Konzertbericht: Comeback Kid /w Brutality Will Prevail & Carry The Dead

22.07.2013 Räucherkammer, Schlachthof Wiesbaden

COMEBACK KID auf Tour zu sehen, ist nicht immer einfach: Die letzten zwei Male, als die Band in Deutschland war, wurden jeweils nur die größten Städte abgeklappert. 2013 machen die Kanadier endlich wieder in Wiesbaden Halt – ein Pflichttermin für alle Ortsansässigen. Unterstützt wird die Band an diesem Abend von den britischen BRUTALITY WILL PREVAIL und der lokalen Band CARRY THE DEAD, nicht zu verwechseln mit den Amerikanern von Bury Your Dead.

IMG_4078Diese eröffnen den Abend bereits um kurz nach halb neun, sodass ich nur noch das letzte Drittel des Auftritts zu sehen bekomme. Trotzdem ist erkennbar, dass CARRY THE DEAD zwar konventionellen, aber gut durchdachten und melodischen Hardcore spielen, der viele gute Ansätze erkennen lässt und der vom Publikum auch dementsprechend aufgenommen wird.

Als Nächstes sind BRUTALITY WILL PREVAIL an der Reihe. Alle Versuche meinerseits, die Vorurteile, die berechtigterweise gegen britische Hardcore-Bands bestehen, zu ignorieren, werden vom Dilettantismus der musikalischen Darbietung BRUTALITY WILL PREVAIL’s in Windeseile in den Boden getrümmert: IMG_4101Es geben sich minutenlange Midtempo-Parts ohne sinnvolle Riffs oder Gesang mit zusammenhanglosen Schnell-Langsam-Rhythmuswechseln die Klinke in die Hand und Sänger Louis zeigt zwar eine enorme Aktivität und fegt wie ein Derwisch über die Bühne, vergisst dabei aber das Singen. Der negative Höhepunkt ist ein etwa 30-sekündiger Gastauftritt eines unbekannten Sängers, der in dieser Zeit das Kunststück fertig bringt, mehr Rückkopplungen als hörbare Worte durch das Mikro zu jagen. Melodien, abgehtaugliche Rhythmen oder stimmungsvolle Riffs fehlen vollkommen. BRUTALITY WILL PREVAIL können anscheinend nicht mal Breakdowns schreiben. Das gibt es auch nicht so oft.

Um kurz vor zehn ist es endlich Zeit für COMEBACK KID. Quasi ohne Soundcheck beginnen die Kanadier, standesgemäß eröffnen sie mit „All Idols Fall“ den Circle Pit. Das vorher wenig euphorische Publikum ist sofort auf 180 und eröffnet unaufgefordert den Moshpit. Sänger Andrew Neufield zeigt sich sichtlich erfreut darüber, „nicht zehn Meter vom Publikum entfernt zu sein wie auf den Festivals am Wochenende“, macht jedoch auch sogleich darauf aufmerksam, dass er an diesem Tag etwas heiser ist und die Hilfe des Publikums „benötigt“. Gemessen daran machen alle Beteiligten ihre Sache hervorragend, denn alle Zuschauer in der Räucherkammer scheinen die Texte von COMEBACK KID zu kennen. Beim 95-Sekunden-Kracher „Talk Is Cheap“ herrscht derweil die pure Verwüstung. Die Kanadier machen aber keineswegs einen auf harte Jungs: So stimmt Gitarrist Stu Ross vor dem Moshpart in „Final Goodbye“ ein „Happy Birthday“ für Neufield an und Letzterer erkundigt sich mehrfach interessiert (und nicht zu 100 Prozent ernsthaft) danach, ob Frankfurt eigentlich wirklich eine schöne Stadt ist, wer an diesem Abend von dort angereist ist und ob dort eigentlich auch Menschen leben oder nur dorthin pendeln.
IMG_4122Das ändert freilich nichts daran, dass der Auftritt von COMEBACK KID von vorne bis hinten perfekt ist: Der Sound stimmt, die Bandmitglieder sind unheimlich aktiv und die Setlist beinhaltet eine bunte Mischung aus allen bisherigen COMEBACK-KID-Alben. Mit den Killersongs „The Trouble I Love“ und „Wake The Dead“ im Rücken pusht Neufield die Meute nochmal bis ans Limit, bevor ohne Zugabe pünktlich um elf Uhr die Lichter ausgehen, die Kanadier im Backstage-Raum verschwinden und die Zuschauer vor der Bühne schweißüberströmt und völlig kaputt die Räucherkammer verlassen.

Setlist COMEBACK KID:

01. All Idols Fall
02. Partners In Crime
03. All In A Year
04. Broadcasting
05. Talk Is Cheap
06. Our Distance
07. Final Goodbye
08. Do Yourself A Favour
09. Die Tonight
10. Because Of All The Things
11. The Concept Says
12. Changing Face
13. The Trouble I Love
14. Wake The Dead

Publiziert am von Pascal Stieler

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