Konzertbericht: Bloodywood w/ Lake Malice

15.03.2023 München, Backstage (Halle)

Selten erlebt man so direkt mit, wie Entscheidungen und Planungen von der Zeit überholt werden, wie bei BLOODYWOOD: Als die indischen Groove-Metaller 2021 ihre „Rakshak Tour“ ankündigten, gab es von dem namensgebenden Album gerade einmal einen Song auf YouTube; ob sich eine dreiwöchige Europatour für die Newcomer rechnen würde, war alles andere als sicher.

Doch ausgerechnet in den zwei Jahren, in denen die Musikwelt pandemiebedingt stillzustehen schien, gelang der ehrgeizigen Truppe aus Neu Delhi der Durchbruch. Nun so platzen die Hallen, in denen BLOODYWOOD auftreten, Abend um Abend aus allen Nähten: Für das Konzert in München sind schon lange vorab keine Tickets mehr zu bekommen. Es ist die zehnte ausverkaufte Show in Folge – und die zehnte Show der Tour.

Wie groß die Vorfreude der Fans ist, wird schnell ersichtlich: Zum Einlass um 19:00 Uhr hat sich am Eingang zur Halle eine lange Schlange gebildet – und auch am Merch herrscht schon vor Showbeginn großer Andrang.

LAKE MALICE im März 2023 in MünchenLAKE MALICE dürfen sich um 20:00 Uhr als einziger Support-Act des Abends also bereits über eine gesteckt volle Halle freuen. Das britische Duo aus Sängerin Alice Guala und Gitarrist Blake Cornwall, live unterstützt durch einen Bassisten und einen Schlagzeuger, kann das aber noch nicht so ganz in eine adäquate Stimmung ummünzen. Zwar ist der Gesang von Guala durchaus eindrucksvoll, der gebotene Mix aus Metal- und Deathcore fällt jedoch eher mäßig spannend aus. Vor allem aber wird die Darbietung – auch bei den Vocals – so stark von eingesampleten Backing-Tracks untermauert, dass eine objektive Bewertung der tatsächlichen Performance schwer fällt: Was (beziehungsweise wie viel) Cornwall wirklich spielt, bleibt beispielsweise völlig unklar. Dass der Bassist zwischendurch ins Publikum kommt, bringt LAKE MALICE ebenso Sympathiepunkte ein wie die Ansagen von Alice Guala. Ansonsten ist die Musik definitiv eher etwas für daheim – für live ist hier einfach zu wenig „live“. Um nicht unaufgewärmt von Bloodywood überrumpelt zu werden, nutzen die Fans die 30-minütige Show trotzdem schon für erste Aufwärmübungen für Nacken und Beine.

LAKE MALICE im März 2023 in München
LAKE MALICE im März 2023 in München
  1. Magic Square
  2. Power Game
  3. Black Turbine
  4. Creepers
  5. Bloodbath
  6. Stop The Party
  7. Blossom

BLOODYWOOD im März 2023 in MünchenNach einer eigentlich überflüssig langen Umbaupause, in der quasi nichts umgebaut oder gecheckt wird, sind um 20:00 Uhr eigentlich BLOODYWOOD an der Reihe. Allerdings verzögert sich der Showbeginn um einige Minuten – ironischerweise, weil es Probleme mit einem der (als Zeit dafür war, nicht getesteten) Instrumenten-Sender gibt. Die kleine Panne ist schnell vergessen, als das Quintett dann, angeführt von Dhol-Trommler Sarthak Pahwa, die Bühne entert. Tatsächlich steht die Band, eigentlich zu sechst unterwegs, nur zu fünft auf der Bühne: BLOODYWOOD-Bassist Roshan Roy spielt, gesundheitlich angeschlagen, von der Galerie des Backstagebereichs aus mit.

BLOODYWOOD im März 2023 in MünchenDer Stimmung tut das keinen Abbruch: Direkt mit dem Opener „Gaddaar“ versetzen BLOODYWOOD das Publikum in Wallung – diverse „Wall of Death“ und Mosphits sollen zu den Klängen von insgesamt sieben „Rakshak“-Songs noch folgen. Und spätestens, als Mastermind und Gitarrist Karan Katiyar, Sänger Jayant Bhadula sowie Sarthak Pahwa mitsamt seiner Dhol zum finalen Song – ihrem ersten großen Hit „Ari Ari“ – ins Publikum kommen, gibt es in der Halle kein Halten mehr. Dass BLOODYWOOD anschließend nochmal für eine Zugabe – einer alternativen Version von „Gaddaar“ – zurückkommen, um die 60 Minuten voll zu machen, rundet die so energetische wie sympathische Performance gelungen ab.

BLOODYWOOD im März 2023 in MünchenDenn neben der musikalischen Einzigartigkeit ihres indisch geprägten, mit Rap versetzten Groove Metal ist es vor allem die gewinnende Art, insbesondere der beiden Sänger Jayant Bhadula und Raul Kerr, die BLOODYWOOD so besonders macht: Die Ansprachen gegen staatlich gelenkte Propaganda, für Gleichberechtigung oder zum Thema Depressionen kommen hier genauso von Herzen wie der Dank ans Publikum für den Support. Das zeigt sich auch nach der Show nochmal: Wie selbstverständlich kommen BLOODYWOOD kurz nach der schweißtreibenden Performance in den Zuschauerraum, wo sie, vom großen Andrang überwältigt, spontan noch ein Meet&Greet mit Fotomöglichkeit abhalten. Ein zweites Mal an diesem Abend ist Schlangestehen angesagt.

 

  1. Gaddaar
  2. BSDK.exe
  3. Aaj
  4. Dana Dan
  5. Jee Veerey
  6. Zanjeero Se
  7. Machi Bhasad
  8. Ari Ari
  9. Gaddaar

Dass diese Show nicht ins deutlich größere (und heute nicht belegte!) Backstage Werk verlegt wurde, ist unverständlich – liegt das Potenzial von BLOODYWOOD doch längst weit jenseits der 500er-Kapazität der Backstage Halle. Andererseits bekommt, wer sich rechtzeitig ein Ticket gesichert hat, so heute noch einmal ein unvergessliches Erlebnis geboten: In einem so familiären Rahmen und mit anschließendem Spontan-Meet&Greet wird man diese rasant wachsende Band wohl nicht mehr zu sehen bekommen.

BLOODYWOOD im März 2023 in München
BLOODYWOOD im März 2023 in München

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Ein Kommentar zu “Bloodywood w/ Lake Malice

  1. Tatsächlich einer der besten, weil einer der energetischsten und unverbrauchtesten Auftritte einer Band in letzter Zeit (imho). Die Kommunikation mit dem Publikum war geradezu ideal, weit weg vom Tonlos-Grimm der finsterwurzigen Black Metaler oder derjenigen Heavy Kumpanen, die zeitvergessen und etwas sinnfrei smalltalken müssen. Keine Aneckängste, kein miefiges Was-soll-ich-schon-sagen,-kann-ja-eh-nix-ändern. Sehr gutes, mitreißendes Konzert!

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