Konzertbericht: Crowbar w/ Trouble, Slomind

06.05.2016 München, Backstage (Halle)

crowbar trouble tour

Eine Show 2014, zwei im Folgejahr und auch 2016 werden es gleich zwei Auftritte in München sein: CROWBAR scheinen einen Narren an Bayerns schöner Landeshauptstadt gefressen zu haben. Nachvollziehbarerweise, wie sich beim Stopp der gemeinsamen Tour mit TROUBLE im Münchner Backstage zeigt.

Slomind-Klein-01Den Anfang machen, wie schon im März vergangenen Jahres, um 20:00 Uhr vor noch recht überschaubarem Publikum SLOMIND. Mangelnden Elan kann man den Düsseldorfern auch vor höchstens 80 Zuschauern nicht vorwerfen – allein, der sehr durchwachsene Sound mindert den Unterhaltungswert der Show merklich: Zwar drücken die Songs dank prägnantem Bass gehörig, der Groove jedoch geht mit der Gitarre irgendwo zwischen Bass und Gesang unter. Selbst wer das überaus gelungene Debüt „Solar Plexus“ kennt, tut sich da schwer, die Stücke auseinanderzuhalten. So verwundert es nicht, dass in der halben Stunde, die SLOMIND zu füllen haben, nicht wirklich Stimmung aufkommt. Überaus schade, hat die Band doch an sich nicht nur auf Platte, sondern auch live einen hohen Unterhaltungswert.

Trouble-Klein-01Der Unterhaltungswert von TROUBLE, die anschließend für eine knappe Stunde auf der Bühne stehen, lässt sich nur schwer absolut bemessen: 1979 gegründet, stellt die Band ohne Zweifel eine Legende in ihrem Sektor – Psychedelic Doom Rock – dar. Daran lässt auch der Auftritt der Jungs aus Illinois, Chicago keinen Zweifel: Mit grauen Haaren, Bärten und Bandanas geben sich TROUBLE optisch filmreif klischeeüberladen. Auch musikalisch lassen die Gründungsväter Wartell und Franklin an den Gitarren, der 2012 zurückgekehrte Fronter Kyle Thomas und die erst vor wenigen Jahren an Borg geholte Rhythmusfraktion nichts anbrennen: Knackige Riffs und unzählige Soli, in krachender Lautstärke und mit beeindruckender Präzision unter theatralischem Posing gespielt, machen klar, wie viel Bühnenerfahrung in diesen Knochen steckt. Die Songs selbst, die wie „Revelation (Life Or Death)“, „The Skull“ oder „The Wickedness Of Man“ meist noch aus den frühen 80ern stammen, sind dann jedoch Geschmackssache und eher für die Fans der ganz alten Schule schmackhaft. Spätestens mit dem Black-Sabbath-Cover „Supernaut“ können TROUBLE jedoch beim Großteil des (zugegebenermaßen im Schnitt nicht eben jugendlichen) Publikums punkten. Der Rest hat es zu diesem Zeitpunkt zumindest schon fast überstanden.

Crowbar-Klein-01Nach diesem Trip in die Vergangenheit ist es an CROWBAR, die Fans wieder ins Hier und Jetzt zu holen und daran zu erinnern, weshalb sie eigentlich gekommen sind. Schlag zehn schlüpft Kirk Windstein dafür endlich in seine Rolle als CROWBAR-Mastermind – nachdem er zuvor schon in der Rolle seines eigenen Roadies alle Vorbereitungen auf der Bühne selbst erledigt hat. Mit „Conquering“ vom Jubiläumsalbum „Broken Glass“ ist diese erste Aufgabe schnell gelöst: Vom ersten Riff weg ist Stimmung in der mittlerweile ansehnlich gefüllten Backstage Halle. Auch der Rest des Sets speist sich über weite Strecken aus alten Klassikern. So sind neben „Broken Glass“  die Werke „Crowbar“ (1993) und „Sonic Excess in Its Purest Form“ (2001) mit drei beziehungsweise zwei Songs am stärksten im Set vertreten, während die letzten beiden Studioalben „Sever The Wicked Hand“ und „Symmetry In Black“ mit jeweils nur einem Stück bedacht werden. Den Fan freut’s: So schade es um das neue Material auch ist, bekommt er so doch einige Songs zu hören, die CROWBAR schon lange nicht mehr im Repertoire hatten – „Like Broken Glass“ oder das finale „Existence Is Punishment“ in etwa. Anders als bei anderen Bands, bei denen Oldschool-Material oft höchstens noch nostalgischen Wert hat, mindert das alte Material bei CROWBAR den musikalischen Wert der Darbietung nicht im geringsten – wissen doch selbst die Frühwerke der Sludge-Legende aus New Orleans auch aus heutiger Sicht noch zu begeistern. Kein Wunder also, dass CROWBAR sich, vom Publikum gefeiert, hier und heute wie zu Hause fühlen dürfen.

  1. Conquering
  2. High Rate Extinction
  3. The Lasting Dose
  4. New Dawn
  5. Burn Your World
  6. To Build A Mountain
  7. The Cemetery Angels
  8. Walk With Knowledge
  9. No Quarter (Led-Leppelin-Cover)
  10. All I Had (I Gave)
  11. Planets Collide
  12. Like Broken Glass
  13. Existence Is Punishment
Crowbar-Klein-02

In der Form, in der sich CROWBAR heute präsentieren, könnte man sich die Band überspitzt gesagt auch jedes zweite Wochenende anschauen und hätte trotzdem seinen Spaß – zwei Auftritte in 12 Monaten sollten also keinen Fan abschrecken. Ob dem wirklich so ist, wird sich spätestens am 07.11.2016 zeigen, wenn CROWBAR als Support der Thrash-Legende Overkill zurückkommen. Nach der heutigen Darbietung herrscht bereits jetzt Vorfreude.

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