wie die alten Nifelheim, zum anderen hängen HELLBUTCHER mit „Die In Fire“ von Bathory und „Black Metal“ von Venom sicherheitshalber noch zwei Cover-Songs an, mit denen sie sich restlos die Sympathien des Publikums sichern. [mg]

  1. Sword Of Wrath
  2. Perdition
  3. Violent Destruction
  4. Hordes Of Horned God
  5. Death’s Rider
  6. Possessed By The Devil’s Slaves
  7. Satan’s Power
  8. Inferno’s Rage
  9. Die In Fire (Bathory-Cover)
  10. Black Metal (Venom-Cover)

NOCTE OBDUCTA auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024In der gut gefüllten Halle frönen auch NOCTE OBDUCTA ganz dem Black Metal: Die avantgardistischeren Werke der Mainzer bleiben heute außen vor. Stattdessen zeigt die Band sich von ihrer bösen Seite – allerdings nur musikalisch. Zwischen den Songs geben sich NOCTE gewohnt sympathisch und publikumsnah: Mal wird ein bisschen über die Tropenhitze in der Location gescherzt, mal erklärt Frontmann Marcel, dass die Idee zu dem (bislang unveröffentlichten) Song „Hammergeddon“ auf dem DARK EASTER METAL MEETING geboren wurde, und gegen Ende gibt es ein bescheidenes Dankeschön für den ausgiebigen Applaus. Den haben NOCTE OBDUCTA sich für ihre intensive Darbietung durchaus verdient, zumal insbesondere die drei Sänger in Höchstform sind und einander mit ihren unterschiedlichen Screams hervorragend ergänzen. Von der Instrumentierung ist – abgesehen vom erfreulich tighten Drumming des neuen Schlagzeugers Malte – allerdings nicht viel mehr als undefinierter Lärm zu hören: Der Sound ist, erstmalig an diesem Wochenende, leider sehr undefiniert. [sr]

  1. Drei gemeuchelte Sommer
  2. Es fließe Blut
  3. Trollgott
  4. Prinzessin der Nachtschatten
  5. Sonne der Toten
  6. Schorm
  7. Hammergeddon
  8. Karwoche
  9. Solange euer Fleisch noch warm ist
  10. Fick die Muse

Bei ANGSTKRÍG im Club geht es – verglichen mit dem hier zuvor gesehenen Auftritt von Jesajah – deutlich spartanischer zu. Keine Bühnendeko, nur zwei vermummte Gestalten an Schlagzeug und Gitarre. Dafür ist die Musik des dänischen Duos deutlich bunter gemischt: Schwarzmetallische Riffsalven treffen auf atmosphärische Post-Metal-Parts und tanzbare Hardcore-Rhythmen. Auch der Aufforderung zu etwas Action vor der Bühne kommt das Publikum gerne nach. Während die beiden Skandinavier an sich einen tollen Job machen, sind dem Sound allerdings die sonstigen fehlenden Live-Musiker anzumerken. Die Backing-Tracks wirken kraftlos und man will ANGSTSKRÍG schwer ans Herz legen, in der Zukunft mindestens einen Bassisten, vielleicht auch einen zweiten Gitarristen mitzunehmen. Mit der entsprechenden Power sollte es der Band dann auch gelingen, einen wirklich in ihren Bann zu ziehen. [sd]

BEWITCHED auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Es folgt die dritte Werk-Show in Folge mit Seltenheitswert – und nochmal tönt es „oldschoolig“: Mehrere Male hat es nicht geklappt, BEWITCHED auf das DARK EASTER METAL MEETING zu holen, nun ist es endlich so weit. Angeführt von Naglfar-Gitarrist Marcus E. Normann alias Vargher zeigen BEWITCHED bei perfektem Sound, wie Black-Thrash mit kräftigem Rock-’n‘-Roll-Einschlag zu klingen hat: Wenn Motörhead Black Metal gespielt hätten, es hätte wohl kaum anders geklungen. Auch von der Performance her liefern BEWITCHED von der ersten bis zur letzten Minute und standesgemäßem Solo-Crescendo-Abschluss eine waschechte Rock-Show, die vom Publikum mit einem wilden Moshpit zelebriert wird. Dass das letzte Album „Spiritual Warfare“ nun auch bald 20 Jahre auf dem Buckel hat, macht gar nichts – erwartungsgemäß spielt die Band nämlich eh nur Material ihrer 1990er-Alben „Diabolical Desecration“, „Pentagram Prayer“ und „At The Gates Of Hell“. [mg]

  1. Blood On The Altar
  2. Night Of The Sinner
  3. Holy Whore
  4. Hellcult
  5. Deathspell
  6. Sabbath Of Sin
  7. Triumph Of Evil
  8. Hellcult Attack
  9. Hellblood
  10. Cremation Of The Cross
  11. At The Gates Of Hell
  12. Hard As Steel (Hot As Hell)

NORDJEWEL auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Wer im Anschluss in die Halle wechselt, bekommt dort ebenfalls Black Metal geboten – allerdings typischen Post-Millennium-Black-Metal: Die 2015 gegründeten und seitdem mehrfach neu formierten NORDJEVEL setzen alles auf die Tempo-Karte. Dass das funktionieren kann, beweisen Bands wie Dark Funeral seit vielen Jahren – bei NORDJEVEL geht im Geschwindigkeitsrausch allerdings jedwede Melodik unter. Während sich das auf Open-Airs mit viel Feuer noch einigermaßen stimmungsvoll kaschieren lässt, verliert die insgesamt Show leider schnell ihren Reiz: Wer nicht ausgerechnet Schlagzeug-Enthusiast ist und sich vom in der Tat atemberaubenden Drumming von Nils Fjellström alias Dominator (ex-Dark-Funeral) begeistern lässt, bekommt hier außer Hochleistungssport leider nicht viel geboten. Den Gag des Tages reißt Sänger Doedsadmiral: „We finish with a slow one“. [mg]

  1. The Shadows Of Morbid Hunger
  2. Blood Horns
  3. Satans Manifest
  4. The Funeral Smell
  5. Within The Eyes
  6. Fenriir
  7. Gnawing The Bones
  8. Djevelen I Nord
  9. Sunset Glow

Mit ASPHAGOR steht im Club derweil schon wieder eine Tiroler Band auf dem Programm, diesmal allerdings eine mit reichlich Erfahrung: Musiker von Agrypnie, Anomalie und den am Sonntag auftretenden Perchta sind hier mit von der Partie. Entsprechend routiniert zocken die fünf Herren ihr Set runter: Umfassende instrumentale Parts sorgen für Stimmung, die Präsenz von Fronter Morgoth frisst sich durch Mark und Bein und der schwarzmetallische Death Metal dröhnt ohne Erbarmen und mit abermals fettem Sound durch die Boxen. Trotz der bitterbösen Musik hat das Quintett sichtlich Spaß beim Spielen, inklusive Glass-Slide mit Bierflasche. Insgesamt liefern ASPHAGOR somit einen runden Auftritt, der die Fans der Band absolut glücklich stimmen dürfte. [sd]

TAAKE auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Um 20:00 Uhr steht im Werk der heimliche Headliner des Tages auf dem Programm: Die Norweger TAAKE um Frontmann Hoest wollen augenscheinlich so ziemlich alle Besucher:innen des DARK EASTER METAL MEETING sehen – und sei es nur, um auch ja keinen etwaigen Skandal zu verpassen. Den gibt es heute natürlich genauso wenig wie bei irgendeiner anderen Show seit dem Essen-Fiasko vor nunmehr 17 Jahren. Auch sonst gibt es hier nichts zu sehen – das liegt allerdings ausschließlich an den inflationär eingesetzten Nebelmaschinen, die die Bühne mitsamt Musikern quasi verschwinden lassen. Zu hören gibt es dafür einen der besten Auftritte des Wochenendes: Der Sound ist – im Gegensatz zu den Sichtverhältnissen – glasklar und die Setlist weiß mit so manchem Highlight zu begeistern: Ob das viele Jahre nicht gespielte „Hordalands Doedskvad 3“ vom entsprechenden Album, direkt gefolgt von „Myr“ mit seinem herausragenden Banjo-Einsatz … besser kann es im klassischen Black Metal kaum mehr werden! [mg]

  1. Fra Vadested Som Vaandesmed
  2. Denne Forblaaste Ruin Av En Bro
  3. Nordbundet
  4. Hordalands Doedskvad 3
  5. Myr
  6. Hordalands Doedskvad 1
  7. Nattestid Ser Porten Vid 1
  8. Over Fjell Og Gjennom Torner

MORK auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Diese Herausforderung nehmen die ebenfalls aus Norwegen stammenden MORK in der Halle nur allzu gerne an – und tatsächlich wird hier ein weiteres Festival-Highlight geboten. Musikalisch deutlich spannender als zuvor an gleicher Stelle Nordjevel kreiert Mastermind Thomas Eriksen mit seiner Live-Band eine eisige Atmosphäre – und das, obwohl in der gesteckt vollen Halle mittlerweile tropische Temperaturen herrschen. Dass MORK für „Født Til Å Herske“ dann auch noch – wie in der Album-Version – Unterstützung von Kampfar-Sänger Dolk bekommen, gibt dem Auftritt noch den letzten Schliff. Dass Bassist Øyvind Kaslegard noch seltener als Dolk mit MORK aufgetreten ist – nämlich bislang gar nicht – merkt man zu keiner Zeit. Einen besseren Einstand als diese Show hätte er aber auch kaum bekommen können. [mg]

  1. Kulden
  2. Eremitten
  3. Arv
  4. Bortgang
  5. Opprinnelsen
  6. Tidene
  7. Herske (feat. Dolk)
  8. Himmelen

Als DYMNA LOTVA im überschaubaren Club auftreten, ist dieser nicht zur Gänze gefüllt – offenbar beschränkt sich der kleine Hype um die polnische, ursprünglich aus Belarus stammende Post-Doom-Metal-Band vorerst noch auf den Dunstkreis ihres Labels Prophecy Productions. Die Anwesenden zeigen sich von der Performance des Quartetts jedoch umso mehr angetan. Zwar mutet die Mittelaltermarkt-Gewandung der Band ein wenig ulkig an, mit ihrer von extremer Verzweiflung kündenden Darbietung macht Frontfrau Nokt jedoch jeglichem allfälligen Amüsement den Garaus. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, manchmal vermeintlich den Tränen nahe, schreit sie sich die gemarterte Seele aus dem Leib und singt mit zeternder Stimme, während die Band trostlose Melodien und schleppende Rhythmen spielt. Als ein Song mit einem Sample von Kinderweinen beginnt und Nokt ein Kopftuch aufsetzt, kommt man nicht umhin, voll Weltschmerz an die Kriegsopfer in Gaza zu denken. Dass DYMNA LOTVA, die am Ende auch ihre Solidarität mit der Ukraine bekunden, mit diesem Set einen bleibenden Eindruck hinterlassen, versteht sich wohl von selbst. [sr]

TIAMAT auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Dass TIAMAT für ihre Show das große Werk in Anspruch nehmen dürfen, ist eigentlich ein No-Brainer, handelt es sich bei den Schweden doch um Pioniere des Gothic Metals, die mit ihrer Show heute zudem ihr 35-jähriges Bestehen feiern. Ganz im Sinne dieses Jubiläums ist die Setlist ein Querschnitt durch das Schaffen der Band und somit ein wahrer Traum: Frühe Großtaten wie „Mountain Of Doom“ finden sich darin ebenso wie spätere Hits („Cold Seed“, „Vote For Love“) und das Meisterwerk „Wildhoney“ ist sogar mit vier Stücken vertreten. Umso größer ist jedoch die Enttäuschung über die Show selbst, die in nahezu sämtlichen Aspekten zu Wünschen übrig lässt. Bandkopf Jonas Edlund strauchelt immer wieder in Bezug auf die Songtexte, untergräbt die Energie der fetzigeren Tracks mit seiner hölzernen Gestik und verlässt bei Instrumentalparts scheinbar desinteressiert die Bühne. Auch vor dem abschließenden Solo des letzten Stücks „Gaia“ verschwindet Edlund ohne ein Wort des Abschieds – und ward nicht mehr gesehen. Die schwachen Backing-Vocals, der mitunter zu laut dröhnende Bass und die sträflich zusammengestutzte Darbietung von „Do You Dream Of Me?“ lassen ebenfalls nicht viel Freude aufkommen. Da hilft es höchstens für den Sympathiewert, dass TIAMAT für einen Song mit Stefan Lagergren von Grand Cadaver ihren Gitarristen aus Anfangstagen auf die Bühne holen – für die erste gemeinsame Performance seit fast 35 Jahren. Letztlich fallen die Reaktionen des Publikums verständlicherweise leider ziemlich verhalten aus. Am vom Festival-Durchschnitt abweichenden Stil von TIAMAT liegt das aber tendenziell nicht – mit einer besseren Performance wäre hier wohl deutlich mehr drin gewesen. [sr]

  1. Vote For Love
  2. Wings Of Heaven
  3. Mountain Of Doom
  4. Whatever That Hurts
  5. The Ar
  6. Divided
  7. Cold Seed
  8. Phantasma De Luxe
  9. Cain
  10. Do You Dream Of Me?
  11. Brighter Than The Sun
  12. Hellhounds
  13. The Sleeping Beauty (feat. Stefan Lagergren)
  14. Gaia

PSYCHONAUT 4 auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Mit PSYCHONAUT4 tritt in der Halle zu später Stunde eine der wenigen bekannten Metal-Bands aus Georgien auf. Der depressive, aber auch rabiate Post-Black-Metal der fünfköpfigen Gruppe zehrt noch weiter an den vor allem nach der ermüdenden Show von TIAMAT weitgehend aufgebrauchten Energiereserven, vermag aber durchaus mitzureißen. Dies ist insbesondere den furiosen Gitarrenriffs und Schlagzeugsalven, die sich teilweise mit unterkühlten, hallenden Clean-Gitarren abwechseln, zu verdanken. Auch das nahbare Auftreten der Musiker, das in einem gewissen Spannungsverhältnis zur trostlosen Natur ihrer Songs steht, motiviert auf willkommene Weise dazu, dem aufwühlenden Spiel der Band trotz aller Erschöpfung Aufmerksamkeit zu schenken. Als wohl einziger Act des heutigen Tages dürfen PSYCHONAUT 4 zudem von sich behaupten, dass der nach ihrem Set aus den Boxen ertönende Swing-Jazz in gewisser Weise zu ihrer Musik passt – Lifelover lassen grüßen. [sr]

  1. Parasite
  2. We Will Never Find The Cure
  3. Moldy
  4. Too Late To Call An Ambulance
  5. Sana-sana-sana – Cura-cura-cura
  6. Beware The Silence
  7. Lethargic Dialogue
  8. Personal Forest
  9. Sweet Decadance

Im Club beschließen den ersten Tag die Dresdner DEATHRITE. Der späten Stunde oder der Konkurrenz in der Halle geschuldet, ist der Club leider nicht mehr so gut gefüllt wie bei den vorigen Bands. Davon lassen sich die Sachsen aber nicht beirren und spielen gekonnt auf: Der teils mit punkigen Noten versetzte Death Metal reizt die letzten Energiereserven der Nackenmuskulatur aus, die Band zeigt sich spielfreudig und gut gelaunt. Und dennoch will der Funke nicht mehr so ganz überspringen: Obwohl die Musik von DEATHRITE wie kaum eine andere am heutigen Tag für den Pogo gemacht ist, ist Bewegung im Publikum Mangelware. Und so werden die Ostdeutschen trotz eines guten Auftritts leider zum Opfer des späten Slots: Der treibende Death Metal hätte am früheren Abend sicherlich besser ins Programm gepasst. [sd]

KAMPFAR auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Nun heißt es, die letzten Kräfte zu mobilisieren – immerhin steht mit KAMPFAR im Werk nicht nur die letzte Band des Tages, sondern ein weiterer Leckerbissen norwegischen Black Metals an. Die Gruppe, die derzeit auf Jubiläumstour ist, hat dafür eine ganz besondere Show zusammengestellt: Das fängt beim sehr aufgeräumten, aber mit Flaggen schön hergerichteten Bühnenbild an und reicht so weit, dass Drummer Ask nach vorne kommt und bei „Tornekratt“ zum Mikro greift. An seiner statt setzt sich derweil Drum-Tech Tomas Myklebust hinter die Kessel, der in der Vergangenheit auch schon für ganze Touren für Ask eingesprungen ist. Vor allem aber begeistern Setlist und Performance: Während KAMPFAR live seit jeher zu den energiereichsten Black-Metal-Bands zählen, entpuppten sich die Songs der neueren Alben leider zuletzt nicht immer als Live-Kracher. Umso größer ist die Freude darüber, dass KAMPFAR heute einige wirklich alte Nummern auspacken: das seit fast zehn Jahren nicht mehr gespielte „Hymne“ von 1997 („Mellom Skogkledde Aaser“) etwa, ebenso Über-Hit „Ravenheart“ von „Kvass“ (2006) und später sogar noch das selten gespielte, epische „Lyktemenn“ vom selben Album. Ob es zu dessen Inszenierung wirklich zweier Statisten in Kutten und mit den titelgebenden Laternen gebraucht hätte, kann man hinterfragen – so oder so macht allein dieser Song das Set unvergesslich. Dass der Auftritt – im Übrigen als einziger des Tages – mit Verzögerung beginnt, macht am Ende auch nichts: Da es sich um die letzte Show des Tages handelt, können KAMPFAR nicht nur die Viertelstunde wieder hereinholen, sondern sogar noch um fünf weitere Minuten überziehen.

  1. Feigdarvarsel
  2. Ravenheart
  3. Skogens Dyp
  4. Ophidian
  5. Trolldomspakt
  6. Lyktemenn
  7. Mylder
  8. Urkraft
  9. I Ondskapens Kunst
  10. Norse
  11. Tornekratt
  12. Hymne
  13. Det Sorte

So endet der erste Tag des DARK EASTER METAL MEETING nach 20 Minuten „Nachspielzeit“ erst um 1:30 Uhr. Dass KAMPFAR trotzdem bis zur letzten Minute bejubelt werden, zeugt von der Standhaftigkeit des Publikums: Immerhin gehen mit dieser 16. und letzten Show des Tages beachtliche elf Stunden (!) Livemusik zu Ende. Doch so voll, wie es bei quasi allen Shows in allen drei Venues war, dürften die meisten DARK-EASTER-Gäste – dem verlockend schönen Frühlingswetter zum Trotz – nur kurze Pausen an der Sonne eingelegt haben. Respekt! [mg]

KAMPFAR auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024
KAMPFAR auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024

Sonntag, 31.03.2024

No Rest for the Wicked: Wie man es vom DARK EASTER METAL MEETING kennt, füllt sich das Backstage-Gelände auch an Tag 2 direkt zum Einlass – und das, obwohl die Nacht zwischen den zwei Festival-Tagen in diesem Jahr durch die Zeitumstellung noch eine Stunde kürzer war. Erneut: Respekt!

CHAPEL OF DISEASE auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Im also bereits gut besetzten Backstage Werk eröffnen CHAPEL OF DISEASE um 14:30 Uhr mit ihrem von Hard Rock und Post-Rock beeinflussten Progressive Death Metal die zweite Runde. Im Gegensatz zu einigen der an diesem Tag noch folgenden Acts kommen die Deutschen ganz ohne aufmerksamkeitsheischende Requisiten oder Bühnenausstattung aus. Stattdessen beeindruckt die Band ganz allein mit ihrem virtuosen Spiel: Pfeilschnelle, mitreißende Leadgitarren und Soli, gewaltige Riffgewitter, mitunter fast schon sphärische Klänge, treibendes Drumming, ein kraftvoller (vereinzelt etwas zu präsenter) Bass und bestialisches Growling vermischen sich hier auf eine Weise, wie man es in diesem Genre sonst nicht kennt. Mit ihren stimmig arrangierten und hervorragend aufgeführten Stücken beweisen CHAPEL OF DISEASE letztlich, dass eine gute Live-Band keine Gimmicks nötig hat. [sr]

  1. Echoes Of Light
  2. A Death Though No Loss
  3. Song Of The Gods
  4. Void Of Words
  5. Oblivious Obnoxious Defiant
  6. Selenophile

PERCHTA auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Im krassen Gegensatz zum Opening-Act veranstalten PERCHTA in der Halle anschließend ein aufsehenerregendes Spektakel. Nach einem subtil bedrohlichen Hackbrett-Intro erscheint die namensgebende Frontfrau Perchta plötzlich mit einem markerschütternden Schrei auf dem Balkon seitlich der Bühne. Als sie diese anschließend betritt, bricht ein überwältigender Black-Metal-Sturm über die Anwesenden herein. Während die stimmig gekleideten und von Perchta mit einem schwarzen Handabdruck im Gesicht gezeichneten Bandmitglieder ihre Instrumente auf höchst mitreißende Weise einsetzen, fasziniert vor allem die Sängerin mit ihrer hexenhaften Erscheinung, ihrer mysteriösen Performance und ihrem stimmlichen Ausdrucksvermögen. Mit einem dämonischen Grinsen im Gesicht, den zuckenden Bewegungen einer Besessenen und verwünschenden Bewegungen ihrer klauenartigen Hände grölt, krächzt, jodelt und singt die Bandleaderin in Tiroler Mundart und zieht das Publikum damit ganz in ihren Bann. Damit legen PERCHTA zweifellos einen der herausragendsten Auftritte des Festivals hin. [sr]

  1. Ois Wås Ma San
  2. Åtem
  3. Gluat
  4. Vom Verlånga
  5. Wåssa
  6. Hebamm

Am zweiten Festivaltag startet der Betrieb im Club mit einem Heimspiel: Die Münchner*innen FAIR OF THE FORGOTTEN dürfen für eine Dreiviertelstunde die Songs ihrer ersten EP „A Gaze Into Oblivion“ und noch ein paar weitere unveröffentlichte Tracks präsentieren. Der Auftritt startet allerdings mit einem vermutlich der Nervosität verschuldeten Fauxpas: Als die Gitarre nach dem kurzen Intro loslegen sollte, passiert nichts. Beim zweiten Versuch, diesmal mit angeschaltetem Amp, kann es dann losgehen. Bald setzen Blastbeats und Tremolo-Riffs ein und hören auch bis zum Ende des Auftritts nicht mehr auf. Während zu Beginn noch die Ausdauer der Musiker*innen beeindruckt, kommt aufgrund der fehlenden Abwechslung spätestens nach der Hälfte des Sets Langeweile auf. Der völlig emotions- und bewegungslose Auftritt hilft auch nicht dabei, bei der Sache zu bleiben. Vom Publikum im bereits sehr gut gefüllten Club erhält das blutjunge Quartett dennoch viel Zuspruch und so dürfen FAIR OF THE FORGOTTEN insgesamt zufrieden mit sich sein. [sd]

ENDSTILLE auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Im Werk stehen nun ENDSTILLE auf dem Plan. Einen größeren Kontrast zu Chapel Of Disease wie auch Perchta könnte es wohl kaum geben – stilistisch, leider aber auch qualitativ. Musikalisch steht bei den Kielern mit ihrem Aachener Sänger Zingultus bekanntermaßen Maschinengewehrfeuer auf dem Programm. Das hat fraglos seinen Reiz, allerdings überrascht die Setlist: Vom neuen Album finden sich zwar zwei Songs im Set, nicht aber der Titeltrack – und ihr Meisterwerk „Navigator“ ignorieren ENDSTILLE ganz. Dessen Titeltrack fehlt zwar sehr, doch mit Songs wie „Dominanz“, „Frühlingserwachen“ oder „Ripping Angelflesh“ haben ENDSTILLE in der Theorie genug scharfe Munition dabei. In der Praxis geht heute jedoch alles schief: Es fängt damit an, dass das Intro nur auf Kinderzimmerlautstärke abgespielt wird und zur Komplettierung des Fehlstarts dann auch noch der Amp von Lars Wachtfels alias „dem Roten“ ausgeschaltet ist. Vor allem aber merkt man ENDSTILLE in jedem Detail an, dass sie keine aufeinander eingespielte Truppe sind: Während Zingultus mit den Ansagen eh schon seine liebe Not hat, schießt der Rote mehrfach quer, indem er ihn durch Zwischenrufe unterbricht, weil er sich noch mit dem Publikum unterhält oder noch Bier trinken muss. Die daraus resultierenden Unstimmigkeiten zwischen den Musikern sind unübersehbar – spätestens als Drummer M.D. Wachtfels durch den Stage-Tech die Wacht ansagen lässt. Als Zingultus dann auch noch mitten im Set einen Teppich verlegt bekommt (!), weil die Bühne so rutschig ist, verkommt die Show zur Black-Metal-Parodie. Insbesondere, wenn man daran zurückdenkt, wie rutschig die Bühne bei Shows mit dem blutbesudelten Iblis wohl gewesen sein dürfte. Die Reaktionen des Publikums sind deutlich: Die Reihen lichten sich während der Show merklich. [mg]

  1. Dominanz
  2. Pro Patria Mori
  3. Ripping Angelflesh
  4. Anomie
  5. Sick Heil
  6. Jericho Howls
  7. Conquest Is Atheism
  8. Depressive
  9. Endstilles Reich
  10. Frühlingserwachen

EIS auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Eine weitere Jubiläumsshow im Rahmen der diesjährigen Ausgabe des Festivals spielen anschließend in der Halle EÏS, die den 15 Jahre zurückliegenden Release ihres weithin geschätzten Albums „Galeere“ feiern. Aus diesem Anlass spielt die Band die Platte in voller Länge – und das in äußerst stimmigem Setting: Vom Anblick des großen hölzernen Steuerrads als Mikroständer, der Flaggen, der größtenteils kühl-blauen Beleuchtung und der Mäntel der Musiker fühlt man sich sogleich an Deck eines auf sein Verhängnis zusegelnden Schiffes versetzt. Die Darbietung selbst entspricht insofern ganz dem aufgeführten Album, als beide zwar nicht bahnbrechend, aber durchwegs kohärent und solide sind. Der knorrige Schreigesang, die finsteren Riffs und das griffige Drumming wirken schlüssig zusammen und die schauderhaften, erzählerischen Texte sind auffallend deutlich zu verstehen. Der Wertschätzung, die die zahlreich erschienenen Fans für „Galeere“ hegen, sind EÏS hiermit jedenfalls gerecht geworden. [sr]

  1. Galeere
  2. Einen Winter auf See
  3. Durch lichtlose Tiefen
  4. Helike
  5. Unter toten Kapitänen

CIEMRA aus der belarussischen Hauptstadt Minsk zeigen als zweite Club-Band, wie es musikalisch gesehen besser geht als an gleicher Stelle zuvor bei Fair Of The Forgotten: Die pfeilschnellen Blast-Beat-Parts werden in den richtigen Momenten von sanften Klängen oder düsteren Melodien unterbrochen, womit es den Osteuropäer*innen gelingt, eine schaurige Atmosphäre zu erzeugen. Gerade die markerschütternden Screams von Sängerin Malvain zeugen von schierer Verzweiflung und Wut und stellen das große Highlight des Auftritts dar. Die filigranen instrumentalen Momente, die im gänzlichen Kontrast dazu eine gewisse Zerbrechlichkeit zulassen, runden den gelungenen Auftritt von CIEMRA ab. Das starke Gesamtpaket quittiert auch das Publikum mit reichlich Applaus; für die Band selbst dürfte sich die weite Anreise somit völlig gelohnt haben. [sd]

MORTEM auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Im Werk folgt auf Endstille leider die nächste Enttäuschung. Dabei hätte das norwegische Black-Death-Urgestein MORTEM durchaus Potenzial gehabt: Nachdem es die mit Steinar Johnsen (Arcturus, The Kovenant), Marius Vold (ehemals Thorns und Arcturus) sowie Hellhammer (Mayhem, Arcturus, The Kovenant etc.) prominent besetzte Band dereinst nicht über ein Demo-Tape (1989) hinaus geschafft hatte, wurden MORTEM 2018 unerwartet reaktiviert und personell um Tor „Seidemann“ Stavenes von 1349 ergänzt. Dass von diesem spektakulären Line-up ausgerechnet Hellhammer daheim geblieben ist, ist der erste Dämpfer: Mag Ersatzmann Eivin Brye auch ein noch so fähiger Drummer sein, fehlt der Sache dadurch doch etwas der Glamour. Richtiggehend peinlich ist jedoch das Auftreten der Band: Mit Corpsepaint, Nieten und mit zwei grotesk großen Keulen „bewaffnet“ macht sich Marius Vold zum Black-Metal-Clown. Dass die Keyboards vom Band kommen, macht die Sache nicht eben „trver“: Statt einer mitreißenden All-Star-Band erlebt man hier leider die zweite Slapstick-Nummer in Folge. Schade, auf dem Papier war die Verpflichtung von MORTEM definitiv ein großer Coup. [mg]

  1. Ravnsvart
  2. Aftermath
  3. Slow Death
  4. Agonized To Suicide
  5. Sjelestjeler
  6. Mørkets Monolitter
  7. Truly Damned
  8. Port Darkness
  9. The Core

ABYSMAL GRIEF auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Theatralisch geht es anschließend auch in der Halle zu: ABYSMAL GRIEF verwandeln die Halle bei ihrem Auftritt in eine blasphemische Kapelle. Zahlreiche Kerzen tauchen die Bühne, in deren Mitte ein Rednerpult steht, in einen ominösen Schein. Der Duft von Weihrauch liegt in der Luft und der unprominente Standort einer weißen Marienstatue am äußersten Rand der Bühne kann für sich genommen schon als Gotteslästerung aufgefasst werden. Sänger Labes C. Necrothytus geht jedenfalls ganz in seiner Rolle als teuflischer Prediger auf. Der okkulte Doom Metal, bei dem das erfreulicherweise live und nicht nur vom Laptop (ab-)gespielte Keyboard oft im Vordergrund steht, tut sein Übriges, um die antichristlich Gesinnten im Publikum in finstere Verzückung zu versetzen. Der oft an Orgelklänge angelehnte Keyboard-Sound klingt zwar stellenweise ein wenig albern, dies tut dem unheiligen Vergnügen, ABYSMAL GRIEF bei ihrer ohnedies nicht ganz ernstzunehmenden schwarzen Messe beizuwohnen, jedoch keinen Abbruch. [sr]

  1. Ruthless Profaners
  2. Nomen Omen
  3. Crypt Of Horror
  4. Borgo Pass
  5. The Samhein Feast
  6. Chains Of Death

Im Club stehen derweil SUR AUSTRU auf der Bühne – und das erst zum sechsten Mal in ihrer Karriere. Erfahrung haben die Musiker dennoch, ging die Band doch 2018 aus der letzten Besetzung von Negură Bunget hervor, die mit Negrus Tod ihr Ende gefunden hatten. Musikalisch hört man das SUR AUSTRU auch an – auf Platte allerdings deutlich mehr als live: Zwar setzen die Rumänen mit Masken und Schädeln auch auf transsylvanische Atmosphäre, die stimmungsvollen Instrumentierungen, die den Zauber von Negură Bunget ausgemacht haben, fehlen hier aber nahezu komplett. Dennoch liefern SUR AUSTRU keine schlechte Show ab, und so darf sich die Band über einen vollen Club und gute Stimmung im Publikum freuen. [mg]

CULT OF FIRE auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024CULT OF FIRE treiben es mit der Effekthascherei im Werk dann weiter als sämtliche Bands des heutigen Tages vor ihnen. Sowohl die Outfits der tschechischen Epic-Black-Metaller als auch das Bühnenbild kann man getrost als „over the top“ bezeichnen: Während sich der Sänger mit seinem gesichtsverhüllenden Kopfschmuck mit riesigen Stierhörnern hinter einem prunkvollen, fernöstlich anmutenden Altar und zwischen allerlei Insignien sowie einer Wagenladung exotischer Früchte positioniert, nehmen die beiden Saitenhexer auf Podesten unter zwei riesigen Schlangenfiguren Platz. Bei diesem Anblick drängen sich unweigerlich Begriffe wie „kulturelle Aneignung“ und „Disneyland“ in die Gedanken – nicht unbedingt das, was man sich von einem Black-Metal-Konzert wünscht. Musikalisch geben sich CULT OF FIRE hingegen bis auf ein paar bemüht „orientalisch“ klingende Einsprengsel größtenteils konventionell. Vereinzelt vermag ihr betont opulenter Black Metal sogar mitzureißen, die meiste Zeit über scheint hier jedoch „style over substance“ zu gelten. Dass CULT OF FIRE damit polarisieren, ist klar: Während manche in dem Auftritt Erleuchtung finden, können Oldschool-Metalheads wie Dave Ingram (auf dem Weg zur Benediction-Autogrammstunde) über diese Darbietung nur den Kopf schütteln. Entgehen lassen will sich diese Show aber augenscheinlich niemand: So voll wie während dieser Performance ist das Backstage Werk an diesem Wochenende selten. [sr]

  1. Dhoom
  2. Zrození Výjimečného
  3. Hněv
  4. Kali Ma
  5. Untitled 1 (Bhairavi)
  6. Jai Maa!
  7. Buddha 5
  8. Ztratit Lze Víc

Dass es „extravagant“ auch in gut gibt, zeigt der daran anschließende Auftritt von THY CATAFALQUE in der Halle, der sich als besonderes Highlight des Festivals entpuppt. Tamás Kátais experimentelles Metal-Outlet war nämlich über zwanzig Jahre lang ein reines Studioprojekt, ehe der Wahlschotte sich im Jahr 2021 schließlich überzeugen ließ, seine eklektischen Kreationen live darzubieten. So spielt die von Song zu Song in wechselnder Besetzung auftretende Band nun ihr erstes Konzert in Deutschland, das sich zu Recht als Show bezeichnen darf: Mal beeindrucken THY CATAFALQUE mit halsbrecherischen Extreme-Metal-Einlagen, mal gibt die Gruppe packende Melodien zum Besten und des Ungarischen Mächtige dürfen sich sogar über den einen oder anderen Mitsingrefrain freuen („Trilobita“). Während der vom Band kommenden Electronic-Parts singen die beiden geschmeidig tänzelnden Gastsängerinnen hervorragend im Einklang, während die kräftigen Metal-Passagen oft von zwei stimmgewaltigen Gastsängern dominiert werden. Für ein besonders ergreifendes Stück holen THY CATAFALQUE sogar eine Cellistin auf die Bühne. Letztlich kann man der absolut tighten, von ansteckendem Enthusiasmus erfüllten Show lediglich dasselbe ankreiden, was sich auch an Kátais Kompositionen kritisieren lässt: Mitunter wirkt der wilde Stilmix des Projekts ein wenig beliebig. [sr]

  1. Szíriusz
  2. Szamojéd Freskó
  3. Töltés
  4. Köd utánam
  5. Szarvas
  6. Kő Koppan
  7. Trilobita
  8. Jura
  9. Csillagkohó
  10. Embersólyom (Kaláka-Cover)
  11. Mezolit
  12. Néma Vermek

PHANTOM WINTER auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Im Club gibt es derweil von einem anderen „Exoten“ kräftig auf die Mütze: Die eher dem Post-Hardcore/Sludge zuzuordnenden PHANTOM WINTER mögen auf den ersten Blick nicht so richtig ins Billing des DARK EASTER METAL MEETING passen – der gut gefüllte Club und die herausragende Stimmung im Publikum widerlegen das aber umgehend. Mit viel Wumms in den sludgigen Riffs, aber auch einer sehr abwechslungsreichen Gesangsaufteilung zwischen den beiden Sängern Christian Krank und Andreas Schmittfull erzeugen PHANTOM WINTER nicht nur eine sehr dichte, sondern auch eine zwischen all dem „Oldschooligen“ und „Truen“ erfrischend moderne Atmosphäre. [mg]

SODOM auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Einen noch krasseren Kontrast stellen die beiden im Werk aufeinander folgenden Shows dar: Dass auf eine Band, die aussieht, als hätte man Batushka bei Alibaba bestellt, ausgerechnet SODOM folgen, entbehrt nicht der Komik. Schließlich zelebriert wohl keine Band im Billing des diesjährigen DARK EASTER METAL MEETING die alten Traditionen des einfachen Metal mehr als das Quartett aus dem Pott. Zwar halten sich SODOM nicht sklavisch an die Ankündigung, ein „Special ’80s Old School Set“ zu spielen, und mengen auch sieben nach 1990 erschienene Nummern ins Set. Und wenn man ehrlich ist, sind die Songs aus den ’80ern vornehmlich Stücke, die SODOM eh immer im Programm haben: „Outbreak Of Evil“, „Agent Orange“, „Blasphemer“ oder „Remember The Fallen“ etwa – die vier meistgespielten SODOM-Songs überhaupt. Seltenheitswert haben ironischerweise eher etwas spätere Nummern: „The Crippler“ von „Tapping The Vain“ (1992) etwa, Jabba The Hut“ von „Get What You Deserve“ (1994), oder „Among The Weirdcong“ von „M-16“ (2001). Der Fairness halber seien aber auch die beiden dargebotenen 1980er-Jahre-Perlen wie „The Conqueror“ oder „Let’s Fight In The Darkness Of Hell“ erwähnt. Ob 1980er, 1990er oder frühe 2000er-Jahre: Dem Großteil des Publikums scheint das Baujahr der jeweiligen Thrash-Granaten sowieso egal zu sein. Von der ersten Minute an haben SODOM eine Stimmung in der Bude, wie man sie auf dem diesjährigen DARK EASTER METAL MEETING bislang nicht erleben durfte. Sprechchöre, wehende Mähnen und ein wilder Moshphit beweisen, dass SODOM als einzige Thrash-Band des Festivals auf dem ansonsten Black- und Death-Metal-orientierten DARK EASTER METAL MEETING keineswegs fehl am Platz sind. [mg]

  1. Among The Weirdcong
  2. Jabba The Hut
  3. The Crippler
  4. Sodomized
  5. The Saw Is The Law
  6. Blasphemer
  7. Tired And Red
  8. The Conqueror
  9. Proselytism Real
  10. Nuclear Winter
  11. Let’s Fight In The Darkness Of Hell
  12. Sodomy And Lust
  13. Outbreak Of Evil
  14. Better Off Dead
  15. Agent Orange
  16. Obsessed By Cruelty
  17. Remember The Fallen
  18. Ausgebombt
  19. Bombenhagel

SYLVAINE auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Wem im Werk zu viel Bierdunst, Schweiß und Testosteron in der Luft lag, ist anschließend in der Halle gut aufgehoben: Hier debütieren SYLVAINE in München und zeigen, wie filigran Black Metal auch klingen kann. Ins Feld geführt von der mal elfengleich singenden, mal wild ihre Gitarre schrubbenden und scheinbar mühelos kreischenden Kathrine „Sylvaine“ Shepard. Dass die zierliche Sängerin dabei nicht die Hübsche-Frau-Karte ausspielt, sondern in Jeans und schlichtem, schwarzem Top auftritt, macht die strohblonde Sängerin noch sympathischer, als sie eh schon ist. Vor allem aber setzt sie den Fokus der Show damit klar auf die grandiose Musik von SYLVAINE, für die sie als Mastermind des Projekts allein verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit ihren Musikern aus Deutschland und Frankreich liefert die in den USA geborene und in Norwegen aufgewachsene Sylvaine nämlich eine geradezu atemberaubende Show ab: Egal, ob ruhige Stücke mit vornehmlich Klargesang wie „Abeyance“ oder wilder Post-Black-Metal im Stile von Alcest („Mono No Aware“): SYLVAINE beherrschen heute alle Klassen und liefern in der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle die vielleicht mitreißende Show des Festivals ab. [mg]

  1. Earthbound
  2. Abeyance
  3. Fortapt
  4. I Close My Eyes So I Can See
  5. Mono No Aware
  6. Mørklagt

Wer lieber weiter die Trommelfelle im Dauerfeuer massiert bekommt, ist im Club bei IMHA TARIKAT richtig: Die deutsch-türkische Black-Metal-Band um Projektgründer Ruhsuz Cellât liefert im zur späten Stunde und trotz starker Konkurrenz in der Halle im noch beachtlich gut gefüllten Club eine energiegeladene Performance ab. Abwechslungsreichtum steht hier zwar nicht unbedingt auf der Agenda, aber vielleicht ist 23:00 Uhr am zweiten Tag auch gar nicht mehr unbedingt der richtige Zeitpunkt für Experimente. Den Fans scheint der Auftritt jedenfalls zu taugen und auch die Band wirkt mit ihrer Performance zufrieden. Was will man mehr? [sd]

BENEDICTION auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024Zum Abschluss des DARK EASTER METAL MEETING gibt es traditionell nochmal eine Band mit ordentlich Power – und welche Kapelle aus dem diesjährigen Billing wäre da besser geeignet als BENEDICTION? Der Plan geht voll auf: Als wären die gerade durchlebten, kräftezehrenden zwei Tage mit jeweils rund zehn Stunden extremem Metal am Stück nur zwei kurze Vorbands gewesen, wirkt das Publikum bei der Death-Metal-Instanz aus Birmingham auf einmal wieder frisch und munter. Kein Wunder: Zum einen drücken die Riffs von Darren Brookes und Peter Rew in einer Lautstärke und mit einer Macht aus den Boxen, dass die Trommelfelle wackeln – zum anderen aber stellt Dave Ingram einmal mehr seine Qualitäten als Fronter unter Beweis: Der 55-Jährige ist in erster Linie natürlich ein phänomenaler Growler. Mit seinem lässigen, aber eben nicht nachlässigen Kleidungsstil – etwa der löchrigen Jeans, die „zufällig“ genau seine coolen Motörhead- und Celtic-Frost-Tattoos zeigen – könnte er aber auch als Metal-Model arbeiten. Und gleichzeitig präsentiert er sich als 1-A-Entertainer. Der für Zingultus von Endstille verlegte Teppich ist da natürlich eine Steilvorlage: Mehrfach versucht Ingram, diesen zum Abheben zu bewegen. Aber auch sonst treibt der sympathische Hüne einigen Schabernack mit seinen Bandkollegen, die aber allesamt ebenfalls wirken, als hätten sie auf der Bühne die Zeit ihres Lebens. Der Death Metal von BENEDICTION mag vielleicht nicht zum Abwechslungsreichsten oder Ausgefallensten gehören, was an diesem Wochenende zu hören war. Aber alles, worauf es im Metal ankommt – donnernde Drums, schnittige Riffs und großen Spaß am geselligen Miteinander – verkörpern BENEDICTION besser als jede andere Band auf dem Festival. [mg]

  1. Unfound Mortality
  2. Scriptures In Scarlet
  3. Vision In The Shroud
  4. Agonised
  5. Progenitors Of A New Paradigm
  6. The Grotesque
  7. I Bow To None
  8. Shadow World
  9. Foetus Noose
  10. Dark Is The Season
  11. Subconscious Terror
  12. Stormcrow
  13. Rabid Carnality
  14. Magnificat

Wie schon der Abriss von Rotting Christ im Vorjahr ist auch der diesjährige Auftritt von BENEDICTION das Ausrufezeichen am Ende eines rundum perfekten Wochenendes: Keine einzige Band-Absage, ein absolut reibungsloser Ablauf ohne technische Probleme oder Verzögerungen und eine rundum entspannte Stimmung auf dem Gelände – was will man als Fan und Festivalbesucher mehr?

Dass die Backstage-Infrastruktur bisweilen an ihre Grenzen stößt – dass die Halle etwa für einige der dort auftretenden Bands eigentlich zu klein ist und sich durch eine defekte Klimaanlage zeitweise fast unerträglich aufheizt, aber auch, dass zu wenig Securities vor Ort sind, um adäquat auf die (wenigen) Crowdsurfer oder eine gewalttätige Auseinandersetzung bei Benediction zu reagieren – muss erwähnt werden. In allen anderen Belangen, insbesondere auch der über viele Jahre problematischen Essensversorgung auf dem Gelände, wurde so effizient nachgebessert, dass in diesem Jahr keine Probleme mehr auftraten.

Vor allem aber weiß das diesjährige Billing zu begeistern – in seiner Exklusivität und Qualität: Unzählige Special-Shows wie Deutschland-Premieren oder Jubiläumssets, vor allem aber ein vom ersten bis zum letzten Slot unverkennbar mit viel Liebe kuratiertes, abwechslungsreiches und durchweg hochkarätig besetztes Billing heben das DARK EASTER METAL MEETING von vielen anderen Veranstaltungen dieser Art ab. Dass die Shows den hohen Erwartungen größtenteils auch wirklich gerecht werden, liegt nicht zuletzt daran, dass das Backstage diesbezüglich herausragende Bedingungen geschaffen hat: Der Sound – insbesondere im Werk – ist quasi durchwegs perfekt und auch die Lichtanlage eröffnet den Bands von düster bis spektakulär ausgeleuchtet alle Möglichkeiten.

Warum das DARK EASTER METAL MEETING längst nicht mehr bloß Anlaufstelle für Metalheads aus Deutschland ist, sondern bei Fans aus der ganzen Welt hohes Ansehen genießt, erklärt sich von selbst: Professioneller als die zum Großteil ehrenamtlich arbeitende Helfertruppe des DARK EASTER METAL MEETING kann man ein Festival nicht aufziehen. Chapeau! [mg]

SODOM auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024
SODOM auf dem DARK EASTER METAL MEETING 2024

Das DARK EASTER METAL MEETING 2025 findet am Osterwochenene vom 19. und 20. April wie gewohnt im Backstage München statt.

Publiziert am von , Stephan Rajchl und Silas Dietrich

Ein Kommentar zu “Dark Easter Metal Meeting 2024

  1. War ein echt super Festival. War mein erstes DEMM und bin begeistert gewesen und werde auch nächstes Jahr am Start sein ;)

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