Festivalbericht: Brutal Assault Open Air 2022 – Teil 1

09.08.2022 - 11.08.2022 Festung Josefov, Jaroměř (CZ)

Eine große Feier sollte es werden – schließlich stand für 2020 das 25. BRUTAL ASSAULT an. Dann kam die Pandemie und statt des großen Festes war in der Festung Josefov zwei Jahre lang nur das Mini-Festival JOSEFSTADT möglich. 2022 ist das BRUTAL ASSAULT endlich unter seinem richtigen Namen und in alter Größe zurück – und nicht nur das: Mit einem Extra-Tag – also fünf vollen Konzerttagen mit jeweils vier bespielten Bühnen – ist das Open Air in diesem Jahr größer als je zuvor.

Bevor die große Party richtig losgeht, herrscht allerdings schon Katerstimmung: Das durch Corona-Fälle ausgedünnte Produktionsteam des Festivals informiert erst spät über den generellen Ablauf (etwa: Camp-Öffnung), und auch vor Ort läuft längst nicht alles so reibungslos, wie man es vor der Pandemie gewohnt war. Während die Bändchenausgabe dank einer Vielzahl an Schaltern ohne Wartezeiten abläuft, bereitet das digitale Cashless- und Check-In-System Probleme, es bilden sich teils horrende Schlangen an den Customer-Care-Schaltern.

[A. d. Red.: Aufgrund dieses umfangreichen Programms beschränken wir uns in unserem Bericht vornehmlich auf die Shows auf den Hauptbühnen (Sea-Shepherd-Stage und Jägermeister-Stage), ergänzt um ausgewählte Auftritte auf den Nebenbühnen – der zur Open-Air-Bühne gewordenen Obscure-Stage und der statt der Octagon- eingeführten Bastion-X-Stage.]


Dienstag, 09.08.2022

Bloodywood live auf dem Brutal Assault 2022
BLOODYWOOD live auf dem Brutal Assault 2022

Sind die organisatorischen Anlaufschwierigkeiten überwunden, startet das BRUTAL ASSUALT 25 mit seinem Bonus-Tag zumindest in musikalischer Hinsicht hochkarätig: Während SABLE HILLS aus Japan mit ihrer energiegeladenen Metalcore-Performance einen angemessenen Startschuss geben, steht nach den wenig spannenden SLOPE und DEVOURMENT bereits um 16:20 Uhr mit BLOODYWOOD ein erstes Festival-Highlight auf dem Programm: Die gefeierten Newcomer aus Indien haben zwar nicht den besten Sound, dafür aber richtig Bock und reißen das bereits in großer Zahl erschienene Publikum mit ihrem Mix aus Nu Metal und indischem Folk aus dem Stand mit. Dass BLOODYWOOD ihre Show zudem nutzen, um wichtige politische Messages loszuwerden, steigert den Sympathiewert noch. Diese Band hätte – Newcomer hin oder her – definitiv einen besseren Slot verdient gehabt! [MG]

Musikalisch nicht minder außergewöhnlich geht es direkt im Anschluss mit THY CATAFALQUE weiter. Für den ungarischen Multiinstrumentalist Tamás Kátai ist es heute der allererste Auftritt seines Avantgarde-Metal-Soloprojekts im Ausland. Begleitet wird er dabei von zahlreichen fähigen Musikern. Auch wenn es Kátai nicht durchgehend gelingt, den wilden Stilmix seiner sich von Album zu Album zum Teil sehr stark unterscheidenden Songs in einen stimmigen Gesamtkontext zu setzen, macht der Auftritt Spaß und Lust auf weitere internationale Ausflüge des Projekts. [SB]

Impressionen Brutal Assault 2022

In der angenehmen Nachmittagssonne geht es mit RIVERS OF NIHIL avantgardistisch-progressiv weiter. Diese liefern eine beeindruckende Show, die vom Publikum mit diversen Walls of Death gefeiert wird. Dass auf der Bühne neben diversen Schnurrbärten auch ein King-Crimson-Tattoo zu sehen ist, passt perfekt zur Musik der Band: Krachende Riffs, ruhige Passagen, Rhythmuswechsel, Gebrüll, Klargesang – oft werden Erinnerungen an The Ocean wach. Im Vergleich zu anderen Bands ist die Musik extrem laut abgemischt – die feinen Nuancen im Songwriting werden so allerdings umso deutlicher. [MG]

Clutch live auf dem Brutal Assault 2022
CLUTCH live auf dem Brutal Assault 2022

„Alright, alright, alright“ – kaum eine Band könnte mit diesem Matthew-McConaughey-Zitat („Dazed & Confused“) treffender in ihr Set einsteigen als CLUTCH. Der staubtrockene und sowohl auf Platte als auch live – pardon für die Wortwahl – arschtight dargebotene Mix aus Stoner Rock, Americana und Hard Rock ist quasi vertonter Jack Daniels. Jean-Paul Gaster an den Drums ist nicht umsonst eine Legende und lässt sein punktgenaues Schlagzeugspiel aussehen, als wäre es nichts. Sänger Neil Fallon gibt die Rampensau, ohne zu überdreht zu wirken – und bedankt sich vor dem letzten Song beim Publikum für die Teilnahme an ihrem „Black Sabbath Cosplay“. Ein wenig mehr Lautstärke hätte dem Auftritt gutgetan, der Sound passt allerdings perfekt zum staubigen Boden des BRUTAL ASSAULT. [BL]

Vola live auf dem Brutal Assault 2022
VOLA live auf dem Brutal Assault 2022

Dass der Weg der in den vergangenen Jahren so richtig durchgestarteten Prog-Band VOLA früher oder später auch zum BRUTAL ASSAULT führen würde, war abzusehen. Glück im Unglück für die bereits 2020 bestätigten Dänen, dass sie dank Corona-Pause noch mal Zeit hatten, ein neues Album zu veröffentlichen und damit heute eine sicherlich weitaus größere Fangemeinde vor der Bühne versammeln können, als es noch vor zwei Jahren der Fall gewesen wäre. Mit ihrem zwar nicht immer homogenen, aber ohne Frage makellos vorgetragenen Prog-Mix aus Meshuggah-Metal und sanft-süßlichen Passagen gelingt es VOLA heute mit Leichtigkeit, die Herzen vieler Zuschauer erobern. [SB]

Avatar live auf dem Brutal Assault 2022
AVATAR live auf dem Brutal Assault 2022

Zum ersten Mal auf dem Festival treten VIO-LENCE auf, die gleich von Beginn ihrer Show an mit einer kraftvollen Ladung Bay-Area-Thrash für ordentlich Stimmung vor der Jägermeister-Stage sorgen – trotz eines eher überschaubaren Publikums. Als krönenden Abschluss ihrer Show spielen die Amis mit „Let The World Burn“ und „Upon Their Cross“ zwei Songs ihrer neuesten EP, die den brutalen Moshpit noch weiter anheizen. [SO] Ein Exot im Billing des BRUTAL ASSAULT sind die darauf folgenden AVATAR – zumal auf einem so späten Slot: Der moderne Stilmix der Schweden, irgendwo zwischen Groove Metal, Alternative Rock und Industrial, ist nicht nur nach dem rabiaten Thrash von VIO-LENCE ungewöhnlich. Doch AVATAR kommen erstaunlich gut an: Insbesondere die Bühnenpräsenz und Performance von Sänger Johannes Eckerström begeistert. Aber auch sonst vermag die Show der BRUTAL-ASSAULT-Debütanten das Publikum zu überzeugen.

  1. Hail The Apocalypse
  2. Get In Line
  3. Colossus
  4. Paint Me Red
  5. Bloody Angel
  6. The Eagle Has Landed
  7. For The Swarm
  8. Let It Burn
  9. A Statue Of The King
  10. Silence in the Age of Apes
  11. Smells Like a Freakshow

Avatar live auf dem Brutal Assault 2022
AVATAR live auf dem Brutal Assault 2022

Dennoch dürften die meisten Besucher die Show eher als Zeitvertreib bis zum eigentlichen Headliner ansehen: AT THE GATES.

At The Gates live auf dem Brutal Assault 2022
AT THE GATES live auf dem Brutal Assault 2022

Mit ihren Fans feiern die Schweden 2022 endlich das pandemiebedingt um zwei Jahre verschobene 25-jährige Jubiläum von „Slaughter Of The Soul“ und spielen den Klassiker am Stück, ehe „The Night Eternal“ von „At War With Reality“ den Gig beschließt. Mit dieser Songauswahl dürften AT THE GATES den Traum vieler Fans erfüllen – etwas getrübt wird die Freude bloß durch die geringe Lautstärke. Bemerkenswert ist die lupenreine Performance von Ersatzgitarrist Patrik Jensen (The Haunted), der erst knapp zwei Wochen vor der Show für den geschassten Jonas Stålhammar eingesprungen ist. [MG]

  1. Blinded By Fear
  2. Slaughter Of The Soul
  3. Cold
  4. Under A Serpent Sun
  5. Into The Dead Sky
  6. Suicide Nation
  7. World Of Lies
  8. Unto Others
  9. Nausea
  10. Need
  11. The Flames Of The End
  12. The Night Eternal

Persönliche Wertung: Keine Ausfälle und starke Shows – der Extra-Tag ist nicht nur ein guter Appetizer für den Rest des Festivals, sondern bietet auch gleich das eine oder andere Highlight. Auffällig ist, dass merklich weniger Fans anwesend sind als 2019. Vor den Bühnen, aber auch an den Essensständen ist deutlich weniger los als gewohnt. Für nur noch einen Merch-Verkauf ist es dennoch zu viel: Die Schlangen am zudem diesmal sehr ungünstig im hintersten Winkel der Area platzierten Standes sind zwischenzeitlich enorm. [MG]

Impressionen Brutal Assault 2022


Mittwoch, 10.08.2022

Warum nach den tschechischen Bands SCELETONS und ELBE bereits um 13:20 Uhr DARKEST HOUR an der Reihe sind, wirft Fragen auf – schließlich tourt die Band aktuell als Co-Headliner mit Comeback Kid durch Europa. Das eigentliche Problem ist jedoch nicht die Zeit, sondern die daraus resultierende Mittagshitze: Dass es nur direkt vor der Stage einige wenige Meter Schatten gibt, macht das eigentlich starke Konzert der Band zu einem wahren Überlebenskampf. Das hält die Fans allerdings nicht davon ab, zum treibenden Metalcore-/Melodic-Death-Metal-Gemisch Circlepits zu starten.

Impressionen Brutal Assault 2022

Nahezu das Gleiche wie für Darkest Hour gilt auch für EVERGREEN TERRACE, die ihren melodischen Metal-Hardcore in der prallen Sonne darbieten müssen. Zwar passt der Sound besser zum Wetter als bei den – vom Bühnenrand zusehenden – Kollegen, entspannt ist es aber auch hier nicht. Dass der Gesang erst im Laufe des Gigs im Sound „auftaucht“, sorgt sicher auch dafür, dass die Energie im Publikum erst nach und nach anwächst. So on point wie EVERGREEN TERRACE der Hitze trotzen, ist es kaum zu glauben, dass Yellowcard-Drummer Longineu „LP“ Parsons erst seit knapp drei Wochen an den Drums sitzt. Chapeau!

Lorna Shore live auf dem Brutal Assault 2022
LORNA SHORE live auf dem Brutal Assault 2022

Nach der Heavy-Thrash-Instanz HEATHEN steht um 15:40 Uhr mit LORNA SHORE eine der Bands der Stunde auf dem Programm. Entsprechend ist das Infield am frühen Nachmittag schon proppenvoll. Dass die Mischung aus Symphonic Black Metal und Deathcore einmal mehr relativ leise abgemischt ist, stört die Fans nicht weiter: Sowohl die komplett dargebotene EP „As I Return From Nothingness“ als auch die Songs des im Oktober erscheinenden Albums „Pain Remains“ oder auch einige „alte“ Nummern aus der Zeit vor dem Einstieg von Will Ramos als Sänger 2021 lassen die Fans komplett eskalieren und sorgen für den unangefochtenen Crowdsurfer-Rekord des bisherigen Festivals. [BL]

Impressionen Brutal Assault 2022

Anschließend – und damit ebenfalls noch recht früh am Tag – geht mit BLOODBATH eine Death-Metal-Größe an den Start.

Bloodbath live auf dem Brutal Assault 2022
BLOODBATH live auf dem Brutal Assault 2022

Die Truppe um Anders „Blakkheim“ Nyström, Jonas Renske (beide Katatonia) und Nick Holmes (Paradise Lost) lässt sich davon jedoch nicht beirren. Heute mal ohne Kostümierung, aber mit ordentlich Wumms liefern BLOODBATH bei strahlendem Sonnenschein eine Death-Metal-Show der Extraklasse, bei der natürlich auch Klassiker wie „Cancer Of The Soul“, „Breeding Death“ oder „Eaten“ nicht fehlen dürfen. Nach der Show der britischen Prog-Metaller TESSERACT wird es vergleichsweise ruhig: Obwohl ALCEST eine Black-Metal-orientierte Setlist spielen, wirkt der Auftritt vor im Wind wehenden, weißen Stoffbahnen eher melancholisch. Auch den Franzosen hätte eine Late-Night-Show natürlich besser zu Gesicht gestanden als dieser Nachmittags-Slot – der düsteren Atmosphäre tun die letzten Sonnenstrahlen des Tages aber keinen Abbruch.

  1. So You Die
  2. Mouth Of Empty Praise
  3. Breeding Death
  4. Bathe In Blood
  5. Cancer Of the Soul
  6. Ominous Bloodvomit
  7. Like Fire
  8. Outnumbering The Day
  9. Cry My Name
  10. Eaten
JINJER live auf dem Brutal Assault 2022

Schon vor dem brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine waren JINJER die Senkrechtstarter im Metalcore. Die Sympathiewelle für ihr Heimatland spült die Truppe, die mit Unterstützung des ukrainischen Kulturministeriums offiziell als Botschafter ihres Landes touren, nun völlig zu Recht ganz nach oben: Um 19:35 Uhr, also quasi schon fast auf Headliner-Position, dürfen Tatiana Shmailyuk und ihre drei Mitmusiker vor einem enorm großen Publikum ihr Können beweisen – und das ist ebenfalls enorm. Die Mischung aus Melodik, Groove und Härte sucht ebenso ihresgleichen wie die Tightness der Band. Dass Tatiana zudem zu den sympathischsten Fronterinnen im Metal zählt, rundet das Bild ab: An dieser Band hat nicht nur das Publikum hier und heute riesigen Spaß – von JINJER darf man sich auch künftig noch viel erwarten. [MG]

  1. Teacher, Teacher!
  2. Perennial
  3. Pisces
  4. Home Back
  5. Vortex
  6. On The Top
  7. Pit Of Consciousness
  8. Judgement (& Punishment)
  9. As I Boil Ice

Impressionen Brutal Assault 2022

Dass der Quasi-Headliner-Status der „Baroquecore-Band“ IGORRR mehr als berechtigt ist, zeigt das randvolle Infield, das sich im Verlauf der Show sogar noch weiter fühlt.

Igorrr live auf dem Brutal Assault 2022
IGORRR live auf dem Brutal Assault 2022

Mastermind Gautier Serre steht mittig hinter den Turntables und beginnt das Set mit wüsten Breakcore-Riffs, bevor ihm seine Mitmusiker auf die Bühne folgen. Leider wurde hier nicht vergessen, zu gendern – vielmehr fehlt Sopranistin Aphrodite Patoulidou im Line-up. Dass ihr stilprägender Gesang darum heute vom Band kommt, raubt der Show von IGORRR leider eines seiner beeindruckendsten Merkmale. Das Publikum wirkt von der ansonsten energiegeladenen und definitiv abgedrehten Performance dennoch angetan, und immer wieder bilden sich auch kleine Moshpits. In schwitzigen Clubs, vor allem aber mit Live-Gesang, funktioniert der experimentelle Sound aber definitiv besser. [BL]

Igorrr live auf dem Brutal Assault 2022
IGORRR live auf dem Brutal Assault 2022

Nebenbühnen-Exkurs: Die Bandaufteilung wirft heute gleich mehrfach Fragen auf. Während etwa BLOODBATH auf der Hauptbühne ihren Old School Death Metal präsentieren, gibt es zeitgleich auf der Obscure Stage mit MISERY INDEX – richtig – ebenfalls Death Metal in nicht minder hoher Qualität. Ebenso völlig unnachvollziehbarerweise müssen nach den Avantgarde-Black-Metallern IMPERIAL TRIUMPHANT – die bei Tageslicht und zu leise abgemischten Samples leider keine atmosphärische Show zustande bringen – die ebenfalls extravaganten VULTURE INDUSTRIES ausgerechnet während Igorrr ran.

Vulture Industries live auf dem Brutal Assault 2022
VULTURE INDUSTRIES live auf dem Brutal Assault 2022

Das ist nicht nur für Genre-Fans ärgerlich – auch die Band wirkt von der in der Folge überschaubaren Zuschauerzahl frustriert. Die rund 200 Fans, die sich für die Show der Norweger entschieden haben, geben dafür wie zum Trotz alles: So ist die Stimmung im Hof der Bastion herausragend und VULTURE INDUSTRIES bleibt nichts anderes übrig, als sich mitreißen zu lassen. Spätestens als Sänger Bjørnar Nilsen zum letzten Song eine Polonaise durch den gesamten Hof anführt, ist klar: Wer diese Show erlebt hat, kann auf dem BRUTAL ASSAULT 2022 eigentlich nichts Essenzielles mehr verpassen. Mit HANGMAN’S CHAIR folgt im Anschluss direkt ein weiteres Underground-Highlight: Die Doom-Metaller aus Frankreich bieten eine bemerkenswert tighte und entsprechend kraftvolle Performance, die vor der Kulisse des Bastionshofs erst so richtig zur Geltung kommt – zumal das Publikum erneut mit ganzem Herzen dabei ist. [MG]

Cannibal Corpse live auf dem Brutal Assault 2022
CANNIBAL CORPSE live auf dem Brutal Assault 2022

Über großen Zuspruch, allerdings nochmal auf einem ganz anderen Level, dürfen sich CANNIBAL CORPSE als Headliner des BRUTAL ASSAULT 2022 freuen: Schon während des Igorrr-Sets füllt sich der Festungshof beträchtlich – voller als bei der US-Death-Metal-Instanz wird es selbst tags darauf bei Mercyful Fate nicht. Die Mannen um George „Corpsegrinder“ Fisher (im humorigen Shirt mit Selbstporträt und „Respect the Neck“-Aufdruck) revanchieren sich mit einer lupenreinen Show, die Fans von erbarmungslosem Geballer auf technisch höchstem Niveau in 14 Songs erst in blutige Ekstase („I Cum Blood“) bringt und dann komplett erledigt („Hammer Smashed Face“). Für Melodien mögen andere zuständig sein – für hartes Riffing mit gefrickelten Soli sind CANNIBAL CORPSE hingegen immer noch die Band der Wahl. [MG]

  1. Scourge Of Iron
  2. Inhumane Harvest
  3. Evisceration Plague
  4. Necrogenic Resurrection
  5. Condemnation Contagion
  6. Fucked With A Knife
  7. Kill Or Become
  8. The Wretched Spawn
  9. I Cum Blood
  10. Unleashing The Bloodthirsty
  11. Devoured By Vermin
  12. A Skull Full Of Maggots
  13. Stripped, Raped And Strangled
  14. Hammer Smashed Face

Cannibal Corpse live auf dem Brutal Assault 2022
CANNIBAL CORPSE live auf dem Brutal Assault 2022

Wer die nun folgenden DARK FUNERAL schon diverse Male live erlebt hat, der weiß, dass die Schweden und ein transparenter Live-Sound für gewöhnlich selten zur selben Zeit anzutreffen sind. Noch zu schmerzlich sind dementsprechend die Erinnerungen an den letzten, äußerst enttäuschenden Auftritt der Black-Metaller auf der 2016er Ausgabe – ausgerechnet dem ersten BRUTAL-ASSAULT-Konzert mit ihrem damals neuen Sänger Heljarmadr. Doch heute scheinen die Sterne günstig zu stehen, denn spätestens nach den ersten zwei Songs präsentieren sich DARK FUNERAL mit kristallklarem Sound und einer umwerfenden Performance, die jegliche Enttäuschung vergessen macht. Heljarmadr, der inzwischen glücklicherweise nicht mehr versucht, den langjährigen Sänger Emperor Magus Caligula zu imitieren, hat sichtlich seine Rolle in der Band gefunden und der neue Schlagzeuger Jalomaah räumt jegliche Zweifel daran beiseite, ob Dominator angemessen ersetzt werden könne. So stark wie heute hat man DARK FUNERAL seit Jahren nicht mehr gesehen. Erstaunlich jedoch, dass die Band ihren Evergreen „Atrum Regina“ nicht im Programm hat. [SB]

  1. Unchain My Soul
  2. The Arrival Of Satan’s Empire
  3. My Funeral
  4. Leviathan
  5. Open The Gates
  6. When I’m Gone
  7. The Secrets Of The Black Arts
  8. Nail Them To The Cross
  9. Let The Devil In
  10. Where Shadows Forever Reign

ME AND THAT MAN live auf dem Brutal Assault 2022
ME AND THAT MAN live auf dem Brutal Assault 2022

Dass ME AND THAT MAN musikalisch eher im Country-Blues anzusiedeln sind, ändert nichts daran, dass auch deren Terminierung – zeitgleich mit Dark Funeral – ein Rätsel bleibt. Schließlich ist die Band allein deswegen BRUTAL-ASSAULT-relevant, weil es sich um das Soloprojekt von Behemoth-Kopf Nergal handelt … und folglich von vielen Black-Metal-Fans verehrt wird. Ohne diese Überschneidung wäre die Obscure-Stage für ME AND THAT MAN aber wohl auch zu klein gewesen – selbst so ist das Publikumsinteresse noch riesig. Mit je vier Songs von jedem der drei Alben bieten die Polen eine rundum stimmige Werkschau. Die Show bleibt jedoch eher blass: Entertainer Nergal führt gewohnt professionell, aber irgendwie fast zu geschmeidig durch einen Auftritt, der zwar keine Angriffspunkte für Kritik, aber auch keine wirklichen Überraschungen zu bieten hat. [MG]

Als letztes spielen auf der Hauptbühne heute AMENRA – ein mehr als würdiger Abschluss eines vielseitigen Festivaltags. Gerahmt von schwarzweißen Visuals über die gesamte Bühnenrückseite walzen die Belgier alle Wachgebliebenen platt – und das sind viele, so voll wie es auch zu später Stunde noch vor der Bühne ist. Zwar ist auch diese Show leider nicht so laut, wie sie sein müsste. Dennoch funktioniert der Kontrast zwischen den brachialen Riffwalzen und den den zerbrechlichen Passagen auch heute perfekt. Sänger Colin van Eeckhout steht wie immer den meisten Teil der Show mit dem Rücken zum Publikum, das allerdings ebenso in die Musik versunken ist wie die Musiker selbst. Nach etwas mehr als einer Stunde ist es plötzlich still, die Worte „Always und Everywhere“ werden eingeblendet und die Band verlässt zu lautem Jubel die Bühne. [BL]

Persönliche Wertung: Der zweite Festival-Tag ist musikalisch extrem stark, zugleich jedoch von scheinbar irrationalen Slotverteilungen geprägt: Dass etwa zwei der wenigen Avantgarde-Bands gegeneinander antreten müssen, ist ebenso wenig nachvollziehbar wie der frühe Slot für BLOODBATH oder das Fernduell Nergal vs. Lord Ahriman. Am Ende bekommt man, egal für welche Shows man sich entscheidet, trotzdem noch genügend Livemusik zu hören – aber in Sachen Running Order hatten die Veranstalter in anderen Jahren mehr Fingerspitzengefühl. [MG]

Impressionen vom Brutal Assault 2022

Donnerstag, 11.08.2022

Wer noch keinen Muskelkater im Nacken hat und früh genug wach wird, kann direkt nochmal den Kopf über die Running Order schütteln: Ihrer düster-melancholischen Musik zum Trotz müssen THE DEVIL’S TRADE als erste Band des Tages bei sengendem Sonnenschein um 10:30 Uhr (!) ran.

THE DEVIL'S TRADE live auf dem Brutal Assault 2022
THE DEVIL’S TRADE live auf dem Brutal Assault 2022

Dass sich trotzdem bereits ein paar hundert Fans vor der Jägermeister-Stage eingefunden haben, um der Show beizuwohnen, sagt alles – enttäuscht wird hier jedenfalls niemand. Dávid Makó, der sein Projekt heute in der „Metal-Festival-Version“ als volle Band (und ohne Banjo) präsentiert, nimmt die Situation mit Humor: „I hope you had a coffee and a good shit“. Viel passender zur frühen Tageszeit ist da der Auftritt der EXCREMENTORY GRINDFUCKERS – was gibt es schließlich Besseres zum Wachwerden als eine Portion deftigen Grindcore? Entsprechend finden sich hier genügend gutgelaunte Fans (und ein Einhorn) ein, um zu den spaßigen Texten der Hannoveraner Morgensport im Circlepit zu absolvieren. [MG]

Impressionen Brutal Assault 2022

Nach der niederländischen Prog-Death-Formation PHLEBOTOMIZED geht es mit einer weiteren lokalen Band weiter: GODLESS TRUTH spielen ihren Technical Death Metal grundsätzlich solide. Um sich in Sachen Instrumentalfertigkeiten mit den Größen des Szene messen zu können, fehlt den Musikern aber dann doch noch hörbar die Spielerfahrung. Ein spaßigerer Gig gelingt dafür BAEST aus Dänemark, deren Death Metal zwar keineswegs das Rad neu erfindet, aber dafür viel Potenzial zum Moshen bietet. Das ist jedoch angesichts der schwer zu ertragenden Hitze nur für hartgesottene Fans ein Option, während andere Besucher sich derweil in die wenigen Schattenplätze drängen und von dort aus zuschauen. [SB] So bleibt es auch bei ONSLAUGHT, deren Thrash Metal bei kühlerem Wetter sicherlich für einiges an Action im Zuschauerbereich gesorgt hätte, heute allerdings von den meisten dann doch eher im Stehen betrachtet wird. Die Temperaturen auszuhalten lohnt für Thrash-Metal-Fans jedoch: Sänger Dave Garnett und Leadgitarrist Wayne Dorman sind zwar erst 2020 zur Band gestoßen, haben sich aber bereits perfekt integriert, sodass die Briten mit ihren kompromisslosen Riffs auf höchster Qualität eine der besten Thrash-Metal-Performances des gesamten Festivals hinlegen. Das sehen auch die Fans so, die trotz der Hitze mit einem Circlepit ordentlich Staub aufwirbeln. [SO]

Impressionen Brutal Assault 2022

Nach den BUTCHER BABIES geht es auf der Sea-Shepherd-Stage mit ordentlich Geknüppel weiter – und nun führt für viele Fans auch kein Weg mehr daran vorbei, sich in wilde Moshpits zu stürzen: Die belgische Deathgrind-Größe ABORTED ist heute wie gewohnt gut aufgelegt und erzählt fast wehmütig, dass dies ihr erster Auftritt seit der Pandemie sei. Entsprechend merkt man den Musikern direkt an, wie sehr sie die Interaktion mit ihren Fans von Angesicht zu Angesicht vermisst haben und belohnen diese angemessen mit einer brachialen Live-Performance. Ähnlich schnell und brutal, aber auch wesentlich atmosphärischer und melodischer als bei ihren Kollegen von ABORTED gehen nach den finnischen Thrashern LOST SOCIETY auch CATTLE DECAPITATION vor. Wer auf eine gut durchgemischte Setlist gehofft hat, wird allerdings enttäuscht: Sechs der acht gespielten Songs stammen von ihrem aktuellen Album „Death Atlas“. Einzig das obligatorische „Forced Gender Reassignment“ und „Plagueborn“ haben den Weg ins Programm geschafft. Trotz des starken Fokus auf das neue Material wird die Band von den Anwesenden gebührend gefeiert. [SB]

KATATONIA live auf dem Brutal Assault 2022
KATATONIA live auf dem Brutal Assault 2022

Bereits zum fünften Mal sind KATATONIA auf dem BRUTAL ASSAULT zu Gast – allerdings waren nicht alle Besuche glücklich: 2014 musste der Auftritt mit technischen Problemen abgebrochen werden, die Ersatzshow im Jahr darauf blieb blass. Ob die Schweden deshalb diesmal einen deutlich früheren Tageslicht-Slot spielen müssen? Der Atmosphäre ihrer düster-progressiven Songs ist das zwar nicht gerade zuträglich – mit Humor (etwa, wenn BLOODBATH-Bassist Renske fragt: „Did you see Bloodbath yesterday? I know those guys.“), vor allem aber einer astreinen Performance präsentieren sich die Schweden endlich einmal in Bestform.

ASPHYX live auf dem Brutal Assault 2022
ASPHYX live auf dem Brutal Assault 2022

Zumindest die Stimmung könnte auch bei ASPHYX im Anschluss nicht besser sein: Zwar ist der Sound hier nicht der allerfeinste, für die grobe Death-Metal-Walze aus den Niederlanden reicht es aber allemal. Für alles Weitere sorgt heute das enthusiastische Publikum, das die Show mit massenweise Crowdsurfern und einem wilden Moshpit zu einer großen Death-Metal-Party werden lässt. Dagegen kommt der langatmige Melodic Doom der Finnen von PARADISE LOST in Sachen Stimmung nicht unbedingt an – da helfen auch die etwas unbeholfen-witzigen Ansagen von Nick Holmes nicht weiter. [MG]

NECROPHOBIC live auf dem Brutal Assault 2022
NECROPHOBIC live auf dem Brutal Assault 2022

Nebenbühnen-Exkurs: Für Black-Metal-Fans liegen heute abseits der Hauptbühnen Freud und Leid nah beieinander: Während die Absage von UADA, die aus nicht näher bekannten Gründen nicht einreisen konnten, für Fans eine herbe Enttäuschung ist, steht auf der Obscure-Stage mit NECROPHOBIC einer der stärksten Vertreter des Genres auf dem Programm. Da sich so die Überschneidung beider Bands erübrigt hat und auf der Hauptbühne mit Möchtegern-Mörder Tim Lambesis zwar ein Misanthrop, mit seiner Band AS I LAY DYING aber Metalcore zu sehen ist, dürfen sich NECROPHOBIC über regen Zulauf freuen. Das gesteigerte Interesse an ihrer Musik quittieren die Schweden mit einer energiegeladenen Show – einzig dass die Rythmus-Gitarre deutlich zu leise bleibt und der Auftritt nach 45 Minuten ohne ersichtlichen Grund vorzeitig endet, ist etwas enttäuschend. [MG]

MERCYFUL FATE live auf dem Brutal Assault 2022
MERCYFUL FATE live auf dem Brutal Assault 2022

Als Headliner des Tages – und eigentlich auch des gesamten Festivals – gibt sich King Diamond mit den wiedervereinten MERCYFUL FATE die Ehre. Und egal ob jung oder alt: Den King will niemand verpasst haben. Entsprechend ist der Bereich vor beiden Bühnen jetzt so voll wie in dieser Woche sonst bei keiner Show. Voll ist es auch auf der Bühne: Schon den ganzen Tag war die Jägermeister-Stage weniger tief als gewöhnlich, da der Bühnenaufbau für den Headliner schon vormittags vorgenommen wurde. Als der mit dem Bandnamen geschmückte Vorhang schließlich fällt, zeigt sich, was den ganzen Tag hinter einem schwarzen Backdrop versteckt war: Am oberen Bühnenrand hängt ein riesiges, leuchtendes umgedrehtes Kreuz, zwei Treppen führen seitlich zu einer Art Altar.

MERCYFUL FATE live auf dem Brutal Assault 2022
MERCYFUL FATE live auf dem Brutal Assault 2022

Darunter spielt die Band, und King Diamond höchstselbst steht im Gewand eines schwarzen Priesters mit einem Knochenkreuz als Mikrofon vor dem Altar. Obwohl von der Band neben dem King mit Gitarrist Hank Shermann nur noch ein weiteres Originalmitglied übrig ist, liefert die Gruppe eine Occult-Rock-Show erster Güte ab. Bemerkenswert ist aber insbesondere die stimmliche Verfassung des immerhin schon 66-jährigen Sängers: Ganz anders als etwa Danzig bei dessen BRUTAL-ASSAULT-Show 2018 trifft King Diamond noch alle hohen und selbst die sehr hohen Töne. Dass Hank Shermann allerdings schon am Donnerstagabend im „Casual-Friday-Outfit“ inklusive umgedrehter Baseball-Cap auf der Bühne steht, stört das Ambiente der ansonsten stark durchkomponierten Show doch merklich. Das Publikum scheint dennoch froh zu sein über diese wohl einmalige Gelegenheit, eine solche Metal-Legende live erleben zu dürfen. [BL]

  1. The Oath
  2. A Corpse Without Soul
  3. The Jackal Of Salzburg
  4. Curse Of The Pharaohs
  5. A Dangerous Meeting
  6. Doomed By The Living Dead
  7. Melissa
  8. Black Funeral
  9. Evil
  10. Come To The Sabbath
  11. Satan’s Fall

MERCYFUL FATE live auf dem Brutal Assault 2022
MERCYFUL FATE live auf dem Brutal Assault 2022
CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022
CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022

Deutlich härter, wenngleich ebenfalls mit viel Pathos, geht es bei CRADLE OF FILTH weiter. Auch Dani Filth und Konsorten setzen auf die große Show, Corpsepaint, Masken und ein stimmungsvolles Bühnenbild geben dem Auftritt der Briten einen dem Slot angemessenen atmosphärischen Rahmen. Musikalisch, und vor allem live, bleiben CRADLE OF FILTH leider auch heute Geschmackssache: Insbesondere Dani Filths live inflationär eingesetzter „Signature-Scream“ wird sehr schnell sehr nervig. Wer sich daran nicht stört, bekommt heute jedoch eine gute Werksschau, die neben vier Songs vom aktuellen Album „Existence Is Futile“ je einen Song von sieben früheren Alben bereithält. [MG]

  1. The Fate Of The World On Our Shoulders
  2. Existential Terror
  3. Nocturnal Supremacy
  4. Lilith Immaculate
  5. I Am Rhe Thorn
  6. Crawling King Chaos
  7. Nymphetamine (Fix)
  8. A Gothic Romance (Red Roses For The Devil’s Whore)
  9. Scorched Earth Erotica
  10. Necromantic Fantasies
  11. Her Ghost In The Fog
CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022
CRADLE OF FILTH live auf dem Brutal Assault 2022

Für alle anderen haben als letzte Band des Tages die Italiener von FLESHGOD APOCALYPSE im Anschluss noch symphonischen Death Metal im Angebot. Dieses Mal ohne lästiges Quieken, dafür mit der studierten klassischen Sängerin Veronica Bordacchini, die 2020 fest in die Band aufgenommen wurde und damit nun erfreulicherweise immer bei den Auftritten zu hören sein wird. Trotz der komplexen Arrangements mit diversen orchestralen Elementen bekommt die Band glücklicherweise einen guten Live-Sound, in dem neben einigen Klassikern auch die Songs ihres letzten Albums „Veleno“ überzeugen können. [SB]

Persönliche Wertung: Mit Mercyful Fate bietet der dritte Festival-Tag ein Must-have-seen – die Hitze am Mittag und die extrem staubige Area machen den Tag davor jedoch extrem anstrengend. Die Naturtribüne („Natural Stand“) erweist sich unterdessen nicht nur der Hitze wegen als absolut verzichtbarer Luxus: Aufgrund des dort oben extrem schlechten Sounds (inklusive störendem Soundcheck-Lärm von der jeweils zweiten Bühne) ist diese bestenfalls als überteuerte Chillout-Area zu nutzen. [MG]

Impressionen vom Brutal Assault 2022
Impressionen vom Brutal Assault 2022

>> Lies hier TEIL 2 …

… unter anderem mit SICK OF IT ALL, ABBATH und VENOM (Freitag), LEPROUSSÓLSTAFIR und MAYHEM (Samstag) sowie unserem abschließenden Fazit!

Publiziert am von , , Selina Ordner und Simon Bodesheim

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