Konzertbericht: Boysetsfire /w Silverstein, Great Collapse

Docks, Hamburg

Bei herbstlichem Wetter laden BOYSETSFIRE zur innerwöchentlichen Party in das  altehrwürdige DOCKS. Vor dem Konzerthaus sammeln sich die ersten Gäste. Das Bier fließt, lächelnde Gesichter. Die Vorfreude ist den Wartenden nicht aus dem Gesicht zu blasen. Mit im Gepäck: SILVERSTEIN und GREAT COLLAPSE.

IMG_6312Letztere eröffnen diesen vielversprechenden Abend. Äußerst energiegeladen gehen die fünf Herren aus Los Angeles zu Werke. GREAT COLLAPSE mischen so einige Musikstile und bieten sich als Support der Post-Hardcore-Hauptacts gerade zu an. Dennoch füllt sich der signifikante Kuppelsaal nur langsam und nickende Köpfe sucht man vergebens. Allein durch die wilden Sprungeinlagen Thomas Barnetts, dem Frontmann von GREAT COLLAPSE, steigt die Raumtemperatur kontinuierlich an. Man spürt, hier sind erfahrene Saitenzupfer und Fellschläger am Werk. Die Gruppe setzt sich aus ehemaligen, sowie aktiven Musikern der Gruppen RISE AGAINST, COMEBACK KID, SET YOUR GOALS, STRIKE ANYWHERE und DEATH BY STEREO  zusammen. Der Auftritt endet mit versöhnlichem Applaus und die steigende Vorfreude auf den ersten Hauptact des Abends ist zu spüren.

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SILVERSTEIN übernehmen das Ruder und an das großzügige Raumangebot und steife Nacken erinnert nichts mehr. SILVERSTEIN zeigen viel Spielfreude, Animationskünste und eine fehlerfreie musikalische Darbietung. Moshpits sprießen aus dem Boden, die Menge klatscht, johlt, singt, tanzt und drängt sich Richtung Bühne. Wünschenswerter könnte die Stimmung kaum sein, der Wochentag ist bereits jetzt vergessen. „Milestone“ und „A Midwestern State of Emergency” donnern aus den Speakern, “My Heroine“ setzt all dem die Krone auf. Der Vorhang ist weit geöffnet, die Bretter sind geschmiert, die Blicke fokussiert, der Hörgang geweitet, das Publikum auf Beriebstemperatur. Was braucht es noch um zu sagen: Die Voraussetzungen für ein grandioses Finale des Abends könnten besser nicht sein!

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BOYSETSFIRE betreten die Bühne und wissen die angeheizte Stimmung zu nutzen. Neue Songs wie  „Savage Blood“ werden von den Zuschauern gut angenommen. Band, Gäste, Crew und Publikum tragen ein andauerndes Lächeln im Gesicht. Allgemein ist die sehr positive und freundliche Umgangsart unter allen Anwesenden hervorzuheben. So macht ein Konzertbesuch richtig Spaß. Hier kann nichts mehr schiefgehen, ist man sich sicher. Im Hintergrund dieses festgesetzten Empfindens erklingen erste Aussetzer des Frontmannes Nathan Gray. Nathan scheint, durch eine Erkältung angeschlagen, geschwächt in diesen Tourauftakt gegangen zu sein. Die Crew versucht mit allerlei Hilfsmitteln die Stimme des Sängers zu ölen. Vergeblich. Der Fronter muss öfter pausieren, die Setlist wird geändert, Songs getauscht. Die Band springt für ihren Sänger ein und die Backingvocals treten in den Vordergrund. Dem klagendem Nathan wird immer wieder Mut zugesprochen, welcher sich sichtlich  ärgert und um viele Entschuldigungen bemüht ist.

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Was nun passiert, macht diesen Abend für viele unvergessen. Das Publikum entpuppt sich als über 1.000 Frauen und Mann starker Chor, der äußerst textsicher daher kommt. Die viel erwähnte Stimmung ist mit „Gänsehaut“ am besten zu beschreiben. Als Schmankerl dürfe „After The Eulogy“ von einem Zuschauer performt werden, ein mutiger Fan findet sich allerdings nicht. Über „Closure“ geht es zu dem ohnehin hymnenartigen Stück „Empire“. Wer den Song kennt, mag sich diesen gerne mit einem solch motiviertem Chor vorstellen und darf gerne anfangen zu träumen. Selbst ein erprobter Fußballmob würde hier wohl in Demut Beifall spenden. Ohne Zugabe geht die Deckenbeleuchtung an, die letzten Biere schlittern über die Theke. Es geht raus zur herbstlichen Nachtwanderung, im Slalom der zerbrochenen Bierflaschen, über die Reeperbahn.

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GREAT COLLAPSE, SILVERSETIN und BOYSETSFIRE boten dem Publikum eine nahezu fehlerfreie Gesamtperformance, dessen Fokus klar auf der Musik lag. Es flogen weder befreite Tauben durch den Saal, noch wurden RAMMSTEINs Restbestände an Pyrotechnik abgebrannt. Schnörkel und Showeinlagen blieben hier außen vor, was dem Abend einen besonderen „Oldschool“-Charme verlieh.
Glaubt man den zahlreichen Fanberichten, Tweets und Posts, scheint das erprobte Zusammenspiel mit SILVERSTEIN ein Garant für Gänsehautmomente zu sein. Ich werde mich hüten hier Einspruch zu erteilen. Den Salbeitee für Nathan lege ich genüsslich grinsend bereit.

Text: Christopher Schmidt

Publiziert am von Christopher Schmidt (Gastredakteur)

Fotos von: Jan Termath

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