Konzertbericht: Dark Easter Metal Meeting 2018

31.03.2018 - 01.04.2018 München, Backstage (Halle, Werk & Club)

Sechs Jahre ist es her, dass das Backstage München am Ostersonntag sechs Bands aus den düster-bösen Subgenres der Metal-Szene auf die Bühne schickte: Das DARK EASTER METAL MEETING war geboren. Seitdem hat sich viel – um nicht zu sagen: fast alles – geändert. Aus einem wurden zwei Tage (und aus einem Foodtruck erfreulicherweise ebenfalls zwei), aus sechs wurden 34 Bands und aus 25 € Abendkasse knapp 85 € im Ticket-Vorverkauf. Denn schon lange vor dem eigentlichen Termin war klar: Eine Abendkasse würde es dieses Mal nicht geben. Mit entsprechend gut gefülltem Gelände sind zumindest die Rahmenbedingungen für schweißtreibende Shows perfekt – nun liegt es an den Bands, zu liefern.

Pünktlich um 14:30 Uhr eröffnen EWIGEIS im Club das Dark Easter Metal Meeting 2018. Für das Black-Metal-Duo aus dem bayerischen Schwabhausen ist der heutige Auftritt die letzte Show nach knapp zehn Jahren Bandgeschichte. In Anbetracht der dargebotenen Leistung sorgt das allerdings höchstens bei eingefleischten Fans der Band für Traurigkeit: Die beiden Musiker Saat und Angsul liefern recht belanglosen 08/15-Black-Metal, der zumindest heute weder mit Amtosphäre, noch mit dem Charme des Primitiven aufwarten kann. Der undifferenzierte Sound tut sein Übriges, dass die Show schnell jeden Reiz verliert.

Wesentlich überzeugender und mitreißender agierend anschließend in der gut gefüllten Halle die Black-Thrasher UNLIGHT. Die Band erscheint standesgemäß mit Corpsepaint, Patronengurten und Nieten. Die Musik ist dann aber keineswegs Standardware. Die Songs sind abwechslungsreich und warten immer wieder mit spannenden melodischen Parts auf, die oftmals an Watain denken lassen. Aber auch hier ist der Sound durchwachsen: Vor allem am Anfang des Sets sind die Gitarren und der Gesang kaum zu hören. Der Qualität der Perfomance tut dies aber keinen Abbruch. Und als UNLIGHT zum Abschluss auch noch Sodom covern, ist die Halle mehr als nur zufrieden. [JE]

Um 15:45 Uhr wird NOCTEM die Ehre zuteil, die Bühne im Werk zu eröffnen. Waren Club und Halle für die ersten Shows gerade groß genug, verteilen sich die Leute im wesentlich größeren Werk dann doch sehr im Zuschauerraum. Leider haben auch die Spanier mit dem Sound kein Glück: Es dauert bis zur zweiten Hälfte des Sets, bis die Gitarren über die donnernden Blastbeats von Schlagzeuger Voor hinweg überhaupt hörbar sind. Als dann alles zufriedenstellend eingepegelt ist, liefern die vier Musiker aber eine starke Blackened-Death-Metal-Show ab, bei der vor allem Fronter Beleth mit seiner engagierten Bühnenperformance ordentlich Eindruck schindet.

Wesentlich mehr Glück mit ihrem Live-Sound haben anschließend EÏS in der Halle. Die deutsche Black-Metal-Formation um Mastermind Alboin beginnt ihr Set mit dem Titeltrack ihres Albums „Galeere“. Trotz ihrer langen Songs und der demgegenüber vergleichsweise kurzen Setlänge bemühen sich die Nordrhein-Westfalen, ein möglichst umfassendes Best-Of ihrer Diskographie abzuliefern. Dabei darf natürlich auch „Stillstand und Heimkehr“ von ihrer gerade erst veröffentlichten, gleichnamigen EP nicht fehlen. Die Musiker sind heute in absoluter Topform und bieten eine äußerst starke Performance, die trotz der großen Konkurrenz auf diesem Festival problemlos heraussticht. [SB]

Auch LEBENSSUCHT stechen bei diesem Festival heraus, wenngleich eher im negativen Sinne. Die Band spielt zum ersten Mal in München und kann sich dabei über einen gut gefüllten Club freuen. Zunächst sorgt der spezielle Look der Band für Aufsehen: Es sieht aus, als hätten LEBENSSUCHT eine Schlachthof-Tagesproduktion Blut über sich ausgekippt. Besonders Sängerin S Caedes scheint darin gebadet zu haben und fuchtelt passend dazu immer wieder mit einem Messer herum. All dies kann aber auf lange Sicht nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Musik belanglos und uninspiriert ist: Weder kann S Caedes stimmlich begeistern, noch überzeugen die Kompositionen aus immer gleichen, monotonen Riffs. Nimmt man nun noch das eher peinliche Gehabe der Truppe dazu, ist die Enttäuschung perfekt. [JE]

Mit deutschem Black Metal, allerdings auf ganz anderem Niveau, geht es anschließend im Werk bei DARK FORTRESS weiter. Vier Jahre sind seit ihrer letzten Show in Bayerns Landeshauptstadt verstrichen – entsprechend groß ist das Interesse am Auftritt der Melodic-Black-Metaller um Triptykon-Gitarrist V. Santura. Die hohen Erwartungen an den Auftritt werden heute jedoch nur zum Teil erfüllt: Zwar rücken, bedingt durch den aktuellen Re-Release ihrer ersten beiden Alben, zwei selten gehörte Stücke ins Set. Anhaltende Probleme mit massivem Übersteuern im Bass-Bereich bremsen die Freude darüber jedoch kräftig ein. Am Ende ist die Show leider nicht das erwartete Highlight zur frühen Stunde. [MG]

Ein echter Höhepunkt ist dafür der Auftritt von SUN OF THE SLEEPLESS in der Halle: Das seit 1999 mal mehr, mal weniger aktive Black-Metal-Projekt von Tausensassa Markus Stock alias Ulf Theodor Schwadorf zieht ordentlich Leute und die Halle ist bereits lange vor Showbeginn mehr als nur gut gefüllt. Als dann der Vorhang zur Seite gezogen wird, ist der Jubel groß: Vor einem stimmigen Bühnenbild mit mannshohen Fackeln bietet Schwadorf fast das gesamte „To The Elements“-Album dar. Unterstützt wird er dabei von einer illustren Musikerschar, der auch Alsvatr (Helrunar) und Eviga (Dornenreich) angehören. Höhepunkt der starken Performance ist das Song-Duo aus „Where In My Childhood Lived A Witch“ und dem abschließenden „Phoenix Rise“, bei dem vor allem der Endpart für Gänsehaut sorgt. [JE]

Wirklich heiß her geht es parallel dazu im Club leider nicht wirklich: Sicher, COMMANDER spielen eine grundsolide Show und ihr Death Metal ist handwerklich wirklich gut gemacht. Allein der berühmte Funke will nicht so recht überspringen. Das kann auch daran liegen, dass der Zuschauerraum – ob der parallel laufenden Show von Sun Of The Sleepless – vergleichsweise leer ist. Diejenigen, die dennoch den Weg in den Club gefunden haben, kommen in den Genuss von 40 Minuten guten Death Metals, der durchaus zu gefallen weiß, auch wenn das gewisse Etwas fehlt. Die Band hat dennoch sichtlich ihren Spaß und die Anwesenden kommen auch ohne dass dieser Auftritt etwas Außergewöhnliches ist auf ihre Kosten. [CE]

Deutlich schräger geht es bei BETHLEHEMs erster Show im neuen Lineup zu: Wie schon auf dem aktuellen, selbstbetitelten Album ist es vor allem Darkened-Nocturn-Slaughtercult-Sängerin Onielar, die der 1991 gegründeten Szene-Legende zu alter Stärke verhilft: Während es den Musikern bisweilen noch etwas an Routine zu mangeln scheint, hat sich die Fronterin bereits voll in den kranken Kosmos von Jürgen Bartschs Projekt eingelebt. Gänzlich anders als ihr Vorgänger Alex Schmied (Mor Dagor) auf dem Dark Easter Metal Meeting 2013 lebt Onielar den Wahnsinn, der in den Texten steckt, in ihrer gesanglichen Darbietung voll aus: Ihre fast unmenschlich klingenden Schreie, aber auch die Bühnenpräsenz der gebürtigen Polin mit den knielangen, blonden Haaren sorgen bei Klassikern wie „Gestern starb ich schon heute“ für rundum stimmige Atmosphäre. [MG]

Ein krasses Kontrastprogramm dazu liefern ULTHA in der Halle: Die Musiker verzichten komplett auf jegliche Art von extravaganten Showelementen … selbst auf wechselndes Licht. Über die kompletten 50 Minuten hinweg ist die Bühnen in monochrom rotes Licht getaucht und in Unmengen Nebel gehüllt. Der energetische, mit Drone-Elementen durchsetzte Post-Black-Metal der Band wirkt dadurch umso intensiver, fast schon hypnotisch. Die Musiker sind mit ganzem Herzen dabei und versinken vollkommen in ihrer Musik. Die Zuschauer werden von dieser starken Performance regelrecht mitgerissen und gehen voll mit. Nachdem der letzte der drei überlangen Songs verklungen ist, scheint die Band selbst von der Reaktion und Freude der Fans überwältigt. Großes Kino und mit Sicherheit ein weiteres Highlights des Festivals. [JE]

Im Club betritt mit PEQUOD derweil die nächste lokale Death-Metal-Band die Bühne. Wer allerdings denkt, dass der Veranstalter sich bei der Slotvergabe hier lediglich nach der Heimatstadt und nicht nach dem Können gerichtet hat, der irrt: Gleich von der ersten Sekunde an brettern die fünf bestens gelaunt drauf los und liefern eine grandiose, unfassbar tighte Performance ab. Mit dieser Leistung muss sich das Quintett auch vor internationaler Konkurrenz nicht verstecken. Neben einem Gastauftritt von Commander-Fronter Nick hält die Band eine weitere Überraschung bereit und verteilt anlässlich ihres 20. Bühnenjubiläums 20 T-Shirts an die Fans. [SB]

Die packende Show von Bethlehem noch im Gedächtnis, geht es im Werk bei SHINING schon mit der nächsten ziemlich verrückten Band weiter. Davon, dass Niklas Kvarforth in der Black-Metal-Szene nicht nur Fans hat, merkt man allerdings wenig: Das Werk ist gesteckt voll. Während sensationsgeile Zuschauer, die sich eine klischeehaft depressive Show oder gar einen kleinen Skandal erwartet hatten, enttäuscht werden, kommen Musikliebhaber heute voll auf ihre Kosten: Vor allem Gitarrenvirtuose Peter Huss begeistert bei perfektem Sound mit seinen bluesigen Soli. Doch auch Kvarforth selbst weiß mit einer intensiven Performance zu überzeugen, der es auch nicht an Witz mangelt: All zu trve Black-Metal-Fans, die auf seine Frage „Do you like Black Metal“ begeistert losbrüllen, düpiert er mit dem gefühlvollen Cover des schwedischen Pop-Songs „Ohm“ (Seigmen) gekonnt. Mag man von Kvarforth halten, was man will – musikalisch bleiben SHINING über jeden Zweifel erhaben. [MG]

Eine besondere Show spielen heute die Black Metaller von AGRYPNIE. Emotional wird es dabei nicht nur fürs Publikum, sondern auch für die Band um den sich bei den Ansagen ständig auf sympathische Art und Weise verhaspelnden Torsten Hirsch: Es ist die letzte Show mit ihrem langjährigen Gitarristen und Backingvokalisten Dave, der sich künftig ausschließich seinem Projekt Heretoir widmen wird. Doch damit nicht genug: Die Band präsentiert gleich drei neue, noch unveröffentlichte Stücke. Für einen davon holen AGRYPNIE Eviga von Dornenreich auf die Bühne, der für das äußerst starke Lied nicht nur auch auf Platte den Leadgesang übernommen hat, sondern auch den Text verfasste. Nach der nicht ganz überzeugenden letzten Show in München zeigt sich die Band heute derart stark und spielsicher, dass sie wie ausgewechselt wirkt und als eine der großen positiven Überraschungen des Festivals in Erinnerung bleiben wird. [SB]

Mit ENISUM beehrt eine italienische Band die bayerische Landeshauptstadt. Der atmosphärische Black Metal der Truppe ist allerdings keine leichte Kost und um diese Uhrzeit schon eine kleine Herausforderung. Lässt man sich aber auf die Musik ein, wird man mit abwechslunsgreichem und intelligentem Material fernab jeglicher Klischees belohnt. Interessant ist auch der Mikrofonständer von Sänger Lys: Fast ein gesamter Baum musste für diesen Zweck herhalten. Dass die Italiener einen gewissen Stand in der Szene haben, zeigen all die Fans, die die Band trotz der parallel aufspielenden Szene-Größe Agrpynie frenetisch abfeiern. Schön, dass die Booker des Dark Easter Metal Meeting auch solche Kleinode auf das Festival holen. [JE]

Acht Stunden, nachdem Ewigeis den Startschuss zum siebten Dark Easter Metal Meeting gegeben haben, ist es schließlich Zeit für den ersten Headliner 2018 – und der kann sich sehen lassen: Mit BLOODBATH hat diesen Slot eine Death-Metal-Instanz inne, die sich live gerne rar macht und für gewöhnlich allenfalls auf großen Open-Air-Festivals anzutreffen ist. Das Backstage Werk ist dem Anlass gebührend gefüllt, als die Schweden um 22:50 Uhr die Bühne betreten – handelt es sich bei dem Auftritt auf dem Dark Easter Metal Meeting 2018 doch um die erste Indoor-Show der Band in Deutschland. Vom Aussehen her zwischen frisch geschlachtet (Tomas Åkvik) und komplett verfault (Anders „Blakkheim“ Nyström) hingeschminkt, macht die Allstar-Death-Metal-Band ihrem Namen optisch alle Ehre. Doch auch musikalisch bleiben BLOODBATH nicht hinter den Erwartungen zurück: Messerscharfe Riffs und der kehlige Gesang von Paradise-Lost-Fronter Nick Holmes, der in seinem Bühnen-Outfit auch gut als Pfaffe in einem beliebigen Zombi-Film mitwirken könnte, lassen keine Wünsche offen. Das Stage-Acting der Band hingegen ist Geschmackssache: Gerade Holmes nimmt mit seiner sehr ruhigen, fast lethargischen Art zwischen den Songs viel Dynamik aus der Show, so dass die Spannungskurve etwas abflacht, ehe um Mitternacht mit „Eaten“ der größte Hit der Band das Werk erbeben lässt.

Eine weitere Allstar-Band steht anschließend in der Halle auf dem Plan: Das Trio aus Aggressor (Virus), Apollyon (Ex-Immortal) und Blasphemer (Ex-Mayhem), bekannt als AURA NOIR, heizt dem trotz später Uhrzeit und hartem Tagesprogramm immer noch zahlreichen Publikum noch ein letztes Mal an diesem ersten Tag des diesjährigen Dark Easter Metal Meeting so richtig ein: Der dreckige Black-Thrash der Norweger, die ebenfalls nur selten Konzerte geben, kommt im auch hier einwandfreien, knackigen Sound voll zur Geltung. Dass AURA NOIR sogar schon Material ihres erst Ende des Monats erscheinenden neuen Albums präsentieren, rundet die Show gelungen ab. [MG]

Die Besetzungsliste von JUST BEFORE DAWN, die parallel dazu im Club den ersten Tag beschließen, ist gefühlt länger als das das Münchner Telefonbuch: Besonders am Mikrofon finden sich neben Hauptsänger Dave Ingram eine unheimliche Menge Szenegrößen wieder. Dessen Anwesenheit allein reicht den meisten Zuschauern schon für ein breites Grinsen im Gesicht. Dieses wird mit den ersten Tönen der Band nur noch breiter, denn die Truppe spielt Death Metal alter Schule im Stile von Bolt Thrower und Asphyx. Die musikalische Dampfwalze in Form von Songs wie „Soul Burner“ oder „Lightening War“ reißt den Club locker ein – großartiger Tagesabschluss. [CE]

 

Sonntag, 01.04.2018

Den zweiten Tag des Dark Easter Metal Meeting 2018 dürfen um 14:30 Uhr die Bayern von MORGENGRAU eröffnen. Während am Vortag Ewigeis auf dieser Position amvor deutlich mehr Publikum eher enttäuscht haben, macht diese Show richtig Laune. Die ebenfalls geschminkte Truppe spielt harschen Black Metal mit deutschen Texten, der bei der trotz allem schon achtbaren Fanschar im Club gut ankommt. Mit „Geheimnisumwoben“ gibt es sogar die Livepremiere eines Songs zu feiern. Und da man grad schon am Feiern ist, legen MORGENGRAU gleich noch ein Geburtstagständchen für einen langjährigen Freund der Band oben drauf. Dass der Song „Kalte Finsternis“ heißt, verleiht der Aktion den nötigen trveness-Faktor. Ein gelungener Start in diesen zweiten Festival-Tag.

Neben den später am Tag spielenden Dool sind IMPURE WILHELMINA die wohl größten Exoten des Festivals. Ihr energetischer Post Metal besticht durch teils recht vertrackte Arrangements und brettharte Riffs. Fronter Michael glänzt durch starken Klargesang, zeigt aber auch an ein paar Stellen, dass er durchaus auch harsche Vocals drauf hat. Allerdings scheint diese Art von Metal auf nicht all zu viel Gegenliebe zu stoßen, nutzt doch ein Großteil der sowieso nicht all zu zahlreich erschienenen Fans die Zeit dazu, sich lautstark zu unterhalten oder auf das Handy zu schauen. Bei einer so starken Performance sind diese Reaktionen schon fast eine Frechheit. Bleibt zu hoffen, dass die Macher des Festivals trotzdem weiterhin solch besondere Bands buchen. [JE]

Auch die Werksbühne eröffnet mit NOVEMBRE eine eher ruhige Band. Ob es am ansonsten eher harten Festival-Programm oder dem Osterfrühstück liegt, ist schwer zu sagen – die Italiener sehen sich jedenfalls (wie auch schon Morgengrau und Impure Wilhelmina) einem im Vergleich zu Noctem zur gleichen Zeit am Vortag merklich kleineren Publikum gegenüber. So kommt im Zuschauerraum leider wenig Stimmung auf und es bleibt den kompletten Auftritt über bei starr dastehenden Gästen, die auf die gebotene Mischung aus Gothic Rock, Doom Metal und Dark Rock insgesamt eher verhalten reagieren. Fair ist das zwar einerseits nicht so ganz, denn die Italiener machen ihre Sache durchaus solide. Wirklich beeindruckend und spannend ist ihr Auftritt andererseits allerdings auch nicht. [SB]

Zum ersten Mal an diesem zweiten Festivaltag richtig voll zu werden droht es bei ANOMALIE: Wohl auch, weil Novembre nicht jedermanns Sache sind, füllt sich die Halle bereits lange vor Showbeginn beachtlich. Wenige Minuten, nachdem Fronter und Bandkopf Marrok den Weihrauch entzündet hat, ist auch schon klar, warum sich den Auftritt kaum jemand entgehen lassen will. Bei perfektem Sound bieten die Österreicher melodischen Black Metal bester Machart: Feinsinnige Melodien treffen auf schmissiges Riffing und eine rundum stimmige Gesamtatmosphäre, die mit Fackeln und Kerzen, einem Birkenwald als Backdrop und einem Birkenstamm als Mikrophonständer weit über die Musik hinaus gedacht ist. [MG]

Mit FREITOD wird es im Club nach all dem schwarz- und todesmetallischen Gebretter dann wieder etwas ruhiger. Die vier Nürnberger spielen eine sehr melancholische, melodiöse und schwarz angehauchte Form von Dark Metal, die vor allem Fans von Katatonia zusagen dürfte. Dem Bandnamen gerecht werdend kommen die überwiegend auf negative Emotionen fokussierten Texte der traurigen, bedrückenden Musik zugute und die Songs fressen sich dank ihrer eingängigen Melodien schnell in den Gehörgängen fest. Der Band gelingt dadurch ein angenehm unaufgeregter Auftritt, der zwar keine Begeisterungsstürme hervorruft, aber als schöne Abwechslung durchaus zu Gefallen weiß.

Mit SECRETS OF THE MOON steht im Anschluss erneut eine deutsche Black-Metal-Institution auf dem Programm. Wer auf ein entsprechend hartes Set gehofft hat, wird heute allerdings enttäuscht. Die Formation um Fronter sG spielt an diesem Abend hauptsächlich die eher Richtung Dark und Occult Metal gehenden Stücke ihrer aktuellen Platte „Sun“. Der im Vergleich zum Vorgängermaterial erfrischend andere Anstrich der Musik steht der Band allerdings äußerst gut und so gelingt SECRETS OF THE MOON ein toller, atmosphärischer Auftritt. Einzig der überzogene Einsatz von allerlei Samples (Gesangsspuren, Gitarrenspuren, Percussionspuren) irritiert hin und wieder. Mehr selbst machen oder für live umarrangieren wäre hier besser gewesen. Davon abgesehen zeigen sich SECRETS OF THE MOON im Vergleich zu so manch früherer Performance aber erfreulicherweise sehr sicher an ihren Instrumenten und beweisen, dass sie sich momentan auf einem sehr vielversprechenden Weg befinden. Und zur Versöhnung mit den Oldschool-Fans gibt es zum Abschluss immerhin noch den „Antithesis“-Hit „Lucifer Speaks“.

Schon am Morgen erreichte die Besucher die schlechte Nachricht, dass DAWN OF DISEASE ihren Auftritt aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen mussten. Als Ersatz konnten ASPHAGOR aus Österreich angeheuert werden, die bereits 2017 dabei waren. Auf einer stimmig dekorierten Bühne liefert die Band astreinen, einwandfreien Black Metal ab, der zwar kein Stück innovativ ist, dafür aber von den Musikern derart kompetent und spielsicher vorgetragen wird, dass der Auftritt allen Anwesenden sichtlich Freude bereitet. Trotz dieser gelungenen Performance leert sich der Zuschauerraum schon frühzeitig, was wohl der im Werk folgenden Black-Metal-Legende zu verdanken ist. [SB]

Wohin der Trend im Black Metal derzeit geht, ist zeitgleich im Club zu sehen: Corpsepaint ist out, Kapuzen mit Masken sind in. Auch AU-DESSUS haben an diesem Konzept Gefallen gefunden. Ob sich die Festivalbesucher davon oder von der Musik der Litauer haben leiten lassen, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass der Club um 18:20 Uhr gesteckt voll ist. Auch mit ihrem modernen (Post) Black Metal treffen AU-DESSUS offensichtlich den Nerv der Zeit: Mal geradlinig, mal melodisch klingt die Musik des Quartetts zwar vielleicht nicht unverwechselbar, zumindest aber stimmig, so dass sich die Band über durchweg positive Reaktionen des Publikums freuen kann.

Ein Tages-, für viele aber wohl sogar Festival-Highlight steht anschließend im Backstage Werk an. Zwölf Jahre (!) nach ihrer letzten Show in München zeigen sich NAGLFAR endlich wieder ihren hiesigen Fans. Und davon gibt es auch nach all den Jahren mit wenig Aktivität seitens der Band noch genügend: Das Werk ist voll davon. So wird auch nicht lange gefremdelt – vielmehr weiß jeder im Raum, was zu tun ist: Die Schweden legen mit einem furiosen Set, das von „Téras“ bis zum 1998er-Album „Diabolical“ zurückreicht, bärenstark vor, das Publikum zieht mit frenetischem Jubel und lautstarker Unterstützung zu jedweder sich bietenden Gelegenheit nach. Hit folgt auf Hit, und ehe man sich’s versieht, findet die ohne Frage intensivste Black-Metal-Show des bisherigen Festivals mit „A Swarm Of Plagues“ ihren würdigen Abschluss. Aufgrund des straffen Zeitplans ist pünktlich um 20:00 Uhr schluss – wäre es nach Fans wiewohl Musikern gegangen, wäre diese Show nach 50 Minuten wohl noch lange nicht vorbei. [MG]

Trotz der noch vergleichsweise kurzen Bandgeschichte und lediglich einem veröffentlichten Album eilt DOOL ihr guter Ruf bereits weit voraus. Entsprechend voll ist es dann auch in der Halle, als die Niederländer um Ryanne van Dorst die Bühne betreten. Und ab der ersten Sekunde macht die Band klar, dass sie diesen Ruf zurecht hat: Der Performance wohnt eine unglaubliche Energie, Leidenschaft und Wildheit inne, die bei vielen Zuschauern für überraschte Gesichter sorgt. Mit drei Gitarristen und einer stimmlich bestens agierenden Ryanne hauen DOOL Songgranaten wie „The Alpha“, „Vantablack“ oder „Shegoat“ raus und versinken regelrecht in ihrer Musik. Ganz nebenbei wird dann auch noch ein neues Stück gespielt, das Lust auf neues Material der Truppe macht. Als das Set mit „Oweynagat“ endet, brandet tosender Applaus auf, den sich die Band mehr als nur verdient hat. [JE]

Im inzwischen wahnsinnig stickigen Club wird es mit THAW derweil schwermütig. Bleierne Doom- und Sludge-Metal-Riffs donnern druckvoll aus den Boxen und entfalten durch ihre Monotonie eine geradezu in Trance versetzende Wirkung. Verstärkt wird das Ganze durch einige Spielereien an einem frontal aufgestellten Effektpult. Dank des guten Sounds verfehlt der Auftritt seine Wirkung nicht. Da man Musik ähnlicher Machart jedoch schon von unzähligen anderen Bands kennt, schaffen THAW es nicht, wirklich herauszustechen. Da helfen auch besagte Effekte nicht, die dem ganzen wohl eine Art experimentellen Anstrich verpassen sollen. Nach 40 Minuten ist daher dann auch alles gesagt und die Show findet ihr Ende gerade noch rechtzeitig, bevor es langweilig wird. [SB]

Deutlich extremer geht es um 21:00 Uhr beim heutigen Co-Headliner BELPHEGOR zu. Bereits das morbide, dabei aber durchaus liebevoll arrangierte Bühnenbild lässt erahnen, was die Österreicher für den heutigen Abend geplant haben. Tatsächlich ist der folgende Auftritt ein Musterbeispiel für gelungen inszenierten Extreme-Metal: Bei rundum gutem Sound, der lediglich im Bezug auf die stark getriggerte Bass-Drum Raum für Diskussionen bietet, feuern die Österreicher Song um Song aus ihrer elf Alben umfassenden Diskographie auf die wohl größte Publikumsversammlung des diesjährigen Dark Easter Metal Meeting ab. Der Fokus liegt dabei natürlich klar auf dem aktuellen Album „Totenritual“, mit Songs wie Lucifer Incestus geht Fronter Helmuth jedoch immerhin 15 Jahre in der Zeit zurück. Dass BELPHEGOR mit Abwechslungsreichtum nur in Maßen punkten können, sorgt nicht weiter für Verwunderung – entsprechend gute Stimmung herrscht während der 50-minütigen Show im Werk. [MG]

Nach Mgła scheinen UADA die nächste Band zu sein, die vom Hipster bis zum Trve-Black-Metaller alle zu einen vermag. Entsprechend groß ist die Meute, die gespannt auf die Show der amerikanischen Senkrechtstarter wartet. Ähnlich wie Ultha verzichten diese auf jegliche Lichtshow – lediglich vier starke Strahler hinter der Band sorgen für die Beleuchtung. Der Effekt der Vermummung wird durch das starke Gegenlicht noch verstärkt, so dass allein die Musik im Mittelpunkt steht. Und Songs wie „Natus Eclipsim“ oder „Devoid Of Light“ haben es wirklich in sich: Die herausragenden Kompositionen büßen auch Live nichts von ihrer Intensität ein und zeigen deutlich, dass UADA mehr sind als nur ein Hype. Eine überragende Performance und damit sicherlich ein weiteres Highlight des Festivals. [JE]

Nicht zuletzt, weil die Fans in der Halle wie die Heringe stehen, bieten sich FURIA aus Polen im Club als reizvolle Alternative zum straighten Black Metal von Uada an: Das Nebenprojekt der Massemord-Musiker Nihil, Sars und Namtar präsentiert sich live ähnlich experimentell wie auf CD. Und wie auf CD funktionieren einige der Ideen besser, andere schlechter. Im Großen und Ganzen liefern FURIA jedoch eine abwechslungsreiche Black-Metal-Show, die aus der Masse der Shows aus diesem Genre heraussticht. Nicht zuletzt durch die gewagte Lichtshow, die mal mit extensivem Einsatz des Stroboskops zur Epileptiker-Diagnose, mal durch das Abschalten der gesamten Bühnenbeleuchtung als Sehtest taugen würde. [MG]

Mit PARADISE LOST folgt anschließend im Werk der Headliner des Tages. Diese bieten mit ihrem Death-Doom gefühlt den kompletten Gegenentwurf zum Rest des Festivals, da es in ihrer Musik nicht um Höchstgeschwindigkeit geht und Blast Beats keine Rolle spielen. Dennoch bereiten die Anwesenden den legendären Briten einen warmen Empfang. Die Band wiederum bereitet den Fans eine Freude, indem sie ein Set spielt, das quer durch die eigene Vergangenheit streift. Neben der aktuellen Scheibe „Medusa“, die mit vier Songs vertreten ist, finden weitere neuere Nummern wie „No Hope In Sight“, aber auch so auch uralte Tracks wie „Hallowed Land“, „One Second“, „Erased“ oder „Eternal“ ihren Platz im Set. Dass das Werk dabei bei weitem nicht so voll ist wie zuvor bei Naglfar und sich im Laufe des Sets sogar noch weiter leert, lässt sich jedoch nicht leugnen. An der Band kann dies kaum liegen, denn PARADISE LOST spielen eine wirklich gute Show – vielleicht ist der Rahmen einfach heute nicht der passende. [CE]

Nach Dawn Of Disease gibt es eine zweite Absage zu verdauen: Auch NOCTURNAL DEPRESSION, die das Festival eigentlich zusammen mit Desaster beenden sollten, tauchten nicht auf. Und das ist tatsächlich wörtlich gemeint, denn selbst für den Veranstalter war die Band nach ihrer Zusage monatelang nicht mehr zu erreichen. So wurde der Job kurzerhand an die spontan einspringenden Münchner Black-Metaller von WOLVES DEN vergeben. Unterstützt von einer stimmig programmierten Lichtshow beeindruckt vor allem deren Schlagzeuger Manuel Di Camillo mit seinem hyperpräzisen, an Tobias Schuler von Der Weg einer Freiheit erinnernden Schlagzeugspiel. Die aktuelle Band des ehemaligen Equilibrium-Fronters Helge Stang beschert dem Festival damit im Club einen gelungenen Abschluss. [SB]

Dafür, dass DESASTER ihre Show bereits am frühen Abend direkt aus dem Hofbräuhaus via Facebook wegen Trunkenheit abgesagt hatten, stehen die vier Mann aus Koblenz pünktlich um 0:10 Uhr sehr leibhaftig auf der Bühne der Backstage Halle, um dem Publikum zum Abschluss des Dark Easter Metal Meeting nochmal einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten zu geben. Mehr noch als bei Aura Noir am Vortag geht das Konzept der stumpfen Prügelknaben zum Abschluss eines langen Festivaltages voll auf: Welche Energiereserven die Fans hier nach fast zehn Stunden Dauerbeschallung noch freisetzen, bleibt ein Rätsel – der Moshpit bei DESASTER gehört dennoch zu den wildesten, die auf dem Dark Easter Metal Meeting 2018 gesichtet wurden. Der Band gefällts, so dass DESASTER sogar ungeplant eine Zugabe anhängen. Nachdem der Zeitplan bis jetzt eingehalten wurde, kein Problem – lasst feiern, wer noch feiern möchte. [MG]

Nach insgesamt 21 Stunden Live-Musik, verteilt auf zwei Tage, drei Hallen und 34 Bands ist auch die siebte Auflage des mittlerweile wohl größten deutschen Indoor-Festivals für Black- und Death-Metal Geschichte. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein Festival, das neben absoluten Highlights wie den Auftritten von NAGLFAR, SUN OF THE SLEEPLESS oder UADA diverse vielleicht nicht unvergessliche, aber doch durchweg kurzweilige Shows zu bieten hatte.

Doch nicht nur hinsichtlich des vielseitigen, durch die Bank hochkarätig besetzten Billings und der von nahezu ausnahmslos allen Bands auf die Bühne gebrachten Qualität kann das Fazit zum DARK EASTER METAL MEETING 2018 nur positiv ausfallen. Denn auch die Organisation des Events ist seiner mittlerweile beachtlichen Größe entsprechend professionell. Sorgten noch im vergangenen Jahr Einlass-Stops bei den Konzerten und endlose Schlangen an den Essensständen für Unmut, wussten die Veranstalter dieses Jahr durch einen zweiten Essensstand und geschickt gelegte Parallel-Shows beide Ärgernisse zu beheben. Dass gerade die Halle bei den für die Größe der Location mitunter etwas zu bekannten Bands zur Sardinendose wird, kennen Einheimische schon vom normalen Konzertbetrieb – doch selbst das kommt bei der diesjährigen Auflange nur vereinzelt vor.

Problematisch ist – zumindest für Gäste von Auswärts – nach wie vor lediglich die Park-Situation in unmittelbarer Umgebung der Location, die durch diverse, an das Backstage-Areal grenzende Großbaustellen und die daraus resultierende Verkleinerung des Backstage-eigenen Parkplatztes nicht eben besser geworden ist. Da den Veranstaltern hier jedoch die Hände gebunden sind, bietet sich auch für die kommende Ausgabe an, rechtzeitig Zugtickets und Hotelzimmer zu buchen. Denn eines ist sicher: Auch das Osterfest 2019 wird in München düster.

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