Konzertbericht: Captain Planet /w Rollergirls

25.06.2013 Räucherkammer, Schlachthof Wiesbaden

Unbenannt

Die Räucherkammer des Schlachthofs in Wiesbaden ist für mich stets auch eine Erinnerung an die Vergangenheit, da die ersten größeren Konzerte meines Lebens allesamt dort stattfanden. Sie ist auch das Relikt, das nach der Renovierung der großen Halle übrig geblieben ist, denn bis auf die Tatsache, dass man die alten Stangen entfernt hat, ist dort noch alles beim Alten. Beste Voraussetzungen also, um sich gefühlt einige Jahre zurückzuversetzen, und zwar mit den Hamburger Emo-Punkern CAPTAIN PLANET, die an diesem Abend von der Darmstädter Punkband ROLLERGIRLS unterstützt werden.

Die beginnen ihrerseits sehr, fast schon überpünktlich, nämlich um kurz vor neun, mit ihrem Set. Dass die beiden Bands offenbar jeweils eine sehr große Fangemeinde haben, steht da schon fest, ist der Raum doch schon jetzt mit über 200 Personen mehr als gut gefüllt und in seiner Kapazität fast ausgereizt. Bescheiden, fast schon schüchtern, stehen die beiden Sänger/Gitarristen Chris und Dave auf der Bühne, bieten dabei jedoch eine gute Leistung. Es gelingt ihnen, den an sich recht durchschnittlich aufgebauten Songs durch eine gute Melodieführung und gefühlvollen, mitunter zweistimmigen Gesang eine individuelle Note zu verleihen. So erntet die Band für ihr kurzes Set (nicht mal 30 Minuten) auch eine Menge Applaus, bevor sie die Bühne für den Headliner Captain Planet räumt.

Diese betreten um 21.30 Uhr die Manege und werden zu Beginn schon überschwänglich vom Publikum im inzwischen brechend vollen Schlachthof gefeiert. Binnen der 90 Minuten, die sich CAPTAIN PLANET an diesem Abend nehmen, wird eine Rundreise durch die bisherigen drei Alben der Band unternommen. Sänger Arne begrüßt das Publikum mit einem schlichten „Moin“ und hält sich auch im weiteren Verlauf des Konzerts sehr mit Ansagen zurück, was jedoch auch der Tatsache geschuldet ist, dass CAPTAIN PLANET praktisch keine Pausen ein- und eine enorme Spielfreude und Begeisterung angesichts der Besucherzahlen an den Tag legen. Zitat: „Dass es so voll wird, hätte ich jetzt an einem Dienstag Abend auch nicht erwartet.“ Gerade die ersten beiden Reihen befinden sich während des kompletten Konzertes in schierer Ekstase und sind dank einer enormen Textsicherheit auch in der Lage, jedes einzelne Lied von vorne bis hinten mitzugrölen – in Ekstase befindet sich zu diesem Zeitpunkt auch ein ver(w)irrter Metalfan, der, mit Marduk-Shirt und langen Haaren ausgestattet, das komplette Konzert lang in seiner eigenen Welt lebt und im Kreis headbangt. Ein lustiger Anblick. Von „Wasser kommt, Wasser geht“ über „Inselwissen“ bis zu „Treibeis“: CAPTAIN PLANET lassen nichts aus, und Gitarrist Benni, der mit seinem Looping-Louie-Bart sowieso schon für eine Menge Stimmung sorgt, setzt dem Ganzen mit einer Menge selbstironischer Ansagen die Krone auf: Sei es kurz vor der obligatorischen Zugabe, vor der Zugabe-Zugabe oder in Ankündigung einer „extrem coolen“ Einlage, bei der alle Bandmitglieder nacheinander aufhörten, zu spielen – für Unterhaltung ist auch abseits der Musik gesorgt.

Um 23 Uhr ist schließlich Feierabend und wer die läppischen 10 € für den Eintritt hingelegt hat, wird es nicht bereut haben. Wasser kommt, Wasser geht.

Publiziert am von Pascal Stieler

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