Früher gehörte CHAKUZA der Gang um Metal-Fan Bushido an und war nach dessen Musik-Klau bei Dimmu Borgir selbst mit einem Sample von Children Of Bodom (in „Killamusic“) auf den Kieker der Metal-Fans geraten. Heute hat der aus Wien stammende Rapper den harten Gangster-Rap längst hinter sich gelassen und sich seit seinem Album „Magnolia“ der Indie-Rap-Strömung angeschlossen, die neben feinfüligeren, tiefgründigeren Texten auch der (eigenkomponierten!) Musik weit mehr Gewicht beimisst. Mit seinem neuesten Album „Noah“ und von dem Dortmunder Deutschrapper Donato als Support-Act unterstützt, tourt CHAKUZA derzeit durch Deutschland.
Zwar hat DONATOs letzter Output, „Enzo“, bereits zwei Jahre auf dem Buckel – das Interesse des Münchner Publikums an der Ein-Mann-Show des Rappers aus Nordrhein-Westfalen ist dennoch ungebrochen: Bereits jetzt, um kurz nach Acht, ist die Backstage Halle mehr als gut gefüllt.
Wirklich Stimmung kommt allerdings erst auf, als CHAKUZA um 20:45 seine Show mit „Wassersturmfeuer“ beginnt. Begleitet von den Musikern von IN VALLIS, einem Künstlerkollektiv, das CHAKUZA bereits seit seinem vorletzten Album „Exit“ live wie auf Platte unterstützt, legt der Rapper einen Hit nach dem anderen aufs Parkett – und das in bestmöglicher Form: Gutgelaunt und hochmotiviert gelingt es CHAKUZA, seinen Songs auch live genau die Atmosphäre zu verpassen, die sie auf Platte entfalten: Die traurigen Nummern wie „Kopf unter Wasser“ reißen mit düster-melancholischer Atmosphäre ebenso auf ihre Art mit, wie die vor Energie („Dieser eine Song“) oder Hass („Off“) strotzenden Stücke.
Beeindruckend ist dabei nicht nur, wie sympathisch der ehedem so böse Gangster-Rapper heute daherkommt, wenn er das unkitschig-romantische „Gold“ einer heute anwesenden Frau widmet und mehr zu sich selbst sagt, dass er den jetzt auf keinen Fall verkacken darf. Beeindruckend ist auch, wie authentisch die ganze Show ist: Während die talentierten Musiker mal für ruhige Atmosphäre („Ich Lauf“), mal für ein echtes Brett sorgen, das sich spätestens beim finalen Ausraster mit „Faden verloren“ kaum noch von einer Post-Metal-Show unterscheidet, ist es vor allem Backing-Musiker Max Wählen, der beeindruckt: Jede Keyboard-Spur, jede Backing-Gesangslinie wird hier live dargeboten – an dieser Einstellung könnte sich so manche Metal-Band ein Vorbild nehmen.
- Wassersturmfeuer
- Windmühlen
- Wien
- Dunkel-Hell
- Hollywoodliebe
- Drehscheibe
- Mond
- Berge verschieben
- Das Letzte
- Dings
- Sonnenallee
- Kopf unter Wasser
- Anfang des Traums
- Winterschlaf
- Anno 1981
- Gold
- Dieser eine Song
- Noah
- Ich lauf
- Off
- Faden verloren
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Wenn zumindest einem Fan auch der Song „Roofer“ im Set gefehlt haben mag, wie man den nicht enden wollenden Zwischenrufen in sämtlichen Spielpausen unschwer entnehmen konnte, dürfte nach dieser mitreißenden Show dennoch niemand unzufrieden das Backstage verlassen haben – nicht zuletzt, weil sich CHAKUZA anschließend auch noch die Zeit für eine Autogrammstunde am Merchandise-Stand nimmt. Großes Kino und allemal eine Alternative zu den mittlerweile doch schon allein ihrer Größe wegen recht unpersönlichen Shows der Genre-Kollegen Casper oder Prinz Pi.
Im Dezember spielt CHAKUZA nochmal drei Konzerte in Österreich – hier die Termine: