Sommer, Sonne, Sludge von CROWBAR – sollte es diese Bauernregel bislang nicht geben, wäre es höchste Zeit, sie zu erfinden. Denn pünktlich mit dem Sommer kommen Kirk Windstein und Konsorten alljährlich auf Europatour. Zwischen diversen Festivals kehren CROWBAR dabei auch im Backstage München ein. Das Vorprogramm bestreiten zwei mehr oder minder spontan akquirierte Münchner Acts – einmal mehr sind CROWBAR nämlich ohne Tour-Support unterwegs.
Den Anfang machen deswegen um 20:00 Uhr MONZA, die ihr im Februar erschienenes Album „Der Tag an dem Berge aus dem Himmel wuchsen“ präsentieren. Wie schon der Albumname erahnen lässt, singen MONZA auf Deutsch. Das ist dann auch das größte Problem – so richtig können die Texte, mal theatralisch gepredigt, mal in Deutschpunk-Manier geschrien – nicht überzeugen. Das ist insofern schade, als die Musik des Power-Trios durchaus zu gefallen weiß: Geboten wird ein vielseitiger Mix aus Noise, Sludge und Post Metal, der gerade durch die lässige Spielweise des Gitarristen definitiv auch rein instrumental gut funktioniert hätte.
Etwas routinierter, etwas rockiger und etwas eingängiger – dafür leider auch etwas gewöhnlicher kommen – IRONKID daher. Die Band agiert ebenfalls als Trio, kommt ebenfalls aus München und passt musikalisch fast noch etwas besser zu Crowbar: Dicke Riffs und viel Gewicht auf der stabilen Rhythmusfraktion sorgen dafür, dass sich die vorderen Reihen trotz der schon (noch? wieder?) tropischen Temperaturen in der Backstage Halle langsam mit Fans füllen. Dass IRONKID sehr konsequent ihren Stiefel spielen, lässt das Ganze leider gegen Ende der etwas langatmig werden – unterm Strich aber die zweite mehr als solide Vorstellung aus dem lokalen Underground an diesem Abend.
Warum sich trotz des fantastischen Biergartenwetters eine beträchtliche Zahl Fans in der Backstage Halle eingefunden hat, steht trotzdem nicht in Frage: Kaum, dass Kirk Windstein die Bühne betreten hat, um sein Equipment aufzubauen, erschallen die ersten Jubelrufe. Dass sich die Vorfreude direkt in einem kleinen Mosphit entlädt, als CROWBAR mit „All I Had (I Gave)“ vom „Crowbar“ betitelten Klassiker (1993) einsteigen, wundert da wenig – ebenso wenig jedoch, wie ehrlich begeistert Kirk vom Münchener Publikum ist. Zumindest, soweit man das aus seinen in breitestem New-Orleans-Slang vorgebrachten Ansagen herauszuhören vermag.
„…And Suffer As One“, „The Cemetery Angels“ oder „Planets Collide“ – Hit um Hit folgt in spielerisch wie auch soundtechnisch brillanter Schärfe. Wie könnte es aber auch anders sein, bei einer so eingespielten, routinierten Band, die Zeit ihrer Existenz kein missratenes Album veröffentlicht hat? Warum CROWBAR live trotz bärenstarker aktueller Werke wie zuletzt „The Serpent Only Lies“ (2016) stets vornehmlich auf die Klassiker setzen, bleibt indessen ungeklärt: Ganze acht Songs aus dem Set entstammen noch dem letzten Jahrtausend – während die letzten drei Alben mit je nur einem Song präsent sind.
Ist es im Zuschauerraum schon weit mehr als nur warm, scheint die Hitze auf der Bühne kaum erträglich. So wundert es auch wenig, dass CROWBAR nach knapp 60 Minuten eigentlich am liebsten schon Schluss machen würden. Dem Jubel des Publikums – nicht dem Protokoll, wie Kirk betont – ist es zu geschuldet, dass sich die Fans dann doch noch über „Like Broken Glass“ freuen dürfen, ehe CROWBAR sich sichtlich erschöpft, aber zufrieden zurückziehen.
- All I Had (I Gave)
- …And Suffer As One
- To Build A Mountain
- The Cemetery Angels
- Walk With Knowledge Wisely
- To Carry The Load
- Conquering
- Existence Is Punishment
- High Rate Extinction
- I Am the Storm
- Planets Collide
- Like Broken Glass
Ob -40 °C, wie einmal in Kanada – so erzählt Kirk in einer Ansage – oder knapp 40 °C plus in Deutschland: CROWBAR funktionieren augenscheinlich bei jeder Temperatur. Mit ihnen die Fans: Statt in den Badesee hinein, springen diese lieber im Backstage zu dröhnenden Sludge-Riffs herum. Respekt an alle Beteiligten!